Montag, 10. Februar 2014
nightshift
gegen 22 uhr am gestrigen sonntag ruft das objekt an.
"du schon wieder", sage ich.
"jo, ich schon wieder. ist grad so schön ruhig hier, mein sohn ist nicht da, die gespielin ist gerade zur arbeit los, und ich sitz so da und rauch einen."
ich kann mir die szene lebhaft vorstellen und muss kichern.
"erzähl mir was", verlangt das objekt. "wie es dir geht oder sonst was."
"erzähl du mir doch was."
"ich hab gerade so ein schönes kribbeln", sagt das objekt.
"filzläuse", frage ich frech.
"du böses fräulein. gleich gibts die rote karte."
"wir können ja da weitermachen, wo wir das letzte mal aufgehört haben. so zur entspannung."
"du meinst..."
"legen sie hand an, monsieur."
das objekt atmet tief.
"warte mal, ich schmeiß mir dazu einen porno rein."

das objekt beginnt zu wühlen, wird aber nicht fündig.
"scheiß drauf", sagt es irgendwann. "eigentlich reicht mir deine stimme am ohr. sag mal, was du anhast. trägst du einen bh?"
"nein, ich habe gerade geduscht."
"das heißt, du hast noch nicht so viel an?"
"wenn du glück hast, findest du sogar noch feuchte stellen", sage ich zweideutig.
das objekt hält den atem an und seufzt dann tief:
"ich wünschte, deine lippen wären jetzt hier."
"okay... dann stell dir mal vor, ich komme jetzt in dieser einsamen nacht vorbei... um dir einen zu blasen. so ganz ohne anlauf... ich komme rein, du sitzt schon nackt in deinem sessel..."
"moment mal", unterbricht mich das objekt.
"ja was denn?"
schweigen.
dann sagt das objekt:
"komm vorbei. bitte komm vorbei und mach es genau so, wie du es erzählen wolltest."

unverhofft kommt oft.
"na gut", sage ich ein bisschen so, als würde ich dem objekt damit einen reinen gefallen tun.
"aber unter einer bedingung."
"ja?"
"du wirst dir jetzt keinen runterholen."
"okay."
"du wirst auf mich warten. du wirst eine ganze weile warten."
"du willst mich mit meiner vorfreude quälen?"
"yes."
"oh, du biest... dafür lieb ich dich ja schon wieder."
bevor das objekt umständlich erklären kann, wie sehr es sich freut, obwohl es das ja eigentlich gar nicht darf, habe ich schon aufgelegt. dann nehme ich mir alle zeit der welt, wasche haare, schaue einen film zu ende und mache mich dann langsam auf in die nacht.

um halb eins komme ich bei objekt an. ein kurzer blick aufs handy zeigt, dass das objekt zwischendurch angerufen hat und zwei smsen geschickt hat, ob ich denn schon unterwegs sei. ich grinse mir einen und spüre mal wieder: macht ist sexy.
oben im haus steht das objekt an der tür und zieht mich hinein in den flur.
"du hast ja noch alles an", stelle ich fest.
"komm erst mal an. ich hab dir einen tee gemacht."
ich stutze:
"ich dachte, du wolltest ficken?"
da blickt das objekt schüchtern auf und meint:
"ich kann das so nicht, ich will, dass es dir gut geht, ich kann nicht mit dem gefühl, dass ich dich hier einfach nur für eine nummer antanzen lasse... es kostet mich die totale überwindung... weil du mir was bedeutest."

wir setzen uns erstmal auf das bett und schauen uns eine weile einfach nur an.
"hübsch siehst du aus", findet das objekt.
ich lächle und strecke die hand nach seinem hosenbund aus.
"langsamer", bittet das objekt.
ich halte inne. das objekt zieht mich in seinen schoß und küsst mich. die objekterektion drückt gegen meinen schenkel, während das objekt meine bluse aufknöpft und dann den reißverschluss an meinem rock aufzieht.
"du sau", sagt es, als es meine strapse entdeckt.
mit einem satz ist es aus den hosen und drückt mich in die kissen.
"du legst es drauf an", flüstert es mir ins ohr.

wir ficken so hemmungslos und berauscht wie beim letzten mal. hinterher habe ich das gefühl, dass wir sämtliche grenzen gesprengt haben. dem objekt scheint es ähnlich zu gehen:
"du hast den schlüssel."
"was meinst du?"
"den schlüssel zu mir."
ich grinse stolz und glücklich und das objekt streichelt mein gesicht.
"und du bist die erste frau, die mich in den arsch fickt."
"du bist der einzige mann, der das im moment bei mir darf."
"und du löst so zwiespältige emotionen in mir aus", grübelt das objekt weiter.
"was meinst du?"
"einerseits will man einfach nur über dich herfallen, weil du so derbest provozieren kannst... und andererseits bleibt du immer so... verletzlich. ich habe immer das bedürfnis, dich zu beschützen."
"du bist mein lover, nicht mein psychotherapeut."
"ich bin dein freund."
"ja, auch das, und das macht mich sehr froh", sage ich und küsse das objekt.

dann steht das objekt auf und geht in die küche, um etwas zu kochen. kurze zeit später wir sitzen am tisch und essen.
"es ist erst kurz nach drei", sagt das objekt. "wir haben noch ganze zweieinhalb stunden, ist das nicht schön?"
"ja."
"das war die beste idee ever, dass du heute noch vorbeigekommen bist."
"find ich auch."
"und ich bin immer noch geil."
ich stehe auf und setze mich beim objekt auf den schoß.
"dann lass uns doch gleich in die nächste runde gehen."

nach runde zwei sind wir ziemlich ausgepowert und kuscheln uns einander. das objekt zeigt mir alte urlaubsfotos von sich und dem sohnemann.
"wir fahren da fast jedes jahr hin", berichtet das objekt, "da kann man herrlich klettern. und ringsum ist alles wie urwald."
"wie im märchen", finde ich, "da erwartet man jeden moment, dass irgendwelche trolle oder hobbits auftauchen."
"damit liegst du gar nicht so falsch. die chroniken von narnia wurden hier gedreht."
"und da schlaft ihr dann draußen?"
"ja, hier so auf den felsen."
"hast du keine angst um den kleinen?"
das objekt schüttelt den kopf und schaut mich dann lange an.
"du solltest nächstes mal mitkommen. das wäre schön."
"du meinst so für ein wochenende?"
das objekt schüttelt abermals den kopf.
"wir sind da mindestens zehn tage."
zehn tage mit dem objekt und seinem lütten durch grüne wälder hüpfen, in flüssen schwimmen und geheimnisvolle orte erkunden scheint mir wie die verheißung fürs paradies. mein herz beginnt wild zu klopfen.
"ich kann aber nicht klettern."
"das bring ich dir bei, so schwer ist das nicht."

als ich gegen fünf langsam in meine klamotten schlüpfe, fühle ich mich wie im traum. beim abschied halten wir uns noch lange in den armen. so nah waren wir uns kaum in unseren besten zeiten, denke ich, schweige aber, weil ich das objekt nicht verunsichern will. als ich seinen blick erhasche, weiß ich jedoch, dass es ihm ähnlich geht.