Mittwoch, 14. Mai 2008
nix los ohne moz(illa)
ich hab mozilla abgeschossen. ja, ich geb´s zu, ich war bei meinem über-proxy-anonym-surfen-experiment nicht so ganz expertenmäßig am werk. also, um offen zu sein, ein echtes greenhorn, das bin ich. jetzt ist mozilla tot bzw. verlangt benutzernamen/passwort, welches ich gar nicht habe. und der internet explorer macht keinen spaß. alles ist langsam und macht "klack", wenn was poppuppt.
ich glaube, ich schreibe bald wieder ne opera.
oder was meint ihr?

p.s.: das sind die wahren probleme! ja, endlich hab ich auch so eins!

... link


Donnerstag, 8. Mai 2008
paare, en passant
a. und k. feiern ihren ersten beziehungsjahrestag, es gibt käse und wein, nüsse und kuchen, hinterher ein paar kurze. irgendwann erhebe ich mich, um ins badezimmer zu gehen, als mir a. hinterherschleicht und anklopft.
"komm rein", sagte ich.
a. drückt sich mit gebückter haltung durch den türspalt.
"sag mal", stupst er mich an, "ich hab da mal eine frage, die musst du mir beantworten."
ich wasche mir gerade die hände und nicke.
"also... es ist so: das hier ist mein haus, obwohl ich da ja schon mit einer anderen frau hier zusammen gewohnt habe. es ist mein stil, alles, was da an den wänden hängt, was an möbeln da ist, das haben ich und meine ex ausgesucht, so wie es uns und wie es eben mir gefällt. wir hatten da ähnliche vorstellungen. nun will k. zu mir ziehen, was ich ja unter umständen sogar gut finde, weil sie eine tolle frau ist..."
"und wo ist das problem?"
"k. ist eifersüchtig auf meine ex. sie sagt, alles, so wie es hier ist, erinnere sie stets daran, dass es mein zuhause und das zuhause einer anderen frau ist. sie verlangt, wenn sie jetzt einzieht, dass ich alles neu streiche und neue möbel kaufe."
"wieviel zahlt sie denn, wenn sie hier wohnt?"
"ja, nichts eigentlich. sie ist ja arbeitslos und wohnt hier auf entgegenkommendes verhalten, sprich, sie zahlt die lebensmittel und hilft im haushalt."
"dann kann sie das ja auch nicht verlangen, das ist doch ganz einfach. ich kann das schon verstehen, dass man, wenn man zusammenzieht, vielleicht ein paar möbel mitbringen will. weil man sich sonst so zu gast fühlt und nicht wirklich im eigenen zuhause. vielleicht hast du ja ein zimmer, das sie mit ihren sachen einrichten könnte, damit sie einen ort hat, wohin sie sich mal zurückziehen kann."
"es ist kein zimmer so als ganzes übrig, weil ich überall die wände herausbrechen habe lassen. es sind hier sehr große, aber wenige räume. und ihre möbel gehen einfach überhaupt nicht mit meinen zusammen. sie kann gerne ihr sofa mitbringen, das ist das einzige, was hier reinpassen würde. aber das reicht ihr natürlich nicht."
"ich finde das ehrlich gesagt ziemlich dreist. für lau ins gemachte nest und dann meckern und alles, aber auch alles grundlegend auf kosten des anderen umgestalten wollen. das würde dich tausende von euro kosten und wahrscheinlich die kompletten sommerferien."
"hm. ich sagte auch, dass ich das nicht mache. trotzdem möchte ich gerne, dass sie sich wohlfühlt..."
"eifersucht ist unheilbar. ich wette, wenn du das haus nach ihren vorstellungen umgestalten würdest, käme bald das nächste. dann würde sie wahrscheinlich flappe ziehen, wenn du wieder öfter in dein fitness-studio gehst, weil da könntest du ja auch deiner ex oder einer anderen begegnen. und dann lässt du das auch irgendwann, weil du dir nicht jedes mal das gezeter anhören willst - und danach fällt ihr wieder was neues ein, vielleicht, dass du zuviel zeit in deiner schule verbringst und zu oft mit deinen kolleginnen schnackst."
"das halte ich für möglich. das würde in ihr verhaltensrepertoire passen."
"du kannst dich nicht assimilieren, sonst macht sie dich platt. du kannst ihr entgegenkommen und vertrauen schaffen, mehr nicht."
"die frage ist nur wie."
"das ist immer die frage. ich glaube auch nicht, dass es eine lösung gibt. man kann nur immer wieder von neuem arrangements treffen, die dem einen sicherheit gewähren und dir selber einen fest abgesteckten freiraum."
"am wohlsten habe ich mich damals im krankenhaus gefühlt, als sie nicht da war und ich die wochen für mich hatte. nur ruhe, keine szenen."
"du meinst, du willst eigentlich gar nicht mir ihr zusammenwohnen?"
"ich weiß es nicht. manchmal gar nicht und dann denke ich doch wieder, das wäre ganz toll."
"versuchs einfach. wäre schade, wenn man das beste verpasst, weil man in alten gewohnheiten klettet."
a. nickt andächtig, dann gehen wir zurück ins wohnzimmer. da sitzt k. und strahlt wie aurora, dann strahlt auch a. - und eigentlich ist in diesem moment alles so wunderschön wie klar.

