Samstag, 26. Juli 2014
kuschelnester
nachts kommt sie. die nackte angst. das klammern an dem zuhause, das weniger bedrohlich erscheint als der fremde 3-millionen-einwohner-molch.

die angst hat einen partner. es ist die müdigkeit. die möchte gerne noch den x-ten versuch, dass ich hier einen job finde und freunde und vielleicht mal jemanden, den ich liebe, der nicht das objekt ist. bloß nicht bewegen müssen. komfortzonen-geklammer.

ich versuche mich zu erinnern, wie ich mich fühlte, als ich nach hamburg zog. die angst war etwas weniger stark. es hieß lediglich, ins gemachte nest zu rutschen. dass es dort dann eher ungemütlich werden sollte, konnte damals noch keiner wissen. der horror kam zeitversetzt. ohne diese anfängliche naivität und den glauben, dass schon alles gut werden würde, hätte ich die ersten acht monate hamburg nicht gepackt.

dieser glaube fehlt mir jetzt. stattdessen habe ich mich selber zu tragen, diese seele, die in den letzten jahren so viel trauerspeck angesetzt hat und immer schwerer wiegt. mir fehlt so viel kraft. ohne meine medikamente halte ich nichts aus.

da ist die hoffnung. dass der job ein anständiger sein könnte. dass sich das berliner soziale netz tragfähiger erweist als das hamburger. dass es auch im an sich leider hässlichen berlin eine schöne ecke gibt, in der man sich wohlfühlen kann.

die chancen stehen 50:50, sage ich mir. ich warte auf kein berliner wunder wie mein freun a., der sich im dezember deswegen enttäuscht erhängt hat. ich sage mir, dass es im grunde auch nicht schlimmer werden kann als hier, dass nicht mehr passieren kann, als dass ich physisch und psychisch krank, verarmt und einsam irgendwo ende. und dass es nicht drauf ankommt, ob dies in einer schönen oder hässlichen stadt passiet.

die entscheidung springen oder nicht ist noch nicht gefallen. sie fällt von außerhalb. ich habe mir allerdings versprochen, dass ich mich meinem schicksal beugen werde. es geschehen lasse. weil jeder kampf und jedes kopfzerbrechen bislang umsonst war.