Freitag, 9. Januar 2015
bester kunde ever
es macht enormen spaß, für die stadt zu arbeiten. nicht nur, weil die endlich mal meine preise akzeptieren. sondern auch, weil die sehr, sehr okay sind. unter diesen anzugfuzzis und hosenanzugfrauen bewege ich, die gestörte freakin, mich wundersamerweise auf augenhöhe. diese leute haben jede menge humor, begegnen mir mit großem respekt und sind enorm zuvorkommend. wenn wir unterwegs sind, bekomme ich essen und getränke spendiert. wenn es regnet, werde ich mit dem auto mitgenommen. inzwischen darf ich sie alle duzen, auch die oberwichtigen.

einer hat sogar mein facebook-profil entdeckt und mich erkannt. noch nie habe ich mich mit einem kollegen oder kunden auf diese weise befreundet. ich habe zum ersten mal eine ausnahme gemacht, weil alles andere vollkommen albern gewesen wäre. für ihn bin ich, glaube ich, ein bisschen so etwas wie eine tochter. er spricht mir oft mut zu und glaubt fest daran, dass ich mein leben irgendwann auf die reihe bekomme. ich schwärme ein bisschen für ihn, auf eine kindliche, asexuelle art und weise. es muss ein großes glück sein, so einen vater zu haben, ohne dass ich meinen eigenen damit mies machen wollte.

obwohl ich kein typ für zahlen und bürokratie bin, würde ich alles dafür geben, auch dort zu arbeiten. mit solchen menschen und unter solch tollen bedingungen macht sicherlich alles freude.

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Sonntag, 4. Januar 2015
closed
immer, wenn ich das objekt im club sehe, bricht sich der liebeskummer früher oder später seine bahn. das letzte mal ging es ganz gut. gestern hingegen dauerte es nur zwei minuten bis its-my-party-and-i-cry-when-i-have-to. mein ebenfalls psychisch kranker bekannter v. vermutete sofort einen depressiven anfall und bot mir emotionale hilfestellung an.

"is nur wegen dem arsch", schnaufte ich und deutete mit dem kinn in richtung objekthintern.
"wie wärs mit was zu trinken?" frage v. und schob mich richtung bar.
"alkohol hilft doch immer."

an der bar knuddelte mich erstmal der barkeeper.
"was wollt ihr trinken? ich geb euch heute alles aus, ist ausverkauf, der laden schließt."
wir schauten erstmal dumm.
"ach, ihr zieht um, ne?" fragte ich, mich an alte gerüchte erinnernd.
"nee, der laden ist verkauft", erklärte der barkeeper. "wir waren ja fast pleite. genießt, was ihr noch kriegen könnt."
v. und ich sahen uns schockiert an.
"das kann doch nicht sein."
der barkeeper schob uns zwei tequila und zwei wodka hin.
"trinkt, alkohol hält welt und seele zusammen!"

ich drehte eine runde durch die vertrauten räume und kam dann wieder zu v. zurück, der sich weiter mit dem barkeeper betrank.
"es ist, als wenns das schicksal so wollte", faselte ich.
"was meinst du?" fragte v.
"wenn der club schließt, dann kann ich dem objekt kaum mehr begegnen. woanders sind wir beide ja nur selten."
"wer ist denn das objekt?" wollte der barkeeper wissen.
"der da." ich zeigte auf das objekt, das mir den rücken zudreht.
"wir haben viereinhalb jahre lang gefickt und das ist so ein arsch, und ich komm da nur ganz schwer drüber weg, weil ich den hier ständig sehe. ich will am liebsten die stadt verlassen."
der barkeeper nahm meine beiden hände in seine und meinte:
"das wäre aber schade, wenn wir dich nie mehr sehen würden. ich will mal versuchen, zusammen mit noch zwei leuten einen laden zu finden, wo wir unseren club wieder aufmachen können. was kleines, feines, gemütliches."
"echt, wo denn?"
"wir haben noch nichts. kann noch so ein jahr dauern."
"das ist aber vage."
"das ist das leben!" lachte der barkeeper und drückte mich noch einmal.

gegen vier wurde ich immer müder. die müdigkeit bewirkte, dass sich die traurigkeit immer schwerer im schach halten ließ. ich merkte, wie ich unbewusst immer wieder nach dem objekt ausschau hielt und dass auch das objekt mich sehr wohl im blick hatte. das war nicht auszuhalten. also holte ich meine sachen, um zu verschwinden.

