Samstag, 25. Oktober 2014
mann mit hund
seit ich im vergangenen jahr meinen aktuellen job angenommen habe, arbeite ich in einem riesigen bürokomplex, der ein wenig ähnlichkeit mit einem alten krankenhaus hat: endlos verzweigte flure, grüner 70er-jahre-linoleum-fußboden, wände in vergilbtem weiß und ein merkwürdiger geruch, den man nie ganz aus den räumen kriegt.
man kann sich in diesem gebäude regelrecht verirren. auf jedem flur befinden sich zwischen drei und zwölf büros unterschiedlicher firmen, dazwischen verlaufen gänge, die in den komplex nebenan führen.

schräg gegenüber von unserem büro befindet sich ein kleines unternehmen, das auf datentransfer spezialisiert ist. der geschäftsführer dort ist der mann mit hund. der mann mit hund ist ein bär, groß, bärtig und kräftig.

wir begegneten uns des öfteren im flur, wenn er vom rauchen oder gassigehen kam und ich auf toilette ging oder auf dem weg zur post war. sein hund flippte jedesmal aus und kläffte mich an, während der mann grinste, grüßte, und dann "komm entchen" zu seinem hund sagte, worauf der hund das bellen einstellte und sich zusammen mit herrchen ins zimmer trollte.

heute, nach über einem jahr des grüßens, geschah das kleine wunder. ich war alleine im büro, die kollegin im urlaub, mein vorgesetzter auf dienstreise, alle anderen im seminar, als es klopfte. draußen stand der mann mit hund ohne hund mit kippe im mundwinkel und fragte nach feuer. da ich sozusagen sturmfrei hatte, stellten wir uns einfach ans fenster und schmökten, statt nach unten in den hof zu gehen, wo es sogar extra einen aschenbecher und eine ungemütliche raucher-sitzecke gibt.

"warum heißt dein hund eigentlich entchen", wollte ich wissen.
"weil sie so watschelt", sagte der mann mit hund.
ich kicherte.
der mann mit hund erzählte ein wenig von seinen aktuellen projekten und dies und das.
dann waren unsere zigaretten weggeraucht und wir schauten einander verlegen an.

"wir können ja auch mal was zusammen machen", rutschte mir da heraus.
gleich darauf war mir das furchtbar peinlich.
"also nur wenn du magst... und falls du zeit hast", stotterte ich.
der mann mit hund sah mich an und lächelte:
"ich würde mich sogar sehr freuen."
mir fiel eine tonne steine vom herzen.
"dann überleg dir mal, wann."
"nächste woche?"
"gerne."

der mann mit hund schrieb mir seine nummer auf und dazu seinen namen.
"jetzt weißt du auch endlich mal, wie ich heiße."
er grinste wieder und sein gesicht legte sich in wunderbar markante falten. keine schönheit, dachte ich mir, wirklich keine klassische schönheit, und auch schon verdammt alt. aber interessant. beileibe sehr interessant.

und plötzlich kann es für mich gar nicht schnell genug wieder montag werden.

... link


Mittwoch, 15. Oktober 2014
vibrationsalarm
mein bekannter und ich sitzen beim zweiten cocktail, er reichlich gelockert, ich deutlich angetrunken.
"guck mal, da drüber... die vier blonden ischen und der nerd. wer fickt da wohl wen?" fragt er mich.
"keiner fickt da irgendwen", sage ich nach einem kurzen blick. "der typ hat oberarme wie ich unterarme, sowas geht gar nicht."
"ach, findest du arme sexy?" schaut mich mein bekannter an und fängt dann an, die ärmel seines hemdes hochzurollen und seine kräftigen, volltätowierten arme zu entblößen.
"was wird das, striptease?"
"lass dich nicht ablenken", sagt mein bekannter. "wir waren bei dem haufen da drüben."

ich beobachte die szenerie eine weile und bemerke, dass alle vier ischen dem nerd an den lippen hängen und aufgeregt auf ihren sizen herumrutschen.
"okay, das sind alles bwl-studenten, und der typ ist der einzige, der den stoff blickt. deswegen sind die alle auf seine mitschriften scharf und setzen jetzt die waffen der frauen, pardon, der hühner, ein."
"interessant", sagt mein bekannter.
"was würdest du denn sagen?" frage ich zurück.
"ich würde sagen, die weiber haben alle vibro-eier im arsch und der typ hat die fernbedienung dazu. und immer, wenn er die drückt, rutschen sie geil rum."
ich kichere gläsern und haltlos.

