Montag, 3. Oktober 2011
auszeit
"komm, wir machen was schönes!"
"was denn?"
"egal. komm da raus aus deiner feiertagsmelancholie. ich hab das auto von meinem freund. wir fahren ein bisschen rum und machen was nettes."

das objekt ist immer für eine überraschung gut. also streife ich meine feiertags-pisslaune ab und begebe mich vorsichtig nach draußen. ich bekomme einen lux-schock von der unerwarteten sonne und dem unerwarteten anblick eines schwarzen zweisitzers vor der tür.

das objekt lehnt lässt an der seite des wagens, sonnenbebrillt, zippe, und klimpert mit den schlüsseln.
"was ist los, ist der wohlstand ausgebrochen?"
"hab mein gehalt überwiesen bekommen!"
"dann schmeiß es bitte nicht gleich aus dem fenster."
das objekt packt mich bei den schultern und meint: "ich schmeiß es nicht aus dem fenster, ich möchte einen schönen tag mit dir. keine probleme. einfach nur den letzten spätsommertag mitnehmen und das, was eben gerade geht. du musst auch mal raus deinem menschenlosen rapunzelturm."

als ich meinen arsch auf den beifahrerseit gewuchtet habe, klappt das objekt das verdeck herunter. anschließend geht es mit überhöhter geschwindigkeit ab durch die city.
"und, wohin willst du?"
"egal, nur raus hier. ins grüne, wo es keine schnöselmenschen gibt!"
eine halbe stunde später stehen wir irgendwo im nordwesten hamburgs im grünen.
"ich hab keine ahnung, wo wir sind, aber es ist alles da, soweit ich sehe: bäume, büsche... wiese... und stechmücken", grinst das objekt.
dann gehen wir spazieren, arm in arm wie ein altes ehepaar. ich fühle mich wohl, nicht mehr. wie eine schwester. es fliegen keine funken. es ist einfach nur gut, wie es ist.

dann sitzen wir auf einer bank. das objekt hat mir eine flasche sekt gekauft, obwohl ich so eine tussen-plörre normalerweise nicht mag. für sich selbst hat das objekt nur eine apfelsaftschorle mitgebracht.
"wenn ich jetzt was trinken würde, so in der situation... da würde ich mich wahrscheinlich totsaufen. also trink und lass bitte nichts übrig."
natürlich schaffe ich keine flasche sekt, also schütten wir den rest in die hecke.
"davon werden jetzt die ameisen und so besoffen", meint das objekt. "anarchie im ameisenstaat. rien ne va plus! das ende eines totalitären regimes!"
"und das am tag der deutschen einheit!"
"na und, passt doch - du wessi, ich ossi."

irgendwann schaut das objekt auf die uhr.
"was sagt dein hunger? wollen wir was essen?"
"oh gerne. was kochst du?"
"gar nichts."
"wie, nichts? also das, was ich koche, willst du bestimmt nicht essen."
das objekt macht eine ausladende geste: "wir gehen essen, ausnahmsweise. und du bist eingeladen, als kleines dankeschön für deine hilfe in der letzten zeit."
wir gehen zu einem kleinen, feinen franzosen in die schanze und essen galettes mit ziegenkäse, scampi und lachs.

"und nun?" fragt das objekt, als es tatsächlich ganz alleine gezahlt hat.
"wollen wir noch was machen? ich hab das auto noch bis mitternacht, dann verwandelt es sich zurück in einen kürbis."
"und du dich in einen frosch, haha."
"wir könnten schwimmen gehen", schlug das objekt vor.
"die schwimmbäder machen gleich zu."
"schwimmbad ist ja auch langweilig."
"im see isses zu kalt, da erkälten wir uns", setze ich mein veto.
"du bist immer soooo vernünftig", seufzt das objekt, "du wärst ne super mutti."
"solange du nicht das kind bist, auf das ich dann aufpassen muss."

am ende fahren wir wie in guten alten zeiten zur videothek und holen einen film und lümmeln dann in der noch-wohnung des objekts herum, bis das objekt den kürbis zurückgeben und ich nach hause muss.
"war ein schöner tag", finde ich, als ich in jacke und schuhe schlüpfe.
"es hätte keine bessere möglichkeit gegeben, so einen scheißfeiertag zu verbringen", erwidert das objekt ud drückt mich zum abschied. dann stimmt es falsch und schief die nationahymne an und schubst mich aus der wohnung, bevor es die tür nochmal aufreißt, mich packt und auf den mund küsst.
"sorry, das hatte ich vergessen."
um schlimmeres zu verhindern, drehe ich mich um, eile die treppe hinunter und bin schwuppdiwupps draußen, bevor das objekt weitere verführungsmanöver landen kann. schließlich bin ich eine frau mit prinzipien.
neuerdings.
bis auf weiteres.

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