Samstag, 18. Dezember 2010
asylantenheim, klappe III
gestern abend, als ich mich nach einem painkiller-shot und einer unfreiwilligen alkoholisierungsaktion auf arbeit (weihnachten macht mich zur ethanolikerin) ins bett begeben wollte, ereilte mich eine sms. sie war vom objekt und dem dritten im bunde. zunächst glaubte ich, man(n)/männer wolle mich zu später stunde noch beglücken. no way, dachte ich. dann rief ich aber doch an und fragte nach. es stellte sich heraus, dass objekt und dritter mann am streiten waren, ob sie noch weggehen sollten oder nicht.
"kannst du nicht mit dem dritten ein bisschen ausgehen?" fragte mich das objekt.
"hmmm..." seufzte ich müde. "ich bin schon in schlafklamotten!"
"okay, wann kannst du hier sein?"
ich habe schon einmal erwähnt, dass meine neins selten gehört werden, oder?

also stellte ich mich unter die dusche, warf schnell ausgehkleidung über mich und schwor mir, um vier uhr morgens wieder zuhause zu sein. mit dem rad fuhr ich durch den tiefschnee bis zum objekt. dort öffnete mir der dritte. es roch nach indizierten kräutern.
"hier stinkts" sagte ich zur begrüßung.
"das war das objekt", sagte der dritte.
"wo isses denn hin?"
"das schläft jetzt schon."
"toll. mich einladen und sich dann schlafen legen."
"der kam vorhin von der arbeit, hat eine halbe flasche wodka auf ex getrunken und geraucht. der ist völlig hinüber."
das kam mir leider bekannt vor und ich fragte den dritten, der ja mehr zeit als ich mit dem objekt verbringt:
"hast du ihn mal drauf angesprochen?"
"ja, zweimal. ich denk schon, dass er weiß, dass er im grunde alkoholiker ist."
"leider nicht nur das. oh mann, wir sind schon ein verein. wie läuft dein abi?"
"super. nur einsen bisher."
"streber", grinste ich. "du bist der traum aller lehrerinnen."

wir saßen noch ein wenig da und diskutierten über das heruntergekommene objekt, die schule, expressionistische lyrik und tagespolitik (darin ist der dritte nämlich sehr gut), dann gab es einen kleinen wachmacher und wir zogen los.

auf der party war dann allerdings nicht viel geboten. kurz vor vier uhr sagte ich, mich tugedhaft am schlafittchen packend:
"ich fahr jetzt nach hause."
der dritte nickte.
"ist ja eh scheiße."
dann sah er mich nachdenklich an.
"kann ich vielleicht bei dir schlafen?"
"bei mir? ich dachte, du schläft beim objekt?"
"nee, sein lütter kommt morgen früh um acht. und der ist immer so anstrengend."
"axo. ja, na klar... dann kommst du eben mit."
"ist das weit?"
ich überlegte.
"wir nehmen jetzt einfach ein taxi. ist ja schließlich weihnachten."

bei mir bezog ich dem dritten die gästematratze, die in letzter zeit erstaunlich viele besucher erlebte, und holte ein frisches handtuch.
"danke", sagte der dritte.
"danke, mutti, heißt das", erwiderte ich.
dann zog mich der dritte an sich.
"was ist denn nun mit deiner freundin?"
der dritte hatte eine teilzeitfreundin, der er in den intervallen der festen beziehung auch treu war.
"wir sind schon noch zusammen."
"dann überleg mal, ob du das jetzt wirklich willst."
der dritte guckte verzweifelt:
"du bist eben eine ausnahme. du bist auch die einzige. bei dir kann ich nicht anders. sonst bin ich treu. also sag ihr bitte nichts, ja?"
"meine lippen sind versiegelt."

da der dritte im breitentechnischen vergleich mit dem objekt eine halbe portion ist, passte erstmals ein mann in mein überzeugtes-single-bett.
"ich muss um zehn aufstehen, ich hab fußballtraining", sagte der dritte gegen acht uhr morgens.
"na toll. das heißt, ich darf jetzt den wecker stellen?"
"äh, sorry..."
"solange ich dir keine brote schmieren muss."
"nein, nein, ich zieh mich schnell an und verschwinde dann einfach."
"gut."
ich pustete die kerze aus und ließ mich noch ein wenig in den schlaf streicheln.

um zehn klingelte mich der wecker aus einer totenstarre. der dritte hüpfte schon durchs zimmer und suchte seine sportklamotten zusammen, die er gestern in weiser voraussicht schon bei sich trug.
"du hast das alles geplant, oder?" fragte ich gerade heraus.
der dritte guckte unschuldig. ich schleuderte ihm seinen slip entgegen.
"da. nicht vergessen, sonst machst du den torwart heiß."
der dritte lachte, drückte mich -
und verschwand. ich blieb zurück in einem verwüsteten zimmer voller asche, leerer flaschen (nur wasser!) und zerwühlter bettwäsche. tja, mit aufräumen haben es schuljungs eben nicht so...

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