Freitag, 13. März 2015
vertrauen
dass ich immer noch menschen vertraue, lässt sich eigentlich nicht erklären.

vermutlich sind es die wenigen, sehr wenigen beständigen exemplare, die aus irgendwelchen gründen an meiner seite bleiben. die es schaffen, dass ich am leben bleibe.

gib mir gründe, welt. ich will mehr davon.

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wir sind immer noch optimisten
mein kumpel beginnt seien dritten job neben dem job.
"was kompensierste eigentlich damit?" will ich wissen.
"das sagt die richtige!"
"bei mir ist das notwendig! du gibst ja nicht mal die kohle aus, die du verdienst."
der kumpel schaut in sein glas, in dem mal gin tonic war und jetzt nur noch eis, das langsam schmilzt, und sagt erstmal nix.
"hand aufs herz, wann hattest du das letzte mal sex?" frage ich frech.
"ich will doch nicht einfach nur sex!"
"das wollen wir doch alle. aber sex ist das verkaufsargument."
"vielleicht bei euch frauen. oder bei dir."
"nö. ich kenn durchaus auch männer, die mir, bevor sie ein wort über ihr alter oder ihre schulbildung verlieren, die maße ihres penis schicken."
"gott!"
"der hat damit glaub ich weniger was zu tun."

zwei drinks später hat sich die atmosphäre reichlich gelockert.
"wie würdessssn du auf spontane gessichts...besamung reagiern?"
ich kichere gläsern:
"dafüa müssdnwa abba aufs klo gehn!"
"naaaaaaiiiiin... abban freun von mia hat das neulich ma gemach. mitne frau, die er erssss grad kenn...gelern hat."
"unn? wassatse gesach?"
"nix. nua... ersch... erschroggn geguggt."
ich kann mich vor lachen kaum halten.
"unn... dein freun? hatta wenichsstens n hanntuch gehol?"
"weißichdochnich!"
"ich denk, du waaaas... dabei?"
"ne! ich vögel doch nich mit meim freun!"
"abba der scheinjan paa... connections mehr su habn alssss du!" kichere ich.
der kumpel schaut mich ernst an:
"warummm rennwia einglich imma üba sex?"
"manni... manifffessstiates wunsch... denkn."
"jezz tu ma nichso....aufffgeklärt!"
"ab!"
"hä?"
"ab... geklärt, meinsu."

der kellner, der offenbar angst hat, dass sich unser manifestiertes wunschdenken gleich ganz abgeklärt am tresen realisiert, schiebt uns ein wasser rüber.
"machsuuu... mir ma nochn büschen musik, du?" frage ich ihn.
macht er. ein hübsches liebeslied auf zarten elektronischen beats.
mein kumpel guckt horny.
"du guggs hoooorny!" sage ich.
mein kumpel guckt immer noch so.
"nä!" sage ich. "ich musss jezzz.. nachhause."
"du kanns doch.... nimma raadfahn."
"kannich... wohl!"
"kannsu nich!"
"wohl!"
"nich!"

ich stehe auf. wackelig. der raum dreht sich, und ich hoffe, dass ich die toilettentür noch treffe. als ich vom pinkeln wiederkomme, stelle ich fest, dass ich meine handschuhe verloren habe.
"facking bull.... schitt!"
"du kannsau bei mia auffer... couch penn!"
"nääää... ers... wenndu wieda nüchtan biss!"

dann stehen wir draußen auf der straße. die kalte nachtluft trifft mich wie ein schwere wand und ich brauche mehrere minuten, bis ich mich erinnern kann, wie mein fahrradschloss funkioniert.
"erfriermirmanich", sag mein kumpel zum abschied.
"imma... opimisstisch bleim!" sage ich mehr zu mir als zu ihm.
"sinnwa doch."
"nadenn."

ich brauche fast eine stunde nachhause. als ich endlich im bett liege, überlege ich, ob mein kumpel ernsthaftes interesse hat oder ob er einfach nur ein bisschen ausgehungert ist. und unter welcher voraussetzung ich wie reagieren würde. von bukkake und so mal ganz abgesehen. doch bevor der weisheit letzter schluss mich ereilt, fallen mir die augen zu.

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