draußen fiel mir auf, dass ich viel zu dünn angezogen war. in der kalten, feuchten nachtluft fror ich wie ein schneider. an der bushaltestelle angekommen war ich völlig fertig und so kalt, das ich den eindruck hatte, gleich ohnmächtig werden zu müssen. da hielt plötzlich ein auto neben mir, in dem zwei andere clubgänger saßen, die ich vom sehen kannte.
"hey, du musst doch auch richtung norden?"
ich nickte.
"sollen wir dich mitnehmen?"
unverhofft kommt oft.
dankbar ließ ich mich in die polster sinken.

nach solchen abenden glaube ich wieder ein bisschen an schutzengel. solche, die zur richtigen zeit eine mitfahrgelegenheit vorbeischicken. und solche, die den club pleite gehen lassen, um zu verhindern, dass mir das objekt weiter vor der nase herumtanzt.

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Freitag, 2. Januar 2015
sky and sand
silvester war beschaulich und partyfrei. sieben menschen, sechs davon fremd, zwei katzen, fünf tischraketen, eine packung wunderkerzen. jahreswechsel auf einem balkon am rande von lübeck, in die ferne starren, die melancholie mit einer zigarette verdrängen, die jacke enger um sich schlingen. verlegene umarmungen, nach den katzen sehen, noch ein kleiner whiskey.

um halb zwei sitze ich leicht angetüddert neben dem werten herrn gibson auf dem beifahrersitz von dessen brandneuem firmenwagen, in dem nicht geraucht werden darf. das letzte, was ich bewusst wahrnehme, ist ein auto vor uns, es trägt das kennzeichen oh-rk und ich muss kichern, hihi, ein ork. dann wache ich erst in kiel wieder auf.
"die haben alle nix getrunken", beschwere ich mich beim herrn gibson.
"der eine komische typ schon", antwortet mir herr gibson. "den fand ich aber unsympathisch."
"aber sonst wars echt ganz nett. jedenfalls besser als alleine irgendwo auf einer party rumhühnern."

zuhause beim herrn gibson bin ich kurzzeitig unangenehm wach, döse dann aber noch mal gut weg bis mittags um zwölf. nach einem kaffee machen wir uns auf zum strand, ein bisschen spazierengehen. es ist stürmisch und kalt.
"verdammt, ich hätte mal noch eine jacke unter den mantel ziehen sollen", flucht herr gibson, dem normalerweise immer heiß ist, woraufhin ich beschließe, heute mal nicht zu frieren und den herrn gibson ein bisschen zu quälen.

dann gehen wir den weg zum strand hinunter.
"haha, guck mal, das straßenschild, die straße hat aber einen witzigen namen!" rufe ich.
herr gibson schüttelt leicht den kopf und schaut mich schräg an.
"guck mal, da ist eine uhr, die sieht aus wie bei mir zuhause!" fällt mir wenige meter weiter auf.
herr gibson verdreht leicht die augen und zeigt dann aufs meer hinaus:
"guck mal, robben."
"wo?" frage ich.
"da", deutet herr gibson noch mal auf die zwei typen in taucheranzügen.
"haha", sage ich, und herr gibson grinst sich einen.

nach einer weile machen wir kehrt, weil es einfach zu kalt wird.
"guck mal, wie komisch der mann da drüben grinst", stupse ich herrn gibson an.
"der freut sich halt des lebens", sagt herr gibson lakonisch. "du brauchst dafür uhren, die aussehen wie bei dir zuhause."

ich lächle, atme tief die würzige meeresluft ein und merke, wie entspannt ich bin. ich stapfe weiter über getrockneten seetang, kleine muscheln und steine und beuge mich dem wind entgegen. meine sorgen und ängste bleiben dabei relativ, in ihrer echten dimension, tragbar. ein bisschen gespannt bin ich ja schon, was 2015 passieren wird. heute jedoch bleibt alles unaufgeregt, begleitet von kleinen highlights wie unserem spaziergang mit taucher-robben, vertrauten uhren und komischen grinsern, einem köstlichem abendessen und einem warmen schaumbad später.

