Sonntag, 15. November 2009
therapy?
je länger man ein leben führt, das in der eigenen natur widersprechenden umständen stattfindet, desto mehr gewöhnt man sich daran, dass man nicht glücklich ist. man ist auch nicht unglücklich - nur leer, antriebslos und bar jeder träume und vorfreuden. hin und wieder aber gibt es momente großer klarheit. das sind momente, in denen man etwas ändern kann.

gestern zum beispiel habe ich all meinen mut zusammengenommen und spätabends das haus verlassen, um wie tausende andere menschen auch ganz normal an einer art ausgehvergnügung teilzunehmen. ich, die früher nie eine party ausließ und die man quasi zuhause festbinden musste, habe inzwischen tatsächlich angst vor menschen und davor, von fremden abgelehnt zu werden. da ich das vollkommen krank finde und mir solch soziale komplexe früher fern lagen, wollte ich mir also unbedingt das gegenteil beweisen.

in der u-bahn ging das ganz gut. ich hielt mich von einem pack betrunkener jugendlicher fern und gesellte mich zu einer gruppe junger mädchen und versuchte mich vorzustellen, ich sei ganz normal mit freundinnen unterwegs. das beruhigte mich. im fenster überprüfte ich immer wieder meinen gesichtsausdruck und er kam mir ganz gesellschaftstauglich vor: nicht ängstlich, nicht arrogant, beinahe freundlich. ich sah nicht aus wie ein alien. ich hätte zwar nicht sagen können, ob ich attraktiv wirkte, aber wenigstens schien ich menschlich.
am bahnhof angekommen schlenderte ich relativ entspannt zum ort des geschehens. obwohl mir grausliche musik entgegenschlug, zahlte ich tapfer eintritt und begab mich in den ersten saal. drinnen begegnete mir ein mädchen, dass ich zuvor schon auf der straße gesehen hatte. was für ein netter zufall. ich lächelte freundlich, und das mädchen sah weg. nunja. ich ließ mir nichts anmerken und positionierte mich scheinbar selbstbewusst in der mitte des raumes. nur nicht in die ecke quetschen. wir wollen ja gesehen werden zwecks beseitigung sozialer phobien, nicht wahr. vielleicht ein getränk? nein, lieber nicht, denn ich wollte ja tanzen und nicht, so wie es andere oft unschicklich tun, das getränk mit auf die tanzfläche nehmen.

die musik war immer noch schauerlich und ein haufen noch schauerlicherer gestalten schrubbte unrhythmisch über das parkett. naja. nobody is perfect. mich fanden vielleicht auch ganz viele hässlich. kann man mit gewisstheit nie sagen.
weil ich mich nicht zum tanzen aufraffen konnte, wechselte ich in den zweiten saal. immer an der gleichen stelle rumstehen ist auf dauer zu peinlich. im zweiten saal war es jedoch noch viel fürchterlicher. auf acid oder ecstasy sabbernde kreaturen kamen mit verzerrten gesichter auf mich zu. ein besuch in der geisterbahn ist im vergleich ein ästhetisches hightlight. ich also schnell wieder rüber in den anderen saal. da war die musik inzwischen ganz gut und sie spielten einstürzende neubauten, gleitzeit und noch so ein paar gute alte raritäten. sollte ich tanzen? sollte ich wirklich tanzen? oder würde ich lächerlich wirken, nachdem ich so lange nicht mehr getanzt hatte? meine sozialkomplexüberladene überlegung wurde unterbrochen, als sich ein kleiner gedrungener typ in meine unmittelbare nähe gesellte. der war mir schon im zweiten saal aufgefallen, weil er sich nach mir umgedreht hatte. den grund dafür konnte ich nicht herausfinden. ich konnte nicht sagen warum, aber der gnom war mir unangenehm.
ich wechselte die seite des raumes. kurze zeit später stand er wieder in meiner nähe. glubschalarm.

so gerne ich mich mit jemandem unterhalten hätte - nicht mit diesem typ. ich verkrümelte mich in die hinterste ecke, in der hoffnung, er würde mich dann nicht mehr sehen. ich fühlte mich immer beklommener.
ich versuchte, mich auf das alte disco-prinzip zu besinnen. das funktioniert so: scanne alle anwesenden und behalte den hübschesten (= smart und intelligent aussehend mit halbwegs gutem stil) im auge. erbaue dich an dem gedanken, dass ihr ein glückliches paar werdet, heute oder in zehn jahren, und überstehe so einen öden abend.
leider haute das experiment nicht hin. es gab nämlich nicht einen einzigen menschen im raum, weder männlein noch weiblein, der nicht aussahe wie der letzte penner, körpergeruch verströmte oder sich bewegte wie ein kind mit spastischem syndrom.

