Sonntag, 15. Mai 2011
party mit hindernissen
weil das objekt und der dritte ihren männerabend (saufen und spielen) hatten, nahm ich mich der drittenfreundin an und wir machten mädelsabend (saufen und reden). später dann party für alle, lautete der plan.

die drittefreudin leidet derzeit unter den ersten "eheproblemen". der dritte sei faul und schlampig, beschwerte sie sich, und seile sich immer mehr ab, so wie auch heute. ich fand, das hörte sich gar nicht gut an, sagte aber nichts.

gegen mitternacht holten uns die männer dann aus der kneipe. das objekt war stark angetrunken, nahm mich erst in, dann auf den arm und schwenkte mich herum wie ein kind. dann mussten wir alle noch mal zum objekt nach hause, weil es noch geld holen musste. es bestand darauf, dass wir mit dem taxi zur party und auch wieder zurück fuhren. der hintergedanke dabei war leicht zu erahnen: das taxi gab dem objekt die möglichkeit, sich bis zur gehunfähigkeit weiter zu betrinken.

es folgte eine lustige taxifahrt, auf der ständig wer das fenster öffnete und ankündigte, sich gleich übergeben zu müssen. dem taxifahrer saß der angstschweiß im nacken. dann kamen das objekt und der dritte auf deutschunterrricht zu sprechen und das objekt erzählte erstmals recht frank und frei von seiner zeit im heim für schwererziehbare. bei gelegenheit muss ich unbedingt mal fragen, warum es dort gelandet war, denn über das objekt zu schulzeiten wusste ich noch recht wenig, nur, dass es leistungssportler gewesen war und ein recht passables abitur gemacht hatte.

auf der party selbst war es dann ein bisschen langweilig. der dritte ging auf distanz zur drittenfreundin, die daraufhin deprimiert und angesäuert an meiner seite hing und emotionalen zuspruch brauchte. ich riet ihr, die distanz einzuhalten und zu versuchen, alleine auf ihre kosten zu kommen.
"flirte ein bisschen, tanze und amüsier dich", sagte ich ihr.
doch die drittefreundin hatte angst vor der konkurrenz und behielt den dritten ständig im auge. so ging sie ihm vermutlich noch mehr auf den keks. alles endete damit, dass sich die beiden irgendwann übelst anmachten. ich stand betreten dabei, das objekt grinste vor sich hin, umschlang mich und gab dann lallend und laut singend den bekannten spruch mit den fotzen und der mutti zum besten. wodurch, wie sie vielleicht ahnen, der abend nicht unbedingt an harmonie gewann.

später saßen das objekt und ich dann im rauchatrium und es entschuldigte sich bei mir für sein verhalten sowie sein allgemeines arschloch-machogehabe. es zog alle register, schmeichelte mir und küsste mich. dann verkündete es, es wolle nun auf klo gehen und sich was reinziehen. mit diesen worten verschwand es spurlos.

der dritte und die drittefreundin hatten die schnauze voll, von den objekt-eskapaden, vom streiten und von der mittelmäßigen party. sie verabschiedeten sich und sahen sich nach dem objekt um, das aber verschollen blieb. wir suchten noch eine weile, doch dann gaben wir auf.
"ich hoffe, es ist nichts passiert", sorgte sich der dritte.
"er hatte ja schon so viel getrunken, wenn er da jetzt noch was draufschmeißt... nicht gut für den kreislauf", stimmte ich zu.
"vielleicht ist es bloß spontan mit einem typen mitgegangen... das macht es nämlich manchmal", meinte der dritte.
"aber es hatte doch mit gar niemandem gesprochen... es hing doch schon die ganze zeit besoffen herum und war dann zuletzt mit mir rauchen."
die drittefreundin, der die allüren des objekts am meisten auf den keks gingen, zuckte die achseln, während der dritte weiter beunruhigt dreinschaute. dann zog das verkrachte paar unverabschiedeter dinge vondannen.

ich lehnte daraufhin eine weile in einer ecke und fühlte mich alleingelassen. als ich noch eine suchrunde dreht, stand da auf einmal ein mann vor mir, der dem cabman stark ähnelte. ich hatte ihn noch nie auf einer anderen party gesehen. ich war so perplex, dass ich ihn regelrecht anstarrte. er starrte zurück. und dann ging es auch schon los.

er kam auf mich zu und sprach mich an:
"ich bin nicht gut in solchen situationen... aber ich kann jetzt auch nicht anders... ich finde dich ganz hinreißend."
olalala. jetzt wurde der abend doch noch spannend.
wir unterhielten uns eine kurze weile sehr gut über beziehungen und gecrashte erwartungen und mussten ob unserer desillusioniertheit mehrmals grinsen. da hatten sich ja die beiden richtigen gefunden. lernen sich kennen und sprechen als erstes darüber, warum ein kennenlernen ganz sinnlos sei.
plötzlich stand eine rothaarige frau neben dem typen.
"kommst du", sagte sie.
der typ guckte betreten.
oh nein, dachte ich, jetzt schlittere ich schon wieder in so eine zweitfrauengeschichte hinein.
doch dann sagte der typ:
"einen moment."
gut. wäre es seine frau, würde er das nicht sagen.
er schaute mich fragend an, ich schaute fragend zurück, da ich angestrengt grübelte, ob ich im meine nummer aufs auge drücken sollte. er war mir sympathisch und er war anziehend, und aus dem kurzen gespräch hatte ich den angenehmen eindruck gewonnen, dass er bodenständige und nicht allzu romantische beziehungsansichten hatte. anderseits wollte ich nicht vorschnell handeln. ich hatte noch selten jemandem nach zehn minuten des gesprächs meine nummer gegeben. aber dann: warum denn nicht?
dann sagten wir synchron:
"sollen wir mal nummern tauschen?"

die rothaarige frau verzog sich. beleidigt, wie mir schien. das war jedenfalls schon mal nicht der beginn einer wunderbaren freundschaft. die hamburger frauen konnten mich nicht leiden, stellte ich immer wieder fest. es mochten mich offenbar nur immer die, die mich gar nicht leiden können sollten - so wie die drittefreundin. ich glaube, an diesem abend beschloss ich auch, die drittesache bis auf weiteres ruhen zu lassen. die verschränkungen der geschichten wurden zu eng und ich war jetzt sowas wie die große schwester der drittenfreundin.

mein verehrer tippte meine nummer in sein handy und rief mich dann kurz an, um mir seine nummer durchzugeben. dann verabschiedeten wir uns. er gab mir einen leichten kuss auf die wange.
"du riechst unwahrscheinlich gut", meinte er. dann war er weg.

auf dem weg zur und dann in der u-bahn sammelte ich noch einmal zwei telefonnummern ein. die würde ich zwar garantiert nie benutzen, aber es war doch schön, mal wieder zu erfahren, welche wirkung ein kurzer rock und hohe stiefel hatten.

insofern ein angenehmer abend in summe. besonders schön wäre nun zu erfahren, ob das objekt überlebt hatte. ebenso nett wäre es, wenn sich der typ melden würde. ja, doch, den würde ich gern wiedersehen.