Sonntag, 7. Dezember 2014
den stein ins rollen bringen
den stein ins rollen bringt meine freundin b.

als wir gestern in den club kommen, sind t. und gespielin da. ich bekomme zunächst eine latente panikattacke, da ich innerlich nicht auf das objekt vorbereitet bin. dann stellt sich heraus, dass das objekt offensichtlich gar nicht mitgekommen ist.

nach einem drink mit b. gehe ich tanzen. dann komme ich an die bar zurück und erleide den herzinfarkt des abends, dann b. unterhält sich mit der gespielin, die wir immer einhellig als feindbild und no-go behandelt hatten. beinahe bin ich angefressen, dann aber werde ich neugierig, denn b. und die gespielin stecken für ganze zwei stunden die köpfe zusammen. ich bleibe auf tuchfühlung und betrinke mich derweil ganz fürchterlich mit der barfrau und ihrem mann. die barfrau wird mir immer sympathischer, obwohl ich ja mal mit ihrem mann geknutscht habe, aber wer sagt denn, das aus fehlern nicht auch mal was fruchtbares resultiert.

gegen ende des abends, als der rausschmeißer gespielt wird, begegnet mir die gespielin noch einmal. sie stürmt, bereits in ihre jacke gehüllt, richtung ausgang, während ich noch mal das klo aufsuche. ich sage tschüß, sie sagt tschüß und rauscht dann vorbei. nunja. von einer freundschaft sind wir schließlich meilenweit entfernt.

an der bar steht b. und winkt mir. es gibt einen letzten absacker, dann gehen auch wir nach draußen.
"was hast du denn heute so ewig mit der konkurrenz bekakelt", will ich wissen.
"mein ex hat die wohl mal angegraben und ich wollte jetzt mal gerne wissen, ob das stimmt."
"und?"
"ja, sie hat gesagt, der hat sie mal angesprochen."
"hätte ich gar nicht gedacht, dass die seine gewichtsklasse ist", stichle ich böse.

b. schaut mich komisch an und ich hebe die hände:
"entschuldige! entschuldige! haste ne neue freundin gefunden, hm?!"
"nee, aber die ist schon okay. ich muss dir was sagen..."
ich gucke besoffen und doof, dann sagt b.:
"wir haben heute auch über das objekt gesprochen."
jetzt fängt mein herz an, sich ins kammerflimmern zu klopfen.
"und?"
"die weiß das mit dir."
"WIEBITTE?!"
"ich hab ihr aber gesagt, da läuft schon lange nichts mehr."
"du hast WAS?!"
"jetzt reg dich nicht auf! sie meinte, sie wünsche sich eigentlich eine offene beziehung, aber er mauert da."

ich muss mich erstmal auf eine bank setzen, information overload. mir wird schwindlig, alle synapsen glühen und weigern sich, die informationen ordnungsgemäß zu verarbeiten.
"ich hab ihr nur deutlich gemacht, dass das objekt lügt und ein arsch ist, genau wie mein ex",kommt wie aus wolken bei mir an. "und da hab ich ihr eben erzählt, dass du ihm auch so lange auf den leim gegangen bist."
b. setzt sich neben mich und nimmt meine hand:
"bist du mir sehr böse? ich hab ihr auch gesagt, dass sie nicht sauer auf dich sein soll, weil er dich auch so übel manipuliert hat. sie wird ihn ganz neutral drauf ansprechen."
ich schaue b. an und spüre plötzlich erleichterung:
"nein, ich bin dir überhaupt nicht böse. das war das beste, was du hattest machen können."
dann lade ich die ganze scheiße bei b. ab: wie ich wochenlang überlegt hatte, die gespielin anzusprechen und das objekt zu verpetzen. und immer wieder gehadert hatte, ob ich ihr gegenüber genügend glaubwürdigkeit besitze und ob es so geschickt sei, die wahrheit auf den tisch zu bringen, während ich noch mit dem objekt in derselben stadt wohne.

dann fällt mir etwas fürchterliches ein:
"wenn die ihn zur rede stellt, dann sagt die bestimmt auch, von wem sies weiß. und von dir auf mich zu kommen, ist für das objekt keine große gedankenleistung."
"ich hab ihr gesagt, sie darf es nicht sagen, von wem sie es weiß."
"dann denkt das objekt wahrscheinlich, dass sie direkt mit mir gesprochen hat."
"ich hab ihr auch gesagt, dass sie dich da nicht mit reinziehen soll."
"aber der kreis der möglichen informanten ist ja gering. außer dir und mir weiß höchstens noch die drittefreundin mehr. der wird denken, dass ich es war und dann erzählt er ihr, dass ich eine manipulative, rachsüchtige borderlinerin bin, die sich in ihn verknallt hat und sie beide auseinander bringen will."
b. schweigt betreten.

"dann muss ich jetzt in die offensive gehen", beschließe ich. "wenn schon, dann trete ich ihm jetzt richtig in die eier."
"was willst du tun?"
"naja, vollabern kann ich sie nicht. das wäre unglaubwürdig, wenn ich sie jetzt mit irgendwelchen geschichten volltexten würde. aber ich muss ihr ein gespräch anbieten. ihr antworten geben."
b. findet das mutig und eine gute idee:
"vor allem, weil du ja schon so lange darüber nachdenkst, reinen tisch zu machen. das würde dir auch gut tun."
"ich machs", sage ich. "oh gott, ich machs."
"hast du denn ne nummer von ihr? oder willst du sie irgendwo abpassen?"
"nee. aber ich weiß, wer sie auf facebook ist. ich schreib ihr einfach. schreiben kann ich eh besser als reden."

zuhause kann ich lange nicht einschlafen. dann stehe ich noch einmal auf, gehe an den rechner und suche das profil der gespielin. ich tippe eine kurze, freundliche nachricht und schicke sie ab.

nun dürfen sie mir die daumen drücken.

