Dienstag, 19. Februar 2008
steuerhinterziehung erlaubt
man kann von steuerbetrügern halten, was man will. persönlich kenne ich keinen einzigen, deshalb nehme ich es mir nicht heraus, menschen als menschen zu verleumden. viel interessanter ist es doch, sich stattdessen mal zu fragen, wie es dazu kommen kann, dass jemand steuern hinterzieht.
habgier ist der erste vorwurf, und der ist schnell zur hand, weil er so alt ist wie der mittelalterliche sieben-sünden-katalog. aber wer ist denn eigentlich nicht habgierig? wer würde denn nicht gerne so viel wie nur möglich haben? auch der hartz-IVler nimmt gerne mal das kindergeld beiseite und geht sich bei blödia-markt einen neuen mp3-player kaufen.
ja, aber das alles auf kosten der armen! die bösen reichen benachteiligen wegen ihrer habgier - naja, eigentlich wissen wir ja jetzt, dass alle habgierg sind - die armen armen. und das mit voller absicht! schlimm. schrecklich.
wirklich schrecklich ist allerdings nur der denkfehler, der hier passiert. denn keiner verfügt über das geld, das er abgeben muss. niemand schreibt in die zeitungen, von herrn xys steuerlicher abgabe wurde heute das mittagessen im kindergarten in xyz finanziert. wer tut denn gerne gutes, wenn er nicht merkt, dass er damit wirklich gutes bewirkt? was nämlich übersehen wird beim großen schuld-und-sühne-spektakel, das so wunderbar funktioniert, weil die presse hier mit dem neid der schlechter verdienenden und dem allgemeinen managerhass spielt: steuern gehen nicht von reich an arm, sondern von reich UND arm in die staatskassen. dort verschwindet das geld auf nimmerwiedersehen. bis man irgendwann hört, dass die diäten der abgeordneten mal wieder erhöht wurden, unsere bundeskanzlerin durch die weltgeschichte jettet, oder bis wieder einmal ein artikel über steuergeldverschwendung in den zeitungen steht. darüber regt sich aber kaum einer auf. merkwürdig.
die wahre schweinerei, meine lieben, ist das bunkern der steuergelder in den staatskassen oder die investion in sinnarme projekte. letztes jahr schrieb man sogar schwarze zahlen, wusste gar nicht mehr, wohin mit dem geld. was ist passiert? nichts. die nettolöhne sind auf einem niveau, sodass es kaum spaß macht zu arbeiten, weil man als unverheirateter durchschnittsverdiener nicht erheblich mehr in der hand hält wie ein hartz-IVler. an den wunden punkten der republik dagegen brennt es nach wie vor lichterloh. kinderarmut, schlechte ausbildung, marodes renten- und gesundheitssystem, 19% mehrwertsteuer.
mal ehrlich: vergeht einem da nicht die lust auf steuerzahlungen? warum denn unseren uninnovativen, verschlafenen und nichtsnutzigen schönschwaflern in der regierung den urlaub finanzieren, wenn sie nichts leisten? einen arbeiter, der seine aufgabe nicht erfüllt beziehungsweise sich betriebsschädigend verhält, würde man sofort feuern. genau das sollte man auch mit unseren politikern machen.
ich bin dafür, dass niemand mehr steuern zahlt. aus prinzip. die versorgung der armen, alten und kranken findet ohne umweg statt, indem man zwar nach wie vor geregelte abgaben zahlt, die aber direkt an altenheime, krankenhäuser, schulen, kindergärten und so weiter gehen. jede abgabe wird möglichst sichtbar eingesetzt, der geber wird namentlich erwähnt und kann so sein prestige polieren. dann würde nächstenliebe auch wieder ein wenig mehr spaß machen.

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unter der haut ist es dunkel und warm nullkommentarebeitrag
frühlingsblicke schaben über die mottenlöcher meines wintermantels, augen schließen, augen öffenen, fliehen, finden. die februartage aufgereiht wie die stufen einer rolltreppe, holzperlen am automatischen rosenkranz, genaue takte nach den instinkten menschlicher tiere.
termiten wuseln durch die kanäle, springen auf den eingefahrenen zug. eine tüte erdnussflips fällt zu boden und zerkrümelt unter vielen füßen, während jemand verbissen dreinschaut und gegen mein bein drückt, um den arsch noch durch die tür zu bekommen. die luft ist lauwarmer teer, man kann sie in schwarzen bröckchen von den nasenflügeln schieben und dabei vom fliegen träumen, ein wölkchen hefeduft aus der bäckertüte da drüben, ein cumulus humilis so tief im beton.
vor mir klafft der eschatongraue mantel eines heiligen der letzten tage, weiter oben blitzen runde hasenzähnchen und eine jugendlich glatte stirn. sind mormonen eigentlich gegen zahnspangen, formuliere ich die theologische frage für mich, dann erwischt mich das licht und ein schwall toter motten fällt aus meinen taschen. schnell muss ich mit den anderen termiten unter meine augendeckel kriechen, um nicht zu staub und einer einzelnen rippe zu zerfallen. licht ist der lauschangriff gottes, den die kriminalisten bei ihren verhören schlecht imitieren, wenn sie den verdächtigen mit einer lampe ins gesicht leuchten. wahrheit ist flüchtig, gasförmig und selten wohlriechend, sie unterschiedet sich um längen vom duft der freiheit, denn freiheit ist ein edelgas, teuer verkauft. es fluoresziert im dunklen, ist manchen ein hoffnungsschimmer, wo nicht alles gleisend illuminiert ist, und elektrisiert, wo kein strom ist, keine lavawalze von überdeutlichkeiten, die einem beim hineinspringen in zapfen und stäbchen die sehkraft nimmt, und alles zu einem widerlichen brei aus giftgelbem unterhautfett macht.
als sich die türen zischend öffnen und die termiten hinausdrängen, diffundiert der süßliche cumulus. die toten motten werden mit einem luftzug in die ecke gespült, in der sich der notrufknopf befindet und die aufforderung, die schalldichten scheiben mit hammer und sichel zu zerschlagen. unruhiges murmeln in den sitzreihen, das klingt wie das surren des apparats für wiederbelebungsmaßnahmen nach herzstillstand. ich sitze immer noch unter meiner haut, warm und sicher, lausche im dunklen dem flachen, unregelmäßigen puls, und am ende der dunkelheit flimmert eine undeutliche dämmerung, genau zwischen sternennacht und morgenröte.

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city of abschaum
heute hat mir ein penner - also ein mitglied der durchschnittsbevölkerung hier - prügel angedroht, weil ich in die richtige richtung den radweg benutzt habe.
kranke arschlöcher. ich muss dringend weg hier.
notiert: ab sofort nie wieder spenden an irgendwelche versoffenen herumlungerer. die haben bestimmt sowieso mehr kohle als ich.

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