Samstag, 24. September 2011
der mir das joch tragen hilft
mein physiotherapeut, der fatalerweise genauso heißt wie das objekt, ist ein ausgesprochen guter mann. nach einer halbstündigen liebevollen anamnese und nur einer behandlung war ich erstmals seit monaten schmerzfrei. ich saß im büro und konnte es gar nicht fassen, keine dröhnenden kopfschmerzen zu haben. heiß und kalt trinken zu können. die schulter bewegen zu dürfen, ohne glühende nadeln im arm zu spüren.

das beste: der effekt hielt an. bis heute, als ich meine zweite behandlung hatte. wieder bekam ich überminuten, weil der physioterapeut es eine schande findet, dass ein schwerer fall wie ich keine entsprechende behandlung bekommt. mir ist das peinlich. ihm nicht. er meint, ich sei eine interessante patientin, weil meine symptome so uneindeutig seien. na dann, sagte ich, haben wir wenigstens beide was davon.

heute wurden mir dann zum ersten mal in meinem leben schröpfköpfe gesetzt. sie wissen schon, dieses kleinen glashauben, die unterdruck erzeugen und dann einen blauen fleck hinterlassen. der physiomensch hat mir am ganzen rücken welche gesetzt. ganz große. jetzt sehe ich aus, als wäre ich ganz furchtbar verprügelt worden. die schulter tut so weh, dass ich nicht sagen kann, ob es der alte oder ein neuer schmerz ist. jedenfalls kann ich morgen dann schon mal nichts tief dekolltiertes tragen. trotzdem freue ich mich wie ne schneekönigin.

zur feier des tages habe ich mich heute endlich meines uralt-bücherregels angenommen. das war mal weiß, hat aber inzwischen einen unschönen gelbstich. raucherhaushalt eben. nachdem ich ja neuerdings zu den heimwerker-queens zähle und dank sorgfältigen anlernens durch das objekt sogar mein fahrrad erfolgreich repariere, dachte ich, wir machen zumindest die eine regalseite hübsch weiß. das ganze regal hätte bedeutet, alles ausräumen zu müssen, ich aber wollte einfach nur das streichen, was störte, weil sichtbar.

da ich so ein ungeduldiger mensch bin, habe ich keinen normalen lack gekauft, sondern lackspray. kein langes gepinsel, sondern einfach schwuppdiwupp hingesprayt und weiß isset.

dachte ich. weit gefehlt. zunächst sah ja noch alles ganz gut aus, zumindest, sobald ich raushatte, dass man die dose nicht zwei zentimeter vor das brett halten darf, weil sonst alles ins schwimmen gerät und das spray dicke flecken statt eines zarten hauchs erzeugt. ich sprühte im abstand von etwa einer elle mehrere schichten sehr schön gleichmäßig. es stank bestialisch, aber ich hatte ja schon vorschriftsmäßig das fenster geöffnet und war mir sicher, die aktion irgendwie zu überleben.

das regal wurde wunderschön weiß. alles andere in der näheren umgebung allerdings auch, wie ich kurz darauf erschreckt feststellte: die bücher im regal. das parkett. der blumentopf mit meiner mickrigen palme. und last but not least: mein kronleuchter. hätte ich mal besser alles abdecken sollen. war ich aber zu faul für. tja.

wasser und putzmittel waren relativ erfolgsarm. alles verschmierte nur und sah noch schlimmer aus. zum glück kam ich dann auf die idee mit dem nagellackentferner. das klappte ganz gut. trotzdem war´s dann im nachhinein nichts mit der großen zeitersparnis. ganz im gegenteil.

jetzt bin ich fix und alle. keine wunder. der physiomensch sagte, ich solle mich nach der behandlung schonen und am besten hinlegen. ging ja aber nicht, aufgrund des selbstinduzierten weißen infernos in meiner butze. die sache mit dem schlaf werden wir aber nun gleich nachholen.

gute nacht, klein-bloggersdorf.

