Dienstag, 4. November 2014
weil ich der chef bin
ich habe einen chef, der das mit der mitarbeitermotivation total gut drauf hat: einfach aus dem leuten rauspressen, was geht. bei meinen kollegen hat er das super geschafft. die sind so eingeschüchtert, die rühren ihm sogar den kaffee um, wenn er die tasse hinhält.

heute hatte ich das arschloch am telefon und er funkte mir schon wieder in die pressearbeit. längerer diskurs, dann ausraster cheffe:
"lassen sie sich doch mal was von mir sagen, ich habe 30 jahre mehr berufserfahrung als sie!"
"aber ich habe sechs jahre mehr erfahrung in der pressearbeit", wagte ich einzuwenden. "wenn ich das so mache, hat das schon einen grund."
"sie machen das so, wie ich es sage, weil ich bin der chef!"

da fehlten mir die worte. also die widerworte. denn eigentlich hätte ich auch losbrüllen müssen: "sie können mich mal am arsch lecken, wenn das ihre argumente sind!"

nun überlege ich, ob ich ihm eine e-mail schreiben soll. zum thema mitarbeitermotivation. und ihn mal daran erinnere, dass ich eine als sekretärin bezahlte pr-beraterin bin. und ich auch dienst nach arbeitsvertrag machen kann, heißt ablage und buchhaltung. dann kann er sich wieder seine 7000-euro-pr-kraft einstellen, die er sich mit mir spart.

mein rückgrat sagt, ich muss, weil ich kein weiteren verkrümmungen und bandscheibenvorfälle mehr ertragen würde.

mein kalkül sagt, bringt nix, weil arschloch bleibt arschloch und dass ich da lieber weg sollte.

was würden sie tun? sagen sie doch mal. vielleicht haben sie ja auch schon ähnliche konkrete erfahrungen gemacht.

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Montag, 27. Oktober 2014
referrer-knaller
"große fik mit kleine frauen zverge"

ich bin groß und kann orthografie, ich bin nicht deine zielgruppe!

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Freitag, 17. Oktober 2014
stell dir vor
"das klappt bestimmt alles nicht", jammert meine tante ins telefon. sie ist 75 und zieht zum zweiten mal in ihrem leben um, zum ersten mal alleine, nachdem mein onkel im frühjahr gestorben ist.
"ich bin 33 und in meinem leben neunmal ummgezogen, achtmal davon allein", sage ich in beruhigendem singsang. "ich dachte auch immer, irgendwas geht bestimmt schief, aber es hat jedes mal geklappt."
meine tante seufzt tief ins telefon.
"ich weiß, es ist nicht einfach, im alter gewöhnt man sich nicht so schnell, deshalb gib dir zeit", fahre ich fort. "aber nur weil du es dir gerade nicht vorstellen kannst, heißt das nicht, dass es nicht sogar ganz wunderbar werden kann."

herrjeh. zwei jahre psychotherapie, man merkt es mir an. meine tante beruhigt sich und legt hörbar erleichtert auf. vermutlich könnte ich mit solchen sprüchen inzwischen geld verdienen und menschen glücklich machen.

aber es stimmt. unsere begrenzte vorstellungskraft macht dinge unmöglich, die per se nicht unmöglich sind. niemals hätte ich geglaubt, dass ich mich letztlich so leicht vom objekt trennen könnte. etwas in mir hat den u-turn geschafft. es gibt tage, an denen ich mich erschrecke, weil mir auffällt, dass ich nicht mehr dran denke. dass sein gesicht immer mehr wie ein unscharfes bild vor meinem geistigen auge verschwimmt. dass der scharfe schmerz genauso wie die wonnevolle erinnerung einfach abflacht wie eine welle.

die dinge sind im fluss. im grunde brauchen wir nichts außer der fähigkeit, uns anzupassen. die fähigkeit der anpassung korreliert eng mit der fähigkeit, sich zu gewöhnen. zugleich widerprechen sich beide skills, denn gewohnheit verhindert die aktive bewegung der anpassung.

nehmen wir mal die bahn. die bahn streikt, leute kommen nicht von a nach b. das große murren macht sich breit. dennoch: es handelt sich um ein lösbares problem. wir nehmen das auto, den flieger, finden uns zu mitfahrgelegenheiten zusammen oder buchen die fernbusse aus. gut, auf den straßen gibt es dann ein bisschen mehr stau. aber hey, wie oft hat die bahn verspätung oder sonstige probleme? kurzum: es gibt nichts, was wir vermissen müssten, da wir die fähigkeit zur anpassung haben. nur weil wir es gewohnt sind, dass ein zug von a nach b fährt, müssen wir ihn doch nicht nutzen. womit sich auch die streiks erledigt hätten.
denken sie doch mal weiter: was, wenn die bahnkunden streiken würden?

