Mittwoch, 14. September 2011
leben erobern
eine job ist ein job ist eine hure. man bezahlt mit seiner identität, wenn man nicht achtgibt. das sich-wichtig-nehmen, das herablassend-werden, die wachsende respektlosigkeit vor anderen und sich selbst. zu lange jahre habe ich verschwendet mit solchen menschen, zu viel zeit verschwende ich selbst auf das vermeintliche heil der werktätigkeit.

eines tages werde ich alles von mir abfallen lassen. eines tages werde ich ich sein, freue ich mich vor und weiß genau, es wird den grund zur freude niemals geben. ich sein, wer oder was soll das schon sein - und überhaupt: im anbetracht dessen, was sonst so existiert, ist ich doch nur ein kosmischer furz.

treiben lassen, nicht gehen lassen, sagt der freund am telefon. der freund ist so einer, den ich am liebsten für immer kennen würde. er ist schuld, dass ich drei tage nicht geraucht habe. einfach so, weil ich nicht dran gedacht habe, sondern weil ich mich fragte, wie das geht: ich sein, mich treiben lassen. mich nicht gehen lassen. mir türen öffnen, aber freundlich, nicht so mit arschtritt wie sonst immer.

ich lebe, ich brenne. lesungen, konzerte, parties. lange gespräche mit fremden. fremde, die freunde werden. ich sauge auf, käue wieder und gebe ab. gebe auf und kapituliere angesichts der schönheit der dinge und der dummheit der menschheit.

ich verbrenne, brenne aus. immer noch nicht genug, muss mich bremsen. höre den freund sagen, hab keine angst, bleib ruhig stehen, die leere verschlingt dich nicht. die leere ist das all(es). das höchste sein. ich bekomme höhenangst, der gipfel, das ist immer da, wo es nicht mehr weitergeht. angekommen? nur deshalb, weil der weg endet?

der freund sagt, es ist deine kreativität. die gabe evoziert sehnsucht. keiner versteht mich. einsam. die gabe macht mich zum medium, und ein medium hat keinen bezugspunkt, ist nur mittler, mittel, mitte. inmitten, zwischen den stühlen. dann kann ich in der medienbranche ja nicht so falsch sein, finde ich. solange ich nicht mittelmäßig bin. um die mitte geht es nichtsdestoweniger die ganze zeit, aristotelikerin, die ich bin.

was bin ich, wenn ich brenne? die asche, die bleibt, oder das feuer, das vergeht, die energie, das licht?
bin ich das licht der welt? und mit euch allen zusammen die milchstraße in einem universum von unbekannter größe? selbst eine unbekannte größe, unbestimmt, aber selbstbestimmt: die mitte unter vielen.

ich glaube. und ich hoffe. und ich liebe.

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