Sonntag, 24. Februar 2008
männer sind so
obwohl ich im grunde gegen tarzantheorien abgehärtet bin, schaffte mein kater es dennoch, mich mal wieder zu schockieren. gestern abend saßen wir im kino, der werbevorspann war gerade vorbei, als ich mich nach rechts beugte, meinen bandscheibenpatienten anstupste und wispernd fragte: "was macht dein rücken?"
der kater machte ein todernstes gesicht und sagte dramatisch: "nicht sprechen, bitte." ich wartete einige sekunden, konnte mich dann aber nicht beherrschen und hakte nach: "so schlimm?" "mein rücken ist okay", schnaufte der kater, "ich mache mir gerade sorgen um mein herz."
meine warnblinkanlage schaltete sich ein, die flutlichtfunktion gleich mit: "wie?! dein herz? hast du schmerzen?" "nee, das war nur gerade eben so komisch." "wie, komisch? schmerzen im arm? übelkeit? schweißausbruch? atemnot?" "nee, einfach nur komisch halt." ich guckte ratlos. sollte ich jetzt besser einen arzt rufen? doch der kater tätschelte beruhigend meinen arm: "ist schon wieder vorbei. vielleicht hab ich auch nur überreagiert, weil ich mich ja zur zeit mit diesem blutdruckmessgerät beschäftige." "achso." ich entspannte mich und rutschte wieder in meinen sitz hinüber.

der kater hat sich letzte woche ein blutdruckmessgerät für das handgelenk bei rewe gekauft. neunneunundneunzig, ein spottpreis. nun misst er ungefähr zwanzig mal täglich blutdruck. die werte sind normal, kein grund zu beunruhigung eigentlich.
mitgenommen hatten wir das gerät unter anderem, weil der kater nach einer spontanen manuellen messung behauptete, ich sei blutdrucktechnisch halb tot und habe herzrhythmusstörungen. weil ich in meiner jugend einmal eine vegetative störung hatte, die meinen ruhepuls auf 130 verschob, hielt ich das ganze zwar für unwahrscheinlich, aber im bereich des möglichen. das messgerät strafte den kater lügen, bei mir liegen alle werte im unteren normbereich. die tatsache, dass ich gesund bin, hält den kater jedoch nicht von wilden spekulationen über eigene potenzielle krankheiten ab.
am freitag stürmte der businesskater aufgeregt in meine wohnung und rief, die krawatte von sich schleudernd, "mein blutdruck war gerade voll komisch, ich dachte eben, ich bin todkrank!" "wann hast du denn blutdruck gemessen?" fragte ich. "vorhin, im auto. und der war total hoch!" "das liegt bestimmt an den vibrationen beim fahren." "meinst du?" der kater blieb misstrauisch, bis ich ihn in meinen bürosessel bugsierte, ihm das messgerät an die hand schnallte und beim messen mit den füßen den stuhl wippen ließ. die werte explodierten. "na bitte. deshalb sollst du beim messen ja auch ruhig sitzen und nicht reden." "drecksding, das misst einfach nicht richtig. ich schmeiß das gleich weg."
mir fiel unser erstes gemeinsames weihnachten ein, damals 2006 in hamburg. der kater wälzte sich stöhnend auf der matratze, hielt sich den bauch und behauptete steif und fest, er bekäme magendarmgrippe. wir waren zunächst ernsthaft besorgt, bis sich herausstellte, dass der kater einige stunden zuvor ein ganze packung chili-chips vertilgt hatte und uns der starke verdacht beschlich, die könnten mit den magendarm-beschwerden in verbindung stehen. vor allem, nachdem wir uns alle am vorabend mit cocktails betrunken und die männer anschließend noch einen absacker aus whiskey gestreckt mit klosterfrau-melissengeist zu sich genommen hatten. all das kann auch einen gesunden tarzan schon einmal vom baum fallen lassen. als die diagnose stand, ging es dem kater beinahe sofort besser.

momentan liegt der kater im bett, auf meiner heizdecke. "mir ist so kalt", meinte er vorhin schlotternd, "und schnodder hab ich auch." ich packte ihn warm ein, brachte kaffee ans bett. "du bist so ein liebes mäuschen", schmunzelte der kater und rückte sich behaglich in den kissen zurecht.
aus dem nebenzimmer dringen nun leise schnorchelgeräusche. der kater schlummert. manchmal, so denke ich, kann man lebensbedrohliche krankheiten auch mit ein wenig fürsorge und mit viel liebe gekochtem kaffee vertreiben.

kater und mäuschen