Sonntag, 1. Juni 2014
spaßbremsen
freitag, 23:30 uhr, ich bin todmüde und falle ins bett. kurz vorm einschlafen plingt das handy, sms vom objekt:
"hey, ich gehe jetzt mit t. ins xyz feiern, könnte passieren, dass man sich also begegnet... in diesem kontext ein wunschgedanke: später mehr?"

ungünstig. ich überlege einen moment und schreibe dann zurück, dass ich müde und partyunaffin bin, aber mal sehe, wie ich mich in einer stunde fühle. das objekt schreibt noch eine stark legastenische motivations-sms - ganz untypisches engagement, was vermutlich heißt, dass ihm die eier kurz vorm platzen stehen.

doch auch die motivations-nachricht wirkt keine wunder mehr - als ich gegen halb zwei kurz aufwache, fühle ich mich, als hätte mich ein lkw überfahren. ich schreibe dem objekt also eine weitere nachricht, dass ich nicht kommen werde, aber mich über eine terminliche alternative freuen würde.
"morgen vielleicht, mylady", schreibt das objekt und geht dann off zum weiterfeiern.

heute befinde ich mich ausgeschlafenerweise in stabiler stimmung und freue mich auf die abendliche option vor. am nachmittag schreibe ich dem objekt, dass ich bereit stünde und mich freuen würde.
keine antwort.
also anrufen. das objekt geht nicht ran.
ich wundere mich, dann fällt mir ein, dass es spätschicht haben könnte. ich warte bis zum regulären spätschicht-ende, dann schreibe ich noch mal, "was ist denn nun?".

endlich meldet sich das objekt zurück. es hat den halben tag verschlafen und befindet sich depressiver stimmungslage. trotz konsequenten stundenlangen zuknallens mit allem, was die objektive apotheke zu bieten hat, sei leider nichts zu machen, sagt es, und einen hoch kriegt es so zugedröhnt jetzt sowieso nicht mehr.

ich habe zunächst mitleid, merke dann aber, wie sauer ich bin und meckere es an, dass ich diese information auch schon heute nachmittag interessant gefunden hätte. dann setze ich noch einen drauf und verkünde, dass ich mir in dieser konsequenz für heute was anderes zum ficken suchen würde. danach ist polen offen, denn das objekt mag weder den vorwurf schlucken noch sich gerne austauschbar fühlen und schnappt seinerseits ein.

wunderbare aussichten. wenn das im urlaub auch so wird, dann gute nacht.

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edit

gegen mitternacht meldet sich das objekt erneut. es hat sich offenbar berappelt und will noch in den club. das ist günstig und ungünstig zugleich, weil ich spontan den typ von neulich bei mir habe.
letzten endes dirigiere ich den typ unsanft hinaus und schlage eine stunde später beim objekt auf, weil das objekt auf dem weg zum club liegt, obwohl ich eigentlich gar keine lust auf den club habe und noch weniger lust, mit dem objekt dort hin zu gehen. aber irgendetwas in mir hat eine entscheidung getroffen.

"ich fand das krass, so mitzukriegen, du hast da jetzt tatsächlich einen anderen kerl..." sagt das objekt unsicher, nachdem wir uns sehr verhalten begrüßt haben.
"tja", sage ich kurz und geheimnisvoll und hülle mich dann in schweigen.
"wie geht das denn so, wenn du sowas machst?" will das objekt wissen.
"naja, anrufen, ausziehen, ficken, anziehen."
das objekt sitzt auf dem bett und schaut an mir vorbei.
"ich war echt so... wow. spannend. und dann hab ich gemerkt, wie ich eifersüchtig bin."
ha! da siehe du nur zu.
"also eifersüchtig jetzt nicht so... so strenggenommen eifersüchtig. sondern wegen dem typen", will das objekt dann relativieren.
egal wie, meine fickpolitik hat ihre nebenwirkung nicht verfehlt.
ich schweige immer noch eisig und angefressen.
"ich habe die letzten beiden tage so in reminiszenzen geschwelgt", spricht das objekt weiter. "dabei sind mir ein paar dinge aufgefallen. die kann ich dir aber jetzt so nicht sagen."
"geheimnisvoll" spotte ich böse. "rumfaken und rumposen kannste ja wirklich gut."
"wie meinste nun das?!" ist das objekt empört.
ich winke ab.
"schon gut, ich denke, wir sollten das hier jetzt nicht ausdiskutieren. sonst haben wir beide einen miesen abend, reicht schon, wenn meiner scheiße wird."
das objekt schaut mich irritiert an, traut sich aber offenbar nicht mehr nachfragen.

wir rauchen noch eine zigarette zusammen, dann drängt das objekt zum aufbruch.
"hübsch siehst du aus", sagt es schüchtern, als ich in die schuhe schlüpfe, und ich will nicht sagen, du auch.

wir schließen die räder auf und radeln dann schon gut angeschickert die breite straße hinunter.
"komm", sagt das objekt, "gib mir mal deine hand."
"wozu das denn", frage ich.
"jetzt zier dich nicht, mach schon."
"dann fallen wir beide auf die fresse."
"quatsch."
das objekt greift einfach nach meiner hand, so, dass ich den lenker loslassen muss. wir schwanken heftig, ich protestiere, doch dann kriegen wir die kurve und grooven uns ein.
"da, rechts", dirigiert mich das objekt.
hand in hand radeln wir durch den lunapark.
"romantisch", findet das objekt.
"ich bin jetzt aber nicht romantisch", entziehe ich ihm flugs meine hand. prompt springt dem objekt die kette ab. fluchend kniet es im dunkeln und friemelt das ding wieder rein.
"wirds denn gehen", frage ich.
"jaja."
"ich wollte dir jetzt nicht meine hilfe anbieten."
"besser so", sagt das objekt, und es klingt so viel mit in diesen beiden worten, sarkasmus, wut, kälte, dass mir ganz schlecht wird.

wir steigen wieder auf. mein herz wummert wild und schwer. mach was, sagt mir der bauch, bloß nicht, sagt der kopf. der bauch gewinnt. als wir wieder fest im sattel sitzen, strecke ich schüchtern meine hand dem objekt hin. ich spüre sein erstaunen und seine verwirrung mit dem fahrtwind, doch dann nimmt es meine hand, ganz sachte, so, dass wir beide jederzeit beiläufig loslassen könnten.

als wir ankommen, zahlt das objekt für zwei.
"ich geh tanzen", sagt es und verschwindet.
ich unterhalte mich mit einigen bekannten, tanze eine runde, sehe das objekt hin und wieder flüchtig, wie es an einer blonden dürren herumbaggert. dann hole ich meine jacke und gehe.

auf dem fahrrad kommen die tränen, so viele, bis ich nichts mehr sehen kann, ich überfahre ein paar rote ampeln, autos hupen, dann sitze ich auf einer bank, starre in den sonnenaufgang und denke, was für eine scheiße, was für eine bruchlandung von gemeinsamer abendgestaltung, nie wieder will ich mit dem objekt ficken und überhaupt soll es sich gehackt legen mit seiner romantik, die es doch genauso wenig halten kann wie ich.