wir haben die erstaunliche fähigkeit, durch anpassung dinge und situationen und auch menschen zu ersetzen. denken sie an mitarbeiter in einem unternehmen. an den fortschritt der medizin. an patchwork-familien. evolution. alles ist letzten endes evolution.

evolution ist nur möglich, wenn wir uns etwas vorstellen können. aber vieles sprengt unser vorstellungsvermögen: aus der unliebsamen ehe auszubrechen, in eine andere stadt zu ziehen, eine revolution anzuzetteln, kurzum, unsere welt zu verändern. trotzdem muss das nicht vorstellbare nicht zum scheitern verurteilt sein, denn da sind der glaube, die fantasie, der mut und die dummheit. zusammengenommen können diese fähigkeiten die welt aus den angeln heben.

die entscheidende frage, die wir uns alle stellen sollten, lautet demnach: lebst du noch oder träumst du schon?

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Montag, 25. August 2014
let´s go criminal!
im briefkasten befindet sich ein umschlag mit post von der staatsanwaltschaft hamburg - und ich erleide den schock zum montag. jetzt ist es also soweit, schießt es mir durch den kopf, offenbar hat irgendwer mal deine kreditkarte unter die lupe genommen und deine kleinen importgeschäfte entdeckt oder deinen downloadtraffic genauer überprüft. verdammt.

ich überlege, ob ich den umschlag öffnen soll. ich könnte auch wieder "empfänger verstorben" draufschreiben wie bei der gez und das ganze zurückschicken, dann meine koffer packen und untertauchen. aber irgendwie will ich auch wissen, was man mir vorwirft. also fetze ich den umschlag auf und ziehe ein blatt papier heraus. darauf steht in fetten lettern: "diebstahl in besonders schwerem fall".

mein herzschlag setzt aus. ich habe doch gar nichts geklaut! ich bin in einen kafkaschen prozess geraten, jemand will mich für etwas drankriegen, was ich gar nicht getan habe!

dann lese ich weiter. und dann steht da "fahrrad". und mir wird klar, dass ich hier gar nicht die beschuldigte bin. sondern dass mir die bullerei lediglich mitteilt, dass das verfahren wegen meines geklauten rads eingestellt wird, weil der täter nicht ermittelt werden konnte.

uff.

dann aber ärgere ich mich. wollen die bullen mir etwa weißmachen, dass da jemals ernsthaft gesucht wurde? und das, wo fahrraddiebe in hamburg zu einem echten problem geworden sind? aber offenbar ist die koexistenz der bullerei und diebe in hamburg so friedlich wie die der bullerei und dealer in berlin. 10,3 prozent aufklärungsquote, sagt der adfc.

da fragt man sich: was treiben unsere freunde und helfer eigentlich so den lieben langen tag? die aufklärungsquote bei diebstahl allgemein liegt bei rund 20 prozent, bei einbrüchen nur bei 15 prozent. da bekommt man richtig lust, kriminell zu werden, denn das risiko erwischt zu werden ist marginal. wenn man sich da halbwegs clever anstellt, hat man ein schönes leben.

hat hier zufällig jemand ein cashflow-problem und lust auf organisierte kriminalität?

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Mittwoch, 25. Juni 2014
irre abendstimmung
wenn ich zur alster runtergehe, begegne ich manchmal meinem psychotherapeuten. er steht dann immer auf einem bein an den seeterrassen wie eine hypnotisierte ente und starrt entrückt lächelnd aufs wasser, als hätte er ordentlich einen gekifft.

und jedesmal frage ich mich, wer von uns beiden nun eigentlich nicht alle tassen im schrank hat.

überhaupt, all die irrenärzte.
das objekt erzählte mir einst von seiner stationsleitung, die, wenn sie nachtschicht hat, gerne rüber ins nebengebäude schleicht, in die fixierräume, wo sie dann fixier-sexspiele mit kollegen macht. (und fragen sie mich nun bitte nicht, woher das objekt das weiß, denn das möchte ICH nicht wissen.)

jedem das seine. aber man darf denen, die die offiziell-irre-stempel verteilen, nicht alles glauben. echt nicht.