... link


Dienstag, 6. Mai 2008
selfish letters to yourself
ich bin immer noch die, die ende 2005 feststellte, dass sie nicht wirklich da ist.
sie ist eine projektion, ein produkt, eine maschine. sie fühlt diffus. sie fühlt, dass sie nichts fühlt. es ist ein vakuum.
sie freut sich nicht. sie hat kaum mut. sie fasst dennoch fremde hände, vertraut aber nicht, will sich losreißen, wenn es zu spät ist.
sie hat angst vor dem morgen. sie kommuniziert diese angst aber nicht. niemand würde die annehmen, teilen, verscheuchen.
sie hat keine illusionen, keine träume. sie brennt ohne zu wärmen. sie verbrennt und hinterlässt nichts.
sie glaubt nichts mehr.
sie hört auf zu lieben.

... link


Montag, 5. Mai 2008
schnalle
eine u-bahn-linie, gegen 17 uhr, berufspendler en masse. ich habe einen sitzplatz ergattert und strecke meine langen beine aus. die hose rutscht dabei hoch bis zum knöchel und offenbart meine plastik-riemchen-schluppen, die ich heiß und innig liebe.
schräg gegenüber ein mann, den zenit seines lebens knapp überschritten, der meinen entblößten riemchen-schuh-fuß fixiert und dann zu kichern beginnt. ich starre ihn böse an, dann bricht es aus ihm heraus:
"schnalle... hihi... sie hamm da ne schnalle..."
erst kapiere ich gar nichts, weil ich ein so verdammt gutmütiger mensch bin. dann sagt er nochmal, haltlos kichernd:
"schnalle... ne schnalle..."
was für eine bodenlose frechheit. ich stoppe den ersten impuls, meine beringte hand zur faust zu ballen und ihm sein kichern samt schneidezähnen in die speiseröhre zu schieben, bleibe cool, atme tief durch, strecke mein dekolltee heraus und sage todernst:
"glaub mir, ich bin viel zu teuer für dich."
ich fixiere seinen blick dabei und kann zusehen, wie sein schleimiges rückgrat den bogen macht, das kichern erstirbt, eine zarte röte über seine wangen huscht. dann dreht er den kopf und starrt betreten an die vertäfelung neben meiner schläfe.
dem hat die maisonne heute wohl ein wenig die grütze vertrocknet.