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Samstag, 6. Dezember 2014
[katzenfreunde help!]
die cat-kack-attack hat sich zum dauerdesaster ausgeweitet und ich bin verzweifelt. heute morgen war jedes möbel, jeder vorhang und weite teile der böden voller kackespuren. dabei hat der kleine kater noch nicht mal richtig durchfall. der kackt ganz normal einmal am tag, noch nicht mal superweich, aber der letzte frische blupp ist jedesmal breiig und bleibt demnach fast vollständig in den langen arschhaaren hängen. (ich bin gerade sehr glücklich, dass ich das nicht über einen menschen schreiben muss.)

das problem besteht seit dem futterwechsel. katzenexperten aufgepasst: würdet ihr auf gut glück noch mal das futter wechseln oder würde eine erneute veränderung die verdauung des kleinen katers noch mehr durcheinander bringen? mir fehlen hier erfahrungswerte.

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Dienstag, 2. Dezember 2014
morphines law
der wecker klingelt um halb sieben, schließlich soll ich heute in die röhre. anziehen, zähne putzen, katzen versorgen. dann trete ich in etwas weiches, warmes. katzenkacke.

in windeseile die stümpfe ausgezogen, füße gewaschen, frische strümpfe angezogen, die braune bescherung weggeschrubbt. mist, jetzt bin ich zu spät. muss ich das rad zur bahn nehmen, und das, wo an der station doch ständig die räder geklaut werden.

egal. ich hole das rad aus dem keller, schwinge mich in den sattel und lasse mich den berg runterrauschen. am ende des berges kommt eine kurve, da muss man bremsen. das tue ich natürlich auch, allerdings blockiert die rückbremse. ehe ich mich versehe, fliegt mir der bautenzug um die ohren.

ich fluche laut, aber nutzt ja nüscht. also kette ich das rad an den nächsten baum und renne los, so schnell es das kaputte knie und der tumor im fuß zulassen.

wahnsinn, ich kriege die bahn noch. zum glück ist die radiologie nicht weit, drei stationen, dann bin ich dort.

an der anmeldung in der radiologie sage ich mein sprüchlein auf und schiebe die krankenkassekarte und den überweisungsschein über den tresen.
"ich hab hier keinen termin im kalender", sagt die dicke blonde empfangsische.
"das kann schon sein, ich wurde eingeschoben. gestern abend rief mich ihre kollegin an, weil jemand abgesagt hatte und ich sollte seinen termin bekommen, also heute, genau genommen jetzt."
die blonde wackelt mit ihrem doppelkinn und weigert sich, mich aufzunehmen.
"wo ist denn ihre kollegin von gestern abend?" insistiere ich.
"die hat heute keinen dienst."
na toll.
"und was mache ich jetzt?"
"sie können ja im januar wiederkommen."
ich bekomme einen termin in sechs wochen. yeah. falls der tumor doch bösartig ist, bin ich bis dahin vielleicht schon tot.

ich renne wieder zur bahn und fahre auf maloche. weil ich noch zeit habe, kaufe ich beim bäcker on the way einen kaffee. als ich mir zucker in den kaffee machen will, löst sich der deckel des zuckerstreuers und der gesamte zucker leert sich in meinen becher.
hinter mit kichert eine frau. ich strafe sie mit einem bösen blick, wende mich an den verkäufer und bitte um einen neuen kaffee. den muss ich aber bezahlen. nix mit kulanz.

dann stehe ich draußen auf der brücke beim ibm gebäude, trinke kaffee und rauche eine. es kommt mir ein typ entgegen, bestimmt zwei meter groß, markante züge, tiefblaue augen, klassischer dreiecksoberkörper. da klappern dir die eierstöcke. ich jedenfalls gucke wie eine kuh wenns donnert. und ohgottohgott, er guckt zurück und erwischt mich kalt beim dumm glubschen. dann aber lächelt er ein schönes lächeln und strahlt mich aus seinen unglaublich blauen augen an. er geht zunächst an mir vorbei, dreht sich dann aber noch mal um und bleibt stehen. ich fasse mir ein herz und lächle ihn an.
da stehen wir nun dumm grinsend herum. er zuckt charmant mit den schultern, wortlos, aber ohne sich abzuwenden.
"sie sind bestimmt verheiratet, was", platze ich da heraus.
"sie sind aber direkt", entgegnet der typ.
"und, sind sies?"
der typ nickt.
"macht nichts", sage ich. "ich finde, das war jetzt trotzdem eine schöne begegnung."
"auf jeden fall", findet der typ.
dann trollt er sich.
verheiratet. wie solls auch anders sein. heute sowieso.

ich komme im büro an. die tür ist verschlossen. ich krame nach meinem schlüssel und natürlich habe ich ihn vergessen. verdammt. ich überlege, wo meine kollegen sein könnten. haben wir heute irgendwelche veranstaltungen? mir fällt nichts ein. ich mache mich auf die suche nach dem hausmeister, lasse ihn aufschließen. eine minute später trudeln meine kollegen ein. sie waren direkt nebenan im seminarraum. ich hätte dort nur einfach mal nachsehen müssen. gut, das war dummheit.