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Mittwoch, 28. Mai 2014
[technische umfrage]
ich möchte gerne ein tablet haben.
für musik + internetzen + von unterwegs schreiben.

anforderungen:
- halbwegs guter akku
- handlich
- guter sound
- günstig

machen sie mal empfehlungen, bitte.
marke + aussehen egal. preis-leistung entscheidet.
gerne gebraucht, falls jemand von ihnen sowas übrig hat.

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Sonntag, 6. April 2014
banküberfall
das objekt träumt seit jeher von einem banküberfall und schmiedet bisweilen hochtrabende pläne, wenn es mal wieder einen film mit einem banküberfall geguckt hat.
"ich würde mitmachen", sage ich neulich lakonisch zur überraschung des objekts.
"aber du bist doch so intelligent und hast studiert und all das!" ruft das objekt erstaunt.
"eben drum. warum soll ich meine intelligenz an geldgierige wichser verschwenden, die mich mit einem hilfsarbeiterlohn abspeisen und dafür sorgen, dass ich mir mit eintritt ins rentenalter ohnehin das leben nehmen muss, einfach, weil ich es nicht mehr finanzieren kann?"
das objekt schaut mich lange an.
"naja, genau genommen hast du ja auch nichts zu verlieren."
"absolut nichts. und meine freiheit, die schenk ich notfalls auch noch her. im knast müssen sie mich ja durchfüttern und ein dach überm kopf hätte ich auch. außerdem würden die mich wahrscheinlich sowieso in die psychiatrie stecken. dass ich selbstmordgefährdet bin, stell ich gerne unter beweis."
das objekt lacht und knufft mich.
"dann kann ja nichts schiefgehen."

kriminalität ist ein weg, über den ich bisweilen ernsthaft nachdenke. nicht zuletzt, weil sie zwingend notwendig werden wird. in 20 oder 25 jahren, wenn die altersarmut voll durchbricht und es bis dahin kein geregeltes euthanasieprogramm für rentner gibt, wird alterskriminalität an der tagesordnung sein. rentner werden supermärkte oder apotheken überfallen, passanten an geldautomaten ausrauben, dicke karren knacken oder sich vielleicht, wenn sie noch fit sind, nachts in eines der schicken häuser wagen. das postmerkelsche regime wird polizeischlägertruppen und militärs bereitstellen und alles niedermetzeln, was geht. aber das wird nicht das problem lösen. denn die rentner werden zu viele sein.

"du wirst eine militante omi werden", schmunzelt das objekt.
"falls ich dieses alter erlebe, mit sicherheit. ich will mich bis an die zähne bewaffnen und werde den reichen alles nehmen, was sie mir verwehrt haben, als ich mir noch für sie den buckel krumm geschuftet habe. und aus diesem grund muss ich eigentlich auch gar nicht warten, bis ich alt bin."
"du willst rache."
"nennen wir es gerechtigkeit."
"ich will aber einen friedlichen überfall", sagt das objekt.
"überfälle sind niemals friedlich."
"du würdest es wahrscheinlich genießen, ein blutbad anzurichten."
ich lache.
"du hast ein interessantes bild von mir."
"aber kein so falsches, hm?"

kurzum, es gibt noch einige differenzen zu klären, bis wir als oma bonnie und opa clyde in die kriminalgeschichte der bundesrepublik eingehen werden. bis dahin weiter mit musik.

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Samstag, 8. März 2014
haariges
bei menschen gilt für mich das gegenteil wie bei katzen: je weniger körperbehaarung, desto besser. für mich gehört ein rasierer ebenso wie eine zahnbürste zur grundausstattung der körperpflege. ich mag keine männer mit brust- und rückenfell, genauso wenig wie frauen mit unterarmnestern und wadenwolle. auch eine intimrasur empfinde ich nicht als nachteil, am allerwenigsten beim oralverkehr oder an öffentlichen orten wie sauna, schwimmbad oder swingerclub, wo wegschauen schwierig wird.

was gesichtsbehaarung betrifft, bin ich noch unentschieden, insbesondere in anbetracht des derzeitigen trends zum vollbart. ungefähr jeder zweite mann hier trägt inzwischen einen. richtig zur geltung kommt ein bart auf jeden fall bei einem testosteronbündel von mann. in diesem fall macht der bart den braven soldaten zum krieger. in einigen fällen erkenne ich andere vorteile des bartes - zum beispiel das verdecken von vereinzelten falten, verkniffen-schmalen lippen oder einem wenig markanten kinn. in sehr vielen fällen scheint der bart jedoch nur hilfloser ausdruck von hipster-mitläufertum zu sein und wächst in pickeligen milchgesichtern, auf pausbacken und in pitbull-fressen. hier wird der bart zum index der hässlichkeit, zur leuchtreklame der geschmackverirrung und zum ausdruck von ja-sager-mentatlität.

was meinen sie?

