Freitag, 17. April 2009
indifferent
zwei seelen wohnen, ach, in meiner brust. teufelchen und gretchen, das bin ich wohl. zwischen der, die ich war und der, die ich bin, liegen welten. aber wie tag und nacht mischen sich diese welten neuerdings wie in einem traum. beide sind inzwischen präsent. und die, die jeweils gerade nicht präsent sein darf, macht in form dieses brennenden gefühls in der brust, das man sehnsucht nennt, auf sich aufmerksam. ich bin zerrissen, wunden küsst mir allerdings keiner. wer sollte das auch können.
ähnlich fühlte sich der anfang meiner pubertät an. zum einen wollte ich gerne das liebe kleine mädchen sein und mich abends auf der couch bei meiner mutter ankuscheln. zum anderen wollte ich von zuhause weglaufen, drogen nehmen und mit damals nicht vorhandenen freunden wilde parties feiern. beides war nicht drin, nicht einmal eins von beiden. ich stand draußen, schaute mir beim leben zu und konnte nur den kopf über mich schütteln. hesses "demian" wurde damals zu einem sehr wichtigen buch für mich. bei allem, was ich tat, um halbwegs ich zu sein, das ich, von dem ich meinte, dass ich es sein müsste - bei all dem blieb stets ein gefühl: das gefühl des selbst verursachten unglücks. vielleicht tat ich nicht einmal das falsche, aber mein handeln und mein umfeld passten nicht zusammen.
bitter, dass man fast doppelt so alt wieder einmal an dieser weggabelung steht. und das schlimmste: man steht. weil man ja im alltag inzwischen nicht mehr zum nachdenken kommt. alles konzentriert sich darauf, dass man am ende des tages das nachdenken abschaltet, um schlafen zu können, um den nächsten tag, an dem man wieder und wieder seine rolle spielt, ertragen zu können.
einen unterschied zu meinem 13jährigen ich gibt es allerdings: damals war ich noch davon überzeugt, dass mein leben noch anfangen und dass dann alles gut werden würde. diese hoffnung habe ich heute nicht mehr.

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