Samstag, 14. März 2009
zivilcourage und andere freundlichkeiten
das da hat mir mein kavalier mit dem guten geschmack aus meiner heimat mitgebracht:



solche geschenke haben natürlich auch einen nachteil: der schenker wird oft wider willens am konsum beteiligt. wie eine eklige torte, von der man dann doch höflichkeitshalber ein stück nehmen muss. kurzum: total ätzend. tja, da kann ich aber auch nicht helfen, da musser jetzt durch.

achja, noch ein anekdötchen: den menschen in meiner heimat wird desöfteren größte ungehobelheit und mangelnde kultivierung nachgesagt. das stimmt, leider. im hamburg herrscht ja ein feinerer ton, obwohl, wie man dann auf dem zweiten blick häufig feststellt, dieser ton nur aus vermeintlicher überlegenheit resultiert und gnadenvoller ausdruck mangelnder selbsterkenntnis ist.
heute aber habe ich einen hamburger busfahrer in geradezu bayrischer/fränkischer proletenhaftigkeit ertappt: wir hielten an der streekbrücke, wo die gehobenen wohnanlagen von winterhude ins schnöselviertel harvestehude mündet. eine ältere, zierliche frau mit einem ziemlich schwer aussehenden mann im rollstuhl wollte den bus besteigen. dass sie das alleine kaum schaffen würde, war klar. sie warf dem fahrer durch die geschlossene tür einen flehenden blick zu, doch der ignorierte sie geflissentlich. also schob sie zur busmitte. dort war inzwischen ein hilfbereiter mann aufgesprungen und half zwei muttis, ihre kinderwägen anders zu arrangieren, weil sonst der rollstuhl keinen platz gehabt hätte. das ging, der bus war sonst fast leer. die muttis setzten sich und stellten sie kinderwägen jeweils an eine seite. dies alles erforderte etwa zwei minuten, während der rollstuhlfahrer mit seiner frau noch draußen stand. da meldete sich der faule busfahrer zu wort und meckerte, weil ihm das zu lange dauerte.
der hilfsbereite mann: "wir müssen doch nur eben kurz die kinderwägen..."
da rief der busfahrer durch den wagen: "voll ist halt voll!!"
hätte der rollifahrer etwa auf den nächsten bus warten sollen, weil der busfahrer weder helfen noch warten wollte? mir platzte fast der kragen, doch meine zivilcourage war an diesem morgen recht klein, zumal ich ohne fahrschein im bus saß und lieber nicht auffallen wollte. zum glück übernahm der hilfsbereite mann diese rolle und brüllte zurück:
"ich will ja nur helfen! das wäre eigentlich ihre aufgabe gewesen!"
daraufhin war der busfahrer dann still und wartete ohne meckern, bis der rolli verfrachtet war.
die aktion erinnerte mich sehr an eine szene, die ich in nürnberg mit einem u-bahn-fahrer erlebt hatte. ein penner war an einer station überfallen und zusammengeschlagen worden und ich war zum u-bahn-fahrer gerannt und hatte ihn gebeten, einen krankenwagen zu rufen, weil der typ mehrfach an den kopf getreten worden war und aus allen löchern blutete. weigert sich der fahrer! ich konnte es nicht fassen und rief dann empört: "das ist unterlassene hilfeleistung! wenn dem mann was passiert, sind sie mit dran!" das bewegte ihn dann doch dazu, widerwillig den notruf zu wählen.
unglaublich. manchmal denke ich echt, solche menschen können doch nicht von der selben spezies abstammen wie die anderen.