wieder zuhause checke ich mails. der neukunde verhandelt zum vierten mal den vertrag, obwohl ich ihm schon um fast 50 prozent entgegengekommen bin. ich brauche echt mal jemanden, der mir das mit dem hart verhandeln beibringt. ich überlege zwei stunden, entscheide mich dann für eine kurze und freundliche mail, dass ich unter den umständen leider nicht für ihn arbeiten könne. hinterher ärgere ich mich, brauche ich doch jeden cent. naja, wenigstens ein stückchen würde behalten.

zwecks stressabbau lüfte ich mal durch. überhaupt stinkt es in meiner wohnung ganz komisch, fällt mir auf. als ich mich genauer umsehe, wird mir klar: der kleine kater hat durchfall bekommen und alles eingesaut, wo er seinen langhaarigen kack-popo drangehalten hat. maximaler ekel. obwohl ich schon alles geputzt habe, meine ich, immer noch irgendwo scheiße zu riechen.

am ende des murphy-tages bin ich völlig erschöpft. ich knalle mir eine doppelte dosis antidepressiva rein und einen wodka drauf. dann heia.

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Mittwoch, 26. November 2014
mann in liebevolle hände abzugeben
neben dem mann mit hund und dem geschäftsführer zählt seit meiner kleinen reise nun auch der sitznachbar aus dem flieger zu meinen begeisterten verehrern. der sitznachbar ist riesengroß, typ geschäftsdaddy, geschieden und hat drei töchter im pubertierenden alter. er ist regelmäßig beruflich in hh und droht mit besuchen. man sollte also meinen, mein hirn habe ausreichend subjekte und objekte, um sich zu beschäftigen.

wie immer ist die sache mit der quantität nicht gleich der sache mit der qualität.
"ich will keinen von allen. noch nicht mal als fick", sage ich gestern zu meinem bekannten, der mich langsam, aber konsequent alkoholisiert. der bekannte ist ebenfalls seit zwei jahren depressiv und leidet zudem unter massiven schlafstörungen, die ihn aktuell fast um den verstand bringen. deshalb auch die alkoholisierungsaktion.
"ich hoffe so, dass ich heute mal mehr als zwei stunden pennen kann", stöhnt der bekannte und ordert nach zwei bier und einem cocktail noch ein paar kurze.
"wenn ich später noch einen rauche, könnte es klappen."
"wie kannst du denn da morgen arbeiten?"
"das funktioniert merkwürdigerweise immer. spätestens um halb sechs bin ich schlagartig hellwach."

die bedienung schiebt zwei wodka über den tresen.
"und was mach ich jetzt mit meinem lieblosen liebesleben?" frage ich den bekannten, nachdem wir die kurzen geext haben.
"gib doch ne anzeige auf: drei männer in liebevolle hände abzugeben. so wie die das immer mit katzen machen", sagt der bekannte. "mal ehrlich, morphine, du machst da ein problem draus, wo keines ist."
"naja, so ein geschäftsführer kann halt vielleicht auch mal nützlich sein", werfe ich ein.
"willste den heiraten und so eine versorgungsehe draus machen?!"
"nee, aber vielleicht kann der ja beruflich was für mich tun."
"wollte schon sagen. dann heirate lieber mich, ich hab auch zu viel kohle", grinst der bekannte.
"deshalb gehe ich ja so gerne mit dir trinken", sage ich frech. "dann muss ich nicht den ganzen abend an einem drink nippen."

"aber du verstehst mich, oder?" frage ich dann noch mal.
"klar. das ist deine art von hochschlafen."
ich haue meinen bekannten ein bisschen.
"ist aber ja legitim in deiner lage."
"danke. prostitution ist also in meiner lage in ordnung."
"solange du deinen spaß dabei hast..."
"es macht aber keinen spaß! ich will nicht meine zeit mit alten typen mit mundgeruch verbringen."
"ich nehme mal an, dass du schon auch was draus ziehst, neben dem beruflichen."
"naja, es nimmt einen halt so auch mal wer in den arm. und sagt einem, wie toll man ist. obwohl, das glaub ich denen sowieso nicht. die haben diesen testosteronverklärten blick dabei und grabbeln mir am arsch."
mein bekannter seufzt.
"was willst du eigentlich wirklich?"
"ich will mit dem objekt ficken und ansonsten einen guten job. einen typen brauch ich nicht. will ich nicht."
"na also. dann ist doch eigentlich alles klar bei dir."
"aber ich habe weder das objekt noch den geilen job."
"dann kämpf doch drum."
"was das objekt betrifft, muss ich mir gerade abgewöhnen, drum zu kämpfen. obwohl ich vor lauter unausgelebter sexueller energie schon sabbere."
"hatte ich auch mal. war über beide ohren verknallt in eine frau, mit der ich den wunderbarsten sex meines lebens hatte. nach vier wochen hat die schluss gemacht. total ehrlich, so mit, ich will einfach nicht."
"scheiße."
"naja, ist ja okay. hauptsache ehrlich."
ich schaue über mein leeres glas besoffen in den raum.
"dass das mit der wahren, echten liebe so schwierig ist."
"ich bin da skeptisch geworden."
"ich auch. aber weißte, wenigstens geil ficken will ich noch ein bisschen. ein paar jahre hab ich noch."
"du siehst nicht aus wie jemand, der das nicht bekommen könnte."
"du hast keine ahnung, wie wählerisch ich inzwischen bin."

