Donnerstag, 7. Februar 2008
schau mich an
sie steht vor dem spiegel im aufzug und zupft an den haaren. "gott, ich sehe aus..." ich schaue jetzt auch in den spiegel, sehe mein verlaufenes make-up und die prämenstruellen wasseransammlungen an den oberschenkeln. "na ich erst", murmle ich und mich schaudert.
"du, wieso du?!" sagt sie da, "du siehst doch gut aus."
"ich sehe aus wie eine leiche. und seit dem sommer werde ich fett. aber du, was hast du denn? wunderhübsch!"
"quatsch, du siehst aus wie immer. aber ich..."
"na dann sei mal froh, dass du mich nicht nackt kennst. ich bin sicher, ich wirke total antisexuell. ich weiß gar nicht mehr, was ich anziehen soll."
"du kannst anziehen, was du willst, und es ist auch egal, ob du make-up trägst, du bist immer so elegant! verstehst du, also ich meine nicht spießig, sondern wie du dich auch bewegst und so."
mir wird warm ums herz. "danke. dabei fühle ich mich immer so furchtbar teenager-plump und farblos. ich wäre auch gerne mal schrill und cool, so wie du."
"seh ich cool aus?!"
"klar. allein die schuhe heute mal wieder."
sie kichert geschmeichelt. "trotzdem möchte manchmal... zurückhaltender wirken."
"das kannst du gar nicht. dafür hast du zuviel geschmack."
sie grinst selig und fragt dann keck: "gehen wir noch zu mc doof? mir ist so nach fettig und salzig..."
"ich hoffe, nicht wegen mir."
"du doof sein." sie schubst mich und lacht.
wir machen uns auf den weg. sie sagt: "weißt du, was der m. mal über die s. gesagt hat? sie sei wie ne suppe ohne salz."
"tolles kompliment."
"was der wohl über mich sagen würde?"
"du bist das salz ohne suppe."
wir müssen schrecklich laut lachen.
"weißt du, was der für unterhosen trägt?" fragt sie da.
"nee. woher denn? ich nehme ja nicht alles mit aufs klo, was da besoffen rumläuft, so wie gewisse andere junge damen..." ich kichere anzüglich.
"feinripp-retro-unterhosen. ganz aus baumwolle. in babyblau. aber die müssen schon älter sein, die sitzen auch nicht richtig."
"na du musst es ja wissen. was sagt dein freund dazu?"
"gar nix. der trägt so komische glänzende unterhosen, in so einem grün, das... so einen senfgelben ton hat, weißt du, so siebzigerjahremäßig..." sie verzieht das gesicht.
"ocker?"
"nee, weniger braun."
"schlammgrün."
"ja, genau! schlammgrün, das trifft es. und deiner?"
"mein mann trägt kermit-grün. wahlweise knallrot. farben, die den blick fixieren."
"und wirkt das?"
"ich gucke gern. das ist wie mit der reichstagsverhüllung von christo. man starrt automatisch drauf. obwohl ich seinen reichstag so ganz in natura ja noch viel reizender finde."
endlich tauchen die magischen schriftzüge der kulinarischen glückseligkeit vor uns auf. wir decken uns bei einem indisch aussehenden menschen mit mehreren millionen kalorien ein und denken noch genüsslich kauend ein wenig an die allerwertesten unserer allerliebsten.

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