eigentlich wollte ich auf der stelle gehen. es war zeitverschwendung, da ich mich nicht im mindesten amüsierte und das gefühl der einsamkeit immer stärker wurde. aber dann spielten sie skinny puppy. und noch ein lied, das ich über alles liebte und dessen interpret mir nicht mehr einfiel.
als ich mich dann endlich zur u-bahn begab, war es halb vier. ich hatte es tatsächlich über zwei stunden alleine in der disco ausgehalten, das glotzen eines gnoms und den ignore-modus der anderen anwesenden überstanden. die größte angst hatte mich verlassen. ich konnte theoretisch wieder am nachtleben teilnehmen, wenn ich noch ein bisschen übte. was für ein erfolg, wenigstens in psycho-hinsicht.
was den punkt lebensqualität betraf, war es natürlich ein weiterer tiefschlag. ich fürchte, ich werde meine abenden weiterhin mit drittklassigen filmen und meinen drei büchern verbringen und bei passender gelegenheit dann die koffer packen, mich umdrehen und diese traurige episode meines leben hinter mir lassen. woanders kann es auch nicht deprimierender sein.

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Dienstag, 3. November 2009
schrot/t und korn
die reise mit den fremden menschen war sehr unterhaltsam und angenehm. meine soziale ader und meine fähigkeit, frank und frei auf andere zuzugehen, ist zum glück noch nicht ganz verkümmert. gottseidank. sowas kann man ja auch verlernen, oder?

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je weniger geld man hat/haben wird, desto dringlicher wird der wunsch, kohle mit vollen händen aus dem fenster zu schmeißen.

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die servicemitarbeiter der bahn sind die letzten deppen. vor allem diese 15-jährige azubine mit der zahnspange. ich hoffe, sie wird gefeuert. den schmähbrief habe ich schon vorbereitet.

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alte bilder von michael hutchense machen mir mal wieder meine merkwürdige vorliebe für männer mit (halb)langen haaren bewusst. und nee, damit meine ich nicht die spärlichen, fettigen strähnen von irgendwelchen heavy-metal-freaks.

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dass es in meinem zimmer so gut riecht, liegt nicht etwa daran, dass meine mutter regelmäßiger putzt als ich. sondern daran, dass beim lüften tatsächlich frische, duftende luft reinkommt und nicht nur abgestandene autoabgase.

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Donnerstag, 29. Oktober 2009
böse sieben
heute dachte ich, mich laust der affe. naja, nicht ganz - vom herrn gorillaschnitzel ereilte mich die aufgabe, sieben dinge über mich zu verraten. das ganze hat irgendwas mit kreativbloggertum zu tun. aber kann man überhaupt bloggen, ohne kreativ zu sein? creare = schaffen, das heißt doch auch: seinen nichtsnutzigen senf auf die currywurst dieser welt zu geben. so ein senf kann aus einer miesen wurst theoretisch das letzte rausholen, aber der meist ist der senf hier eher so ein münchener senf: süßlich mit schalem nachgeschmack, von der konsistenz zäher kotze (mit halbverdauten bröckchen) und meist eher gewöhnungsbedürftig im geschmack.

okay, jetzt geht´s aber ans eingemachte. sieben dinge, die noch keiner hier von mir weiß:

1. ich habe ein ziemlich einheitliches beuteschema, wenn ich auf der suche nach alltagtauglichen männern bin. alle männer, mit denen ich jemals eine funktionierende (mehr als drei monate) beziehung führte, sind bwler in führungspositionen, haben blaue augen und dunkle haare. sie sind mindestens 1,81m und höchstens 1,86m groß, besitzen alle breite, muskulöse schultern, schmale hüften und einen eher überdurchschnittlich großen schwanz. nur einer, ebenfalls mit den genannten körperlichen merkmalen ausgestattet, war architekt. aber der hatte auch einen furchtbar kleinen schwanz. die beziehung dauert daher inklusive einer dreiwöchigen pause nur sieben monate.

