Samstag, 28. Mai 2011
objektfrei
ein objektfreier abend.
nachdem ich gestern erst auf der geburtstagsparty meiner nachmieterin war, die, wie ich entsetzt feststellen musste, nicht 27, sondern erst 25 wurde (immer diese jungen hühner), begab ich mich mit vollem bauch und ethanolangereichertem blut noch auf den kiez. dort hatte ich ein date mit dem menschen, der indirekt dafür verantwortlich ist, dass es dieses blog überhaupt gibt.

besoffen auf dem kiez radfahren ist übrigens sehr schön, stelle ich wiederholt fest. so entspannt. man macht sich so gar nichts aus spacken, die einem "ey fotze, ey ficken" hinterherschreien, mülleimer aus ihren halterungen treten oder den mageninhalt auf offener straße abgeben. es ist ein friedvoll entrücktes schauspiel, eine freak-show, angereichert mit uringeruch, der dann und wann aus grauen ecken aufsteigt.

als ich den club betrat, war der mann des abends schon da. ich musste erstmal auf klo, das nervositätspipi loswerden. auf toilette begegnete ich sogleich der objektexfreundin. sie sagte sogar "hallo" anstatt mich wie üblich mit blicken zu töten. da ahnte ich, dass das objekt wahrscheinlich nicht da sein würde. sicherheitshalber fragte ich noch einmal die drittefreundin, die an diesem abend die objektexfreundin begleitete.
"nein, das objekt hatte schon zu viel getrunken und hat es dann nicht mehr aus der wohnung geschafft. eigentlich war es heute mit der objektexfreundin verabredet... und sie hatte sich doch schon so auf ihn gefreut!"

danke, lieber freund rachmaninoff. ich sagte nichts dazu, obwohl ich zur abwechslung mal die besser informierte war. am donnerstag hatte mich nämlich das objekt angerufen und wir hatten uns sehr lange unterhalten. das objekt erzählte unter anderem von der objektexfreundin und seinen schlussmach-gründen. seine darstellung des sachverhalts unterschied sich natürlich deutlich von der horrorstory der drittenfreundin, die damals vermutlich die version der objektexfreudin an mich weitergegeben hatte. das objekt jedenfalls sagte, ihm sei das egomanische verhalten der objektexfreundin und ihre unfähigkeit zuzuhören auf den keks gegangen.
"die ist so ein prinzesschen, das wohnt in seiner strahlewelt und da gibt es nur sonnenschein und party, und wenn ich dann sage, mir geht es so schlecht, ich würde auf dem fenster springen, wenn ich ein paar etagen weiter oben wohnen würde, dann hat sie das einfach ignoriert und mir irgendwelche stories aus ihrer arbeit aufs auge gedrückt."
das war auch der grund, warum das objekt eine freundschaft scheute:
"die macht jetzt einen auf oberflächlich-freundlich, hat dabei aber definitiv hintergedanken, daher bin ich sehr vorsichtig..."
da das objekt sonst eher selten und ungern über seine frauengeschichten sprach, meinte ich:
"ich finde es sehr schmeichelhaft, dass du so offen bist."
"mir fällt eigentlich nichts ein, was ich dir nicht erzählen könnte", meinte das objekt darauf. "du verstehst mich einfach so gut, du bist ja auch wie ich."
obwohl ich in diesem moment innerlich mindestens zwei zentimeter wuchs, wusste ich um die kehrseite dieses kompliments: ich erhielt auch viele ungefragte informationen, die mich schmerzten.

jedenfalls war der objektfreie gestrige abend sehr famos. das lag auch an der anwesenheit des mannes des abends, der hier auch heimlich, still und leise mitliest.
ach du, ich kann dir auch nicht sagen, warum immer wieder dieselben dinge passieren. was heißt: warum sie passieren! eher: warum ich es will und warum dieses wollen offenbar nicht ganz einseitig-einerseits ist. das geheimnis des lebens und des liebens, ich kenne es auch nicht, aber wie wir schon feststellen, vielleicht darf man es nicht hinterfragen, wenn man den zauber als solchen möchte, mit haut und haaren. ich wehre mich nicht dagegen, muss es auch nicht, warum auch, ich bin frei wie ein vogel, vogel- und vögelfrei... ich sauge den moment in mich auf und kann ihn inzwischen auch schmerzfrei wieder ziehen lassen. es ist ein kommen und gehen, ich brauche keinen festen platz, es war voll-kommen für einen augenblick und allein die augenblicklichkeit garantiert uns vermutlich auch die vollkommenheit.
von daher: ja, es ist gut, dass ich hier bin und du nicht.

in meinem horoskop steht übrigens, dass ich gerade emotional sehr offen bin und menschen damit überraschen könnte. induktive beweisführung war mir bei aller hermeneutik schon immer das liebste, so als synthetikerin.
es stand da übrigens auch, dass dieser kommende sonntagmorgen etwas ganz besonderes werden würde, das ich festhalten solle. nun, wir werden sehen...


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