Montag, 16. Juni 2008
die fast-food-exorzisten
als arbeitskraft bin ich gut, fleißig und schnell - oder versuche, es zumindest zu sein. und manchmal klappt es sogar. ja, da sehen sie mal.

da ich irgendwie überleben muss, verdinge ich mich als homeoffice-buchstabensklavin. freies texten für freie bürger und unternehmen. neuer kunde soll nun künftig ein gewisses institut für ganzheitlichkeit werden.
das institut schwört neben ganzheitlichkeit und vollwertkost auch auf fernheilung und sonstigen esotherischen exorzismus. ist ja nicht schlecht, für so etwas zu texten, denn heulen und heilen ist ein stark anwachsender markt. könnte man unter umständen selber mal brauchen - und dann bekämen wir vielleicht angestelltenrabatt oder sowas.
das institut wird wie die hundert anderen seiner art auch von einem privatmenschen indischer herkunft geführt.
den ersten kontakt stellte meine bewerbung per e-mail auf eine recht kurze privatanzeige des instituts her. ich teilte meine kontaktdaten mit und bat um eine genaue beschreibung von tätigkeit und entlohnungsweg, dann wartete ich etwa eine woche. per mail teilte man mir schließlich mit, man sei sehr interessiert an mir, weil man sein geld schon an viele arschlöcher verschwendet habe. keine weitere info, keine antworten auf meine fragen. ich hakte noch einmal nach, bot probetexte an und wartete wieder eine woche. man antwortete mir, es würden 8 euro/stunde gezahlt und man bitte mich um rückruf unter der beigefügten rufnummer.
am nächsten tag meldete ich mich telefonisch. unter anderem interessierte mich stark, wie man mich für stündliches arbeiten entlohnen wollte, wenn das doch eher als projektartiges arbeiten von zuhause aus gedacht war.
am anderen ende der leitung meldete sich eine frauenstimme mit "jammahualinhihsa" oder so ähnlich. ich hoffte, es wäre eine begrüßung und kein fluch wie "weißes unkraut verrecke", dann stellte ich mich und mein anliegen vor. schweigen auf der anderen seite, dann ein "gilusninduinna". ich wiederholte langsam, was ich gesagt hatte. die frau fragte schließlich in sehr gebrochenem deutsch, wer ich denn sei. ich buchstabierte meinen namen gefühlte zweiundzwanzig mal, dann schien irgendwo ein rupien zu fallen. man bat, mich zurückrufen zu dürfen. ich gab meine nummer durch, so für alle fälle, denn die stand ja schon in meiner bewerbung. dann wartete ich wieder.
vier tage später erhielt ich ein weiteres mail vom institut für indischen exorzismus. man habe leider meine kontaktdaten verloren. gestern schickte ich das nächste mail mit meiner telefonnummer los. die hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

um mir das warten zu versüßen, lud mich mein frischgebackener lebensgefährte zur hiesigen filiale einer gewissen amerikanischen fast-food-kette ein. weil drinnen drei leute pro schalter anstanden, konnten wir natürlich nicht hineingehen, sondern nahmen den drive-in. ich wollte ein eis und der kater ein amerikanische-großstadt-steak-sandwich.
die stimme aus dem lautsprecher begrüßte uns: "jammahualinhihsa!" das klang wie der mir bereits bekannte fluch - oder so ähnlich. der kater bestellte vertrauensvoll.
"hulahmmadu?" klang es aus dem kleinen kasten.
der kater sah mich fragend an und gemeinsam entschieden wir, es müsse sich um eine rückfrage aufgrund eines kommunikationsproblems handeln. der kater wiederholte also laut und deutlich die bestellung.
"hulahmmadu? sandwich!"
der kater sah mich zweifelnd an. "hat die das jetzt endlich kapiert?" ich zuckte die schultern. der kater beugte sich weit aus dem fenster und rief noch einmal verzweifelt in die sprecherbox:
"ein eis und ein amerikanische-großstadt-steak-sandwich!"
es rauschte stark, im hintergrund murmelte jemand aufgeregt indische, englische und deutsche wortbrocken. dann plärrte blechern eine andere weibliche stimme ziemlich laut:
"weidefaaarrän!"
vom offizierston eingeschüchtert wagten wir keine weiteren fragen und einwände, sondern fuhren bis zum fenster für die essensausgabe vor. dort gab es tatsächlich ein eis für mich. das sandwich dagegen - es waren eben einfach mehr und längere wörter - schien ein problem. ein mitarbeiter winkte uns wild armschlenkernd in eine parkbucht.
"ich fahr gleich nach hause!" bellte der kater. "hier wird ja das wort 'fast-food' völlig ad absurdum geführt!"

das sandwich hat er dann doch noch bekommen - hat auch nur etwa eine viertelstunde gedauert. auf meinen rückruf warte ich natürlich immer noch. allerdings beschleicht mich zwischenzeitlich der verdacht, dass hinter diesem institut ein küchenangestellter besagter fast-food-kette steckt...

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