... link


Dienstag, 22. April 2008
amt für irrsinn, teil III
frisches aprilgrünes gras fällt duftend in kleinen häufchen neben die sensen der mähmaschine, die autobahnabfahrt steht voller löwenzahn. die lufttemperatur ist auf pipiwarme 18 grad gestiegen und die menschen werden wieder hässlicher, weil sie weniger an haben.
trotz akuter regenwarnung fahre ich mit dem fahrrad herum, weil fahrkarten inzwischen zum luxus geworden sind. außerdem macht radfahren ein wenig glücklich, wegen der sportlichen endorphine und der mutti-hüfthöcker-verkleinernden funktion.
ich bremse bei der agentur für irrsinn in meinem heimatkaff. heute habe ich ein beratungsgespräch mit einer frau, die auf arbeitslose akademiker spezialisiert ist.
"guten tag!" forsch betrete ich auf die minute pünktlich das kleine kabuff. eine frau, sicherlich noch einmal fünf zentimeter größer als ich und mit dringend nachzufärbenden haaransatz, gibt mir die hand. dann setze ich mich und beginne, stumm die zimmerpflanzen zu mustern. die frau begreift, dass sie hier das gespräch beginnen muss.
"so, was haben sie denn so für fragen?"
ich sehe sie entgeistert an.
"in meinem schreiben steht, sie wollen sie mit mir über meine berufliche situation" - ich halte kurz inne, um zu kichern, weil es ja gar keine berufliche situation gibt - "weil sie sich mit mir unterhalten wollen. steht in diesem schreiben." ich halte ihr das anschreiben von der agentur für arbeit vor die nase.
"ja, so, dann sehen wir mal nach." sie hackt meine kundennummer in den pc und wartet. dann sind meine daten offenbar geladen und sie wendet sich wieder mir zu:
"sie haben also an der fh studiert."
"falsch."
"aber hier steht..."
"das ist falsch. ich habe an der uni studiert."
"achja. hier steht es ja: sie haben grundschullehramt studiert."
"auch falsch. ich habe gymnasiallehramt studiert."
"ach so."
"das steht aber alles in meinen unterlagen."
"ich habe keine unterlagen von ihnen erhalten."
"ich habe mein arbeitspaket aber letzte woche zum vorgegebenen termin eingereicht."
sie wühlt in ihrem schreibtisch.
"ach, da ist es ja."
"und wer lesen und abschreiben kann, erkennt darin auch ganz deutlich, was und wo ich studiert habe."
"okay..." sie schaut verwirrt drein und beginnt so hektisch wie halbherzig zu blättern.
"dann ändern wir das also."
"ich bitte darum." leicht verärgert lehne ich mich in meinem stuhl zurück. das klingt ja schon wieder alles fabelhaft.
"sie haben keinen abschluss?"
"wiebitte?" jetzt bin ich erschrocken.
"sie haben ihr studium nicht abgeschlossen, oder?"
"ich habe ihnen doch meine zeugnisse alle beigelegt. da sind ist ein bescheid dabei, in dem steht, dass ich das erste staatsexamen bestanden habe. sehen sie doch bitte nach!"
wieder wühlt sie, hält dann den falschen zettel in der hand, nickt aber.
"dann müssen wir das auch ändern, in ihrem kundenprofil steht nämlich: studium ohne abschluss."
"na, ganz prima!"
sie beginnt, die falschangaben auszubessern. fast jedes feld, vom adresseintrag abgesehen, trägt irgendwelche fehler. dann ist sie fertig.