der bekannte lacht.
"als ich dich das erste mal gesehen habe, dachte ich mir, du bist total arrogant und überheblich."
"bin ich ja vielleicht auch. leute mit schlechtem selbstwertgefühl leiden immer an selbstüberschätzung. das ist sozusagen eine kognitive überkompensation."
"es hat mich überrascht, wie verletzlich du bist. du bist in manchen dingen noch ganz... kind."
"als du mich das erste mal angeprochen habe, dachte ich, och nö, so n scheißtürke, der schleimt bestimmt gleich rum."
mein bekannter lacht:
"ja, das denken viele. dass ich türke bin oder italiener."
"auf den dritten blick hast du eher was nordafrikanisches. ägypther oder so."
"kaum zu glauben, dass ich ostfriese bin, was?"

nach ein paar schlechten ostfriesenwitzen müssen wir los, ich, weil ich die letzte bahn zu verpassen drohe, mein bekannter, weil er vor dem schlafversuch noch einen rauchen muss.

"bist du am samstag im club?" frage ich beim abschied.
"nein, leider nicht, ich hab bereitschaft. haben wir alle paar wochen mal."
"schade."
"und du?"
"ich schau mal. je nach sexueller energie."
"das heißt?"
"wenn die niedrig ist oder ich sie totmasturbieren kann, könnte ich tanzen gehen, auf die gefahr hin, dem objekt zu begegnen."
der bekannte lacht und drückt mich zum abschied.

dann gehen wir unserer wege, zwei irre, jeder für sich.

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Sonntag, 23. November 2014
urlaub as usual
tag eins: kunden bombardieren mich mit aufträgen. ich reagiere erstmal nicht. stattdessen besäufnis mit mama und papa. später im bett denke ich an das objekt. masturbation, schlaf.

tag zwei: der mann mit hund schreibt eine nachricht, ob ich mich nicht mal melden mag. mag ich nicht. mini-twittertreffen mit alkohol, katzen und weiteren erheiternden substanzen. wunderbar. viele stunden später breit im bus sitzend ein anruf vom geschäftsführertyppi, ich gehe nicht ran. im bett masturbation mit objekt-porno im kopf.

tag drei: kunden nörgeln rum, wann ich denn endlich liefern würde. schreibe zurück, ich sei noch einen tag im urlaub. maaaann. geschäftsführertyppi ruft zum zweiten mal an, ich gehe zum zweiten mal nicht ran. spiele stattdessen mit meinen eltern karten. danach masturbation unter der dusche.

morgen der letzte tag. an dem ich weder arbeiten noch mit typen, die ich sowieso nicht will, telefonieren werde. ich werde dafür eiserne nerven brauchen.

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Mittwoch, 19. November 2014
pool-billard ohne einlochen
in den fluten der badeanstalt. ich will einfach nur durchschwimmen und adrenalin abbauen. aber wie immer in phasen, in denen die männer plötzlich reihenweise an mir kletten, dauert es keine zehn minuten, bis mich einer anmacht. auf die ganz klassisch-unkreative. er macht mir komplimente für meine beine und meine augen. ich brauche zwei sekunden, dann weiß ich, das ist ein verheirateter familienpapi.

ich beschließe, mich unbeeindruckt zu zeigen und mein schwimmpensum konsequent und ohne den typ eines weiteren blickes zu würdigen abzureißen. der typ verpisst sich erstmal. nach einer halben stunde allerdings habe ich schrumpelfinger und genug vom rumpaddeln. was nun? ich versuche, mich ins dampfbad zu schleichen, aber der typ hat alle sensoren auf mich ausgerichtet und sitzt fünf sekunden später an meiner seite.
"darf ich dich küssen?"
ich schüttle den kopf.
schwupp, habe ich seine hand am busen.
"hey!" sage ich und die anderen badegäste glotzen.
"entschuldigung", sagt der typ. "aber du bist so sexy, du bist irgendwie... wie heidi klum... nicht so n hungergestell und trotzdem..."
"hör auf", sage ich. "ich weiß, was du willst."
der typ ist baff:
"was will ich denn?"
"du bist verheiratet, hast zwei kinder und bist gelangweilt."
dem typ bleibt der mund offenstehen.
"woher weißt du das? kennen wir uns?"
"nee", sage ich, "erfahrungswerte."
"naja", gibt der typ zu, "ich bin ein bisschen ausgehungert."
"das merkt man. und ich bin satt", sage ich.
der typ macht hundeaugen und beginnt zu sabbern:
"ich würde dich so gerne jetzt nackt haben... dich spüren..."
"wünschen ist ja erlaubt", sage ich böse lächelnd.

irgendwann stehe ich auf und tappe nach draußen. der typ folgt mir wie ein schatten.
"hör mal, ich werde jetzt nach hause gehen", sage ich.
"gehen wir noch in ein hotel?"
ich breche in gelächter aus.
"nein. wirklich nicht."
"wir könnten aber doch auch hier auf dem klo sex haben", schlägt der typ kackendreist vor.
"ey, pass mal auf, das ist echt nicht mein style", schwindle ich und muss an das objekt denken, wie es mir damals im club auf toilette gefolgt war, meine muschi geküsst und mich aufgefordert hatte, in seiner anwesenheit zu pinkeln. ein schauer der geilheit durchzuckt mich. allerdings ist der typ null und nada mein fall.