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Sonntag, 9. Februar 2014
führungspositionenbesetzer
wie ich des öfteren feststelle, ist die mehrzahl der menschen in führungpositionen ohne führungskompetenz. das liegt meist daran, dass diese führungspositionenbesetzer an ihre stelle gelangen, weil sie ihren vorgänger oder den oberchef von gemeinsamen saufgelagen und puffbesuchen kennen, ein auf dem arbeitsmarkt sonst nicht vermittelbares mitglied der oberchef-familie sind, oder sich einfach selbst per unternehmensgründung zum chef gemacht haben.

man kann sich nun aussuchen, was am schlimmsten ist. in den ersten beiden genannten fällen ist der führungspositionenbesetzer eventuell nur ein kleineres lästiges übel, das sich durch inkompetenz und faulheit zugleich auszeichnet und sich dessen bewusst ist. dies können mitarbeiter jedoch recht einfach durch das gern geforderte "proaktive handeln", also das übernehmen von chefaufgaben, kompensieren. der führungspositionenbesetzer wird in diesem fall still und tatenlos sein immenses gehalt einstreichen und dem oberchef beizeiten davon berichten, wie gut es in seiner abteilung mit ihm als führungpositionenbesetzer funktioniert.

schlimmer ist es, wenn sich der inkompetente führungspositionenbesetzer kompetenz zuschreibt und sein team, das er seine fehlentscheidungen auszuführen zwingt, für inkompetent erklärt. die einzige möglichkeit für den arbeitnehmer besteht dann darin, die fehlentscheidungen auszuführen, sie während überstunden wieder zu korrigieren und weitere überstunden darauf zu verschwenden, die eigenmächtigen korrekturversuche erfolgreich zu vertuschen. das funktioniert wirklich prima, ich habe selbst lange so gearbeitet. den größten fehler, den arbeitnehmer in dieser situation begehen können, ist, darauf zu vertrauen, dass sich ihre expertise und der gesunde menschenverstand mit der zeit von selbst durchsetzen werden. vergessen sie es. der führungspositionenbesetzer wird sich in seinem führungsanspruch beschnitten fühlen, ganz egal, wie überzeugend das ergebnis ihrer leistung ist. da er spürt, dass sie ihm hochhaus überlegen sind und damit indirekt an seinem stuhl sägen, wird er sie schlechtmachen, wo es nur geht, und ihnen jeden kleinsten fehler solange unter die nase reiben, bis sie selbst an ihrem verstand zweifeln.

führungpositionenselbstbesetzer, also unternehmensgründer, schreiben sich in jedem fall immer eine hohe führungskompetenz zu. diese gründet sehr häufig darauf, dass sich die betreffenden aufgrund mangelnder sozialer und fachlicher fähigkeiten selbst nie in ein team integrieren konnten und sich grundsätzlich für unfehlbar halten. statt solider lösungen proklamieren sie ihre "visionen", die sie allerdings als visionäre persönlichkeiten selbstredend nicht in die realität umzusetzen vermögen. hier sind dann die angestellten gefordert, aus jeder noch so unbrauchbaren idee gold zu machen. das klappt mehr oder minder gut, je nach dem, wie schlecht die idee wirklich ist, wie manipulierbar die zielgruppe ist und wie produktiv die exekutive die idee umsetzt. auf jeden fall wird der führungspositionenselbstbesetzer erfolge als resultat seiner visionen verbuchen, misserfolge hingegen mit fehlern in der exekutive begründen und ahnden.

die bekanntesten managementkonzepte sind übrigens hier sehr treffend zusammengefasst.

p.s.: ich möchte nicht ausrechnen, wie viele burnout-fälle sich verhindern ließen und wie viele milliarden euro gespart werden könnten, wenn man einige führungspositionen einfach abschafft.

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Donnerstag, 6. Februar 2014
werbepause
"strobo" hätte ein stück weit mein leben sein können, mit einer anderen identität, in einer anderen stadt. jetzt bin ich gespannt auf das da:

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