"sie wollen also nicht grundschul-, äh, gymnasiallehrerin werden."
"richtig."
"warum nicht, wenn ich fragen darf?"
"ich mag keine kinder. es ist mir gleich, ob eines von ihnen abitur macht oder nicht. ich stehe vor der klasse und langweile mich tödlich, weil ich nichts von dem, was ich kann oder was mich interessiert, niveauvoll anbringen kann."
"aha. und was wollen sie stattdessen werden?"
"wie unschwer aus meinen angaben zu erkennen ist: ich will in die pr-branche beziehungsweise in die redaktion."
"äh, ja. und haben sie irgendwelche fragen?"
"ja. wie kommen sie darauf, dass praktika grundsätzlich nicht sozialversicherungspflichtig sind und damit bewerbungskosten nicht erstattet werden?"
"äh, ähm... warum?"
"weil das hier so steht. in der realität sieht das aber ganz anders aus. und ich möchte wissen, ob die klausel mit dem faktum der sozialversicherungspflicht hinfällig wird oder ob ich das praktikum anders deklarieren muss, um meine bewerbungskosten erstattet zu bekommen."
"äh, ähm..." große wühlaktion im schreibtisch. nach mehreren minuten taucht die beraterin wieder auf und rückt ihre brille zurecht.
"sicherheitshalber würde ich dann nicht von prakitkum sprechen. sie haben dann bessere chancen, überhaupt etwas erstattet zu bekommen."
"ja, wie, kriege ich denn jetzt doch was nicht erstattet?"
"das liegt beim gutachter und was der ihnen beimisst."
"und an welchen kriterien bemisst der gutachter genau was?"
"das kann ich ihnen jetzt auch nicht so genau sagen."
"sehen sie, das ist der satz, den ich bisher am häufigsten auf dem arbeitsamt gehört habe."
sie lacht nervös. dann wühlt sie wieder und taucht diesmal mit einem weißen blatt wieder auf.
"hier stehen internetadressen drauf, wo sich akademiker bewerben können."
ich lese biochemie, maschinenbau und vieles andere, aber nichts, was mir weiterhelfen würde.
"da ist nichts für mich dabei."
"achja. naja, aber ich kenne da eine seite im internet..." sie tippt und schaut und tippt und wartet.
"da, sehen sie, das ist ein portal für stellenanzeigen im medienbereich... also jetzt eher regional."
"sie wissen schon, dass ich ab juni in hamburg wohne?"
"äh, ja, dann... da kann unter umständen auch schon was dabei sein, wenn das unternehmen vielleicht auch in hamburg eine niederlassung hat."
"ich sehe hier kein einziges angebot aus hamburg."
"ähm, ja stimmt." sie kichert nervös.
langsam bekomme ich das gefühl, bei einem casting für grundschullehrerinnen zu sein. wir behandeln gerade das thema 'einfach erklären mit vielen wiederholungen für intellektuell schwache schüler'.
ich sage: "ich habe bisher die meisten stellenanzeigen auf brancheninternen websites gefunden." ich nennen zwei, drei meiner meistbesuchten jobbörsen.
"ähm, ja, dann brauche ich ihnen ja hier nichts zu erzählen, was sie ohnehin schon wissen."
"genau."
und bevor sie zum nächsten stoiberschen "ähm" ansetzen kann, stehe ich schon, habe meine tasche über meine schulter geworfen und sage ironisch-artig: "vielen dank, sie haben mir sehr weitergeholfen."
"ja, äh, dann auf wiedersehen."