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Dienstag, 30. Dezember 2014
süddeutsche exkursionen
eigentlich wollte ich in der fränkischen heimat ja einen druff machen. ging dann nicht, weil das mädchen in mir heulen gehen musste und minderwertigkeitskomplexe kriegte. schnüffschnüff, eine runde mitleid. oder eine backpfeife, wahlweise, man soll ja nicht rumflennen, wenn man wie die made im speck sitzt.

wurde aber dann doch noch ganz schön. zum beispiel beim kaffeetrinken mit der ersten großen liebe. wie gut ich mich immer noch mit diesem mann verstehe. den man mir zwar auf den bauch binden könnte, so ganz ohne konsequenzen für das feuchtmilieu meiner vagina.(und dabei hat der den größten und schönsten schwanz, den ich bis dato gesehen habe.) wir saßen einträchtig nebeneinander im café in der fürther gustavstraße, die immer so aussieht wie früher, ein bisschen renoviert hie und da, aber so urig und heimatlich, wie ich es in erinnerung hatte. wir unterhielten uns über meine reisepläne und seine tochter, über die männer- und frauenwelt und ab und an über unsere exbeziehung. die war ja sehr schön und trotz turbulenzen letztlich recht harmonisch gewesen. irgendwas musste ich mit 16 kapiert haben, was mir mit der zeit offenbar verloren ging.

zweiter schöner abend war mit einer freundin und deren freund und deren beider miezekatzen. da hat sich twitter mal gelohnt, denn mit frauen verstehe ich mich nur selten. und schon gar nicht so gut. als ich stunden später sehr blau nach hause schwebte, war mir wunderbar warm vom lachen und der herzlichkeit und ein paar zügen vom gemeinschaftsjoint. nachdem ich mich so sehr mit meiner ehemals besten nürnberger freundin verkracht hatte, fehlte mir seit dem sommer immer ein grund, mal wieder runterzufahren. jetzt hab ich wieder einen. (ich sag danke, weil ich weiß, dass du hier mitliest! <3)

ein bisschen exzess musste trotzdem sein, obwohl der ganz unbeabsichtigt war. am samstag war nämlich große-runde-treffen. alle alten gesichter aus meinem ehemaligen sehr schönen und großen freundeskreis versammelten sich zu einer art stammtisch in einer kneipe. das war aufregend. menschen, mit denen ich früher mal jedes wochenende rocken gegangen war, brachten partner und kinder mit. viele waren richtig richtig alt und spießig geworden, schleppten krankheiten und extrapfunde mit sich rum, hatten weniger haare und mehr falten.

einer der menschen in dieser runde war ein früherer stiller verehrer, heute verheiratet, vater, auf einem posten ziemlich weit oben in der regierung. wir gingen nach dem treffen noch weitertrinken und nachdem wir die oberflächen-fakten von familie und job durchhatten, erzählte ich ihm von meiner erkrankung und meinem psychiatrieaufenthalt. mein früherer verehrer war erst schockiert, packte dann aber aus, dass er ebenfalls wegen burnout in behandlung sei. etliche getränke später saßen wir an einer straßenbahnhaltestelle, und er bat mich um eine zigarette, obwohl er, seit die kinder da sein, nicht mehr raucht. dann hatte ich erst seine hand auf meinem schenkel, danach seine lippen auf meinen.

"du bist eine tolle frau", sagte er sehr besoffen, "warum haben wir das nicht schon früher gemacht?"
"du warst ständig in beziehungen und damals war es halt noch nicht so, dass ich nur famlienpapis gefickt habe."
"wie du redest... bin doch auch ein familienpapi."
"jaja, vaddi. aber du willst doch auch nur ficken. oder möchtest du mir etwa weißmachen, dass du jetzt wegen mir dein leben aufgibst? deine sicherheit, dein nest, die gewissheit, dass dir jemand deine hemden aufbügelt?"
da schwieg er dann verlegen. als wir aus der bahn stiegen, bat er um einen letzten kuss.
dann verabschiedete er sich kopfschüttelnd.
"acht jahre zu spät. acht jahre zu spät!"
"achwas. ich bin eine schlampe, du wärst weder damals noch heute mit mir glücklich geworden."
"du warst damals immer mit diesem paul zusammen."
"quatsch. mit so einem chauvinisten-schwein fang ich doch nichts an. das war nur was festes fürs bett."
"das sah aber anders aus."
"ach komm! der wollte eine akademikerin, die scharf aussieht, willig ist und sich dann in die küche stellt und die kinder großzieht. das ist sowas von 1950."
"der wird übrigens jetzt auch vater."
ich riss die augen auf:
"ach du liebes lieschen. das arme kind. und die arme frau!"
"ja, bei dem frag ich mich auch so, wie das werden soll..."

