Donnerstag, 24. April 2014
rettungsdienst mal anders
es ist kurz nach zehn, ich komme gerade aus den flussauen, wo ich mein knie auf seine schmerzgrenze getestet habe. als ich unter die dusche hüpfen will, sehe ich: objektanruf in abwesenheit. just als ich nach dem handy greife, klingelt das objekt erneut an. ich habe ein komisches gefühl.
"was ist denn?" sage ich statt hallo.
"kannst du kommen?" fragt das objekt.
"jetzt?!"
"bitte. mit mir ist was, mir gehts nicht gut. es ist gerade niemand da und ich habe den eindruck, dass ich gleich ohnmächtig werde."
"soll ich dann nicht besser den krankenwagen rufen?" frage ich beunruhigt.
"nein, keinen arzt."
männer!
"dann kanns ja nicht so schlimm sein."
"ich hab echt schiss", sagt das objekt. "ich hätte so gern, dass du da bist."
ich schwanke und werde dann weich.
"na gut. ich bin so in einer guten halben stunde bei dir."

ich dusche, schwinge mich aufs rad und rase durch die stadt. dann klingle ich sturm. es dauert eine ewigkeit, bis jemand öffnet. drinnen steht das objekt und hält sich an einer kommode fest.
"meine güte, was ist denn passiert?" frage ich und nehme es in die arme.
"ich muss mich hinlegen", sagt das objekt zittrig.
"du kannst ja kaum gehen."
das objekt stützt sich schwer auf mich. dann liegt es endlich im bett.
"du bist kreidebleich, was ist denn bloß los?"
"ich seh lauter sternchen, irgendwas ist mit meinem kreislauf nicht okay. mir ist total schwindelig. vorhin musste ich mich sogar übergeben."
"hast du was getrunken?"
"bleibt nichts drin gerade."
"aber du musst was trinken, wegen dem kreislauf!"

ich gehe in die küche und sehe mich um. ich finde eine packung magnesium-tabletten und löse eine davon in wasser auf. dann mache ich tee und bringe alles in schlafzimmer.
"hier, trink das, aber langsam."
"was ist das?"
"magnesium."
"die dinger sind doch bestimmt schon abgelaufen."
"selbst wenn, vielleicht hilft es ja noch."
ich beobachte das objekt, wie es kleine schlucke zu sich nimmt.
"deine augen sind ganz glasig. hast du was gezogen?"
das objekt lässt sich zurücksinken und schließt die augen.
"du hast doch was genommen."
"ich wollte eigentlich nur sport machen..."
"und davon wird dir neuerdings schwindlig?"
"ich hab mir was gezogen, so als trigger", gibt das objekt dann doch zu.
"du bist aber auch doof, manchmal."
"ja, ich weiß", schmunzelt das objekt.

ich krabble zum objekt ins bett und kuschle mich an.
"das rechne ich dir hoch an, dass du da bist", flüstert das objekt.
"das kannst du auch, du pascha."
"ich bin kein pascha."
das objekt zieht mich heran und legt meinen kopf auf seine brust. ich lausche dem viel zu schnellen herzschlag.
"ist die gespielin arbeiten?"
"ja. die kommt nicht vor halb fünf."
"ich bleibe nicht, ich muss morgen früh raus."
"schon okay. trotzdem danke, dass du so spontan gekommen bist."
"ich bleibe jetzt noch eine stunde. wenns dir dann besser geht, fahre ich."

langsam wird das objekt ruhiger. irgendwann richtet es sich in den kissen auf und greift nach seiner drogenkiste.
"du willst jetzt aber nicht etwa nachlegen?"
"nee, aber ich will was rauchen, damit ich endlich mal pennen kann."
wir rauchen einen joint, danach kuschle ich mich wieder an das objekt und schwupp, schlafe ich tief und fest.

als ich wieder wach werde, ist es drei uhr nachts und das objekt guckt ein video. es wirkt entspannt und hat wieder ansatzweise farbe im gesicht.
"oh", sagt es, "war ich zu laut?"
"warum haste mich denn nicht geweckt?"
ich setze mich auf.
"es ist urspät. in vier stunden muss ich wieder raus und auf arbeit."
"du lagst da so warm und duftend... das war schön."
dann gibt mir das objekt sein handy.
"ruf dir ein taxi, ich bezahl das."
das lasse ich mir nicht zweimal sagen.

"ich lass das handy an", sage ich, als ich das objekt zum abschied vorsichtig drücke.
"mach keinen scheiß, ja?"
"nein. und danke, du meine sanitäterin."
"ich habe zu danken."
"wofür?"
"war nett, in deinem arm einzuschlafen."
das objek grinst wie ein stolzer löwe. dann schubst es mich ins treppenhaus.
"tschüß."
"nacht. und sag mir bitte morgen mal bescheid, wie es dir geht."
"mach ich."
"bis dann."

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