Samstag, 12. Juli 2014
landeiern
nach einer vollen woche in und um berlin bin ich wieder in hh. gleich am bahnhof fällt mir das objekt ein, das jetzt sicherlich schon auf dem weg ins märchenland ist. mit tränen in den augen steige ich in die u-bahn und komme völlig frustriert bei mir an. in meiner wohnung dann fühlt sich aber doch alles ganz okay an, auch ohne katzen ist es definitiv ein zuhause. lüften, duschen, dreckwäsche waschen und dann durchatmen und relaxen.

ich lasse die eindrücke revue passieren und versuche zu filtern, was ich in berlin für mich feststellen konnte. zum einen, dass da wirklich fantastische, offene und aufgeschlossene menschen leben, die man auch gerne öfter mal sehen würde als einmal im jahr. zum zweiten, dass es teilweise schon recht raubeinig und multikulti zugeht - daran müsste ich mich erst gewöhnen. hamburg verwöhnt einen meist mit großer spießigkeit und dieser aus-dem-ei-gepellt-gepflegtheit, die oftmals schon fast ins künstliche geht.

den besten moment allerdings hatte ich vergangenes wochenende auf dem land. auch wenn mich nach zwei stunden schlaf der selbstverliebte hahn impertinent wachkrähte und mein gastgeber die blökenden schafe an meinem schlafgemach vorbei auf die weide trieb, erwachte ich so, wie ich es seit beginn meiner depression nicht mehr kenne: glücklich. der einzige gedanke: vorfreude auf den tag. dieses und-jetzt-und-jetzt-und-jetzt, wie es kinder so wunderbar draufhaben. körper, seele, geist, alles schien in diesem moment seit ewigkeiten wieder einmal zusammenzupassen. unter den füßen das sonnenverbrannte gras, weite äcker, blauer himmel mit schäfchenwolken und neben vereinzelten mäh-rufen der schafe und der lauthalsen wichtigtuerei des hahns nur stille und vogelgezwitscher.

noch vor zwei oder drei jahren hätte ich mich beim gedanken an landleben übertrieben gewunden und ein bisschen gelästert, ich und landeiern, geht ja gar nicht, bin doch großstadtpflanze durch und durch. aber angestoßen durch die objektive träumerei und das quo vadis, sollten meine eltern in den nächsten jahren sterben, hat sich offenbar ein kleines sympathiefeuer für das landleben in mir entzündet. alles noch ohne konkretion, fehlt schließlich noch der passende job, ja und falls es mit dem nix wird, muss ich mich wohl bei bauer sucht frau bewerben.

ich denke erstmal ganz langfristig. auf fünf oder zehn jahre. das ruhige leben läuft nicht weg. doch dahin will ich rüberhüpfen, wenn die parties der großstädte alle gefeiert sind.

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