Mittwoch, 15. Juli 2015
komm in den garten
so ein leben, so einen garten wie meine eltern hab ich nie gewollt. ordentlich beschnippelte büsche. farblich abgestimmte blümchen. rollrasen wie aus dem magazin.

jedes stückchen freiheit wird hier zunichte gemacht von maschendrahtzaun und grenzsteinen und den strengen blicken der nachbarn.

mittendrin nun ich. mit gartenschlauch. das derzeit einzig greifbare irgendwie schwanzartige ding in meinem umfeld. ich spritze auf die welke flora ab und lach mir einen ast.

am wegesrand neben der garage ein gänseblümchen, das, wenn meine eltern wieder zurückkommen, sicherlich ausgerupft und auf den kompost geworfen wird. es hat rosa blütenblattspitzen, die, wie man uns als kinder erzählte, der herr jesus geküsst habe.

in diesem totvertikuliertem park jedoch nutzt so ein kuss einen scheiß. denn hier ist nichts heilig.

dennoch bleibe ich noch ein weilchen stehen. die erde dampft mir warm entgegen. ein verwirrter schmetterling schüttelt die flügel. am horizont versinkt die sonne.

und aus das licht.

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