... link


Samstag, 19. April 2008
springen, unbezahlt oder umsonst?
ein lebensabschnitt geht für mich zu ende. ich habe mein studentisches lotterleben beendet und muss nun ab juni die praktika ableisten, die für meine weitere berufliche laufbahn, für die ich mich entschieden haben, vonnöten sind. ab dem nächsten monat falle ich in eine "soziale grauzone", wie der versicherungsfuzzi der aok es ausdrückte. kein anspruch auf hartzIV, kein chance, in die gesetzliche krankenkasse zu wechseln - ich war während meines studiums privat versichert und man muss zwei jahre pflichtversichert gewesen sein, um sich freiwillig gesetzlich versichern zu dürfen - weil ich keine sozialversicherungspflichtige arbeit habe.
eigentlich kann ich mir eine private kasse nicht leisten. im moment habe ich einen 400-euro-job, der hätte gerade für die gesetzliche kv und eine mietbeteiligung in hamburg gereicht. ich bat also zuhause um einen privatkredit, den ich nicht bekomme. ich solle lieber ins referendariat gehen, wenn ich geld brauche, so mein vater.
ich habe seit meinem fünften lebensjahr all mein mir irgendwie zufallendes geld gespart, mit dem untrüglichen instinkt, dass man es in schweren zeiten brauchen könnte. ich habe mit 18 meinen eltern kredit in höhe von mehreren tausend mark gegeben, weil sie sich zu ihrem haus noch eine eigentumswohnung kauften und ich diese entscheidung in ihrer situation - geldanlage fürs alter - sinnvoll fand. das geld liegt - mittlerweile in euro zurückgezahlt und verzinst - auf einem konto, das auf meinem namen angelegt ist. ein anlagekonto, das sich unter anderem hartzIV-verhindernd auswirkt.
sollte ich den sich im augenblick abzeichnenden weg einschlagen, werde ich mindestens fünf monate auf eigene kosten privat versichert sein müssen, weil praktika nichts oder zu wenig abwerfen und ich, auch wenn ich das ganze wochenende immer jobben gehe, wahrscheinlich die 400-euro-grenze nicht sprengen werde, die mich sozialversicherungspflichtig machen würde.
nachdem ich nun die ganze nacht mit mir gerungen habe, weil ich ein mensch bin, der eigentlich schon ein paar sicherheiten braucht, habe ich die folgenschwere entscheidung in erwägung gezogen, dass ich meine reserven - das anlagekonto - dazu verwenden könnte, mir die chance zu geben, diesen unsicheren und steinigen weg zu gehen.
es lockt ein leben zu zweit mit dem mann meiner träume, in der stadt meiner träume, in einem beruf, den ich wirklich ergreifen will. es warnt mich die endlosschleife schlecht oder gar nicht bezahlter praktika, meine merkwürdige soziale situation, mein selbstzweifel, meine schlechte körperliche verfassung. es warnt mich die tatsache, dass selbst menschen, die mich lieben müssten, weil sie mich geboren haben, kein vertrauen in mich aufbringen.
meine angst ist unendlich groß. eine völlig ungekannte angst, die nicht mit prüfungsängsten zu vergleichen ist. ich falle nicht mehr weich, es gibt keine zweiten chancen. es gibt nur springen und siegen oder springen und untergehen. nicht zu springen verbitte ich mir. ich will nicht in die knie gehen, nicht mehr vor mir, schon gar nicht vor anderen. nicht vor der angst, die dann bloß verzweiflung würde.

... link


Mittwoch, 16. April 2008
neue weisheiten (ohne binsen wegen steigender getreidepreise)
- heute nach einigen telefonaten mit krankenkassen erfahren, dass ich so wenig verdiene, dass ich mich nicht gesetzlich krankenversichern darf, wenn man es mit dem gesetz genau hält. zumal ich zuvor privat versichert war und nicht die vorgeschrieben zwei jahre pflichtversicherung mitgenommen habe. ich habe es schon immer geahnt: dieses staatliche system ist eine einzige stirb-schneller-methode. du bist jung, hochqualifiziert und arm? stell dich schon mal am friedhofstor an.

- ich bin kein sehr moralischer mensch. gewisse gefühle des anstands und der empathie gehen mir vollständig ab. manche nennen das "zynisch". manche nennen das "geil". man lebt sehr viel angenehmer so, stellte ich heute fest. haben meine eltern also doch nicht alles falsch gemacht mit meiner erziehung. referrer-anfragen wie "große titten in walsrode" kann ich daher zwar nicht positiv beantworten, aber auch nicht richtig schlimm finden."

- mein kamikaze-körper schafft es einfach nicht, sich selbst ornungsgemäß hinwegzuraffen. heute kam die nachricht, dass ich vermutlich doch nicht erblinden werde. meine exkavationen des sehnervs seien zwar beträchtlich, mein sehnerv selbst aber so groß und stark, dass wir im moment keinen grund zu befürchtungen haben. sogar kontaktlinsen darf ich weiterhin tragen. find ich ja schick.

