Samstag, 19. April 2008
springen, unbezahlt oder umsonst?
ein lebensabschnitt geht für mich zu ende. ich habe mein studentisches lotterleben beendet und muss nun ab juni die praktika ableisten, die für meine weitere berufliche laufbahn, für die ich mich entschieden haben, vonnöten sind. ab dem nächsten monat falle ich in eine "soziale grauzone", wie der versicherungsfuzzi der aok es ausdrückte. kein anspruch auf hartzIV, kein chance, in die gesetzliche krankenkasse zu wechseln - ich war während meines studiums privat versichert und man muss zwei jahre pflichtversichert gewesen sein, um sich freiwillig gesetzlich versichern zu dürfen - weil ich keine sozialversicherungspflichtige arbeit habe.
eigentlich kann ich mir eine private kasse nicht leisten. im moment habe ich einen 400-euro-job, der hätte gerade für die gesetzliche kv und eine mietbeteiligung in hamburg gereicht. ich bat also zuhause um einen privatkredit, den ich nicht bekomme. ich solle lieber ins referendariat gehen, wenn ich geld brauche, so mein vater.
ich habe seit meinem fünften lebensjahr all mein mir irgendwie zufallendes geld gespart, mit dem untrüglichen instinkt, dass man es in schweren zeiten brauchen könnte. ich habe mit 18 meinen eltern kredit in höhe von mehreren tausend mark gegeben, weil sie sich zu ihrem haus noch eine eigentumswohnung kauften und ich diese entscheidung in ihrer situation - geldanlage fürs alter - sinnvoll fand. das geld liegt - mittlerweile in euro zurückgezahlt und verzinst - auf einem konto, das auf meinem namen angelegt ist. ein anlagekonto, das sich unter anderem hartzIV-verhindernd auswirkt.
sollte ich den sich im augenblick abzeichnenden weg einschlagen, werde ich mindestens fünf monate auf eigene kosten privat versichert sein müssen, weil praktika nichts oder zu wenig abwerfen und ich, auch wenn ich das ganze wochenende immer jobben gehe, wahrscheinlich die 400-euro-grenze nicht sprengen werde, die mich sozialversicherungspflichtig machen würde.
nachdem ich nun die ganze nacht mit mir gerungen habe, weil ich ein mensch bin, der eigentlich schon ein paar sicherheiten braucht, habe ich die folgenschwere entscheidung in erwägung gezogen, dass ich meine reserven - das anlagekonto - dazu verwenden könnte, mir die chance zu geben, diesen unsicheren und steinigen weg zu gehen.
es lockt ein leben zu zweit mit dem mann meiner träume, in der stadt meiner träume, in einem beruf, den ich wirklich ergreifen will. es warnt mich die endlosschleife schlecht oder gar nicht bezahlter praktika, meine merkwürdige soziale situation, mein selbstzweifel, meine schlechte körperliche verfassung. es warnt mich die tatsache, dass selbst menschen, die mich lieben müssten, weil sie mich geboren haben, kein vertrauen in mich aufbringen.
meine angst ist unendlich groß. eine völlig ungekannte angst, die nicht mit prüfungsängsten zu vergleichen ist. ich falle nicht mehr weich, es gibt keine zweiten chancen. es gibt nur springen und siegen oder springen und untergehen. nicht zu springen verbitte ich mir. ich will nicht in die knie gehen, nicht mehr vor mir, schon gar nicht vor anderen. nicht vor der angst, die dann bloß verzweiflung würde.

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