Mittwoch, 10. August 2011
mit freundlichen grüßen
freundlich, das ist ein gutes wort, das anders als "nett" den basso continuo des gestrigen tages zu beschreiben weiß. ich bin gelichtblitzt von einem hoffnungsschimmer. die realität ist ja oftmals anders als ein e-mail oder ein telefonat. in der realität entpuppen sich versprechungen zudem meist als schall und rauch.

danke, dass mir keine versprechungen gemacht wurden. das hätte mich misstrauisch gemacht. aber was ich zwischen den zeilen gehört habe, klingt, als gäbe es doch einen weg, der vielleicht mehr ist als ein trampelpfad, der nach ein paar schritten im nächsten dickicht endet. ich will mich strecken und mich beweisen und lernen. und wenn ich eines tages das vertrauen finde, in mich und einen möglichen arbeitgeber, dann muss es auch nicht hamburg sein. ich bin im grunde jederzeit sprungbereit, nur inzwischen auch ein wenig alt und müde und habe zu vieles gesehen.

danke auch für die butter auf meine seele und den satz, ich sei begabt. man zweifelt ja bisweilen doch am eigenen verstand. lob von fachkundiger seite ist wie ein zeugnis mit siegel, da gibt es dann nichts zu rütteln und in frage zu stellen. und wenn ich dieses buch schreibe, wird auf jeden fall auch ein bestimmter name im dank stehen. denn auch dieser name steht jetzt für einen motor, der mich antreibt und der mich spüren macht, die zeit ist reif. reif für eine abrechnung mit einem ganzen berufsstand.

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Donnerstag, 4. August 2011
tag 12 ohne dich
es geht ganz gut.

danke, dass du nicht nachgefragt hast, dass du nicht anrufst. es fällt mir so leichter, nicht die ganze zeit in gedanken zu dir zu sprechen. denn es geht nicht gut ohne dich. es geht ohne dich genauso überhaupt nicht wie mit dir.

manchmal will dich einfach nur ficken. dann rieche ich deinen schönen, großen körper und dein wildes haar und die weichen, vollen lippen. sehe deinen diabolischen, grasgrünen blick mit dem drogenschleier, spüre deinen schwanz in mir und lausche deinem rauen, schweren keuchen, das dir die lust aus deiner kehle presst. es gibt vermutlich keinen zweiten menschen, den ich so ohne jegliche scham entkleide, berühre, lecke, beiße, küsse und liebkose wie dich. es gibt auch keinen zweiten menschen, der mich so küsst, berührt, liebkost und jede meiner körperöffnungen in besitz zu nehmen weiß wie du. du bist ein tier, ein krieger, ein kind, ein mann, eine frau. du bist wild, du bist sanft, du bist voller liebe und voller hass, ein dionysos, ein tyrann, ein gaukler und falscher prophet.

und dann will ich dich vernichten. will dir sagen, dass du zur hölle fahren kannst, mit deinen lügen, mit deinen realitätsverlust, deiner egomanie. du manipulierst, du beutest aus, du raubst meine energie, strapazierst meine geduld, reduzierst mich wahlweise auf einen körper oder eine seele, auf eine mutter, eine schwester, eine hure, eine psychologin oder ein kreditinstitut. ich warte auf dich, ich verzeihe dir, ich erkläre dich mir, weil du dich nicht erklärst, ich vergebe dir, ich laufe zu dir. du bist weit weg, gleich hinter der tür, ich kann deinen atem spüren, an meiner wange, in meinem nacken, du bist überall in mir und um mich, du bist nirgendwo, bist unauffindbar und verschwindest, verschwindest in dir, in einer substanz oder einer anderen person.

und letztlich ist mein zwiespalt mit dir nichts anderes als mein zwiespalt mit mir, denn ich bin du und du bist ich, wir werden uns nie finden, doch wir werden einander auch nie zur gänze entkommen.

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Dienstag, 2. August 2011
fokus
während ich hier noch immer mit dem objekt hadere, gibt es 600 km entfernt eine person, die mich in den letzten wochen tagtäglich gefragt hat, wie es mir es geht. die versucht, mich zu verstehen. der das teilweise sogar gelingt.

das ist etwas, was sonst kein zweiter für mich getan hat. was ich von zwei oder drei anderen allerdings durchaus erwartet hätte (also nicht täglich, aber sie wissen schon). von besagter person allerdings am wenigsten.

wie falsch man den fokus also manchmal setzt. obwohl das mit liebe oder so nichts zu tun hat. nur mit freundschaft und menschenfreundlichkeit. oder im speziellen mit morphine-freundlichkeit. was mich, die man mich auch schon hämisch fragte, ob ich mich eigentlich für liebeswert hielte, zutiefst berührt hat.

wie immer hoffe ich, dass diese freundlichkeit keine luftblase ist. von menschen mit leeren versprechungen, die mir nur ihr eigeninteresse und ihre lebensvorstellungen aufzwingen wollen, habe ich nämlich genug. für immer. hardcore-für-immer.