... link


Sonntag, 13. April 2008
kallesruh is doad
heute ausnahmsweise fast einmal erleichert über eine absage gewesen. der job, der in karlsruhe gewesen wäre, wird nicht meiner. dafür ein paar neue hamburger interessenten. das heißt, ich bleibe hamburg erhalten bzw. der kater bleibt hamburg erhalten und ich bin dann ab mai/juni fest vor ort. das ist vom wohlfühlfaktor her für uns beide die beste lösung.

karlsruhe ist aber auch einfach zu hässlich. ich glaube, ich wäre da total eingegangen, obwohl ich ja aus meinem kleinen assokaff einiges gewohnt bin. aber wo provinzialität nicht asozial, sondern einfach nur borniert und spießbürgerlich daherkommt, kann sie dennoch ungeheuer anstrengend sein.
und dann die wohnungen. hamburger mietniveau (drei zimmer, 70qm, nicht unter 800 euro warm), aber ohne jegliches flair. man wähnt sich in einem schlecht sanierten dorf in ostdeutschland oder vergleichsweise am stadtrand vom erlangen.
keine u-bahn, aber straßenbahnen, die beim halten den kompletten verkehr lahmlegen.
lauter baustellen, grauer beton, berlin-ähnlich. die s-bahnen offenbar aus den 70er jahren, zumindest vom design her.

leben bedeutet mehr als arbeiten. leben, das bedeutet über der erde oder unter der erde. wir sind glücklich, wenigstens gefühlt endlich auf der richtigen rolltreppe zu stehen.
das glück vollkommen machen würde nun höchstens noch ein kleiner kater.

... link


völlig unpolitisch unkorrekt
ich spiele rot-grün, der cabkater schwarz-gelb. die rede ist von mensch-ärgere-dich-nicht, und wie jedesmal gewinnt der cabkater mit gelb. während ich mehr taktiere und auf schmeißen bedacht bin, weil mein niederträchtiger charakter das so verlangt, würfelt der kater einfach eine sechs nach der anderen, während er gelangweilt an einem bier nuckelt. "och nee, schon wieder, ich bräuchte jetzt aber auch mal eine eins", seufzt er genervt.
ich habe schon das zweite bier aufgemacht, den frust irgendwie runterspülen, weil auch das kurz-vorm-loch-schmeißen bei soviel glück nicht mehr wirklich genugtuung verschafft, weil ich gnadenlos die loserin bin.
"das ist fast wie beim bloggen", finde ich. "da schreibt man komplexe einträge und keinen interessierts, und irgendein namhafter blogger sülzt was übers wetter, so in einem ein-satz-beitrag, und kriegt 95 kommentare von irgendwelchen schleimern."
bei anderen glücksspielen bin ich dem cabkater aber dennoch überlegen. soviel glück in der liebe wäre ja auch unerträglich.

... link


Dienstag, 8. April 2008
des irrsinns zweiter teil
da ich früh aufgewacht und gleich in entsprechender laune (rumpelstilzchen mit einem hauch todesdramatik) war, rief ich beim "normalen" arbeitsamt an und wollte sehen, ob mir eine fünfte person eine vierte variante zum thema bewerbungskostenerstattung darstellen konnte. und siehe da - heute war ein junger herr an der leitung, der mir erklärte, es laufe zwar so wie mir die frau am vortag erklärt hatte, allerdings sei ich akademikerin und müsse nach dem persönlichen anmelden und vor dem versenden der entsprechenden unterlagen noch zu einem privaten gespräch mit einer anderen agentur in die nächste stadt fahren. ich sagte, soso, und dachte, mal sehen, was davon nun wieder stimmt. jetzt erstmal step one: anmelden.