"da kommt dein bus", sagte mein verehrer irgendwann.
"ja. dann sag ich mal tschüß."
"ich würde dich ja gern wiedersehen."
"kannst du doch. mir ist das total egal, was du machst. deine family ist nicht mein shit."
"nein, nein, ich bin ja brav."
"besser so."
"hm... vielleicht auch nicht?"
"kannst ja in ruhe drüber nachdenken. dauert so ein halbes jahr, bis ich wieder in greifbarer nähe bin."
dann ging er durch den tiefschnee davon, mit einem seligen lächeln, und ich ging, nicht weniger lächelnd. ein liebenswerter spinner.

nun hat mich - nach vielen vielen stunden bahnchaos - der norden wieder. morgen gehts aber schon weiter, ans meer, zum werten herrn gibson. das jahr ertränken, nicht mich, wenn es irgendwie geht. vielleicht noch ein möve draufkacken lassen. so als glücksbringer.
ich wünsch ihnen was. lassen sies krachen. wir lesen uns.

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Samstag, 27. Dezember 2014
zombie-philosophie
zwei dosen ssri, benzos, wodka und 10,5 stunden schlaf - und die normalität hat mich wieder.

nächtlicher alptraum, klappe die x.te, diesmal mit lehrsatz:
der zombie, der mich zerschmettern will, auf meine frage, wie das mit dem sterben ist und ob es wehtut: "am anfang tut es weh, aber so mit der zeit empfindest du immer weniger."

beinahe hätte ich gelacht. aber der zombie kann karate, also halte ich trotzdem vorsichtshalber mal die fäuste vors gesicht. das gesicht ist mir heilig, ich mag auch kein sperma im auge.

wenn dich ein zombie umbringt, stirbst du langsam, sozusagen in etappen. du wirst immer wieder attackiert, bis du dann irgendwann selber zombie bist. merken sie sich das. es macht also theoretisch keinen sinn, in einem zombie-alptraum wegzulaufen, sonst dauert das mit dem sterben ewig.

trotzdem habe ich in dem traum einen erstaunlich guten überlebenswillen, schlage einen anderen zombie mit einer zaunlatte nieder und kann vorläufig fliehen. ich laufe dabei in einen wald hinein, in dem ich im traum öfter lande. dort kenne ich einen pfad aus meiner kindheit, der meist eine gute wahl ist.

später sitze ich mit einem zombie-mädchen auf einer parkbank, sie ist noch kein vollzombie und wartet ebenfalls auf die nächste attacke. sie ist süß und sexy und wir fummeln ein bisschen, dann wache ich auf.

tja, sex und tod. was anderes scheint mein hirn zu weihnachten nicht zu beschäftigen.

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Dienstag, 23. Dezember 2014
seit ich beim fernsehen arbeite
meine nachbarn schleppen tüten, christbäume und allerlei kladderadatsch ins haus. alles sehen abgehetzt und genervt aus. die nachbarskinder streiten sich, der kleinere fängt irgendwann zu heulen an.
ich lehne am fenster, rauche eine und trinke tee.
"na, schon alles fertig für morgen?" ruft die blockwartin, die ihren milchsemmeligen mann hinter sich herschleift, im offizierston.
"nö, ich mach nix", sage ich salopp. "ich arbeite durch."

meine nachbarn sind der meinung, ich arbeite für das fernsehen. ich weiß nicht, wann sie sich das zurechtgesponnen haben, aber das gerücht hält sich hartnäckig. so findet man mich zwar seltsam und einzelgängerisch, verzeiht mir diese absonderlichkeit aber, weil ich ja beim fernsehen und damit vermutlich irgendwie wichtig bin. deshalb werde ich - anders als mein lieblingsnachbar - auch nicht mehr drauf angesprochen, wenn ich das licht in der nacht brennen habe (arbeitet vermutlich an einer eiligen reportage).

auch meine häufige abwesenheit und meine rückkehr in frühen morgenstunden wird zwar registriert, aber nur noch gelegentlich kommentiert. leute, die fürs fernsehen arbeiten, sind in den augen meiner nachbarn wahrscheinlich ständig irgendwo undercover unterwegs, um brandheiße storys aufzudecken. ich sag nur: is, pegida und udo jürgens. deshalb kann ich auch schamlos sonntagnachmittags augenberingt und bleichgesichtig durchs treppenhaus schlunzen und jetlagig statt verkatert tun.

manchmal frage ich mich, was meine nachbarn denken, wenn so viele männer bei mir ein- und ausgehen, die auch häufig kein zweites mal wiederkommen. sollte ich eines tages mal gefragt werden, werde ich vielleicht antworten, das sind alles castingkandidaten für dsds und bauer-sucht-frau. möglicherweise werden das einige von denen ja sogar mal.

ich arbeite solange mal weiter an meinem eigenen format "pornografisches quartett". sendungen, die deutschland dringend braucht.

