Samstag, 21. Mai 2011
existenzielle fragen in einer verkehrten welt
gestern mit dem dritten on the road gewesen. es ist immer noch etwas zwischen uns, der wachsenden freundschaft zur drittenfreundin zum trotz. ich muss verdammt aufpassen. der dritte sieht das problem weniger. klar, mit dem abi in der tasche und der aussicht auf mehrmonatige ferien wär ich auch sorglos. ich hingegen spüre seinerseits die gefährliche vermischung von sexueller attraktion und personeller verehrung der (älteren) person. angesichts der probleme des dritten mit der drittenfreundin wiederhole ich gebetsmühlenartig sätze, an die ich nicht glaube und die mir selbst nie weitergeholfen haben: zusammen wachsen, das wir leben, in konfliktsituationen aufeinander zugehen statt ausweichen. dass ich mich um kopf und kragen rede, merke ich, als mich der dritte schließlich fragt:
"warum hat eigentlich eine so tolle frau wie du, die auch noch weise zu sein scheint, keinen festen freund?"

themawechsel. der dritte will den status in sachen objekt wissen. ich berichte kurz von meinen nicht wirklich großen vorstößen in die mittlerweile stark isolierte objektwelt. der dritte nickt verständnisvoll:
"das objekt macht sich selbst und alles andere kaputt."
"habt ihr eigentlich noch was miteinander?" frage ich und muss an eine szene vom letzten samstag denken, als die drittefreundin gerade auf klo war und das objekt zärtlich den dritten beim kinn fasste, um ihn zu küssen, es aber dann doch unterließ.
"naja, wie man´s nimmmt. letzte nacht wollte ich eigentlich bei ihm schlafen, aber ich war dann doch zu müde, um noch rüber nach a. zu fahren."
ich erinnerte mich, da ich am vorabend mit dem objekt telefonierte und es angekündigt hatte, dass gleich der dritte vor der tür stehen würde. ich hatte das objekt darafhin gefragt, in welchem kontext der besuch stünde.
"du, das bestimmt allein der dritte", hatte das objekt erwidert. "er hat hier bei mir sein stilles soul asylum, wenn er es zuhause nicht mehr aushält. da stelle ich dann auch keine fragen, sondern lasse ihn in ruhe. aber es kann auch sein, dass er kommt und wir die ganze nacht auf dem dach sitzen und reden und kuscheln."
der dritte verdrehte die augen:
"im nachhinein hat´s mir dann leid getan, dass ich abgesagt habe. nicht wegen meiner freundin, sondern weil das objekt einfach ein totaler burner ist."
und wir grinsten einander wissend an.

"das objekt macht sich übrigens sorgen um dich", informierte mich der dritte sodann.
"um miiiiiiiich?!" ich war bass erstaunt.
"ja. es meinte, du würdest dir zu viel von dem weißen pulver reinziehen."
ich war perplex. als ich das objekt besucht hatte, war ich nüchtern gewesen, wie immer, wenn ich am nächsten tag arbeiten musste. am vergangenen wochenende bis auf zwei oder drei cocktails ebenso. davor hatte mich das objekt drei oder vier wochen lang höchstens flüchtig auf parties gesehen, auf denen ich meist ebenfalls maximal angetrunken war.
"also wenn hier einer ständig harte drogen konsumiert, dann ist es ja wohl das objekt."
"naja!" beschwichtgte mich der dritte. "neben dem üblichen und der sauferei hin und wieder vielleicht mal ein paar partypillen und so."
dann berichtete ich dem dritten von meinem fund. der dritte staunte bauklötze.
"also eins musst du mir glauben, wir haben nie zusammen heroin geraucht", beteuerte der dritte.
"du bist ja eh auch harmlos", erwiderte ich.
"wie meinste denn das?"
"das objekt erzählte neulich von einer nacht im januar, in der ihr zusammen losgezogen seid und ein bisschen was eingeworfen hattet. du seist daraufhin gleich umgekippt."
der dritte schaute ernst.
"nein, es war umgekehrt. das objekt war betrunken und bekifft und hat noch pillen eingeschmissen. als wir an der s-bahn standen, ist es dann auf einmal zusammengebrochen. ich selbst war fast nüchtern, sonst hätte ich ihm auch gar nicht helfen können."
und wieder mal klappte mir das kinn auf die brust.

gegen vier uhr morgens klingelte das handy des dritten. es war die drittefreundin. offiziell war der dritte mit dem objekt unterwegs, und das objekt hatte dem dritten ein alibi versprochen. um verplapperer zu vermeiden, erzählte der dritte, er sei mit dem objekt unterwegs und habe dabei zufällig auch mich getroffen. dann reichte er das handy an mich weiter. die drittefreundin freute sich, mich zu hören.
"kommst du morgen auch in den club?"
"denk schon", sagte ich und schämte mich, weil ich die drittefreundin gern hatte und sie nicht ahnte, dass sie sich wieder mit halbwahrheiten zufrieden geben musste - auch, wenn heute alles harmlos geblieben war.

der dritte brachte mich noch zum bus, bevor er in die u-bahn stieg.
"bis morgen dann."
"bis dann. schlaf gut."
und während ich durch den anbrechenden morgen schaukelte, fragte ich mich, was tue ich eigentlich?