"sehen wir uns wieder", will der typ wissen, als ich mich in richtung umkleide aufmache.
"ich bin nicht von hier", lüge ich.
"ach! woher kommt du denn?"
"aus n."
"und wie lange bist du noch hier?"
"morgen früh fahre ich nach hause."
"das ist ja doof."
"tja, so spielt das leben."
"kann ich dich anrufen?"
"nein. mein freund ist sehr eifersüchtig und hat sich nicht besonders gut im griff."
"achso."

das ende der langen leitung scheint erreicht. endlich, endlich trollt sich der schleimer. als ich fünf minuten später aus der dusche komme, sitzt er im whirlpool und gräbt zwei andere mädels an.
"tschüß, schatz", rufe ich, dann mache ich, dass ich wegkomme.

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Montag, 10. November 2014
objektiv bleiben
kliniktermin, der x-te, heute: beziehungsdiskussionen.

"seit meiner letzten längeren beziehung bin ich emotional behindert", berichte ich. "jetzt habe ich wieder jemanden kennen gelernt, den ich zunächst an sich supertoll fand. nun vergehen zwei wochen und ich bin total desillusioniert. und denke stattdessen an meinen ex-lover und daran, ihn erneut abzuschleppen und endlich wieder richtig guten sex zu haben."
"das sollten sie lieber nicht tun", sagt meine psychiaterin. "das wäre selbstverletztendes verhalten. weil sie von dem doch nicht das bekommen, was sie wollen."
"wann bekommt man das schon mal?" frage ich zurück. "und um zu merken, was man nicht bekommt, dafür müsste man doch erst mal wissen, was man überhaupt will."
"wissen sie das denn nicht?"
ich grüble.
"seit meiner letzten beziehung bin ich mir sicherer denn je zuvor, dass ich keine klassische beziehung will. also so mit treue und dauernd aufeinander hängen und dann vielleicht noch gemeinsam fernsehen oder so was geisttötendes."
"sie möchten eine beziehung ohne alltag."
"jein. also eine beziehung, in der man den alltag für sich allein hat. ich möchte nicht mitkriegen, welche frequenz der stuhlgang des anderen hat. ich möchte auch nicht jede nacht in die arme des anderen eingeklemmt liegen und mir sein geschnarche anhören. vielleicht ein, zweimal im monat, aber nicht öfter."

jetzt muss meine psychiaterin schmunzeln.
"ich habe nichts dagegen, etwas mit jemandem zu unternehmen. ich liebe inspiration. kunst, kultur, kino. schwimmen gehen. oder in den swingerclub."
"warum möchten sie in den swingerclub gehen?"
"weil ich sexy finde, wenn mein mann jemand anderes vögelt. und ich mich dabei auch sexy fühle. ich mag auch frauen."
meine psychiaterin schluckt.
"das sind natürlich sehr liberale vorstellungen."
"ja, und verdammt, das sind dinge, die ich JETZT tun möchte. nicht in fünf oder zehn jahren, wenn ich fett und faltig bin."

meine psychiaterin seufzt. unsere halbe stunde ist gleich um.
"vielleicht sollten sie sich doch noch mal in therapie begeben."
"ich halte das für zeitverschwendung."
"sie brauchen nur den richtigen therapeuten, da bin ich sicher."
"in den ich mich dann wahrscheinlich verliebe", kichere ich.
"dann suchen sie sich eine therapeutin."
"ich ficke auch frauen."
"dann eben einen, der alt und hässlich ist", lacht meine therapeutin.

nach der therapie bleibe ich noch in der klinik. blut- und routineuntersuchungen. zwischen den einzelnen untersuchungen gehe ich einmal um den block, rauche eine und komme dann an dem gebäude vorbei, in dem das objekt arbeitet. sein fahrrad steht nicht vor der tür, also hat es wahrscheinlich frei oder spätschicht.

ich nehme es als wink des schicksals, mache kehrt und melde mich wieder bei der schwester zum ekg. die schwester kennt mich schon, ich mag sie. meine werte sind unauffällig, also kann ich nach hause gehen.

später fahre ich durch den regen nachhause und fühle mich gleichzeitig deprimiert und erleichtert. manchmal hat es ja doch was, wenn man mit jemand vernünftiges quatschen kann. also sollte ich mir möglicherweise doch noch mal einen therapeuten suchen.

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Montag, 3. November 2014
mit angehaltenem atem
das erste date war ein volltreffer. es begann genauso, wie ich es unbewusst am liebsten mag: ich war pünktlich und der mann mit hund kam lässig zu spät. die folge davon ist, dass ich mich nicht fühle, als hätte ich schon gewonnen, sondern mich noch mal ins zeug lege.

den abend bei sehr angenehmer konversation verbracht. der mann mit hund ist genauso linksradikal wie ich und war lange zeit sogar parteimitglied. das imponiert mir, bin ich ja schon längst am überlegen, mich ebenfalls parteipolitisch zu engagieren. später stehen wir auf der terrasse des restaurants, rauchen und starren uns an, bis ich in einem anfall von mut die arme ausbreite und der mann hineinkriecht, mich fest an sich zieht und küsst.
"schüchtern bist du gar nicht", findet der mann mit hund.
"ich bin sogar sehr schüchtern", erwidere ich. "aber ich überwinde meine schüchternheit."
"ich finde das faszinierend. du hast mich ja quasi aufgerissen und auch jetzt hast den ersten schritt gemacht."
"man braucht immer ein herausforderndes projekt im leben", sage ich. dass es mir danach meist immer ebenso rasch wieder langweilig wird, verschweige ich.