"aber jetzt sitzen sie ganz still", werfe ich nach einer weile ein.
"die batterien sind leer", erklärt mein bekannter.
just in diesem moment erhebt sich der nerd und geht auf toilette.
"siehst du, er geht mal kurz die batterien austauschen!"

kurz darauf stehen auch zwei der ischen auf und gehen aufs klo.
"jetzt tauschen sie!" stupst mich mein bekannter an.
"du meinst, der typ hat die fernbedienung weitergegeben? und hat dafür jetzt auch ein vibro-ei im arsch?"
"genau. vielleicht sammelt er sie auch alle."
"vier vibro-eier im arsch, das drückt bestimmt schön auf die prostata."

mein bekannter sieht mich an:
"also über das, worüber man mit dir so reden kann... das kann ich so mit keiner anderen."
"siehste mal."
"ich hätte ja mal lust, mit dir nen abend auf mdma zu verbringen. einfach nur so zuhause hocken und mist labern."
"na dann machen wir das doch."
"es gibt aber ein problem."
"du hast kein mdma?"
"nein, aber ich werde dann manchmal echt horny."
"du kannst dann ja ne prostatamassage haben. ich kann dir auch ein marmeladenglas oder so reinschieben. oder meinen 25-cm-dildo. oder ein staubsaugerrohr."
"25 cm?! oder ein staubsaugerrohr?!" mein bekannter schaut schockiert.
"achwas, das geht. du bist doch groß."
"hast du das schon mal gemacht?"
"nicht mit nem staubsaugerrohr."
"aber mit deinem 25-cm-dildo?!"
"auch nicht. nee, einfach so, ohne hilfsmittel."
"bei dir selber oder bei wem anders?"
"hab ich ne prostata?!"
"und wie ist das so?"
"interessant. sexy. der betreffende hatte nen schönen arsch. und ging ab wie nachbars lumpi."

der bekannten guckt mich nachdenklich an.
"du bist schon ein bisschen verrückt."
"mindestens ein bisschen."
wir sitzen und gucken und ich merke, dass mir die wangen vom lachen wehtun.
"wir könnten doch silvester was zusammen machen", schlage ich vor.
"ich weiß was besseres", sagt mein bekannter. "wir fahren nächsten sommer auf ein festival und knallen und so richtig die birne zu. koks, mdma, pilze... alles was du willst."
"pilze nehm ich nicht, ich mag keine hallus. und bei koks muss ich echt aufpassen, wegen meiner depri. sonst kannste mich gleich wieder einliefern."
"ist ja kein zwang. du musst keine drogen nehmen, und ich muss nicht mit deinem staubsauger im arsch abhotten."
"deal!"

gegen mitternacht torkeln wir aus der kneipe und umärmeln uns fest. dann trottet jeder seiner wege. und als ich auf dem rad sitze und schlangenlinien fahre, ist mir herrlich warm und wohl.

... link


Donnerstag, 9. Oktober 2014
karlchen vom dach
mein gast für eine woche:



sein lieblingsplatz: mein bett. wenn ich drin schlafe, wohlgemerkt. heute morgen beim aufwachen zu tode erschrocken, weil karlchen direkt neben mir auf dem kopfkissen saß. und mich ansah aus seinen großen honigfarbenen augen.
schock durch entzücken, sozusagen.

... link


Montag, 6. Oktober 2014
rausgeputzt
heute habe ich die objektsachen in die post geworfen. eigentlich wollte ich dies vollkommen kommentarlos tun, konnte mir dann aber einen kleinen zettel nicht verkneifen anzufügen, auf den ich wütend gekrakelt hatte: "du verarschst mich nie wieder."

als die gelbe klappe hinter dem paket zufällt, muss ich an die gute k. denken, die gerade im ösiland sitzt, kiffend, vögelnd und wein trinkend und die mir so liebe und kluge sachen geschrieben hat. solche menschen brauche ich an meiner seite. solche menschen machen mich von innen warm. (du liest das bestimmt und ich meine das so, danke, dass es dich gibt!)