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Montag, 18. Juli 2011
kassenpatientendasein
seit februar bin ich ja wieder rücken-kandidatin. in schüben gibt es schmerzen vom feinsten, inklusive drehschwindel und kotzerei. die notaufnahme im uke kennt mich bereits.

seit mai suche ich einen fähigen orthopäden in dieser stadt. ich hatte bereits: einen esotherik-spinner, einen einrenken-fetischisten und einen ratlosen neurologen. jeder hat es auf seine weise schlimmer gemacht. im uke sagen sie, ich brauche ein mrt. und physio natürlich. und wat is? nix. gespart wird. anstatt sich meine krankengeschichte anzuhören, referieren mir die ärzte, wie wenig geld sie für leute wie mich bekommen.

da fragt man sich doch: warum machen die den job dann?

also schlage ich mich eben weiter rum mit höllenschmerzen, die mich zeitweise arbeitsunfähig machen. man ist ja nur mensch zweiter klasse.

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Sonntag, 10. Juli 2011
overload reloaded
nach abenden wie diesen, nach tagen wie diesem, frage ich mich, woher ich die kraft nehme, das alles auszuhalten. jedenfalls: wieder mal nach hause gegangen mit dem eindruck: das muss ich mir nicht geben.

im grunde müsste ich einmal alle brücken abbrechen.

meine gedanken kreisen immer nur um das falsche, weil spannend, weil emotionskarussell. das richtige, das geradlinige, wird ausgeschlossen, weil langweilig.
überhaupt ist mir viel langweilig. neben der langeweile hat sich wieder das alte heimweh-gefühl eingestellt.
den abend über hatte die chemie das ruder übernommen. stunden später: katzenjammer.

noch ein bisschen im selbstmitleid suhlen, noch ein bisschen weinen. morgen dann arbeiten. sinnvolles tun. plant a tree oder so ähnlich.

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Freitag, 24. Juni 2011
reminiszenzen
erdbeerlimes erinnert mich an den codeinhaltigen hustensaft aus meiner kindheit, den sie irgendwann vom markt nehmen mussten.

der hang zu harten drogen wurde mir also leidergottes irgendwie anerzogen.

gottseidank bin ich kein contergan-kind.

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Sonntag, 12. Juni 2011
zeitloch
oh wow. ich liebe überraschungen. und die war gut.

schade, dass der friedhof so früh zumachte und auch die paralleluniversums-moscheeruine nach nirgendwo führte.

aber zwei umarmungen reichen, um den duft wieder eine weile zu speichern. august dann.

danke. fühl dich angedacht aus dem süden der stadt.

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Samstag, 4. Juni 2011
herz-wg
wenn das herz eine wohnung ist
in der die liebe wohnen kann
dann ist meins eine wg
im ständigen kleinkrieg um den küchenplan
und im streit mit dem vermieter.

your hope becomes your second skin
to envelop and protect you
the joys were never undeserved
the greatness hid no doubt


nu abba wieder schluss mit romantisch.

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Samstag, 7. Mai 2011
fraktional
wir starten den tag im objektmodus: mit einer flasche wodka und kippen. einen puffer zwischen gestern und heute schaffen, irgendwie.

***

die waschmaschine hat heute zum ersten mal wieder ganz ohne kurzschluss gewaschen. vielleicht ein gutes zeichen.

***

sich stark fühlen angesichts der schwäche des anderen. immer wieder diese funken bedingungsloser liebe, die kleine schauer im nacken erzeugen. bin mir dieser meiner liebe sicherer denn je. habe glaub ich noch kein arschloch je so geliebt wie dieses. hab mich vermutlich auch noch nie so verloren.

meine mama am telefon: "es ist so schön, dass du so sehr lieben kannst." wenn ich doch mal mich selbst auch so lieben könnte. aber meine mutter kennt mich, weiß auch das. so ist diese feststellung gleichzeitig ausdruck ihrer sorge.

für sich selbst das beste draus machen. verdammt, da bin ich nicht gut drin.

***

der architekt gestern meinte, ich sei sein sonnenschein des abends. lange über freundschaft gesprochen. der architekt, autist, erzählte davon, wie schwierig es war, gefühle zu lernen. ich hingegen frage mich ja ständig, wie verdammt kann ich die mal abstellen?! nett, mal diese ganz gegensätzliche variante des problems zu erfahren. man weiß ja so wenig, was man nicht von sich selbst kennt.

später brachte mich der architekt nach hause. wieder festgestellt, dass ich den architekten sehr, sehr mag, aber eine irre scheu in mir trage, aus dieser verbundenheit mehr zu machen. weil ich ahne, dass ich dann wieder einen menschen verliere. was mich im moment schier umbringen würde.

der architekt selbst meinte, hey, wir wollten doch heiraten. musste einen moment wegsehen, weil mir die tränen in die augen schossen.

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still schweigend zuletzt ein liebesbrief
liebes objekt,

wenn du´s wüsstest, wenn du´s lesen könntest, dann wäre das hier für dich.

vorhin auf der treppe, du warst nicht ansprechbar, jenseits von gut und böse. du hast eine blondine geknutscht, als würde dich das vor dem selbstmord retten. und irgendwie glaube ich, dass du das irgendwann tun wirst. du sahst aus wie einer, der abgeschlossen hat, seine letzte energie verfeiert - und das war es dann.

du hast mich nicht gesehen, vielleicht bewusst ignoriert. als ich mich dann dazu durchgerungen hatte, auf dich zuzugehen, warst du schon weg. du flüchtest dich fort, gedanklich, physisch, immerzu.

was bis vor kurzem bröckelte, das bricht jetzt in großen, unschönen stücken. du sahst verloren aus, aber ich war nicht weniger einsam tief drinnen.

das wird wohl das ende sein. ein schweigendes ende. auch das ende einer freundschaft.

und immer noch habe ich mehr liebe als tränen. ich werde nicht leer für dich.

ich kann nicht mehr.

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