gegen eins kehrt uns die restaurantbesitzerin sanft, aber bestimmt aus dem laden. ich überlege für einen moment, ob ich lust zu ficken habe, doch in sechs stunden klingelt der wecker wieder, und außerdem soll man es ja nicht überstürzen.
"wollen wir am wochenende was zusammen machen?" fragt mich der mann mit hund zum abschied.
ja, ich will. sehr sogar.

am freitag werde ich im büro mit breitem grinsen empfangen. ich hülle mich zunächst in interessesteigerndes schweigen, bis mein vorgesetzter herausplatzt: "und? jetzt sag schon!"
"bingo", sage ich.
großes hallo und applaus.

am abend bin ich mit dem dritten und der drittenfreundin verabredet, halloweenparty. eigentlich habe ich keine lust, schleppe mich dann aber trotzdem hin, denn versprochen ist versprochen.
am ort des geschehens ist zunächst keiner da. ich ärgere mich maßlos. als ich schon schlechtgelaunt wieder abziehen will, kommen dritter, drittefreundin, objekt und gespielin plötzlich die treppe runter. ich bin restlos begeistert. ich muss zu allen hallo sagen, auch zum objekt, dass mich betrunken an sich zieht und mir frecherweise "dich fick als letztes" ins ohr sagt. ich entwinde mich seinem griff, dann kralle ich mir die drittefreundin.
"warum kommt ihr so spät und was soll das überhaupt, seit wann hast du was mit der gespielin zu tun?"
"das objekt hatte uns zum vorglühen eingeladen", erklärt mir die drittefreundin, "und der dritte war natürlich nicht zu halten.
"und jetzt redest du mit der?" bin ich verwundert, da die drittefreundin bislang eiserne gespielinnenfeindin war.
"naja, wir saßen halt zusammen, was hätte ich denn machen sollen?"
"zu mir kommen vielleicht?"
der drittefreundin ist die sache total unangenehm. sie faselt was von nächstes mal und dass sie ganz bestimmt nicht die neue freundin der gespielin wird.
"hör mal, wenn du die nett findest, halte ich dich nicht auf. aber weißte, erst so einen aufriss starten und sich mit mir verabreden und dann nicht auftauchen... und sich auch nicht melden... und hinterher erfahre ich sowas, das ist einfach nicht schön."

den rest des abends verbringe ich mit möglichst großem abstand zu den vier menschen und fühle mich ganz schrecklich, bis ich beschließe, nach hause zu gehen. morgen, sage ich mir, hast du was besseres vor.

samstag erwache ich, weil der mann mit hund anruft. um zehn uhr morgens.
"ich schlafe noch", sage ich medikamentenbenommen.
"aber es ist doch so schönes wetter", sagt der mann mit hund. "entchen hat mich ganz früh geweckt und jetzt waren wir schon draußen und einkaufen."
"wo wohnst du nochmal?"
der mann mit hund sagt mir eine adresse, und weil es mr. murphy so will, ist sie nur zwei straßen vom objekt entfernt. fuck. das heißt, ich darf nun jedesmal am objekthaus vorbeifahren, wenn ich den mann mit hund besuchen will.

wir verabreden uns für später in der schanze. der mann mit hund kommt ohne hund, aber wieder zu spät. scheint so eine marotte zu sein. da ich selber auch meist später dran bin, finde ich das aber ganz entspannt.

der mann mit hund trägt einen eleganten mantel, und ich bin hocherfreut. ältere, bärtige männer in mänteln finde ich super.
dann knutschen wir und reden und knutschen, ab und an beäugen uns ein paar teenager misstrauisch. vermutlich wären wir ihnen peinlich, wenn wir ihre eltern wären.
irgendwann ist es halb eins. in mir latente unruhe, weil partytime. aber den mann mit hund kann ich nicht in eine düsterlocation mitnehmen. zum einen, weil er sich zu alt zum ausgehen fühlt, zum anderen, weil er meine musik ziemlich schrecklich findet.

"wir könnten ja noch zu dir gehen", sage ich todesmutig. "das wäre wenigstens nicht so weit."
"das ist mir jetzt aber unangenehm", sagt der mann mit hund, "bei mir ist gerade nicht aufgeräumt."
"du, ich hab schon viel gesehen in meinem leben, und grundsätzlich mag es ich es lieber gemütlich als steril", sage ich und denke an die lederjacke, die immer alles mit sagrotan desinfizieren muss, damit sie sich wohlfühlen kann.
"na gut", sagt der mann mit hund. "so rein wegtechnisch bietet sich das ja nun auch an."

wir laufen los.
"guck mal, das ist mein penny, da geh ich meistens einkaufen", sagt der mann mit hund und zeigt auf den objekt-penny. mir dreht sich der magen um.
"und hier, die tanke, da kaufe ich manchmal zigaretten."
es ist die objekttanke, wo ich - gewissermaßen interkoital - schon gefühlte hundertmal wodka und papers geholt habe, um dann weiterzuficken.
wir kommen dann tatsächlich am objekt-haus vorbei. nicht gucken, sage ich mir, aber dann schaue ich doch kurz hinauf zum schlafzimmer des objekts. es brennt licht und die roten gardinen sind vorgezogen. entweder bekifft es sich restlos, oder aber es zieht sich gerade für party um, überlege ich. dann ärgere ich mich tödlich, weil ich mir immer noch solche gedanken mache. aber die begegnung an abend zuvor hatte mich wieder traurig gestimmt.