2. ich, bekannt für meine vorliebe für eher schwerverdauliche, textlastige deutsch-französische literaturverfilmungen, habe saw teil I bis IV gesehen und fand jeden dieser filme ausnahmslos toll, obwohl ich sonst krimis und thriller überhaupt nicht leiden kann.

3. ich als germanistin, die ich zahlreiche anfragen von jedermann bekomme, ob ich nicht ihr/sein "buch" lektorieren und verlegen wolle und die ich all diese anfragen abschmettere, da ich kein publizistin bin und ich die fragenden in der regel für selbstverliebte langweiler halte, die keine vorstellung vom literaturmarkt haben, denke hin und wieder heimlich darüber nach, selber wieder mit dem schreiben anzufangen und andere mit meiner selbstverliebtheit zu langweilen.

4. ich habe keinen fernseher und keine stereoanlage mehr, obwohl ich gerne filme gucke und mehr musik mein eigen nenne als so mancher dj. mein notebook mit seinen kleinen, blechern plärrenden soundlöchern ist mein bester freund, auch wenn es die schlechte eigenschaft vista besitzt.

5. mein stundenlohn als akademikerin mit nunmehr abgeschlossener ausbildung beträgt 6,025 euro. zum vergleich: eine raumpflegerin verdient im durchschnitt 8,53 euro. manchmal frage ich mich, warum ich mir das alles eigentlich antue. aber das liegt wahrscheinlich an meinem masochistischem hang.

6. ich spiele für mein leben gerne moorhuhn, schon seit es diese pc-games gibt. kann ich nix gegen machen. da werde ich wohl nie erwachsen.

7. mein heimlich traum dann und wann ist es, mich im urwald einer horde orang-utans anzuschließen und jeden menschlichen kontakt abzubrechen. insgeheim bin ich zutiefst daon überzeugt, dass orang-utans die besseren menschen sind und wünsche mir sehr, dass sie uns überleben, wenn wir mal alle untergehen. dann könnte diese erde vielleicht noch ein paar tausend jahre länger bestehen.

jetzt sind dran:

die freie frau
frau herzbruch
der cabkater
der herrn bufflon
meine liebe frau nachbarin
der herr referral
frau okavanga

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Sonntag, 25. Oktober 2009
slapstick moments
heute waren der mann und ich spazieren. als ich und er das auto abstellten und aussteigen wollten, vergaß der er, die handbremse anzuziehen. und so rollte der wagen plötzlich die abschüssige straße ein stück runter und bumste einem vw ins heck. der er sprang fix an die fahrerseite des abtrünnigen gefährts, riss die tür auf und zog die bremse.
ein blick auf den vw zeigte: nichts passiert.
ich: "da haben wir aber glück gehabt, dass der vw vor uns seine handbremse angezogen hatte!" denn vor dem vw stand noch eine ganze reihe anderer autos.
der er:" hihi, das hab ich mir auch gerade gedacht. wenn so ein auto das nächste mitnimmt... und das nächste... und dann so in einer kolonne die straße runter..."
ich: "ja und guck mal, da vorne ist ja auch noch ein bauzaun, den hätte die autokolonne dann auch mit weggerissen!"
der er: "und das klohäuschen da vorne auch!"
ich: "und dann stell dir vor, wie die auto-bauzaun-klohäuschen-kolonne mit einem höllenkrach die straße runterschraddelt bis zur abzweigung und genau in diesem moment kommt da dann ein auto, das dann von den anderen autos und dem bauzaun und dem klohäuschen völlig eingekeilt wird."

er und ich sahen einander an und wussten: wir sollten dringend zum film und eine komödie im is-was-doc-style drehen.

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Montag, 19. Oktober 2009
grrr
diese hässliche, trampelige, adipöse kleine drecksblage und der erziehungsunfähige vaddi über mir kosten mir echt noch den letzten nerv. da wackeln die jalousien bei mir, wenn der elefant da oben trampolin mit dem parkett spielt.

morgen ruf ich die verwaltung an. sorry, aber es reicht, wenn die einrichtung EINER wohnung kaputt geht.