so wie meine exkollegin e., die ich am sonntag nach langer zeit wiedertraf. ich erzählte ihr die sommer-objekt-katastrophe, meine exkursion in die klapse und die ganze aussichtslose jobsituation, und sie fragte:
"morphine, wann warst du das letzte mal glücklich?"
ich musste überlegen, weil es schon so ewig her ist, ich meine, hey, glücklich, länger als für zwei stunden nach einem objektfick, das war ich schon jahrelang nicht mehr.
"so mit 25 vielleicht", sagte ich.
"oh morphine, das sind so viele jahre, das ist nicht gut", fand e. und nahm meine hand, weil mir die tränen in die augen schossen.
"ich finde, du musst weg hier."

kapitulieren, aber mit würde. gehen, aber nicht ohne perspektive.
das bin ich mir schuldig.

und überhaupt schuldig, das bin ich noch eine ganze menge. eine klinikrechnung und ein halbes jahr gez.

es ist mir gerade egal. heute kaufe ich mir trotzdem eine flasche wodka. und trinke darauf, dass dieses gefühl des ständigen wartens und hoffens in sämtlichen objektbelangen immer leiser wird. ich trinke darauf, dass mir vielleicht eines tages endlich jemand begegnet, der meine andersartigkeit teilt. der den mut hat, sich auf mein spezielles freisein einzulassen. und dass, wenn das alles nicht funktioniert, ich alleine glücklich werden kann, als seltsame alte katzenlady oder whoever.

... link


Samstag, 4. Oktober 2014
abschussrampe
ich treffe mich mit dem neuen mann. wir sind zum shopping beziehungweise window-shopping verabredet. das mache ich hin und wieder ganz gerne, vor allem mit anderen konsumgegnern, weil man sich dann so schön lustig machen kann über all die menschen, die wie ferngesteuert in die läden rennen, schuhe anprobieren, auf elektronik-vorführgeräten rumdrücken oder sich an der kasse drängeln, als hinge ihr leben davon ab - oder wahrscheinlich tut es das auch, mangels herz, verstand und tieferem sinn.

mit der lederjacke, die das treiben vorwitzig, klug und ziemlich lautstark kommentiert, geht das beispielsweise sehr gut, da fühle ich mich stark und stolz im anderssein bestätigt und zugleich sicher, denn da ist jemand an meiner seite, der konfrontation und eventuelle handgreiflichkeiten nicht scheut und dabei auch noch gut aussieht.

der neue mann hingegen gehört eher zu der stilleren sorte. zur sehr stillen sorte. das finde ich bisweilen ganz angenehm, aber bei gemeinsamen unternehmungen fehlt es mir dann doch, dass jemand impulse setzt, zeigt, lacht, witzig ist, kommentiert, kurzum, der sache die zweisamkeitsspezifische lebendigkeit einhaucht. denn sonst kann ich theoretisch auch allein durch die straßen wieseln.

wie immer geht der neue mann zwei schritte hinter mir und ist wortkarg. also mache ich den anfang, zeige auf zwei botoxfressen und einen wichtigtuer, der seine fette karre nicht in die parklücke kriegt. der neue mann schweigt dazu. da er hinter mir geht, kann ich nicht sehen, ob ein lächeln seine gesichtszüge erhellt, sprich, ob er mein geseiber amüsant oder eher total daneben findet. ein paar mal drehe ich mich um, doch irgendwann nervt mich die kommunikation nach rückwärts und ich schweige auch.

dass wir dennoch nicht gänzlich stumm durch die straßen gehen, ist dem neuen mann geschuldet, der zwei meter hinter meinem linken ohr an jeder weggabelung murmelnd fragt:
"links? rechts?"
nach der zehnten kreuzung etwa werde ich sauer und torpediere das system, indem ich antworte:
"wie du willst."
"mir ist das egal", sagt der neue mann und zuckt die achseln. "wie du möchtest."
ich mache mich gerade und sage:
"du musst doch auch mal was wollen, mensch!"
da zeigt der neue mann schnell nach rechts.

