Montag, 7. April 2008
agentur für arbeit irrsinn
ich war ja letzte woche mal bei der agentur für arbeit, beziehungsweise der ARGE, wie das bei uns heißt, weil ich meine bewerbungs- und fahrtkosten gerne erstattet hätte. die ARGE ist für meinen postleitzahlenbereich auf der homepage der agentur für arbeit kenntlich gemacht, also schlug ich da auf und stellte mich an die information. dort saß eine frau, der ich mein anliegen vortrug, und die meinte dann, ich müsse mich jetzt erstmal arbeitssuchend melden und arbeitslosengeld II beantragen und auch bewilligt kriegen, sonst gibt es auch keine bewerbungskosten erstattet. ich war verwundert, war mir diese prozedur nicht geläufig, dachte mir aber, naja, angemeldet sein kann nicht schaden. und am ende holen wir auch noch 2,50€ hartzIV dabei raus.
dann musste ich im wartezimmer sitzen, zwischen einem jungen fetten skinhead und einem russen, der immer wieder auf den flur rannte und über den pass lamentierte, den er nicht besaß.
es ging relativ schnell, dann wurde ich ins zimmer einer jungen blonden dame gerufen. ich erklärte ein zweites mal, was ich wolle, nämlich eigentlich gar kein hartzIV, sondern nur bewerbungskosten erstattet. sie war genauso hart wie die frau an der information, füllte einen langen antrag für mich aus und beauftragte mich, einen ganzen stapel nachweise für meine hartzIV-berechtigung zu bringen. etwas entmutigt fragte ich dann, ob sie meine, der aufwand würde sich überhaupt lohnen. ich solle mich in die bestimmungen einlesen, sagte sie, das würde ich dann schon sehen.
zuhause also die regeln gewälzt und als es um vermögen ging, wusste ich, dass ich scheitern würde. meine eltern hatten eine erbschaftssumme auf meinen namen fest angelegt, um steuern zu sparen. etwas mehr als die von hartzIV erlaubten 150€/lebensjahr. umschreiben geht nicht, weil das geld immer für ein jahr festhängt.

letztes wochenende traf ich dann einen freund, der beim arbeitsamt arbeitet. ich schilderte ihm mein leid, da meinte er:
"du warst bei der ARGE, stimmt´s?"
"ja."
"na dann ist ja alles klar. du meldest dich besser beim arbeitsamt bei uns. denn neun von zehn fälle, die von der ARGE bei uns landen, sind völlig falsch bearbeitet. die sind da an inkompetenz kaum zu übertreffen."
er erklärte mir, wie ich vorgehen solle: per telefon meine daten durchgeben, dann würde man mir antragspapiere zuschicken. die müsse halt der jeweilige arbeitgeber unterzeichnen, und fertig.

frohen mutes rief ich heute morgen dann beim arbeitsamt an. die frau erklärte sich durchaus bereit, meine bewerbungskosten zu übernehmen, allerdings nicht am telefon.
"sie müssen persönlich vorbeikommen. und bringen sie ihren personalausweis, ihre sozialversicherungsnummer und... [blablubber] mit."
"mein bekannter hat aber gesagt, ich könne einfach anrufen."
"sie sind aber doch in keinem beschäftigungsverhältnis!"
"na wäre ich in einem, würde ich mich ja jetzt kaum an sie wenden!"
"sie müssen auf jeden fall vorbeikommen."
"na gut. wann sind sie denn da?"
"montag bis freitag, neun bis zwölf uhr 30."
was für herrliche arbeitszeiten. ich glaube, ich weiß, was ich werden möchte: telefontante beim arbeitsamt.
und: kann mir mal bitte jemand erklären, wann man da hin soll, wenn man vielleicht wenigstens vormittags beschäftigt ist?
nach all der verwirrung bin ich jedenfalls zu einem ergebnis gekommen: hier weiß die linke hand offenbar nicht, was die rechte tut. bevor ich da am mittwoch hingehe, werde ich nochmal anrufen. vielleicht nennt mir dann ja ein fünfter eine vierte variante.
und den arbeitslosenzahlen vertraue ich ab sofort auch nicht mehr. bei soviel bürokratischem durcheinander fallen da sicher gleich tausende unter den tisch oder werden doppelt verrechnet. und der arbeitssuchende bäcker bekommt ein stellungsangebot als it-fachmann. und wenn er dann ablehnt, muss er ein-euro-jobber bei der müllabfuhr werden.
ganz sicher, so wird das sein. und man verlässt das gebäude der agentur mit dem gefühl, man sei ab sofort so vogelfrei wie herr k. in kafkas "prozeß".