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Montag, 22. Dezember 2014
more wilderness & beauty
zu meinen guten vorsätzen für das neue jahr gehört der plan, nach estland zu reisen. mit einem kumpel im kleinbus, gemütlich mit zwischenstopp in kaliningrad, die küste abfahren, wälder und seen bestaunen, tallin besichtigen und vor allem eins: polarlichter gucken.

ich weiß noch nicht, wie ich es anstellen werde, aber ich bin zum ersten mal seit langem überzeugt, dass das genau mein ding wäre.

(falls jemand estland-tipps hat... immer her damit.)

auch sonst habe ich tatsächlich mal konkrete ziele:

- an oberster stelle steht der neue job, am liebsten in verbindung mit einem ortswechsel
- vollkommene gleichgültigkeit dem objekt gegenüber entwickeln oder noch besser: das objekt nie mehr sehen müssen (ortswechsel)
- in eine partei eintreten (welche weiß ich schon)und gucken, ob das wirklich alles nur leeres gequatasche da ist oder ob die dankbar sind, wenn jemand mal frischen wind reinbringt
- die nächste katze ins haus holen
- meinem chef so richtig die meinung geigen (spätestens, wenn ich die kündigung auf den tisch lege)
- mir einen bestimmten mantel kaufen (fährt jemand von ihnen zufällig in nächster zeit nach london und hat noch platz im koffer?)

ich blicke nicht zuversichtlich ins neue jahr. ich werde einfach mal weitermachen. und vielleicht schaffe ich es ja, mir mit meinen ganz kleinen mitteln doch den ein oder anderen traum zu erfüllen. das wäre ein wenig selbstliebe, die ich endlich mal zulassen lernen muss.

und bitte bitte liebes 2015, notiere dir bevor du kommst, dass ich mal KEINE neuen krankheiten bekommen möchte. echt nicht. weder seelische noch körperliche. was ich heute habe, reicht für die nächsten 30 jahre. vor allem das knie darf nicht schlimmer werden, sonst kann ich nicht durch die wälder in estland springen.

danke.

und sie so?

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Sonntag, 21. Dezember 2014
kollision ohne kollateralschäden
clubbing mit objekt.
als mir mein bekannter am eingang erzählt, dass das objekt heute nach ganz langer zeit auch mal wieder da sei, wird mir zunächst richtig schlecht. meine knie zittern und ich habe das bedürfnis, mich zu verstecken, um eventuellen ausrastern zu entkommen. also kralle ich mir den bekannten, schleppe ihn zur bar und verziehe mich mit ihm in den hintersten winkel.

irgendwann kommt das objekt in den raum, mit einer blonden frau an der seite, sieht mich - und schaut weg. es unterhält sich weiter mit der blonden, als wäre nichts.
'vielleicht hat es ja vor, dich wieder zu ignorieren', denke ich hoffnungsvoll, 'mutig ist es ja nicht gerade.'

trotzdem achte ich in den nächsten stunden darauf, nie alleine rumzustehen. mein bekannter wundert sich über die enorme zuwendung, die ihm zuteil wird, und fragt mich irgendwann, ob was ist. ich fasse die objektgeschichte in drei sätzen zusammen, und mein bekannter zuckt lediglich die achseln, sagt "weiberkram" und dass das objekt halt schon ein spezieller fall sei. dann schickt er mich tanzen, damit ich mein prinzip "niemals das revier räumen" mit leben fülle.

auf der tanzfläche mit einem abstand von weniger als fünf metern fühlt es sich zunächst sehr merkwürdig an. doch dann entspanne ich mich. ich merke, wie meine muskeln warm werden und die anspannung sich legt.

der rest des abends wird ganz gut. die musik ist vielseitig und tanzbar, ich bekomme ein paar kurze vom barkeeper spendiert und mein bekannter hält mir loyal die stange, obwohl die story ja nur weiberkram in seinen augen ist.

als ich am ende des abends an der garderobe stehe, fällt mir auf, wie cool ich bin. welche reaktion hätte ich mir denn nun eigentlich gewünscht, frage ich mich. auf jeden fall hatte ich angst vor handgreiflichkeiten und anfeindungen, das steht schon mal fest. aber was wäre gewesen, wenn mich das objekt einfach zur rede gestellt hätte oder sonst irgendwie das gespräch gesucht hätte? ich fühle in mir nach und komme dann langsam aber sicher zu dem schluss, dass ich kein gespräch gewollt hätte.

es ist gut so, wie es ist.
und wieder ist ein schritt in sachen "abschied vom objekt" genommen.

