Dienstag, 30. Dezember 2014
süddeutsche exkursionen
eigentlich wollte ich in der fränkischen heimat ja einen druff machen. ging dann nicht, weil das mädchen in mir heulen gehen musste und minderwertigkeitskomplexe kriegte. schnüffschnüff, eine runde mitleid. oder eine backpfeife, wahlweise, man soll ja nicht rumflennen, wenn man wie die made im speck sitzt.

wurde aber dann doch noch ganz schön. zum beispiel beim kaffeetrinken mit der ersten großen liebe. wie gut ich mich immer noch mit diesem mann verstehe. den man mir zwar auf den bauch binden könnte, so ganz ohne konsequenzen für das feuchtmilieu meiner vagina.(und dabei hat der den größten und schönsten schwanz, den ich bis dato gesehen habe.) wir saßen einträchtig nebeneinander im café in der fürther gustavstraße, die immer so aussieht wie früher, ein bisschen renoviert hie und da, aber so urig und heimatlich, wie ich es in erinnerung hatte. wir unterhielten uns über meine reisepläne und seine tochter, über die männer- und frauenwelt und ab und an über unsere exbeziehung. die war ja sehr schön und trotz turbulenzen letztlich recht harmonisch gewesen. irgendwas musste ich mit 16 kapiert haben, was mir mit der zeit offenbar verloren ging.

zweiter schöner abend war mit einer freundin und deren freund und deren beider miezekatzen. da hat sich twitter mal gelohnt, denn mit frauen verstehe ich mich nur selten. und schon gar nicht so gut. als ich stunden später sehr blau nach hause schwebte, war mir wunderbar warm vom lachen und der herzlichkeit und ein paar zügen vom gemeinschaftsjoint. nachdem ich mich so sehr mit meiner ehemals besten nürnberger freundin verkracht hatte, fehlte mir seit dem sommer immer ein grund, mal wieder runterzufahren. jetzt hab ich wieder einen. (ich sag danke, weil ich weiß, dass du hier mitliest! <3)

ein bisschen exzess musste trotzdem sein, obwohl der ganz unbeabsichtigt war. am samstag war nämlich große-runde-treffen. alle alten gesichter aus meinem ehemaligen sehr schönen und großen freundeskreis versammelten sich zu einer art stammtisch in einer kneipe. das war aufregend. menschen, mit denen ich früher mal jedes wochenende rocken gegangen war, brachten partner und kinder mit. viele waren richtig richtig alt und spießig geworden, schleppten krankheiten und extrapfunde mit sich rum, hatten weniger haare und mehr falten.

einer der menschen in dieser runde war ein früherer stiller verehrer, heute verheiratet, vater, auf einem posten ziemlich weit oben in der regierung. wir gingen nach dem treffen noch weitertrinken und nachdem wir die oberflächen-fakten von familie und job durchhatten, erzählte ich ihm von meiner erkrankung und meinem psychiatrieaufenthalt. mein früherer verehrer war erst schockiert, packte dann aber aus, dass er ebenfalls wegen burnout in behandlung sei. etliche getränke später saßen wir an einer straßenbahnhaltestelle, und er bat mich um eine zigarette, obwohl er, seit die kinder da sein, nicht mehr raucht. dann hatte ich erst seine hand auf meinem schenkel, danach seine lippen auf meinen.

"du bist eine tolle frau", sagte er sehr besoffen, "warum haben wir das nicht schon früher gemacht?"
"du warst ständig in beziehungen und damals war es halt noch nicht so, dass ich nur famlienpapis gefickt habe."
"wie du redest... bin doch auch ein familienpapi."
"jaja, vaddi. aber du willst doch auch nur ficken. oder möchtest du mir etwa weißmachen, dass du jetzt wegen mir dein leben aufgibst? deine sicherheit, dein nest, die gewissheit, dass dir jemand deine hemden aufbügelt?"
da schwieg er dann verlegen. als wir aus der bahn stiegen, bat er um einen letzten kuss.
dann verabschiedete er sich kopfschüttelnd.
"acht jahre zu spät. acht jahre zu spät!"
"achwas. ich bin eine schlampe, du wärst weder damals noch heute mit mir glücklich geworden."
"du warst damals immer mit diesem paul zusammen."
"quatsch. mit so einem chauvinisten-schwein fang ich doch nichts an. das war nur was festes fürs bett."
"das sah aber anders aus."
"ach komm! der wollte eine akademikerin, die scharf aussieht, willig ist und sich dann in die küche stellt und die kinder großzieht. das ist sowas von 1950."
"der wird übrigens jetzt auch vater."
ich riss die augen auf:
"ach du liebes lieschen. das arme kind. und die arme frau!"
"ja, bei dem frag ich mich auch so, wie das werden soll..."

"da kommt dein bus", sagte mein verehrer irgendwann.
"ja. dann sag ich mal tschüß."
"ich würde dich ja gern wiedersehen."
"kannst du doch. mir ist das total egal, was du machst. deine family ist nicht mein shit."
"nein, nein, ich bin ja brav."
"besser so."
"hm... vielleicht auch nicht?"
"kannst ja in ruhe drüber nachdenken. dauert so ein halbes jahr, bis ich wieder in greifbarer nähe bin."
dann ging er durch den tiefschnee davon, mit einem seligen lächeln, und ich ging, nicht weniger lächelnd. ein liebenswerter spinner.

nun hat mich - nach vielen vielen stunden bahnchaos - der norden wieder. morgen gehts aber schon weiter, ans meer, zum werten herrn gibson. das jahr ertränken, nicht mich, wenn es irgendwie geht. vielleicht noch ein möve draufkacken lassen. so als glücksbringer.
ich wünsch ihnen was. lassen sies krachen. wir lesen uns.