Samstag, 4. April 2015
spaß mit airberlin, II
ich flog bisher eigentlich ganz gern mit airberlin. es gibt kostenlose getränke an board und in etwa 50 prozent aller fälle geht auch alles glatt und man ist pünktlich.

was ich gestern erleben durfte, überstieg allerdings mein vorstellungsvermögen. nein, ich hatte keinen kamikaze-piloten an bord. vielmehr handelte es sich um eine grobe fehlkalkulation und grenzenlose schlamperei, die mir jetzt meinen kompletten urlaub versaut. daher sage ich: fuck airberlin, mit euch fliege ich nicht mehr, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt!

um 12 uhr sollte mein flieger richtung süden gehen. der flug war recht günstig, jedenfalls günstiger als eine bahnfahrt, vielleicht hätte mich das misstrauisch machen sollen.
however, das erste problem gab es beim quick check-in. meine buchung konnte nicht gefunden werden. also wackelte ich zum schalter, checkte dort ein und gab mein gepäck auf.
"sie haben im moment noch keinen sitzplatz", sagte die dame am check-in.
mir klappte die kinnlade nach unten. sollte ich jetzt im frachtraum mitfliegen?
"die maschine ist voll", erläuterte sie, als sie mein ungläubiges gesicht sah.
"sie meinen, die maschine ist überbucht?" zählte ich dann eins und eins zusammen.
"und was soll ich jetzt machen?"
"gehen sie zum gate zu den kollegen, die kümmern sich um alles", winkte sie mich weiter.

beunruhigt, aber noch nicht wirklich besorgt ging ich durch die sicherheitskontrolle und dann zum gate. da stand schon ein airberlin-mitarbeiter.
"hallo, es gibt ein problem, ich habe keinen sitzplatz", sagte ich.
"da sind sie nicht die einzige", murmelte der airberlin-mensch in seinen nicht vorhandenen bart.
"oh. aber ich muss da mitfliegen, meine familie wartet auf mich!" wagte ich einzuwerfen.
"soll ich ihnen etwa einen klappstuhl reinstellen?" fuhr mich der airberlin-mensch an.
"jetzt stellen sie sie gefälligst zu den anderen und warten!"

wir warteten und warteten. die meisten passagiere stiegen in die maschine, acht blieben zurück (wobei ich mich fragte, wie man eine so kleine maschine mit acht personen überbuchen kann?!). der airberlin-mensch telefonierte und schleuste schließlich noch sechs personen in den flieger. zu dem jungen mann und mir sagte er, nicht ohne häme:
"kein platz mehr für sie."
"und jetzt?" wollte ich wissen.
"buchen sie halt um."
ich bekam gänsehaut.
"kostet das was?"
"gehen sie zum service-schalter und fragen sie", sagte der airberlin-mensch genervt.
ich kochte innerlich hoch. über den würde ich mich bei airberlin beschweren, nahm ich mir vor.

am service-schalter nahm mich ein junger dunkelhäutiger typ in empfang und begann dann für mich zu telefonieren.
"sieht schlecht aus, wir haben heute nichts mehr frei."
"dann zahlen sie mir ein bahn-ticket, dann nehm ich jetzt die bahn", schlug ich kompromissbereit vor.
"das geht nicht."
der junge typ telefonierte weiter.
"wir können sie nach münchen fliegen", sagte er irgendwann.
"und was soll ich in münchen", fragte ich genervt.
"ich rufe jetzt mal bei lufthansa an", sagte der mann mit einer engelsgeduld. und siehe da, endlich ein erfolg:
"hören sie, in zehn minuten geht ein lufthansa-flug nach münchen und von dort aus können sie eine stunde später weiter nach nürnberg fliegen, wäre das was?"
"nehm ich", sagte ich erfreut.
"dann müssen sie sich jetzt beeilen. sie müssen zum lufthansa-schalter einchecken und dann schnellstmöglich zum gate. zehn minuten!"

ich rannte zum lufthansa-schalter. eine frau beäugte mich misstrauisch.
"und was ist mit ihrem gepäck?"
"äh, das weiß ich nicht, ich wurde noch nie umgebucht. was ist denn normalerweise mit dem gepäck in so einem fall?"
"wird schon schiefgehen", sagte sie vage und drückte mir zwei boardkarten in die hand.
ich schubste mich durch die sicherheitskontrolle und rannte zum gate. man wartete auf mich, wie nett.
dann fiel mir die sache mit dem gepäck wieder ein.
"wissen sie, was jetzt mit meinem gepäck passiert?" fragte ich den steward im flieger.
"ich kann das in münchen für sie nachsehen, jetzt aber nicht."

münchen, flughafen. ich suchte mein anschluss-gate und fand dort auch gleich einen mitarbeiter von lufthansa, den ich wegen des gepäcks fragen konnte.
"machen sie sich keine sorgen", sagte er. "ihr gepäck darf niemals ohne sie fliegen. das wird ganz normal in nürnberg ankommen."
"können sie nicht mal nachgucken, ob es auch wirklich in der maschine ist?"
"nein", sagte er. "aber ich mache eine notiz, da ist bestimmt alles in ordnung!"

dann wartete ich. ich hatte hunger und durst und merkte erste erschöpfung. überall roch es fantastisch nach essen, aber ich hatte kein geld. endlich ging es weiter, sogar halbswegs pünktlich, und gegen halb fünf - mit nur dreieinhalb stunden verspätung also - landete ich in nürnberg.

am gepäckband allerdings: kein koffer für mich.

ich wandte mich an einen typ, der rumstromerte und notizen machte.
"arbeiten sie hier?"
"ja."
"mein gepäck ist nicht angekommen, was muss ich jetzt tun?"
"gehen sie zur gepäck-ermittlung, hier raus und dann rechts."
die stewardess aus dem münchen-flieger stand plötzlich hinter mir.
"na, vermissen sie auch ihren koffer?" fragte sie freundlich.
"ja."
"dann kommen sie, ich muss auch zur gepäck-ermittlung."

die nette stewardess erzählte, sie habe in chicago eingecheckt. seither verliere sich die spur ihres koffers.
"na toll", sagte ich.
dann war ich auch schon an der reihe. eine dame gab meinen suchauftrag in den pc ein.
"und, ist mein koffer hier?" wollte ich wissen.
"im moment offenbar nicht", sagte sie.
in mir starb jede hoffnung.
"können sie nicht mal in münchen anrufen und fragen?"
"nein, das geht jetzt schon alles seine wege."
"und wie lange dauert das jetzt erfahrungsgemäß?"
"ein paar tage."
"ich muss aber am dienstag zurück in hamburg sein!"
die frau zuckte die achseln.
"vielleicht ist der koffer ja morgen schon da."

nun sitze ich in nürnberg. ohne kleidung, ohne zahnbürste, ohne kontaktlinsen, ohne ladekabel. mein geburtstag war wirklich super. danke, airberlin!

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