nach einer stunde bin ich müde, gelangweilt und wütend wie rumpelstilzchen. ich dirigiere den neuen mann zu einer bank, damit ich mich setzen kann.
dann sitzen wir und schweigen uns an. der neue mann bemerkt irgendwann meinen missmut und fragt:
"hab ich was falsches gesagt?"
ich schnaube.
"nein, wie könntest du."
der neue mann schaut mich ängstlich an.
"ich weiß, ich bin halt eigen."
"das würde ich so nicht sagen", entgegne ich.
"wie würdest du denn sagen?"
scheißlangweilig, konturlos und ansatzweise humorbefreit, schießt es mir durch den kopf, aber das kann ich dem neuen mann ja so nicht entgegenschmettern, denn er ist schließlich kein arschloch, ganz im gegenteil.
"wir sind eben sehr unterschiedlich", fasse ich meinen eindruck euphemisierend zusammen.

der neue mann guckt mich flehend an. das ist seine stumme standardaufforderung zu einem kuss. da mir gerade nicht nach einer harmonisierenden geste ist, sehe ich darüber hinweg. außerdem sind die küsse des neuen mannes genauso wie seine konversation: trocken, schmallippig und flach. nichts, was lust auf mehr macht, schon gar nicht, wenn frau stürmische, drängende zungenspiele gewohnt ist, deren elektrisierende wirkung bis in den unterleib reicht.

was sex betrifft, weiß ich nicht viel vom neuen mann, außer, dass er findet, dass feigen wie eine muschi aussehen und er gerne muschis leckt. vielleicht leckt er auch gerne an feigen, who knows. ich selber bin keine große freundin des muschileckens mehr, zumindest nicht bei männern, die, von wenigen fachkundigen und forschen forschernaturen einmal abgesehen, meist keine ahnung haben, wie vielfältig geil man eine zunge in einer muschi einsetzen kann. auch den neuen mann rechne ich eher zu den beharrlichen klitoris-schlabberern, die einfach solange an ein und derselben stelle weitermachen, bis frau einen orgasmus simuliert, um dem trauerspiel ein ende zu setzen.

als ich neben dem neuen mann so in der sonne sitze, fällt mir wieder auf, dass er nach nichts riecht. weder nach parfum noch nach einem eigengeruch. alles, was in meine nase steigt, ist das raue, saubere aroma von waschpulver.

just als mir die unerträglichkeit und unhaltbarkeit der situation bewusst wird und ich nach worten suche, um diese auszudrücken, sagt der neue mann schüchtern zu mir:
"ich bin froh, dass ich dich kennen gelernt habe."
ich reiße erstaunt die augen auf.
der neue mann nimmt meine hand:
"und ich würde gerne noch viel mehr zeit mit dir verbringen."
hilfe!
mein schockierter blick nimmt dem neuen mann das quäntchen mut und er stammelt:
"also... ich meine... nur wenn du willst. also... wenn du zeit dafür einplanen möchtest."

wie kann man(n) nur so devot sein. ich atme tief ein und wieder aus, dann raffe ich mich auf:
"ich glaube nicht, dass wir zusammenpassen. ich denke, ich möchte keine beziehung mit dir."
der neue mann ist geschockt. dann ein wenig trotz:
"ich hab dir ja gesagt, dass ich eigen bin. du wusstest doch, worauf du dich einlässt!"
"und inzwischen weiß ich, dass ich mich nicht weiter darauf einlassen möchte."

der neue mann steht auf und geht. mitleid durchzuckt mich, der erste impuls sagt mir, lauf ihm nach und sag ihm wenigstens noch was nettes. doch die vernunft grätscht dazwischen und meint, nö, warum denn, erstens nützt ihm das nichts, und zweitens hast du doch erreicht, was du wolltest. warum noch energie investieren.

ich stehe auf und nehme eine seitenstraße, ohne dass mich jemand fragt, links oder rechts. ich nehme sie einfach und das tiefe glück der freiheit durchströmt mich.

an der nächsten ecke treffe ich den wichtigtuer wieder, der seine nobelkarre nicht in die parklücke bekommen hat. jetzt versucht er sich im ausparken, stellt sich dabei aber auch nicht viel geschickter an. ich grinse, schwinge mich auf mein rad und spucke im vorbeifahren mein kaugummi auf seine heckscheibe - genauso, wie ich mit der lederjacke immer gemacht habe.