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Montag, 19. September 2011
fails and falls
es herbstet. zwischen frisch gefallenen blättern gehe ich und versuche mich in fröhlichkeit, während mir die vergangene nacht noch in den knochen sitzt.

zunächst der übliche clubbesuch. das objekt ist auch anwesend und scheint sich in stabiler stimmungslage zu befinden. als ich das nebenzimmer betrete, sitzt es mit mr. shyguy zusammen. als es mich wahrnimmt, springt es eilfertig auf und offeriert mir seinen sitzplatz. ich nehme dankend an. der objektsitzplatz hat arschwärme und objektgeruch. ich beginne eine unterhaltung mit mr. shyguy, der liebeskummer hat, während das objekt vor mir steht. ich bin mit seinem schritt auf augenhöhe. das objekt grinst breit und glotzt in mein dekolleté. wir wissen beide sehr genau, was der andere jeweils denkt.

nachdem ich mr. shyguy ein wenig aufgebaut habe, begibt er sich auf die tanzfläche, den frust rausschwitzen. das objekt nutzt die chance, pflanzt sich neben mich und nimmt mich in die arme.
"ich habe neulich deine alten nachrichten noch mal gelesen..."
"welche alten nachrichten?"
"so von den letzten monaten. bis zum letzten jahr oktober! und mann, hatten wir spannende konversationen!"
"die hast du alle noch?"
"klar, ich lösche die doch nicht. es bedeutet mir was."
"schon klar."
"hey, madame, das ist ehrlich gemeint. und du kannst so herrlich versaut sein."
ich sage nichts.
"ich hab dir übrigens auch ne nachricht geschrieben!"
ich gucke zweifelnd.
"du glaubst mir nicht, oder?"
"hier ist nichts angekommen."
"schon klar, ich hab die nicht abgeschickt, weil sie noch nicht fertig ist."
"ich glaub dir nicht", nehme ich dem objekt den wind aus den segeln.
"das ist traurig", sagt das objekt. "aber ich kann dich verstehen. ich kann es allerdings beweisen."
und es kramt sein uralt-handy hervor.
"die ist ganz lang, das sind vier oder fünf smsen am stück! und sie ist noch nicht fertig, also nicht wundern, wenn der text irgendwann abbricht."
dann lese ich und staune ein wenig. das objekt, das unter schwerer legasthenie leidet, hatte sich ordentlich ins zeug gelegt. der text besitzt lyrische dimensionen, die in zweideutigkeiten übergehen und in der anspielung auf masturbation enden.
"hast du dir einen runtergeholt, während du das getippt hast?"
das objekt grinst frech und nickt.
"wie findest du es?"
"da sind ja gar keine rechtschreibfehler drin", sage ich böse lächelnd.
"du bist fies", findet das objekt. "ne ganz fiese deutschlehrerin wirst du mal sein!"
"keep calm. die schule hat mich eh abgelehnt."
"da passt du auch nicht rein. das bist du nicht."
das objekt sieht mich offen an ud strahlt. seine augen glänzen stark und ich weiß, was sache ist.

wie im flug vergehen die stunden. dann ist es fünf. ich unterhalte mich gerade mit einem fremden mann, der mich zum trinken überredet hat, als ich aus den augenwinkeln heraus einen streit zwischen dem objekt und der objektgespielin beobachte. schließlich verlässt die objektgespielin den club. das objekt hängt alleine am tresen und wirkt zerstört. ich frage, was los ist.
das objekt schüttelt nur den kopf:
"zu kompliziert."
dann stützt es den kopf in die hände:
"ich muss in einer stunde auf arbeit sein, ich hab frühschicht."
ich stutze.
"aber du hast doch gar nicht geschlafen?"
das objekt schüttelt den kopf.
"ich bin seit fast 48 stunden wach. ich hatte eben noch spätschicht."
sein blick wandert unruhig durch den raum.
"kannst du mir einen riesigen gefallen tun?"
"kommt drauf an, ich wollte dann gehen."
"ich geh kurz zu mir, mich umziehen. würdest du mich ein stück begleiten? ich muss innerlich einen gang runterschalten. und du kannst mich so gut beruhigen."
"du liegst doch eh auf meinem weg."
"oh, das wäre gut."

