Dienstag, 6. Mai 2014
psychoschockerin
der fick vom wochenende hat angerufen. zwei stunden später steht er schon vor meiner haustür. anzug, krawatte, in der hand einen riesigen blumenstrauß, den er mir mit einer kleinen verbeugung überreicht. ein echter gentleman, wow.

schwupp, ist er aus dem anzug gestiegen, pellt mich meinerseits aus den klamotten und besteigt mich in seiner dominanten art.
"ich kann nur hart", sagt er. hammwa ja im prinzip nix gegen. der schwanz ist okay, der fick auch, alles halbwegs kreativ. der körper gut in schuss, nicht jeder 46-jährige verfügt über einen waschbrettbauch und so wohlgeformte, kräftige oberschenkel. die chemie jedoch matcht weniger gut, das war mir schon beim open-air-fick verdächtig gewesen. davon abgesehen erinnert mich sein aftershave an eine bestimmte sorte hustenbonbons, die meine mutter mir als kind immer aus der apotheke mitbrachte und die ich nicht mochte.

später liegen wir nebeneinander. der typ macht sich ziemlich breit, nimmt mich aber nicht in den arm. mich überrollt das bedürfnis, alleine zu sein, will ihn aber nicht so direkt rausschmeißen. wie stellen wir das am geschicktesten an? so, dass sich jegliche
diskussionen erübrigen? am besten ein bisschen fies sein, beschließe ich, und crazy, denn so ein stino kommt bestimmt nicht auf crazy klar. sich unbeliebt machen. dann hat der typ das gefühl, dass er freiwillig geht.

"du bist verheiratet, stimmts" stelle ich ziemlich unvermittelt fest.
der typ ist perplex.
"woher weißt du das", fragt er erstaunt und checkt unaufällig seine hände, aber nein, er hat durchaus dran gedacht, den ehering abzunehmen.
"hm, ich könnte jetzt sagen, so ein attraktiver, erfolgreicher mann in deinem alter..."
der typ grinst geschmeichelt.
"aber in wirklichkeit hab ichs daran gemerkt, wie du mich anfasst oder vielmehr, wie du mich nicht anfasst."
jetzt schaut er schockiert.
"wars nicht gut für dich?"
ich grinse in mich hinein, typisch bwler, immer alles in positiv- oder negativbilanzen zu denken, und immer diese angst, schlecht wegzukommen.
"darum gehts doch gar nicht. aber du fasst mich nicht an wie jemanden, den du kennenlernen möchtest. du konsumierst."

der typ weiß nicht, ob er gekränkt oder fasziniert sein soll.
"du bist anscheinend ganz schön clever", sagt er irgendwann, noch immer verunsichert.
"auf jeden fall bin ich nicht ganz dicht", sage ich leichthin.
schweigen.
"erzähl mir mal was von deiner frau", lege ich nach, "fickt ihr noch?"
der typ windet sich.
"hey, keine sorge", beschwichtige ich, "ich renn nicht zu ihr und murkse sie ab. ich will ja nichts von dir."

der typ lacht unentspannt. dann drehe ich meine arme ein wenig in sein blickfeld und das lachen vergeht ihm.
"wie... wie ist das denn passiert?" will er wissen.
ich schweige und grinse.
"das warst du nicht selber, oder?"
"doch, das war ich selber."
dem typ quellen die augen aus dem kopf.
"das glaube ich jetzt nicht. wie... wie... wie hast du das denn gemacht?"
"mit nem küchenmesser. wahlweise rasierklingen."
der typ ist blass um die nase geworden.
"aber das tut doch weh!"
"das tut nicht weh. das schärft die sinne und kanalisiert aggressionen."

ich zähle innerlich runter von zehn auf null und wette mit mir, dass der typ gleich in seine hosen steigt.
fehlanzeige.
"hast du auch schon mal versucht, dich umzubringen? oder denkst du dran?" will er stattdessen wissen.
jetzt ist es an mir, mich zu winden.
"also du musst es natürlich nicht erzählen."
"danke."
plötzlich habe ich seine hand auf meiner schulter und er streichelt mich zart. ach du kacke, jetzt hatte ich mich unfreiwillig interessant gemacht.
"ich versuche immer, dass ich, wenn ich abends ins bett gehe, das gefühl habe, dass es ein guter tag war", sagt der typ.
"und wie schaffst du das?" frage ich widerwillig fasziniert zurück.
"ich weiß nicht. bevor ich nicht mit mir im reinen bin, gehe ich einfach nicht schlafen."
ich lache.
"dann hätte ich seit rund zwei jahren kein auge mehr zugetan."
der typ ist ganz ernst geworden.
"was fehlt dir denn am meisten?"
"ich brauch endlich mal einen guten job."
ich fasse die misere kurz zusammen.
"hm", sagt der typ, "ich kann mir ja mal deinen lebenslauf anschauen."

langsam wird mir der typ immer sympathischer. er gibt mir seine e-mail-adresse für die dokumente.
"okay", sage ich hocherfreut.
dann muss der typ los.
"meine frau wartet mit dem essen auf mich."
"ach wie wunderbar."
"du bist verdammt sarkastisch, weißt du das?"
"ja."
"gefällt mir aber."

ich werde noch mal geknutscht, dann verschwindet der typ.
zwei minuten später erhalte ich eine sms: du bist so schön und so smart, du tust mir wirklich gut!
das klingt zum ersten mal ehrlich und nicht nach den dahingesülzten standart-komplimenten, die er mir zu anfang machte.
ich muss grinsen.
noch so eine sinnfreie geschichte ohne perspektive. aber vielleicht ist ja wenigstens ein job drin.

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