Mittwoch, 25. Mai 2011
winning hearts
im augenblick habe ich ja meine philanthrope phase. ich strahle. ich labere. ich ziehe menschen an.

vorhin klingelte es an meiner haustür. und surprise, surprise, es war mein schnuffiger nachbar von nebenan. er wollte mir seinen schlüssel aufs auge drücken, weil wir morgen wartung der rauchmelder haben. was ich glatt verschwitzt hätte, ohne den unfreiwilligen reminder durch den nachbarn. weshalb ich aber selbst eben ziemlich ratlos war, was die schlüsselproblematik betrifft.

vom schlüsselthema weg kamen wir dann mit einem male echt ins quatschen. ich stand unter der tür, schwarze haarpampe auf dem kopf, mein nachbar im flur, in dem ständig das treppenhauslicht ausging. und weil ich ja gerade so philanthrop drauf bin, meinte ich, lass mich doch eben die matsche vom kopf waschen, dann klingel ich bei dir und wir trinken noch ein bier zusammen. entgegen aller erwartungen war mein nachbar total begeistert. er wollte sich ebenfalls gern noch schnell eine stulle zwischen die kiemen schieben.
"in einer stunde dann?" fragte ich.
"oh super", fand mein nachbar. "komm einfach rüber."
"ich kann whiskey mitbringen", erinnerte ich mich meiner vorräte.
"oh", freute sich der nachbar.
gleicher guter billigfusel-geschmack. ich sagte ja schon mal: objekt II.

soeben komme ich wieder von drüben. und bin um einige promille sowie infos reicher. unter anderem hat der vom lande stammende schnuffige nachbarn offenbar keine freundin und auch keine nennenswerten freunde. weshalb er ständig bei mama auf dem lande abhängt. woraufhin ich stupste und schubste, in richtung kultur und party. woraufhin er mir dann dankbar die funktion des dooropener ins hamburger nachtleben übertrug. das lässt auf folgebegegnungen hoffen.

der nachbar ist übrigens verdammt jung. zwei jahre trennen uns. wenn man genau hinschaut, sieht man die in seinem jungsgesicht, das sehr niedliche lachgrübchen hat. objekt-style eben. neben dem objekt erinnert er mich an meine erste "feste" affaire, die ich neben meiner ersten großen liebe hatte und die ich in trennungsphase immer mal wieder aufleben ließ. diese affaire war damals übrigens ebenfalls 28. man/frau bedient also unbewusst die immer gleichen schemata. ich sagte ja neulich schon mal: gendefekt.

was mir sonst noch so an meinem nachbarn gefällt:
- wenn er sich gut unterhält, vergisst er anscheinend ebenso die zeit wie ich, bereut das aber nicht, indem er sagt, er setze eben prioritäten
- seine wadenmuskulatur
- die aufgeschürften knie (= offenbar dieselbe tendenz, desöfteren auf die fresse zu fallen)
- seine abneigung gegen unloyale menschen
- seine gleiche sensibilität für menschliche gerüche (haben uns sehr lange über abartige stinkende personen in u-bahnen unterhalten)
- seine langen, langen wimpern, die fast weiß die strahlend blauen augen umrahmen

ich werde heute nacht unruhig schlafen. und falls wir uns wiedersehen, muss ich mir vermutlich vorher mit klebeband die hände auf dem rücken zusammenbinden. was mich nicht vom sabbern abhalten wird.