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Donnerstag, 18. Dezember 2014
männliches kreissaaltrauma, part II
treue leser erinnern sich vielleicht noch - über dieses thema hatte ich vor sechs jahren bereits mutmaßungen angestellt: http://c17h19no3.blogger.de/stories/1264744/

jetzt, mit einem vater von fünf kindern in meinem bett, muss ich die problematik natürlich auch erörtern.
"duhu, sag mal... deine frau hat ja fünf kinder geboren..."
"ja", sagt er.
"merkt man das nicht beim ficken? ich meine, es gibt ja das klischee... das ist dann so wie wenn man ein würstchen in ne turnhalle wirft..."
"na, so dramatisch ist das nicht", sagt der typ mit seiner tiefen papa-stimme. "aber so ne geile kleine saftfotze wie du hat sie natürlich nicht."
ich muss geschmeichelt kichern.

"habt ihr denn noch sex?" will ich weiter wissen.
"sie würde schon wollen", bekomme ich zu hören. "aber ich bin da zurückhaltend geworden."
"warum?"
"ich war bei den geburten meiner vier jungs nicht dabei, aber bei meiner tochter schon. seitdem ist das nicht mehr so, wie es mal war. immer, wenn ich ihn meiner frau reinstecken will, sehe ich wieder, wie sich das so weitet und wie da die nachgeburt rausflutscht. dann kann ich nicht mehr. nix zu machen."
"hm."
"sie ahnt natürlich, dass ich sie betrüge."
"findest du das schlimm?"
"nö. alle meine freunde machen das genauso."
"das habe ich befürchtet."

mein besucher dreht sich zu mir:
"kannst du jetzt mal die klappe halten und mir noch mal einen blasen?"
"wenn du hübsch bitte sagst."
"bitte, du kleine schlampe."
also gehe ich auf tauchstation und lasse mein französisch sprechen, bis der mann lustvoll zu ächzen beginnt.
"alles sauber", sage ich grinsend, als ich wieder hochkomme.
"brav", sagt der mann und tätschelt meinen hintern.

eine halbe stunde später bricht er auf. ich liege noch eine weile im bett, stehe dann aber auf und google bilder von nachgeburten. kann man ja mal machen. man muss sich schließlich bilden.

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Sonntag, 14. Dezember 2014
begegnung
er ist weit über die 50, kräftig und gedrungen, trägt eine runde dicke brille und den schädel kahlrasiert. er hat die aura eines intellektuellen kriminellen, wirkt auf den ersten blick furchteinflößend, fast brutal. dabei ist er handwerker, verheiratet und vater von fünf kindern im alter zwischen sechs und 26.

kennengelernt haben wir uns über eine datingplattform. beide rollig wie die katzen trafen wir uns nach wenigen nachrichten zum weintrinken und fummeln. kein sex, das war die einzige auflage. was mir schwerfällt, da er einen riesigen prachtschwanz hat, der dazu einlädt, sich draufzusetzen und zu reiten. aber er ist verheiratet, deshalb darf er seine frau nicht betrügen, nur so indirekt.

also gehen wir bis zum vorletzten. das zahlt sich aus, denn trotz seines fortgeschrittenen alters kriegt er drei- bis viermal hintereinander einen hoch. es macht spaß, die grenzen zu testen, bis er jammert, dass ihm die eier vom abspritzen wehtun und er mich nur noch im arm halten will. da fühle ich mich geborgen und für einige momente warm, satt und zufrieden wie ein gefüttertes baby, ohne den selbstmörderischen druck im nacken.

manchmal erzählt er mir von seinen kindern und ich ihm aus meinen verpfuschten leben. detaillierte einzelheiten, niemals das große ganze. wir fragen einander nichts, obschon wir viel sehen. er streichelt die hundert narben an meinen armen, lässt sie aber unkommentiert. es ist keine scham zwischen uns, nur die diskretion zweier fremder.

wenn er geht, bin ich manchmal glücklich. glücklich, dass er da war und glücklich, dass er wieder gegangen ist.

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