Freitag, 25. März 2011
triumpfe
wenn die b**d-redaktion deinen text quasi 1:1 abdruckt und dann in der abstimmung nur dich anschreibt, während dein boss lediglich in cc gesetzt ist.

dieser freitag, so endlos und anstrengend er war, hatte sein highlight.

manchmal bin ich einfach gut.

edit:

der tag ging dann auch noch sehr fröhlich zu ende.

nachdem ich mich zum putzen überreden konnte sowie dazu, meinen dicken hintern für ein paar minuten die alster entlang zu schicken, klingelte mich das objekt an. ob ich später auch noch auf party käme. da ich ja was zu feiern hatte, bat ich es, mir ein paar krümel von seiner letzten großen lieferung für diesen abend mitzubringen. besagte lieferung hatte die zwei-mille-grenze gesprengt (fragen sie mich nicht, woher der mann diese beträge nimmt), woraufhin das objekt, immer noch das u-haft-trauma im hinterkopf, in einer nacht-und-nebel-aktion eine depotweise auslagerung in den hiesigen grünflächen vorgenommen hatte. seither befürchtete es ständig, das zeug könne von eichhörnchen und maulwürfen ausgebuddelt und aus versehen gefressen werden - "und stell dir mal vor, so ein eichhörnchen springt dann total stoned vor ein auto!". aus diesem grund hatte es nichts gegen eine kleine abnahme einzuwenden.

wir trafen uns gegen zwei uhr auf dem kiez. das objekt hatte ein kleines, dünnes mädel mit nasenpiercing im schlepptau und stellte diese als ehemalige patientin vor. die lütte gab mir einen schlaffen händedruck und sagte nichts. das objekt, high von mdma, quasselte dafür wie bekloppt und gab stories aus dem klinikleben und bizarren fällen in der notaufnahme zum besten. dann gingen wir zu unserem liebsten hobby - pärchen beobachten und über deren sexuelle aktivitäten spekulieren - über.

irgendwann trollte sich die objekt-begleitung.
"hey, ich wollte jetzt nicht euer romantisches date zerstören", meinte ich.
"nein, nein", sagte das objekt, "ich verstehe auch nicht, warum die jetzt gegangen ist."
"das musst du auch nicht - frauen hassen mich normalerweise", sagte ich.
"weil du eben ein alpha-weibchen bist", goß das objekt zucker über mein ohnehin schon erfolgsbedingt jubelndes herz. ich unterdrückte ein gefieptes "eeeecht???!" und sagte stattdessen ganz cool:
"ich weiß."
das objekt schubste mich mitsamt dem barhocker, auf dem ich saß. prompt segelte ich einem langhaarigen, jungen typen in die arme.
"oh", sagte der.
"sorry, alpha-weibchen", sagte das objekt.
dann sahen der typ und das objekt einander an. und verharrten im blick.
"ich lass euch mal besser alleine!" meinte ich daraufhin und klopfte dem objekt auf die schulter. wenige minuten später sah ich, wie der typ das objekt küsste. das hatten wir ja nun auch schon länger nicht mehr.

ich begab mich derweil auf toilette, weil ich schon die ganze zeit dringend musste und außerdem meine lieferung antesten wollte. ich war gerade fertig, da klopfte es an der trennwand. ich vermutete, meiner pinkel-nachbarin müsse das klopapier ausgegangen sein und warf einen großzügigen packen über die trennwand.
daraufhin fragte eine zarte stimme:
"luna?"
"nein", sagte ich.
"oh", sagte die stimme.
zeitgleich öffneten wir die klotüren. vor mir stand ein kleines, dunkelhaariges, dickbusiges mädchen und starrte mich an.
dann fragte sie:
"was hälst du denn eigentlich von tierversuchen?"
mein mund klappte auf und wieder zu. diese frage hatte ich nicht erwartet, zumal mein gehirn gerade auf distanz zur realität ging.
"pfff", sagte ich. "was soll ich davon halten, das kann man doch so pauschal nicht sagen."
"ich finde es ganz schlimm", sagte das mädchen.
"naja, schlimm schon, aber ich fände es auch schlimm, wenn die medikamente an menschen getestet würden", entgegnete ich. "obwohl sowas natürlich für geringverdiener wie mich wieder eine tolle einnahmequelle ist."
ich blubberte blödes zeug, merkte ich. ich beschloss, die klappe zu halten, zumal ich das mädel nicht kannte und nicht wusste, ob sich nicht draußen vor der tür 20 durchgeknallte tierschützerinnen befanden, die nur darauf warteten, hereinzustürmen und mich zu verprügeln, weil ich mit meiner fahrlässigen meinung schuld am tod so vieler tiere war.

das fremde mädchen hingegen quatschte ohne punkt und komma und erläuterte detailliert, welche tierversuche wann vorgenommen wurden und wie die armen viecher hinterher aussahen. ich wartete nur darauf, das sie gleich einen kleinen diaprojektor aufbauen und mir videos von tierversuchen vorführen würde, um mich dadurch moralisch zu zwingen, meinen namen auf einer unterschriftenliste einzutragen und jeden monat 50 euro an eine tierschutzorganisation zu spenden. davon abgesehen fragte mich inzwischen, ob ich je wieder aus dieser toilette herauskommen würde.