meinem chef, der mich wie jeden dienstag um neun uhr im büro erwartete, hatte ich gesagt, ich käme eventuell eine viertelstunde später. man weiß ja nie, was den arbeitsämtlern alles einfällt.
ausweis, lebenslauf und sozialdingensbumens eingepackt und los ging es. da der bus nicht kam - wie immer, wenn irgendetwas wichtiges und uhrzeittechnisch prekäres bei mir ansteht - nahm ich die beine in die hand und joggte dahin. zum glück ist das arbeitsamt nur vier bushaltestellen von meinem kargen heim entfernt und ich hätte mir schon den fuß brechen müssen, um das nicht irgendwie zu schaffen.
ich stürmte die agentur für arbeit um kurz nach acht, das heißt, mir blieben etwas über 30 minuten, bis ich weiter musste.
an der voranmeldung standen schon zwei tussis, von denen jede fünf minuten verbrauchte, dann war ich an der reihe und sagte mein sprüchlein auf und zeigte meinen ausweis. gottseidank war die tante diesmal jung und nett und gratulierte mir sogar zum geburtstag, mit der anmerkung, sie habe am wochenende selber den ihren gehabt. just als ich zu einem fröhlichen lachen ansetzen wollte, gefroren die gesichtszüge der tante und sie begann zu murmeln, "gibts doch nicht, was ist das denn nun?" - dann, zu mir gewandt: "das programm ist abgestürzt!" ich hielt das nicht für weiter schlimm, prophezeite sie mir doch, es ginge in ein paar minuten weiter. ich solle mich solange setzen.
auch nach ein paar minuten erkannte ich an ihrem hektischen fummeln, dass es durchaus nicht so einfach weitergehen würde. "notfalls müssen sie morgen nochmal wiederkommen", sagte sie schulterzuckend. "das geht nicht, ich habe da keine zeit und ich bin die ganze woche dann nicht da. und nächste woche ist es wahrscheinlich schon zu spät..." zu spät würde ich auch gleich ins büro kommen, jedoch nahm ich mir vor, nicht von diesem ort zu weichen, bis ich mein anliegen hinter mich gebracht haben würde. <emo-mode>ich würde mich in ketten werfen, ich würde schreien und weinen, mit meinen tränen den rauhen teppich fluten, und mit meinem herzblut, das mir aus den ob meines bitteren schicksals aufbrechenden pulsadern dringen würde, einen tödlichen kurzschluss auslösen, der alle daten des heutigen tages ins off zu befördern vermochte.</emo-mode>

exakt zur minute null meiner verbleibenden zeit winkte mir dann die kollegin der voranmeldungstante. "kommen sie mal her", sagte die, die sehr tolle blaue augen hatte und überhaupt sehr hübsch und vollkommen gelassen in dem ganzen trubel blieb, "wir machen das jetzt anders." sie bat mich um meine unterlagen, die sie kopieren ging. "also, ich bestätige ihnen, dass sie persönlich hier waren. ich habe jetzt ihre unterlagen, und sobald es heute nachmittag weiter geht, hören sie telefonisch von mir." "und was ist mit dem anderen gespräch, das ich da mit der akademiker-agentur führen soll?" "hm, das sagt mir nichts. wir nehmen sie jetzt hiermit auf, und sobald sie ein bewerbungsgespräch haben, sagen sie uns rechtzeitig bescheid, telefonisch oder persönlich, dann geben wir ihnen die papiere mit, die der arbeitgeber unterzeichnen muss." ich hatte es ja schon fast geahnt, dass die merkwürdige zusatzinformation von der akademiker-agentur wieder ein irrenwitz war. ich nickte zufrieden, dann begab ich mich zum ausgang. dort wartete schon eine art bodyguard, um zuspätkommer abzuwimmeln. ich schlüpfte unter seinen massiven oberarmen ins freie und rannte zur u-bahn. vor der rolltreppe fiel ich dann auf die nase - der verspätete versuch des schicksals, mir doch noch den fuß zu brechen - jedoch ich triumpfierte und hob mein schmerzendes kinn von den stufen.
obwohl mir die u-bahn - es muss ja so sein - genau vor der nase wegfuhr, kam ich nur zehn minuten später als angegeben ins büro, rechtzeitig, um meinen chef noch vor einem fatalen fehler in sachen länderkunde zu bewahren, der uns 30 euro überflüssige versandspesen gekostet hätte.
so weit, so gut. die nächsten bewerbungsgespräche dürfen also nun kommen.

... link