als wir beide in den mänteln stecken, holen wir unsere räder und schieben dann schweigend nebeneinander her. ich kenne das objekt gut genug um zu wissen, dass ich nichts zu sagen brauche, denn wenn, dann redet es von alleine. doch es schweigt eisern, bis wir vor dem haus stehen.
"kommst du noch kurz mit rein? ich mach dir auch kakao und ein brot, wenn du möchtest."

in der wohnung zieht das objekt schuhe und hose aus und schlüpft in eine jeans. dann setzt es sich an den küchentisch, dreht eine zigarette und legt eine line. ich weiß, dass protest keinen sinn macht, aber mein blick muss wohl bände sprechen, denn mit einem mal hält das objekt inne und sieht mich an. dann verbirgt es das gesicht in den händen. und als ich ihm die linke wegziehe, sehe ich die tränen.
"ich weiß nichts mehr", flüstert das objekt. "ich weiß gar nichts mehr."
"komm", sage ich und ziehe es in meine arme.

das objekt verkriecht sich an meiner brust wie ein kind und klammert sich fest. es schnieft eine weile, wird dann aber ruhiger.
"ich kann dir das jetzt nicht erklären", sagt es schließlich.
"musst du doch nicht", erwidere ich. "aber meinst du, es ist eine gute idee, jetzt arbeiten zu gehen?"
"ich muss, da ist sonst keiner."
das objekt putzt sich die nase, atmet tief durch und zieht sich dann den stoff rein. zittrig bindet es sich die haare zusammen und schlüpft wieder in seine jacke.

anschließend stehen wir auf der straße in der morgendämmerung. es nieselt.
"bis dann", sagt das objekt und drückt mich.
"bis nächstes jahr", sage ich. das objekt schenkt mir ein schiefes lächeln, dann schwingt es sich auf das fahrrad und fährt gen osten. ich sehe der sich entfernenden rückansicht zu, wie sie kleiner und kleiner wird und schließlich im regengrau verschwindet. dann schlägt die uhr halb sieben und ich mache, dass ich nach hause ins bett komme.

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Samstag, 17. September 2011
mein wunderbarer waschsalon
seitdem sich meine waschmaschine vor kurzem endgültig fukushimaierte, führen mich meine samstäglichen wege bis auf weiteres in den winterhuder waschsalon. obwohl ich eine bedingte abneigung gegen waschsalons habe - habe in meiner alten heimat ein jahr lang in einem gewaschen und so manches mal kam die wäsche dreckiger raus als rein - bin ich vom winterhuder waschsalon ganz begeistert. er ist sehr gepflegt und es herrscht nie gedrängel, da es ausreichend maschinen gibt und die preise so hoch sind, dass die penner alle wegbleiben (zum vergleich: winterhude: 4 € + 50 cent für weichspüler, fürth-süd: 3 € + 50 cent für weichspüler oder zur happy hour 2,60 € all inclusive).

in film und fernsehen sind waschsalons immer eine hervorragende kontaktbörse. was ich aus erfahrung bisher nicht bestätigen kann. das klientel erstreckt sich in meinem fall von russischen hausfrauen über mürrische alte männer in braunen westen bis hin zu schlumpfigen studenten, deren dreckwäschebündel häufig einen leichten gras-geruch verströmen und mich damit wieder unselig an das objekt erinnern. dieses menschliche angebot führt bei mir eher zu fluchtreflexen denn zum erwachen meiner komatösen bauch-schmetterlinge.

heute jedoch war alles ein wenig anders. als ich die gute stube betrat, befand sich da einer der üblichen mürrischen alten herrn in kackbrauner weste. doch nebenan in einer ecke stand ein mitteljunger mann mit intellektuellen-brille und gut sitzendem rotem pullover. er studierte gerade die waschanweisungen. als ich mit klack-klack-absätzen über die fließen stolzierte, drehte er sich um und guckte. ich wählte meine maschine, warf das geld ein, zog mein waschpulver und begab mich dann vor meiner maschine in die hocke, um die wäsche einzufüllen. über den metallenen rand am glasauge registrierte ich, dass sich der rote pulllover noch zweimal nach mir umdrehte und meine wäsche-einfüll-aktion beobachtete. ach wie schmeichelhaft, dachte ich bei mir und freute mich, weil der rote pullover beinahe meinem beuteschema entsprach und sich so angenehm von meinen sonstigen verehrern (50 plus, einen kopf kleiner, südländischer abstammung und eher devot) unterschied.


