Sonntag, 14. Dezember 2014
begegnung
er ist weit über die 50, kräftig und gedrungen, trägt eine runde dicke brille und den schädel kahlrasiert. er hat die aura eines intellektuellen kriminellen, wirkt auf den ersten blick furchteinflößend, fast brutal. dabei ist er handwerker, verheiratet und vater von fünf kindern im alter zwischen sechs und 26.

kennengelernt haben wir uns über eine datingplattform. beide rollig wie die katzen trafen wir uns nach wenigen nachrichten zum weintrinken und fummeln. kein sex, das war die einzige auflage. was mir schwerfällt, da er einen riesigen prachtschwanz hat, der dazu einlädt, sich draufzusetzen und zu reiten. aber er ist verheiratet, deshalb darf er seine frau nicht betrügen, nur so indirekt.

also gehen wir bis zum vorletzten. das zahlt sich aus, denn trotz seines fortgeschrittenen alters kriegt er drei- bis viermal hintereinander einen hoch. es macht spaß, die grenzen zu testen, bis er jammert, dass ihm die eier vom abspritzen wehtun und er mich nur noch im arm halten will. da fühle ich mich geborgen und für einige momente warm, satt und zufrieden wie ein gefüttertes baby, ohne den selbstmörderischen druck im nacken.

manchmal erzählt er mir von seinen kindern und ich ihm aus meinen verpfuschten leben. detaillierte einzelheiten, niemals das große ganze. wir fragen einander nichts, obschon wir viel sehen. er streichelt die hundert narben an meinen armen, lässt sie aber unkommentiert. es ist keine scham zwischen uns, nur die diskretion zweier fremder.

wenn er geht, bin ich manchmal glücklich. glücklich, dass er da war und glücklich, dass er wieder gegangen ist.

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