der mann mit hund wohnt luftlinie 50 meter vom objekt entfernt. mir ist schlecht, als wir die treppen hinaufgehen. in der wohnung springt mir zum glück gleich entchen entgegen, was mir die befangenheit nimmt und mich ablenkt.
"du darfst dich hier echt nicht so genau umschauen", sagt der mann mit hund. "es ist mir auch echt peinlich, dass das jetzt hier so aussieht."
die wohnung entpuppt sich als winzige hardcore-männerbutze. obwohl die räume schön geschnitten sind, stehen sie voller viel zu wuchtiger, geschmackloser möbel, die einem die luft zu atmen nehmen. dazwischen müll, hundespielzeug und ein merkwürdiger geruch. ich schnuppere genauer nach, dann frage ich direkt:
"kiffst du?"
der mann mit hund guckt ertappt:
"findest du das schlimm?"
"nee, überhaupt nicht. ich rauche selber ab und zu mal was."
"cool", findet der mann mit hund, "bislang hatte ich nur freundinnen, die da radikal dagegen waren."
"wenn mans nicht übertreibt, sind drogen okay", sage ich. "ich hatte mal was mit jemanden, der raucht zehn joints am tag, da ist das nicht mehr lustig."
"ich hatte früher ein echtes koksproblem", gesteht mir der mann mit hund.
"und jetzt?"
"nehm ich nur noch selten was."
mich befällt ein mulmiges gefühl.
"dann ist ja gut", sage ich vage.

als ich mich aufs bett setzen will, falle ich in den rahmen.
"was ist denn das?!"
"das ist nur noch ein halbes bett. von meiner letzten trennung übriggeblieben."
ich rette mich auf die verbliebene klumpige matratze.
"da musst du aber mal was machen! die matratze hier ist auch ganz durchgelegen, da kannst du doch auf dauer nicht drauf schlafen."
"ja, ich weiß, aber ich konnte mich bislang noch nicht motivieren."
"du kriegst gesundheitliche probleme von so was!"
"ich weiß. aber jetzt bist du da, das ist doch mal ein guter grund, sich ein neues bett zu kaufen."

ich bekomme angst. was ist das für eine haltung, wenn einer nicht aus eigenem antrieb dafür sorgt, dass er ein anständiges bett hat? und überhaupt, wenn er sich jetzt wegen mir ein bett kauft, dann kann er nie wieder drin schlafen, falls ich demnächst schluss mache.

ich muss auf toilette. der mann mit hund zeigt mir, wohin ich muss. und dann trifft mich beinahe der schlag. denn das kleine bad ist völlig verdreckt.
"sorry, wenns hier so aussieht, aber ich habe entchen heute geduscht", entschuldigt sich der mann mit hund.
ich pinkle, wasche mir dann die hände. es gibt keine seife und die handtücher sind auch schmutzig. das kenne ich nicht einmal vom objekt in seinen schlimmsten zeiten.

als ich wieder ins wohn- und schlafzimmer zurückkehre, bin ich noch immer fassungslos. wie kann so eine elegante erscheinung wie der mann mit hund bloß in so einer butze hausen? an geld sollte es ihm doch eigentlich nicht mangeln.

wir kuscheln uns in das halbe bett, das glück glück gut und sauber riecht. der mann mit hund hat einen joint gedreht, der mit den schädel weghaut.
"wasn das fürn zeug", fasle ich.
"da vorne in dem hochhaus kriegst du echt gutes zeug. da kaufe ich auch manchmal mein koks."
"ich dachte, du nimmst das nicht mehr."
"ab und zu mal."
"kauf dir lieber ein bett, du."
"jaja. ist nur alles teuer. wenn du so lebst wie ich, geht ja viel geld drauf."
für koks und kiffe wahrscheinlich, mutmaße ich still.

gegen morgen breche ich auf, weil das bett so furchtbar unbequem ist und der mann mit hund schnarcht. er nimmt meine entscheidung mit gelassenheit, was ich unheimlich entspannt finde.

als ich auf der straße stehe, bin ich mir mit allem schon wieder schrecklich unsicher. wohnungen sind mir wichtig, denn die wohnung ist der spiegel der seele. spontan schätze ich die selbstachtung des mann mit hund noch geringer ein als meine.

anderseits hält mich das gefühl. die chemie ist wesentlich stimmiger als bei vielen vorangegangenen beziehungsversuchen.

einfach mal bleiben, beschließe ich. die sache genau anschauen und vertrauen üben. gehen kann ich immer noch.

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Donnerstag, 30. Oktober 2014
infusions of happiness
mr. murphy hat urlaub, wie es scheint. gerade passieren lauter tolle sachen.

als ich heute in der büroküche kaffee mache und die tür offensteht, schleicht sich der mann mit hund herein, grinst mich schüchtern an und fragt:
"und? wie siehts aus? willst du noch?"
wenn du wüsstest, dass ich dir gedanklich dieselbe frage seit gestern abend tausendfach gestellt habe. schließlich bin ich gewappnet, meine angst vor unverbindlichkeit ist inzwischen so groß, dass ich auch bei zig-fach bestätigten terminen immer noch einen alternativ-event aus dem zylinder zaubern kann, um meine enttäuschung vor ihrer bodenlosigkeit zu bewahren.

