Dienstag, 1. Juni 2010
nichts geht mehr
montagmorgen. ich stehe im bad und beobachte den morgenauswurf, wie er richtung ausguss wandert. am liebsten wäre ich gar nicht aufgestanden. das fieber ist auch wieder zurückgekommen. aber den berg arbeit kann mir schließlich keiner abnehmen.

im büro habe ich ein großprojekt abgeschlossen. keine rückmeldung. das muss bedeuten, es war gut. sonst hätte man mich sicherlich schon wieder mehrere köpfe kürzer gemacht. zum glück leide ich inzwischen unter rückgraterweichung.

an den u-bahn später geht gar nichts mehr. betriebsstörung, bitte beachten sie die lautsprecherdurchsagen. nach geschlagenen zehn minuten erfahren wir von einem feuerwehreinsatz. taxis und busse stünden als ersatzverkehr bereit. das freut mich für die taxifahrer, wann machen die denn schon mal so ein massengeschäft?
neben mir am völlig überlaufenen taxistand wartet eine alte schrulle mit blauem lidschatten und rosa lippenstift. "komm mama, lass uns doch zu fuß gehen", sagt ihre - vermutlich - tocher. "es ist doch nur eine einzige station." doch die alte klunkerbehangene pissnelke, die wahrscheinlich bloß shopping gehen oder rechtzeitig zum champagnerfrühstück kommen will, erwidert: "kommt überhaupt nicht infrage! jetzt habe ich schon einen euro dreißig für die fahrkarte ausgegeben!" das lehrte mich wieder einmal, warum reiche immer reich bleiben: sie bleiben so lange und so rücksichtslos auf ihrem geld sitzen, bis sie alles elend um sie herum überdauert haben. ich selbst stehe da, habe einen dringenden termin und von meinen paar groschen eine fahrkarte für zwei euro fünfundsiebzig gekauft. ich drehe mich um und nehme das fahrrad, obwohl es regnet und ich todkrank bin. 'wenn ich morgen tot bin, ist die drecksschlampe schuld', denke ich bei mir und wünsche ihr ein qualvolles dahinsiechen in einem altersheim.

nach dem wochenende habe ich akute entzugserscheinungen. sex ist so eine idealdosis nähe & zärtlichkeit. habe gelesen, dass der mensch pro tag vier umarmungen braucht, um sich glücklich zu fühlen. ich hoffe, ich habe am samstag genug davon getankt, um über die runden zu kommen. ich fürchte, ich habe den narren an dieser bizarren situation gefressen.