Sonntag, 27. April 2014
längste nacht meines lebens
'nur ein klitzekleines stündchen', denke ich mir, als ich gestern mal kurz den kopf aus dem berg arbeit, den ich derzeit habe, hebe. 'du warst seit ewigkeiten nicht mehr aus.' 'nein', sagt mein alter ego, 'das wäre unklug, dann schläfst du wieder so lange und kommst sonntag nicht in die puschen.' doch als ich gegen mitternacht im bett liege, nehmen mir meine muslimischen nachbarn die letzte entscheidung ab, indem sie mal wieder sehr ausdauernd ihre schallamallach-gesänge abspulen. wutentbrannt, aber auch ein bisschen froh springe ich aus dem bett und fahre in den club.

'eine stunde', sagt mein alter ego noch mal streng, als ich den eingang passiere, aber dann kommen schon das objekt und t. auf mich zugesprungen und geben einen aus. sie haben einen langhaarigen bombenleger-typen bei sich, der, wie sich herausstellt, einer der objekt-dealer ist. entsprechend sind alle auf kiffe, koks oder mdma. das objekt stellt uns vor, und wir verstehen uns auf anhieb spitzenmäßig. der dealer steht auf b52, also trinken wir alle b52, bis sich der raum dreht und wir die couch aufsuchen müssen. dort sitzen wir dann, ich im arm des objekts, während das objekt seine hand in mein dekollete wandern lässt und mich in aller öffentlichkeit küsst. t. guckt frappiert, da er auch mit der gespielin befreundet ist, sagt aber nichts. er hält sich grundsätzlich aus allem raus.

als ich irgendwann aufs klo gehe, folgt mir das objekt unbemerkt. als ich die tür abschließen will, steht es plötzlich da, die hände in den rahmen gestemmt. nach einer schrecksekunde ziehe ich es an den gürtelschlaufen in die kabine und verriegle die tür. das objekt sucht meine lippen und verschlingt mich.
"hey! mann! ich muss aber mal", wehre ich mich irgendwann.
"dann mach doch", sagt das objekt grinsend, beugt sich hinunter und zieht mir strumpfhose und slip nach unten.
"so, und jetzt hälst du schön den rock hoch, damit man hier auch was sieht."
ich muss kichern.
"ich kann so nicht."
"gib dir mühe. los."
ich warte ein weilchen, versuche mich zu entspannen. aber neben der ungewohnten situation bin ich auch schon schrecklich erregt. loslassen sowohl geistig als auch körperlich unmöglich.
"okay, baby, ich bin ja gleich weg", sagt das objekt sanft.
"aber zeig dich doch mal noch ganz kurz."
es zieht mich hoch, lüpft den rock und küsst meine muschi.
"mein dealer ist ein schicker mann, was?" fragt es dann.
"ja, nicht ganz unattraktiv", sage ich.
"der eindruck beruht auf gegenseitigkeit", grinst das objekt.
"willste nen dreier machen?" kichere ich.
"ja klar", sagt das objekt ernst.
"ehrlich?!"
"ja, gleich hier aufm klo. der steht schon draußen und wartet. t. auch. und der barkeeper. und die türsteher. und noch ein paar andere, die so ausgehungert geguckt haben."
das objekt verarscht mich. ich hole aus und platziere einen kräftigen schlag in seinem schritt. das objekt sackt zusammen und lacht.
"okay, madame, das war der rauswurf. ich gehe jetzt. aber wenn die tür zu ist, will ich was hören."
dann verdrückt es sich an einer reihe erstaunter, wartender pipi-müssender mädels vorbei.

am ende der party sind wir die letzten gäste.
"lasst uns noch was machen", sagt das objekt zu t., dem dealer und mir. "gehen wir an die elbe runter und rauchen noch einen. oder in den park."
t., der dealer und ich sind einstimmig für park, der etwas näher liegt.
weil ich diesmal ohne rad bin, nimmt mich das objekt auf seine fahrradstange.
"wehe", sage ich, "wehe du baust einen unfall. ich bin schon mal mit nem besoffenen radgefahren, wir sind beide in ner pfütze gelandet."
das objekt zerstreut meine bedenken und zieht mich an sich. t. und der dealer beobachten das manöver.
"viel glück, morphine", sagt t., "ich hoffe, du endest nicht als knautschzone."
das objekt reckt t. den ausgestreckten mittelfinger entgegen. dann geht es los.

nach zehn minuten fahrt kommen wir alle heil im park an. wir finden ein idyllisches plätzchen zwischen rhododendron-hecken und alten grabsteinen.
"schick hier", sage ich. "kenn ich gar nicht."
"früher war ich ganz oft hier", sagt das objekt. "hier ist gleich der kindergarten von meinem kleinen. da bin morgens nach dem bringen oft noch hier in den park gefahren. das ist hier ein super umschlagplatz." es grinst und deutet an, wie es kifft.
dann packt es papers und tabak aus, der dealer gibt ein tütchen gras rüber, und das objekt dreht einen riesigen joint.