"ja klar", sage ich und strahle. "weißt du schon, wann?"
"ich hab hier gleich einen kundentermin... und dann muss ich mit entchen zum tierarzt. aber ich ruf dich an."
kundentermin. das erklärt auch, warum der mann mit hund heute feinsten zwirn trägt und nicht wie sonst fleecepulli und schlabberhose.
"ja, schau einfach mal", sage ich. "alles entspannt, keine hektik wegen mir bitte."
der mann mit hund strahlt, verabschiedet sich und geht wieder in sein zimmer. als seine tür ins schloss fällt, mache ich ein paar kindische luftsprünge und lasse die schmetterlinge einmal frei fliegen.

als ich wieder an meinen platz zurückkehre, schauen die kollegen neugierig.
"er ruft mich an", sage ich hibbelig, "wir treffen uns heute und gehen essen!"
"das wird bestimmt schön", sagt die projektleiterin, die meine aufregung bemerkt.
"hoffentlich mag mich entchen", hyperventiliere ich.
"du kannst doch so super mit tieren", zerstreut mein vorgesetzter meine bedenken.

dann bekomme ich post von einem superwichtigen klatsch- und tratschblatt. die redakteurin will gerne einen beitrag über unser unternehmen bringen. glückwünsche von allen seiten, sogar mein chef meldet sich: "das ist super!"
sieh mal einer an. geht doch. irgendwann beknie ich ihn noch mal wegen eines zuschusses zur fahrkarte.

später habe ich feierabend und radle nach hause. kaum habe ich die tür hinter mir geschlossen, klingelt das handy. bestimmt der mann mit hund, denke ich aufgeregt, und bin dann verwundert, als sich die besitzerin meiner beiden flauschigen feliden gäste vom frühjahr meldet.
"könntest du die beiden eventuell noch mal für vier wochen nehmen? ich bin gerade im krankenhaus und mein mann hat sich von mir getrennt.... es ist das pure chaos. und meine beiden jungs sind im moment ganz allein zuhause!"
"ja aber sicher", sage ich. "ich bin zwar ein paar tage im november unterwegs, aber das müsste schon gehen."
erst als ich auflege, beginne ich mich zu freuen: meine beiden superpuschis werden noch einmal zu mir kommen!"

zwei minuten später klingelt das telefon erneut und der mann mit hund ist dran.
"ich kriege wieder katzen!" quieke ich entzückt in den hörer.
"cool", sagt der mann mit hund. "hoffentlich bleibt die tapete dran!"
"nee, die kratzen leider", sage ich. "aber die sind so sweet, ein bisschen verwüstung dürfen die."
dann fixen wir die verabredung.
in zwei stunden ist es soweit.
und meine zirbeldrüse will schier platzen vor lauter lebendigkeit.

nachbericht folgt.

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Mittwoch, 29. Oktober 2014
come around
heute auf arbeit klopft es gegen elf an der bürotür. es ist der mann mit hund von gegenüber, der fragen will, ob ich mit ihm rauchen gehe. ich grinse ein wenig peinlich berührt, da ich sonst während der arbeitszeiten so gut wie nie rauche, komme dann aber doch mit, als mein vorgesetzter mir das zeichen zu verschwinden gibt.

meine kollegen haben die sache mit dem büroübergreifendem flirt inzwischen durchschaut und sind sehr neugierig.
"ich habe ein bisschen angst", sagt die projektleiterin heute.
"warum", will ich wissen.
"du hast doch mal erzählst, dass du in der regel schluss machst. und ich will nicht, dass du ihm das herz brichst und der dann hier tagelang vor der tür lungert und weint", schmunzelt sie.
"und ich will keine post-its mit herzchen und ich-liebe-dich hier irgendwo kleben sehen", fügt mein vorgesetzter mit gespielt strenger miene hinzu.
ich lache. ich habe so lustige und liebe kollegen, das mag ich an meinem job am meisten.

"wie alt ist der überhaupt", will die projektleiterin dann neugierig wissen.
"keine ahnung."
"anfang-mitte vierzig?" schätzt sie.
"er könnte auch ende vierzig sein", mutmaße ich.
"dann ist der doch viel zu alt für dich!"
"aber er hat noch sehr volles und schönes haar", wirft mein vorgesetzter ein.
"auf glatze stehe ich auch nicht", sage ich.

"wann trefft ihr euch denn nun?" fragt die projektleiterin.
"morgen", sage ich und kann ein breites grinsen nicht verbergen.
"und was macht ihr?"
"also eigentlich wollten wir ein bier trinken gehen. aber er meinte vorhin, wir könnten doch auch essen gehen."
"ooooohhhh", seufzt die projektleiterin, "das ist doch eine gute idee. das ist viel romantischer als bier trinken."

als ich arbeit aus habe, treffe ich den mann mit hund noch einmal, als er gerade von den toiletten kommt. wir bleiben kurz stehen und lächeln uns an wie die bekloppten. die schmetterlinge in meiner magengrube flattern aufgeregt umher.

hoffentlich stürzen sie morgen nicht gleich wieder ab. drücken sie mir die daumen.

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