Donnerstag, 8. Mai 2008
paare, en passant
a. und k. feiern ihren ersten beziehungsjahrestag, es gibt käse und wein, nüsse und kuchen, hinterher ein paar kurze. irgendwann erhebe ich mich, um ins badezimmer zu gehen, als mir a. hinterherschleicht und anklopft.
"komm rein", sagte ich.
a. drückt sich mit gebückter haltung durch den türspalt.
"sag mal", stupst er mich an, "ich hab da mal eine frage, die musst du mir beantworten."
ich wasche mir gerade die hände und nicke.
"also... es ist so: das hier ist mein haus, obwohl ich da ja schon mit einer anderen frau hier zusammen gewohnt habe. es ist mein stil, alles, was da an den wänden hängt, was an möbeln da ist, das haben ich und meine ex ausgesucht, so wie es uns und wie es eben mir gefällt. wir hatten da ähnliche vorstellungen. nun will k. zu mir ziehen, was ich ja unter umständen sogar gut finde, weil sie eine tolle frau ist..."
"und wo ist das problem?"
"k. ist eifersüchtig auf meine ex. sie sagt, alles, so wie es hier ist, erinnere sie stets daran, dass es mein zuhause und das zuhause einer anderen frau ist. sie verlangt, wenn sie jetzt einzieht, dass ich alles neu streiche und neue möbel kaufe."
"wieviel zahlt sie denn, wenn sie hier wohnt?"
"ja, nichts eigentlich. sie ist ja arbeitslos und wohnt hier auf entgegenkommendes verhalten, sprich, sie zahlt die lebensmittel und hilft im haushalt."
"dann kann sie das ja auch nicht verlangen, das ist doch ganz einfach. ich kann das schon verstehen, dass man, wenn man zusammenzieht, vielleicht ein paar möbel mitbringen will. weil man sich sonst so zu gast fühlt und nicht wirklich im eigenen zuhause. vielleicht hast du ja ein zimmer, das sie mit ihren sachen einrichten könnte, damit sie einen ort hat, wohin sie sich mal zurückziehen kann."
"es ist kein zimmer so als ganzes übrig, weil ich überall die wände herausbrechen habe lassen. es sind hier sehr große, aber wenige räume. und ihre möbel gehen einfach überhaupt nicht mit meinen zusammen. sie kann gerne ihr sofa mitbringen, das ist das einzige, was hier reinpassen würde. aber das reicht ihr natürlich nicht."
"ich finde das ehrlich gesagt ziemlich dreist. für lau ins gemachte nest und dann meckern und alles, aber auch alles grundlegend auf kosten des anderen umgestalten wollen. das würde dich tausende von euro kosten und wahrscheinlich die kompletten sommerferien."
"hm. ich sagte auch, dass ich das nicht mache. trotzdem möchte ich gerne, dass sie sich wohlfühlt..."
"eifersucht ist unheilbar. ich wette, wenn du das haus nach ihren vorstellungen umgestalten würdest, käme bald das nächste. dann würde sie wahrscheinlich flappe ziehen, wenn du wieder öfter in dein fitness-studio gehst, weil da könntest du ja auch deiner ex oder einer anderen begegnen. und dann lässt du das auch irgendwann, weil du dir nicht jedes mal das gezeter anhören willst - und danach fällt ihr wieder was neues ein, vielleicht, dass du zuviel zeit in deiner schule verbringst und zu oft mit deinen kolleginnen schnackst."
"das halte ich für möglich. das würde in ihr verhaltensrepertoire passen."
"du kannst dich nicht assimilieren, sonst macht sie dich platt. du kannst ihr entgegenkommen und vertrauen schaffen, mehr nicht."
"die frage ist nur wie."
"das ist immer die frage. ich glaube auch nicht, dass es eine lösung gibt. man kann nur immer wieder von neuem arrangements treffen, die dem einen sicherheit gewähren und dir selber einen fest abgesteckten freiraum."
"am wohlsten habe ich mich damals im krankenhaus gefühlt, als sie nicht da war und ich die wochen für mich hatte. nur ruhe, keine szenen."
"du meinst, du willst eigentlich gar nicht mir ihr zusammenwohnen?"
"ich weiß es nicht. manchmal gar nicht und dann denke ich doch wieder, das wäre ganz toll."
"versuchs einfach. wäre schade, wenn man das beste verpasst, weil man in alten gewohnheiten klettet."
a. nickt andächtig, dann gehen wir zurück ins wohnzimmer. da sitzt k. und strahlt wie aurora, dann strahlt auch a. - und eigentlich ist in diesem moment alles so wunderschön wie klar.

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