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Samstag, 17. Oktober 2009
bloody roots
meine kleine horroreskapade ins uke

(leute, die kein blut sehen können, sollten jetzt besser weglesen)

heute morgen im bad stellte ich fest, dass ich meine tage bekommen hatte. ein bisschen zu früh zwar, aber da ich schon seit gestern abend in absoluter mörderlaune war, nicht ganz unlogisch. ich dachte mir nichts böses und ging erstmal zur post und dann zum einkaufen.

am nachmittag dann fiel mir auf, dass ich mich besser mal neu verstöpseln sollte. zur erklärung für männer: wenn sich ein gefühl einstellt, ähnlich dem als hätten sie sich in die hose gewichst, dann ist es für eine frau dringend zeit, den tampon zu wechseln.
als ich mich verrichteter dinge vom klo erhob und einen kurzen blick in die schüssel wagte, staunte ich nicht schlecht: es sah aus, als ich jemanden an den haaren über die brille gezerrt und ihm den schädel weggeballert. überreichlich blut und große stücke von körpergewebe. sehr appetitlich. ich war verwundert, aber noch nicht in sorge.

leichte panik flammte jedoch auf, als ich in der nächsten halben stunde vier tampons verbrauchte und dabei jedesmal das gleiche kloschüsselszenario hinterließ. das wird schon wieder aufhören, sagte ich mir, aber es wurde schlimmer. es machte irgendwann überhaupt keinen sinn mehr, die toilette zu verlassen. das blut strömte und strömte aus mir heraus. mir wurde schwindelig und übel. 'bevor du gleich ohnmächtig wirst, musst du jetzt den notarzt anrufen', dachte ich mir und tappte zum telefon.

'bitte lass ein frau dran sein', betete ich, aber es hob ein älterer mann ab. dem versuchte ich zu erklären, dass ich gerade verblutete.
"sie können ja ins ak barmbek gehen, die haben eine gynäkologie", sagte er kühl.
"ich kann nirgends wohin gehen", sagte ich, "ich habe eine menge blut verloren, und ich komme nicht mal bis zur u-bahn, ohne eine spur des grauens zu hinterlassen."
da fiel der groschen. der typ dachte wohl, die alte hat ihre tage und ist deswegen einfach nur ein bisschen strange drauf. aber nun wurde er aktiv.
"haben sie kreislaufprobleme?"
"ja verdammt", sagte ich. "mir ist schwindelig und übel und sehr, sehr kalt."
"okay, ich schicke sofort jemanden vorbei. können sie die tür öffnen?"
"ich hoffe doch."

ich hoffte sehr, sie würden mir wenigstens einen weiblichen sanitäter schicken. aber dann standen zwei männer in rot vor meiner tür.
"sind sie frau morphine?"
"ja."
"und sie haben ein gynäkologisches problem?"
"genau."
der eine warf dem anderen einen blick zu.
"ja was machen wir denn da?"
"hier untersuchen können wir sie ja nicht."
sie maßen meinen blutdurck.
"uiuiuiuiui", sagte der ältere von den beiden. "hören sie mal, wir nehmen sie besser mit. können sie gehen?"

am arm des sanitäters ließ ich mich richtung krankenwagen schieben. der jüngere stieg hinten bei mir ein, der ältere fuhr.
"wir brauchen noch ihre versichertenkarte."
aha, dachte ich mir, unversichert hätten sie mich wahrscheinlich in meiner wohnung verbluten lassen. aber gut. ich war ja versorgt. zitternd streckte ich dem blonden das kärtchen hin.
"ist ihnen kalt?"
ich nickte unter meinen drei jacken, also bekam ich noch eine zusätzliche decke.
"das ist nur der kreislauf, und vielleicht auch der schock", sagt der junge sani sehr verständnisvoll.
"sind sie denn schwanger?"
ich riss erstaunt die augen auf.
"nicht, dass ich wüsste."
"ihre symptome hören sich sehr nach einer fehlgeburt an", meinte der sani.
"bitte?! also eigentlich verhüte ich", wischte ich die these von der krankenliege.
dann döste ich weg.