... link


Montag, 22. September 2014
doppel am sonntag
langsam wird es turbulent. wie kürzlich erwähnt, ist da der nette junge mann, mit dem ich seit zwei wochen unfassbarerweise etwas beziehungsartiges durchexerziere. heute nachmittag war ich bei ihm, später sind wir noch mit seinen freunden was trinken gegangen. ich fühle mich immer noch wohl. geborgen. er ist ein klasse mensch. die vorstellung von sex mit ihm ist nicht mehr ganz so abwegig wie noch vor einer woche.

nichtsdestoweniger bin ich zurückhaltend. er ist sehr verliebt in mich, und das macht mir angst. ich habe versucht, ihm zu erklären, wie ich ticke. dass ich ihn nicht verletzen möchte, dass es aber passieren kann. dass ich noch nicht mal die wahrscheinlichkeit kleinreden möchte.

dennoch ist eine große eintracht zwischen uns. ganz viel entspanntheit von seiner seite, obwohl er auch angst hat vor dieser dunkeln seite in mir. er ist kein akademiker, der das in jedem zweiten satz heraushängen lassen muss. er ist ein einfacher handwerker, aber voller empathie, genauso tierverrückt wie ich, und er kann fantastisch gut malen.

ich möchte das, was es kaputt machen kann, gerne aufhalten. ich meide weiterhin den kontakt mit dem objekt und bleibe sogar samstagabend brav zuhause. stattdessen habe ich mir ein anderes ventil für meine umtriebigkeit gesucht: einen ficker, der mir nicht gefährlich werden kann. ein finanzhai, unausgelastet in seiner beziehung, der laut eigener angaben auf schicke kleidung und teure autos steht. also einer mit einer weltanschauung, die ich eher unsexy finde, und einer, der im gegenzug meinen lebensentwurf ebenfalls ziemlich indiskutabel finden muss.

nachdem wir ewigkeiten an einem treffen gebastelt hatten, das wir hundertmal verschieben mussten, weil er jedesmal den deal des jahrhunderts abwickeln sollte, haben wir uns heute getroffen. zwei stunden, bevor ich bei dem neuen herzensmanns sein wollte. der finanzhai kam direkt aus dem büro, brachte schampus mit. als er unter der tür stand, bekam ich den schock meines lebens. auf einem foto hatte ich ihn ganz attraktiv gefunden, aber der mann, der mich da anstrahlte, war wirklich enorm anziehend.

da wir nur zwei stunden hatten, begann ich stante pede, seine krawatte zu lockern und ihn aus seinem anzug zu pellen. ich entschuldigte mich dafür, keine sektgläser zu haben, aber da grinste er und erkärte sich einverstanden, aus der flasche zu trinken.

dann saßen wir ein wenig verlegen verlegen auf meinem bett, bis ich zum blowjob überging. was da zunächst unscheinbar in seiner hülle hing, entpuppte sich dabei als prachtschwanz. selten, dass mich eine schwanzmetamorphose noch geil macht, aber in diesem fall tat sie es. wir fickten, bis das bett zu krachen begann, aber das tat es bei ansatzweise zweimeter-männern von kräftiger statur gerne mal. der mann, der anfangs bedenken gehabt hatte, aufgrund seines dauerstresses und der heimlichkeitensituation vielleicht gar keinen hochzukriegen, spritzte zweimal ab.

"das war... intensiv", sagte er verwirrt und außer puste, als er mich danach in den arm nahm. "ich meine, und das, wo wir uns gar nicht kennen. sowas habe ich noch nie erlebt."
"tja", sagte ich trocken. "und das, wo du deine frau doch bestimmt nicht zum ersten mal betrügst."
der finanzhai lächelte:
"du scheinst mir aber auch kein kind von traurigkeit zu sein."
wir schauten uns verlegen an, weil jetzt eigentlich der moment gekommen war, an dem es hieß, rin in die plünnen und ciao.