dann wollte sie meinen namen wissen und ob ich oft hierher komme.
"einmal im monat nur", sagte ich.
dann begann sie mich anzustarren - so, wie der typ von vorhin das objekt angestarrt hatte. ich hörte trotz realitätsentrückung die nachtigall trappsen. dafür war die tante aber nicht mein fall.
"ich muss dann mal wieder... tanzen", stammelte ich.
daraufhin ergriff das mädchen meine hand:
"ist der große typ dein freund?"
"welcher große typ?"
"der mit den roten haaren."
oha, da hatte mich aber jemand schon länger beobachtet. aber was für eine geniale vorlage. ich erinnerte mich an den vergangenen freitag, bemühte mich nicht zu grinsen und sagte so authentisch wie möglich:
"das ist mein mann. wir sind verheiratet."
"aber du trägst doch gar keinen ring", stellte das mädchen richtig fest.
"ja...", sagte ich, "wir halten eben nichts von konventionen."

dann öffnete ich die tür zur außenwelt. das mädchen folgte mir. keine fünf meter entfernt an der bar stand das objekt und kaufte gerade eine cola.
"guck mal, da ist ja dein mann!" rief das mädchen laut.
"ja", sagte ich und hoffte, das objekt möge sich nicht umdrehen und rüberkommen sowie möglichst gerade auch keine anderen menschen küssen.
"warum gehst du denn nicht zu ihm?"
"wenn der an der bar ist, darf man den nicht stören. das ist wie beim tanzen, da ist er eben eigen."
"aha", sagte das mädchen verwundert.
leider hatte uns das objekt inzwischen entdeckt, winkte uns fröhlich zu und bewegte sich dann in unsere richtung.

"na?!" strahlte es mich an. "alles gut?" und meinte damit die wirkung.
"ja, schatz, alles gut", stotterte ich.
das objekt lachte, knuddelte mich und sagte dann zu dem mädchen:
"sie ist immer so originell. das mag ich so an ihr."
ich trat dem objekt dezent auf den fuß.
"seit wann seid ihr denn schon verheiratet", fragte das mädchen da gerade heraus.
das objekt wollte schon wieder lachen, aber diesmal trat ich fester zu.
"aua", jaulte es, und ich sagte schnell, "noch nicht so lange."
das objekt starrte mich verwundert an und ich formte mit den lippen lautlos das wort "lesbe". das objekt nickte kaum merklich und schien verstanden zu haben. es legte den arm um mich und grinste friedlich.
"ja dann", sagte das mädchen zu mir. "will ich mal nicht länger stören. tut mir leid, dass ich dich so vollgelabert habe."
"kein thema", sagte ich und lehnte mich demonstrativ an die objekt-schulter. "dann machs mal gut."
"warte doch mal", sagte das objekt plötzlich zu dem mädchen. "hast du eigentlich schon gemerkt, wie fantastisch sie riecht?" es drehte meinen hals in richtung der nase des mädchens. "das ist so toll, auch wenn ich sie nicht sehe, ich weiß immer, wenn sie da ist, denn diesen duft schnupperst du meterweit."
"äh, ja", sagte das mädchen verlegen, während das objekt breit grinste.
"so, schatz", meinte ich bestimmt. "wir müssen jetzt nach hause."
"achja, die kinder", kicherte das objekt und schlug sich an die stirn. "total vergessen, dass ich welche habe."
das mädchen, inzwischen unsicher und ahnend, dass es hier verschaukelt wurde, fragte:
"wie viele kinder habt ihr denn?"
"zwillinge", sagte ich, bemüht, nicht loszuprusten.
"drillinge!" beharrte das objekt. "also vorhin waren´s jedenfalls noch drei. das weiß man aber nie so genau, weil die kinder von den nachbarn auch oft noch da sind. das ist dann so unübersichtlich."
da drehte sich das mädchen um und ging.

"das war jetzt aber nicht nett!" rügte ich das objekt.
"du hast mit dem schwindeln angefangen!" gab es zurück.
"ja, stimmt", gab ich zu.
"wollen wir trotzdem aufbrechen? wir können ja noch ein stück zusammen gehen, meine bushaltestelle liegt ja auf deinem weg."
"hm", meinte das objekt, "theoretisch gern, aber ich hab mich heute schon versprochen."
der typ schien es ihm tatsächlich angetan zu haben.
"dann fickt mal schön", sagte ich.
"ich weiß noch nicht", meinte das objekt. "wir werden sehen."

ich verabschiedete mich vom dj.
"moment mal", sagte der da zu mir und zauberte aus seinem koffer eine cd hervor.
"was ist das?"
"hab ich dir mal gebrannt. so eine best-of."
ich freute mich tierisch.

als ich schließlich auf die straße trat, war es schon hell, die vögel zwitscherten und von der bäckerei zog ein unbeschreiblich köstlicher duft herüber. an solchen morgenden stellte sich wie immer das gefühl ein, dass ich hier in dieser stadt genau richtig bin - und wenigstens ansatzweise zuhause.

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