ich wurde ins uke eingeliefert. die beiden sanis schoben mich durch den flur bis zur zweiten zentralen aufnahme.
eine schwester nahm mich in empfang.
"wir brauchen dann gleich ein urinprobe von ihnen. ich begleite sie mal besser auf toilette, nicht, dass sie uns da ohnmächtig werden."
was für ein stress. inzwischen wollte ich am liebsten schlafen. aber ich musste ohnehin den tampon wechseln, denn die fahrt und die aufnahme hatten länger als eine viertelstunde gedauert und dementsprechend war auch alles eingesaut.
die schwester befragte mich noch einmal zu den symptomen.
"das sind alles hinweise auf eine fehlgeburt", sagte sie abschließend. "ich werde gleich die gynäkologin verständigen, die ist im moment noch im op."
ich war zu müde, um noch einmal darauf hinzuweisen, dass ich gar nicht schwanger sein kann. ich bekam ein bett auf dem flur und zwei decken, weil ich so fürchterlich fror. da lag ich dann und spürte es weiterhin heiß auf mir hinausströmen. zwischendurch musste ich immer wieder auf toilette, um meine klamotten und das bettzeug vor dem schlimmsten zu schützen. jedesmal tappelte die schwester hinter mir her und passte auf, dass ich nicht von der schüssel kippte.

nach über einer stunde kam endlich die gynökologin aus dem op. sie war sehr hübsch und sehr jung, aber wenigstens eine frau. energisch schob sie mich in den untersuchungsraum.
"sind sie schwanger?" lautete die erste frage.
"nein, ich verhüte", gab ich zum dritten mal zu protokoll.
"das hat ja nicht zwangsläufig was zu sagen. wann hatten sie das letzte mal ihre blutung?"
ich dachte nach.
"vor sechs wochen etwa."
"sehen sie."
hm. sollte ich ihr nun erzählen, dass ich auch manchmal auch schon drei monate lange keine regel hatte, ohne schwanger zu sein?

dann musste ich auf den berüchtigten stuhl. der war wie der rest des raumes auch zur sicherheit schon mit zahlreichen laken saugfähigen papiers ausgelegt.
"sie sind organisch völlig gesund", gab die gynäkologin am ende ihrer untersuchung bekannt. "sie müssen sich überhaupt keine sorgen machen."
"aber woher kommt das denn nun?"
"hm, also falls es keine fehlgeburt war..."
wann würden die hier endlich von ihrer fehlgeburtthese abstand nehmen?
"...dann handelt es sich vermutlich um eine sehr starke hormonelle schwankung. das passiert manchen frauen hin und wieder."
"ich hatte das in 15 jahren noch nie."
"es sollte so bald auch nicht wieder vorkommen."
sie verabreichte mir noch ein medikament, damit ich nicht mehr überall mein blut verströmte.
"jetzt ruhen sie sich noch ein bisschen aus und dann dürfen sie einfach nach hause."
das war ja mal eine gute nachricht.

nach einer stunde dann wagte ich mich auf die straße und ging mit kleinen zitterschritten zum taxistand. und tatsächlich - als ich mich in meiner straße aus dem polster erhob, war es endlich trocken unter mir.

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Donnerstag, 15. Oktober 2009
it´s all just a little bit of history repeating
das leben ist eine nicht enden wollen warteschleifenmusik. wenn das band abgespielt ist, beginnt es wieder von vorne. nur, dass man es dann schon kennt. und irgendwann gewöhnt man sich dann daran, dass keiner abhebt.

und dann diese stadt, diese stadt ist nicht gut für mich. jeden abend brauche ich eine stunde, bis sich der geschmack von autoabgasen in meinem mund zersetzt. diese stadt stinkt, besonders im winter.

ich bin sprungbereit. ich brauche nur noch einen platz, an dem ich landen möchte und darf. auch das nichts neues, vielmehr ein dauerzustand im provisorium. ich erwarte diesmal aber keine offenen arme mehr. nur ein bisschen aufrichtigkeit.

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Mittwoch, 23. September 2009
traum von heute nacht
ich befinde mich in einem fremden land auf der straße, als links und rechts sprengsätze detonieren. ein mensch rettet mich, indem er mich in sein auto zieht.
es ist ein älterer türke mit drei kindern bei sich.

sprung in die zukunft. der mann und ich leben ohne kinder zusammen in einer kleinen hochhauswohnung und blicken auf andere hochhäuser. es gibt keine rolläden an den fenster und durch das licht der anderen hochhausbewohner wird es nie dunkel. ich sage, ich könne nicht schlafen und weiß, dass unsere ehe am ende ist. ich habe heimweh nach einem anderen ort.

beim aufwachen schockiert gewesen. was das hirn sich nachts so zusammenbraut!

