Freitag, 5. Dezember 2008
trends 2008
das war 2008 (fast)! ein im grunde beschissenes jahr in meiner persönlichen biografie. aber weil der einzelne sich nicht so wichtig nehmen sollte, schauen wir lieber mal darauf, was die welt bzw. hamburg so bewegt. eine kleine zusammenschau:

bio
gestern fuhr ich mit einem bekannten durch eimsbüttel. "guck mal, da vorne, da hat vor vielen jahren - also als du noch eine erbse warst - der zweite mc donalds in hamburg eröffnet." ich folge dem zeigefinger. die ladenfläche belegt jetzt der "biomarkt".
ein signifikantes anzeichen einer trendwende. ob man schrot-und-korn-fetischisten jetzt gleich genussfeindlich schimpfen muss, wie das heute jemand am telefon tat, sei dahingestellt.
aber dass "biodiesel" nicht wirklich bio ist, weil er bio-, also lebensfeindlich ist, wenn nicht mehr genügend anbauflächen für nicht-raps zur verfügung stehen und die halbe menschheit ausstirbt, das haben wir jetzt wenigstens alle so langsam geschnallt.


bohemian like you (all)
vor ein paar jahren wollte jeder individualist sein. heute will jeder künstler werden. fotocommunities und designforen schießen wie pilze aus dem boden. immer mehr leute zeigen ihre begabung bzw. dass sie die gebrauchsanweisung ihrer kamera gelesen haben und bildbearbeitungssoftware besitzen.
immer mehr menschen machen musik. am pc natürlich, weil sie eigentlich weder singen noch ein instrument spielen und auch keine noten lesen können. steigen sie morgens mal in die s-bahn und belauschen sie all die jungen menschen, die ihre freunde ohne ende mit kreativen ergüssen volllabern. "und dann musst du da mal reinhören, ich schick dir heute dann das file, also der bass, den hab ich so und so gesetzt, der ist einfach affengeil..." blablubber.
manchmal möchte man sich einfach zwischen all diese kreativen aufsteiger stellen und sagen: "ich bin fließbandjobberin und meine hobbys sind shopping und fernsehen. und vielleicht sehe ich dich da sogar, wenn didi bohlen dich demnächst bei "deutschland sucht den supperkasper" abwatscht."


dicke dinger
je enger die straßen, je größer die parkplatznot, desto fetter die karren, die anwohner sich zuzulegen pflegen. der gemeine hamburger neigt zum geländewagen. damit kann man gut radfahrer wie mich von der straße putzen. oder kleine entchen übersehen, die an der alster unten über den harvestehuder weg watscheln.
eigentlich sehen geländeautos alle gleich scheiße und langweilig aus. nichts windschnittiges ist da mehr dran, nichts sportliches.
und eine frage drängt sich ganz besonders auf: wenn schicke schlitten für penisersatz stehen, wofür steht dann der geländewagen? für: "ich bin plundergebäckfreund und krieg meinen dicken hintern sonst nirgendwo unter" oder eher für: "ich habe eine hodenvergrößerung vornehmen lassen und bin jetzt der king of balls"? fragen über fragen. deshalb zum nächsten thema:


couch-orgien unter männern
sämtliche männer hamburgs drängen sich um oder sogar schon auf der roten couch. schätzungsweise 85% aller hamburger halten sich für therapiereif oder sind schon seit jahren dabei, ihren psychologen zuzusülzen. in der regel sind es männer der oberen gesellschaftsschicht. sie haben meist germanistik oder bwl studiert und sehnen sich rückwirkend gesehen danach, die jeweils andere unilaufbahn absolviert zu haben. sie haben alle kinder oder wünschen sich kinder. vermutlich, um einen grund zu haben, endlich zuhause bleiben zu können. dort sitzen sie dann, schneuzen sich in windeln und sinnieren über die übertragbarkeit der wochenbettdepression durch tröpfcheninfektion, während die mütter hoffen, dass resignation nur rezessiv vererbt wird.
depressive männer neigen außerdem dazu, aus zerrütteten ehen nicht entfliehen zu wollen. die regelmäßigen verbalen fußtritte ihrer partnerinnen scheinen ihnen eine legitimationsbasis für ihre trauer zu geben. oft machen solche männer eine ehetherapie, um die dosis verbale gewalt pünktlich einmal die woche geballt und psychologisch gefiltert spüren zu dürfen.
männer auf der couch ist ein thema, das schon beinahe schick geworden ist. noch nie beim psychologen oder psychiater gewesen zu sein, gilt in dieser gesellschaftsgruppe als manko. manche gehen allerdings, wenn ihnen kein psychisches problem einfallen will, auch hin und wieder zur maniküre oder haben sex mit ihrer putzfrau.

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