wir lehnen uns entspannt zurück und rauchen. ich beobachte t., der unruhig hin und her guckt.
"alles gut?"
"jaja. alles gut. schöne blumen. und vögel. vögel zwitschern so schön. alles ganz schön und so friedlich", meditiert t.
das objekt grinst sich einen.
"t., wir sind alle bei dir."
der dealer hat sich im gras langgestreckt und pennt.
ein parkwächter oder ordnungsmensch kommt vorbei, grüßt freundlich mit "moinmoin" und verdrückt sich dann.
"hab ich eigentlich schon die story erzählt, als ich zur arbeit gefahren bin und so schrecklich durst hatte?" fragt das objekt in die runde.
t. grinst und nickt, ich schüttle den kopf.
"dann für dich, morphine. also pass auf. ich hatte frühschicht, bin so ganz knapp aufgestanden, schnell was angezogen, nicht mal mehr zeit gehabt zähne zu putzen... rein in die klamotten vom vorabend und zum bus gerannt. im bus merk ich, verdammt, ich hab einen brand. da fällt mir auf, wow, da ist was in meiner tasche. ich zieh so raus und siehe da, eine 1,5-liter-flasche energy, noch dreiviertel voll. setz so an, hab einen mega-zug drauf, weil ich total ausgetrocknet bin... und dann, als ich die flasche bis auf einen kleinen rest geleert hab, merk ich, wies mir komisch wird. und mir fällt ein, verdammt, das war die wodka-mische vom vorabend."
t. und ich lachen.
"erzähl mal, wie du dann durch den tag gekommen bist", feixt t., der ein kollege des objekts ist.
"ich hab mir dann gesagt, wenn ich einfach immer ernst bleibe, wo ich lachen muss, dann kann nichts passieren."
"du hast nur scheiß gelabert an dem tag", sagt t.
"ich war total korrekt", widerspricht das objekt.
"die blutabnahmen hab allerdings ich dann mal lieber gemacht", sagt t. grinsend zu mir gewandt.

gegen acht beschließen wir aufzubrechen.
"boah, ich muss schon wieder pinkeln", sage ich.
"dann geh doch", deutet t. auf die hecke.
"lässt du uns zugucken", fragt das objekt.
"bitte was?" reiße ich die augen auf.
"na, du gehst da in die hecke und lässt dir zugucken."
"und was kriege ich dafür?"
das objekt überlegt.
"frühstück. in form eines blowjobs."
"abgelehnt."
"na gut. zehn euro."
ich denke nach.
"aber von jedem!"
das objekt und t. geben ohne zu zögern ihren anteil, und das objekt zieht dem schlafenden dealer die brieftasche aus der hose und entnimmt ihr einen zehner.
"das kannste nicht machen."
"wieso? er kann doch gucken. selber schuld, wenn ers verpennt. außerdem weiß er nachher eh nicht mehr, wie viel geld da noch in seinem portemonnaie war."
zum glück bin ich so breit, dass mir nichts peinlich ist. ich gehe also pinkeln, die jungs gucken zu, feixen und staunen.
"respekt", sagt das objekt nachher. "ich weiß nicht, ob ich mich das getraut hätte."

aufbruch. wir wecken den dealer, der auch erstmal in die büsche muss. t. guckt blass und deutlich stoned.
"wie groß ist denn dieser park?"
"nicht groß", sagt das objekt. "wir müssen nur einmal so und dann da um die ecke... es gibt auch ganz viele ausgänge."
"hm", sagt t.
"wo bleibt denn der dealer?" fragt das objekt und ruft seinen namen.
keine antwort. wir warten noch zehn minuten.
"sollen wir ihn suchen?" fragt t.
wir drehen eine runde durch den park. keine spur vom dealer.
"der ist bestimmt noch aufn kiez gegangen", mutmaßt das objekt.
"meinste", t. ist beunruhigt.
"macht der sowas öfter", frage ich.
das objekt wiegt den kopf.
"solang kenn ich den auch nun wieder nicht."
wir rauchen noch eine zigarette.
"wir gehen", beschließt das objekt rigoros.
"das kannste nicht machen. du musst wenigstens jemandem bescheid sagen." findet t.
"dann ruf ich jetzt seine freundin an."
das objekt kramt sein handy raus und ruft eine nummer an.
"alles klar", sagt es dann. "die weiß nun, was los ist und ruft mich zurück, wenn er auftaucht."

das objekt packt mich wieder auf seine stange und wir fahren den ring nach norden hoch.
"da an der bushaltestelle kannste mich runterlassen", sage ich.
"nie im leben", sagt das objekt.
ich gucke groß.
"ich dachte, wir fahren jetzt zu mir und treiben es noch ein bisschen?" fragt das objekt.
ich küsse es tief und verheißungsvoll.
"dann leg dich mal ins zeug."

in der wohnung reißt mir das objekt die klamotten vom leib und liebkost mich von kopf bis fuß, wie es es in seinen zärtlichen momenten gerne macht.
"ich mag deine hände so gern", sagt es. "die sind noch weißer als meine. und es sieht einfach unheimlich geil aus, wenn deine hand meinen schwanz hält, isolde weißhand."
dann dockt das objekt an.
"ich will so gern ohne gummi", wünscht es sich. "ich will dich ganz. ich will dich richtig spüren."
ich rechne kurz nach.
"dürfte nix passieren im moment. aber garantien geb ich keine."
"das risiko nehme ich jetzt in kauf."

hinterher liegen wir nebeneinander und halten uns im arm und hören musik. dann schmeißt mich das objekt raus, weil es mittag ist und wir in die kritische zeit kommen.
"es tut mir so leid, ich wünschte, du könntest bleiben", sagt es. "dann würden wir jetzt zusammen einschlafen."
"schon gut, ich muss sowieso arbeiten."
das objekt zieht mir seinen kapuzenpulli über.
"damit du nicht frierst."
"ich glaub, es ist nicht kalt."
"trotzdem. dann hast du ein teil von mir bei dir."
ich küsse es ein letztes mal.
"auf wiederficken."

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