Dienstag, 28. Dezember 2010
painting my heart green
für den stalker mit dem grünen silberblick. ich bin gespannt auf... morgen. oder übermorgen.

... link


vom ankommen und weiterziehen
irgendwann möchte ich einmal länger als zwei jahre irgendwo wohnen bleiben. einfach nur, weil das ständige umziehen so lästig und aufwändig ist.

die weihnachtstage über habe ich mit angehaltenem atem verbracht und den montag herbeigesehnt, an dem telefone wieder besetzt sind und zahlungen wieder fließen. nun verbringe ich meinen resturlaub damit, mit behörden und ämtern und unternehmen zu telefonieren und kriege dreimal am tag einen herzkasper, weil irgendwas fehlt, eine führerscheinnummer, ein nachweis, ein detail für eine zahlungsanforderung.
daneben sitzt mir das finanzamt im nacken und beschießt mich mit fristen, die ich nicht einhalten kann.

ich fühle mich fremd. ich fühle mich am falschen platz, zum ersten mal, an diesem ort, an dem alles langsamer tickt, an dem die menschen diese sicherheit umgibt, von der ich nicht weiß, woher sie sie nehmen. vielleicht, weil in ihrer welt alles in ordnung ist. wahrscheinlich schon allein deshalb, weil sie materielle not nicht so kennen, dieses allmonatliche mit-dem-arsch-auf-grundeis-schlittern, bis dann hoffentlich der kunde zahlt und man wieder für ein paar tage normal leben kann, die pistole auf der brust ein bisschen weniger wahrnimmt, weil die dick gefüllte aldi-einkaufstüte dazwischen ruht.

aus meinem freundeskreis im süden breche ich immer mehr heraus. die isolation, die mich in hamburg umgibt, hat sich irgendwie übertragen. ein harter kern hat sich gehalten, doch der lebt ein ganz anderes leben als ich und kann nicht im geringsten nachvollziehen, woher meine anspannung rührt. sie kennen nicht die permanente existenzangst, nicht die tiefe sorge, für immer allein zu bleiben, nicht die erdrückende verantwortung, aus der ferne für zwei älter werdende menschen verantwortlich zu sein.

meine mutter ist interessanterweise die einzige, die erkennt, welche last da auf meinen schultern ruht. sie spricht offen aus, dass sie sich sorgt, dass ich eines tages durchdrehe, weil ich mich und mein leben mit in ihren augen unmenschlicher härte selbstverwalte. ich muss, wenn ich überleben will, sage ich, und sie hat tränen in den augen, wenn sie sagt: aber es ist so schwer, das mit anzusehen, ich hätte mir ein schöneres leben für dich gewünscht.

aber was ist denn schon ein schönes leben? habe ich nicht doch irgendwie noch glück gehabt? ein bisschen wenigstens?

endlich eine arbeit gefunden zu haben, mit der ich zwar kaum etwas verdiene, vor der ich zum ersten mal aber keine angst habe? einen mann getroffen zu haben, der mir nicht gehört, den ich aber dennoch und genau deshalb so sehr liebe, und der meine ups ands downs versteht, weil er aus demselben holz geschnitzt ist? die unsentimentale und pragmastische fähigkeit, alles lieber selbst machen zu wollen, gepaart mit der erkenntnis, dass man sich besser auf nichts und niemanden verlässt?

und ist es nicht normal, dass die totale freiheit immer auch eine heidenangst macht?
man kann wohl keinen halben goldenen käfig haben. schon gar nicht, wenn man so ein zugvogel ist wie ich.

... link