"fickst du immer ohne musik", wollte der finanzhai dann wissen.
"ähm, ja, also nur mit einem bestimmten mann hab ich dabei musik gehört", sagte ich verlegen und versuchte dann, das objekt schnell wieder aus dem kopf zu drängen.
"aber ich höre nur schlimmen krach, das muss man drauf stehen", fügte ich hinzu.
"ich auch", sagte der finanzhai. "wenn meine freundin nicht da ist, bin ich so wie früher, trag meine alten kapuzenpullis und hör iron maiden."
ich kicherte.

der finanzhai streichelte mein gesicht.
"du bist eine sehr besondere und sehr schöne frau", sagte er.
ich bekam gänsehaut und rappelte mich auf.
"ich muss gleich los."
"ich ja auch, ich muss wieder ins büro."
"du spinnst ja schon, an einem sonntag im büro rumzuhocken, wozu tust du das?!"
"für viel geld?"
"und wenn du morgen sterben müsstest, was nützt dir das dann?"
der finanzhai guckte mich an:
"mensch, du stößt einen ja echt auf die elementaren fragen des lebens!"
"denk mal drüber nach. vielleicht lebst du ja so ein stino-leben und könntest es ganz anders haben. intensität scheint dir ja sehr zu fehlen."
"du bist herrlich verrückt. und du triffst sowas von ins schwarze..."

ich drückte dem finanzhai sein jackett in die arme.
"jetzt aber raus mit dir."
der finanzhai küsste mich zum abschied, ganz fickdate-untypisch.
"von mir aus können wir uns gerne wiedersehen."
"dito. aber jetzt huschhusch, ich muss duschen, ich kann ja schlecht mit deinem saft an mir zu meinem freund fahren."

endlich zog der finanzhai leine und ich stand unter dem warmen rauschenden wasser.

uff.
im dinge-verkomplizieren war ich ja schon immer ganz große klasse.

... link


Montag, 15. September 2014
zarte anbahnung
es gibt mal wieder jemanden. mit meinem untrüglichen instinkt für schwierige außenseiter hab ich ihn mir aus der menge herauspickt.

heute sind wir zum ersten mal arm in arm im regen spazieren gegangen. ich hab mich sehr wohlgefühlt. stino-wohl. geborgen. satt. ansatzweise glücklich.

was mir nach wie vor fehlt, ist der sex. den hat das objekt eingesackt und mitgenommen.

... link


Montag, 8. September 2014
ice bucket-challenge mal anders
auf wunsch einer einzelnen dame begaben sich der werte herr gibson und madame morphine heute an den strand, um schwimmen zu gehen. nachdem in der nacht ein unwetter die küste entlang gezogen war, waren die temperaturen eher spätherbstlich denn spätsommerlich, und es tröpfelte ein wenig auf uns herab. trotzdem stiegen wir unerschrocken in die fluten, die laut auskunft eines herrn mit inoffiziellem insider-wissen nur zwölf grad hatten. da mussten wir nun durch, schließlich hatte ich das maul weit aufgerissen und lauthals auf schwimmen bestanden, und herr gibson behauptete fortwährend, dass ihm schrecklich heiß sei.

wir hatten die gesamte bucht für uns, da alle anderen touris in windjacken gepackt am deich standen und glotzten. ich fürchtete mich zunächst vor ohrenquallen und einer in seegras verschlungenen feuerqualle, aber der tapfere herr gibson hatte sein imaginäres quallenschredder-heldenschwert mit und schlug eine ideelle schneise, bis ich mich schwimmend den möven nähern konnte, die weiter draußen umherpaddelten und sich offenbar (zu früh) gefreut hatten, dass heute mal keine dämlichen touris im meer herumplantschten.

später saßen wir in einer der butzen und herr gibson verspeiste einen backfisch, von dem locker eine großfamilie hätte satt werden können. anschließend brauchte er ein nickerchen, zu dem es jedoch nicht kam, denn obwohl herr gibson bereits matratzenerschütternde schnarchgeräusche von sich gab - die ich zur begründung meiner nächtlichen bettflucht sowie zur aufklärung von erdbeben in südostasien gerne aufgezeichnet hätte - befand er sich laut eigener angaben noch im wachzustand, als das handy klingelte und die nachmittagsruhe somit komplett im arsch war.

auf diese weise nahm ein schönes wochenende sein ende, nicht ohne mein obligatorisches wannenbad und meinem steten von raucher-zu-raucher-reminder "du rauchst zu viel". neben der ice bucket-challenge in der ostsee habe ich auch ein wenig neue allgemein- und spezialbildung erworben: unter anderem machte mich herr gibson mit der mir bis dato unbekannten, aber dennoch ungeheuer weit verbreiteten vogelart des "tschipi" bekannt und erklärte mir zudem, wie man als mensch den dachs macht. ich wiederum überraschte meinen gastgeber mit wissensimpulsen zu themen rund um schnapsbrennerei und alkoholgrundstoffe, was nun vermutlich ein zwielichtiges licht, sprich einen schatten, auf mich wirft.

however, ich freue mich auf einen baldigen ice bucket-challenge-reload. am besten auf der zugefrorenen ostsee und mit sehr viel gin im tonic.

