Sonntag, 20. Januar 2008
zeitgeist
nun also auch wir. "control" gesehen, original mit untertitel für unterbelichtete, gestern abend, nur fünf minuten zu spät gekommen und gleich mal den anfang verpasst, denn im linkskommunistischen kulturzentrums-cinema gibbet keine werbung. zum ersten mal in unserer gemeinsamen kino-histoire ein film, in den sich mehr als fünf besucher drängten, ja, das kino war brechend voll, so voll, dass wir uns mangels freier sessel auf die stufen im mittelgang setzten - für die kompletten zwei stunden. schmerzvoller film, auch für uns, ein schniefnasiger rückenkranker und eine krüppeline da ohne ordentliche sitzgelegenheit. mir als frau verblieb nach filmende mal wieder die frage "und warum hat er sich nun eigentlich umgebracht?" beziehungskisten, schwere chronische krankheiten und erfolgsdelirium, damit muss der deutsche und internationale durchschnittsarbeitnehmer heutzutage eben fertig werden, aber monsieur war da verständnisvoller, und mir war mal wieder klar, dass an der statistik, dass 90% aller selbstmörder männer sind, was dran sein muss. würden sich soviele frauen wie männer umbringen, hätten wir ja mit einer regelrechten entvölkerung in den industrienationen zu kämpfen.
der film selbst war spitzenbesetzt, ästhetisch ohne authentizität einzubüßen, kein überflüssiges wort, viel raum zum gucken, hinterfragen und vor allem: zum zuhören. nach filmende fragten wir uns sofort: wo kriegen wir jetzt den soundtrack her? der soundtrack ist mehr als nur joy division, bis in die nuancen abgestimmt, aufeinander und auf die bilder.
eine reise, schwarz-weiß, in eine zeit, die der herr cabman so gerne erlebt hätte, nach der ein hauch von traurigkeit bleibt, so zart wie der rauch, der am ende des films aus dem schornstein des krematoriums steigt und sich mit den wolken mischt.


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