Dienstag, 27. September 2011
die welle rollt
das objekt und ich sitzen am tisch.
"eigentlich wollte ich nicht, dass du kommst und mich so siehst. aber irgendwie ist es auch schön, dass du da bist."

das objekt hat waschbärringe unter den augen und bart im gesicht. es hat nicht geduscht und sieht aus, als hätte es drei nächte unter der brücke geschlafen. aber es ist nüchtern, wie ich überrascht feststelle.

dann packt das objekt den hammer des abends aus.
"es läuft eine räumungsklage gegen mich."
den hintergrund sowie zwei, drei weitere familienkatastrophen erfahre ich in einem zweistündigen monolog, während dem ich eine halbe schachtel zigaretten qualme, stellvertretend den wodka leere und sprachlos bin, derweil sich das objektverhalten der letzten wochen und monate so langsam erklärt.

das objekt blinzelt immer wieder angestrengt, um nicht weinen. es lässt sich nicht anfassen oder umarmen. nur die hand darf ich ihm halten, die hält es ganz fest.

das wohnungsproblem scheint beinahe unlösbar. in zwei wochen etwa wird man dem objekt die wohnung leeren. und mit so vielen schufaeinträgen und schulden bekommt man in einer so unsozialen reiche-wichser-metropole sicherlich nicht so schnell was neues. ich denke angestrengt nach, gehe in gedanken alle meine potenziell nützlichen kontakte durch, weiß allerdings genau, dass von denen auch nie einer für mich da war, als ich jemanden brauchte. die mehrzahl der menschen sind eben arschlöcher, da hat der architekt sicherlich recht.

hinter uns öffnet sich die tür und der objektsohnemann tappst schlaftrunken auf toilette. als er wieder in seinem zimmer im bett liegt, brechen alle dämme.
"wie soll ich das nur meinem kleinen erklären? soll ich etwa sagen, wir sind jetzt obdachlos?" fragt das objekt, während ihm die tränen über die wangen schießen.

ich beschränke mich auf zuhören, schweigen und hand-halten an diesem abend. und als ich gehe, weiß ich, dass ich wieder eine nacht nicht schlafen werde.

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