... link


Samstag, 6. September 2014
faules ei
ich bin auf klassenfahrt. wir sitzen morgens beim frühstück. das objekt ist auch dabei. es sieht ganz anders aus als sonst, klein und schmächtig und auch nicht so hübsch, nur die haare sind genauso wie im richtigen leben.

"ich hab dir ja gesagt, dass ich ab 9:30 uhr den ganzen tag für dich zeit habe", sagt es zu mir, "aber ich habe mich jetzt schon mit einer anderen verabredet."

da packt mich die wut und ich beginne, mit den frühstückseiern nach dem objekt zu werfen. natürlich wirft es sich mit gekochten eiern eher schlecht, aber ich habe irgendwann ordentlich schmackes drauf und die eier platzen doch und entpuppen sich dabei als roh.

das objekt steht da, eiersuppe auf hemd und hose und auch ein bisschen in den langen haaren, und alle mitschüler applaudieren mir.

ausgesprochen fröhlich aufgewacht.

... link


Freitag, 5. September 2014
(being) patient
wenn ich nicht nachdenke, komme ich mit dem leben halbwegs klar. ich schotte mich ab von politischen und wirtschaftlichen news, von katastrophen und vom leid anderer. das widerspricht meinem lebenskonzept, führt aber dazu, dass sich ein hauch von frieden einstellt, der wiederum zur folge hat, dass suizidale gedankengänge und das überwältigende gefühl eigener ohnmacht angesichts der ungeheuerlichen ungerechtigkeiten überall temporär in den hintergrund treten.

so und ähnlich habe ich das heute beim kontrolltermin in der psychiatrie erklärt.
"wie ist das genau mit den suizidgedanken", will der vertretungsarzt wissen.
"ich hab mir ein ultimatum gesetzt", sage ich. "wenn ich bis dahin nichts lebensveränderndes auf die reihe kriege, will ich mich der welt entziehen."
der arzt guckt mich ernst an.
"das ist nur eine deadline, da steht noch kein plan dahinter", füge ich hinzu.
"auch ohne plan schrillen da bei mir alle alarmglocken", antwortet der doc.
"sie können mich zu nichts zwingen", sage ich. "selbst wenn sie mich jetzt wieder in die klapse stecken, irgendwann komme ich raus und dann tu ich es halt dann, wenn ich der meinung bin, jetzt aber."
"aber in einer einrichtung würden sie lernen, dass das keine lösung ist."
"ich weiß, dass das keine lösung ist. es ist die absage an alle lösungen. aber ich habe in der einrichtung auch gelernt, dass mir die einrichtung keine lösungsansätze bieten kann."
"es muss ja nicht diese klinik sein. was machen sie derzeit für eine ambulante therapie?"
"keine. ich therapiere mich selbst. ich bin jetzt zwei jahre zu meinem therapeuten gerannt, da kommen keine neuen erkenntnisse. nicht auf die art und weise, wie er die therapie führt."

der arzt wippt auf seinem stuhl und legt den zeigefinger auf die lippen.
"was machen wir denn dann mit ihnen?"
ich muss angesichts der frage, wegen der ich ja eigentlich da bin, schmunzeln. dann zucke ich lapidar mit den achseln und schlage vor:
"verschreiben sie mir einfach die nächste packung medikamente. das ist das einzige, was sie für mich tun können."
der arzt guckt fast erleichtert, kramt dann stift und zettel heraus und stellt ein rezept aus, damit ich die kommenden drei monate nicht amok laufe und morgens brav zur arbeit erscheinen kann.

ein händedruck, das wars.
ich muss mich weiter in geduld üben.
das glück gibts eben nicht auf rezept.

... link