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Sonntag, 13. September 2009
43 stunden break
der süden hatte mich gerufen.
spontan entschloss ich mich am anfang dieser woche zu einem zweitägigen fronturlaub. das glück spielte mit und bescherte mir fahrer.
am freitag ging es los. zunächst eine katastrophentour über die a7. aus der stadt rausgefahren und schon auf der abfahrt vor dem elbtunnel im stau gestanden. drei stunden allein bis hannover gebraucht. dann weiter bis nach kassel mit stop and go. als ich dann dachte, es würde nun sicherlich besser, kam die horrormeldung: autobahn zwischen kassel und fulda wegen eines brennenden lasters in beide richtungen gesperrt. es bestünde die möglichkeit, eine umleitung zu nehmen. und in diesem moment rauschte das schild mit dem "u" auch schon an uns vorbei. tja, trapped. mäuschen in der falle. das kann ich ja besonders gut.
aber denkste. wie so häufig ist dumm die schlauere lösung. die autobahn war nämlich irgendwie nur auf der gegenseite gesperrt. wir rauschten durch, vorbei am brennenden laster und dem 12-km-stau auf der gegenseite (beeindruckende bilder, wenn ich eines tages mal reich bin, möchte ich ein handy mit ordentlicher kamera drin).

in n. erst umarmungen, dann ernsthafte zukunftsgespräche. das für und wider des themas lehramt erwogen. lösung, notlösung oder no-go? schlauer bin ich nicht geworden. also sacken lassen.

tags drauf dann soziales programm. nachmittagskaffeetrinken, abendkaffeetrinken, konzert und party. excitement und geborgenheit in einem. meine freunde und bekannten wissen alle bescheid, was mich verwundert. sie machen sich gedanken, fragen nach, schlagen vor. nach wochen fällt das gefühl der anspannung von mir ab. ich erfahre, was sich in meiner abwesenheit so ereignete. trennungen, schwangerschaften und mehr. später auf der party dann das wiedersehen mit einer alten freundin, zu der ich jahrelang eine besondere verbindung hatte. der kontakt zu ihr war nach ihrem neuanfang mit einem anderen mann vollständig abgebrochen. jetzt ist sie wieder solo, genauso wie ein anderer freund. wir stehen zu dritt herum und lachen, es fühlt sich an wie damals vor sechs, sieben jahren. die gleichen konstellationen, nur die sorgenfalten sind neu, die gedanken gereifter, und vieles trauriger und doch auch schöner.
und dennoch viel gelacht, von herzen kommend, liebevolle albernheiten und neckereien. was wohl andere denken, wenn fünf menschen zwischen ende 20 und ende 30 versuchen, einander die seelen zu verkaufen?

einer zum anderen : "ein bier für deine!"
der andere zu mir: "meinst du, ich soll den deal eingehen?"
ich: "das sind ja gerade mal 2 euro 50. ich würde mindestens einen kasten verlangen. oder zwei oder noch besser ein faß."
der vierte: "für ein faß kannst du auch meine haben!"
der erste zum vierten: "deine seele will ich nicht. die ist doch wie die badstraße beim monopoly!"
der vierte zu mir: "und du, was kostet deine?"
ich: "ich verkaufe in hälften. eine hälfte macht zwei white russians."

leicht angetrunken und gefühlt mehr als nur 21 gramm leichter dann den heimweg angetreten. am ende der nacht wartet der morgen, erste sonnenstrahlen und das bett mit viel zu kurzem schlaf.

gleich geht es wieder in den norden. aber mir geht es gut.

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Dienstag, 1. September 2009
morphines law
meistens interessieren sich nur die leute für mich, mit denen ich so überhaupt nichts anfangen kann.

geht mir ja genauso. die bleib-mir-vom-leibe-haltung anderer aktiviert alle klettengene in mir. sogar ekelpakete können sich bei mir einschmachten.

das widert mich an. vergebens befielt man sich: kriech doch nicht so! alles umsonst.

das funktioniert sogar auf der arbeit. die ignore-haltung bzw. die du-doofe-kleine-kuh-kannst-nix-attitüde lässt mich noch seibernder nach zuspruch lechzen.

irgendwas wurde in meiner kindheit völlig fehlprogrammiert. ich muss mir das dringend abgewöhnen. und den anderen auch.

heute leider helfen nur schmerz-smasher und alkohol bis zum delirium.

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