Donnerstag, 10. Januar 2008
pfingstochsen
die männerwelt strebe allgemein in richtung metrosexualität, heißt es, und das stellt man auch fest, denn cremes und pillen und schönheitspflästerlein pflastern den weg, wimperntusche und maniküre sind längst keine frauendomains mehr.
als frau sage ich dazu, na gut, muss ich mir mit meinen bisexuellen neigungen wenigstens nicht die beziehung verkomplizieren, so ein bisschen weiche weiblichkeit habe ich also schon mit im komplettpaket. solange ich nicht glauben muss, dass ich sex mit hermaphroditen habe, ist alles in ordnung.
weibliche attribute werden von männern aber noch anders adaptiert, dort, wo mann soviel weiblichkeit etwas indirekter an den körper lassen möchte, nämlich in form von schmuck und bekleidung.
bei unseren jungen kleinkriminellen und kriminellen in spe, also dem publikum vor meiner haustür, treffe ich häufiger poser und pseudoobermacker an, die tshirts mit der aufschrift "zicke" tragen, vorzugsweise in leuchtenden kleinmädchen-farben wie pink oder türkis und manchmal gelb. dazu sind glitzer-ohrstecker beliebt, je größer, desto besser. beim friseur in unserer straße stehen sie dann schlange, um ihre mainstream-iros neu gelen zu lassen. jede strähne muss sitzen, wenn man(n)/jungs dann in grellen mädchen-shirt, glitzernd wie ein geschmückter pfingstochse, in arschhose und gipsfuß-turnschuhen durch die straßen pöbelt. gegen soviel überweiblichung und männliche disindividualisierung wird dann gang-weise gekämpft, indem man der jeweils anderen gang auflauert und ihr was auf die fresse gibt, oder indem man omas an der ubahn erschreckt, kindern das pausenbrot wegnimmt oder einfach nur in großzügigen portionen den asphalt einspeichelt.
das überschmückungsproblem gibt es aber auch bei älteren männern, die keine bunten plastikstecker in den ohren oder mädchenshirts am leib tragen. neulich im schimmbad war ein fetter, ganzkörperergrauter herr, der in jeder körperfalte eine dicke goldkette verbarg, insgesamt sicher fünf oder sechs an allen möglichen stellen. bei jedem schritt blinkte und funkelte er wie ein weihnachtsbaum. die naheliegende vermutung, dass man solch beschwerenden behang im sole-becken des thermalbads benötigt, um dem lipidauftrieb entgegenzuwirken und nicht wie ein lachgasgefüllter ballon auf der wasseroberfläche zu taumeln, wurde nicht bestätigt, da sich pfingstochsen dieser sorte auch an meiner eckkneipe tummeln sowie erst kürzlich in öffentlichen verkehrsmitteln gesichtet werden konnten. daher muss vermutet werden, dass es sich um ein evolutionäres relikt handelt. im gleichen maße, wie sich der kernige jäger von einst die knochen seiner erlegten büffel und säbelzahntiger durch alle erdenklichen körperstellen bohrte oder sich wenigstens damit behängte, um seine jagdqualifikation zu beweisen, so zeigt der schmerbäuchige heute, dass er sein fett nicht vom lidl-weißbrot und von ungefähr hat, sondern dass er richtig asche in der tasche hat, weil er ein toller schutzgelderpresser, waffenhändler oder drogenbaron ist.
man kann also sagen, dass für fast jede frau wohl was dabei ist. fast, so beinahe. zumindest für manche. also diejenigen, die darauf stehen.

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