doch es sollte ganz anders kommen. als der rote pullover die waschanweisung schließlich zu ende studiert hatte, pflanzte er sich auf die holzbank, um den waschgang abzuwarten. neben ihm lag eine vergessene süddeutsche zeitung, die er sich schnappte und zu lesen begann. doof kann er also auch nicht sein, freute ich mich, die ich das süddeutsche-abo meines arbeitgebers ebenfalls sehr geschätzt hatte, bevor es den allgemeinen einsparungsmaßnahmen zum opfer fiel. aus lauter leselust und ansprechfrust und weil er ja schon so interessiert geguckt hatte, fasste ich mir schließlich ein herz und fragte:
"darf ich mitlesen?"
das war kein schnorren, fand ich, schließlich war das nicht seine zeitung, sondern nur ein vergessenes exemplar vom vortag.
die reaktion war dann allerdings überraschend:
"kaufen sie sich doch selber eine", sagte der rote pullover unfreundlich.

ups. das war wohl nix. aber davon abgesehen: wie unsympathisch. ein unsozialer zeitungsdieb, der seine beute nicht teilen wollte. später sah ich dann, wie der rote pullover seine saubere wäsche in einen kleinen sportflitzer verlud. schickes auto, kleiner schwanz, dachte ich. das kostet nicht mehr vorhandene sympathiepunkte. und mal ehrlich: eigentlich sehen rote pullover an männern sowieso total schwul aus.

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Sonntag, 11. September 2011
9/11: vom abkapseln und andocken
"ich gehe dir aus dem weg, weil ich mich dir nicht erklären kann und will."
das objekt starrt auf die zigarette, die es sich gerade dreht.
der tabak sträubt sich gegen das papier und will sich nicht einrollen lassen. das objekt rutscht unbehaglich auf dem sofa hin und her und erwartet gespannt meine reaktion.
ich sage nichts. ich finde das frech.
"ich finde das frech", sage ich dann doch geradeheraus.
das objekt starrt in den raum.
"es ist mir klar, dass das unmut provozieren muss."
solche sätze kenne ich nicht aus dem objektmund.

als die zigarette brennt, wendet sich das objekt mir plötzlich doch zu und schaut mir ins gesicht.
"weißt du, ich sauf gerade mit mir selbst total ab. und es ist mir egal. es ist mal wieder so eine phase, die sich anfühlt wie eine metamorphose." dann lacht es hart. "aber ohne wirklich eine metamorphose zu sein. kennst du das, wenn du meinst, dich zu häuten, und hinterher ist alles genauso beschissen wie vorher? ich habe gerade so ein eindruck, ich muss das alles sein lassen: die unehrlichkeit. die exzesse. die unvernunft. aber ich weiß, wenn die phase vorbei ist, stehe ich wieder da und denke: okay, wo haben wir aufgehört?! und gebe wieder vollgas."
das objekt pfafft ein paar züge und die hand, die die zigarette hält, zittert.
"es kommt nichts von mir, von innen. ich warte auf etwas, das von außen kommt."
"das kannst du nicht erwarten", erwiderte ich. "was soll denn da bitte kommen?! alles, was passieren kann, musst du selber bewirken. zumindest indirekt, den ein oder anderen netten zufall gibt es dann schon, so alle fünf jahre."
"ich weiß."
"du hast dich ja auch von ALLEN leuten distanziert, die dich mögen oder mochten", werfe ich ihm vor.
"du weißt, dass ich dich enorm schätze, aber so die anderen... ich habe dieses kindische getue satt. die objektgespielin, die objektexfreundin, die drittefreundin... die gehen mir alle so auf die nerven. stell mir eine abschussrampe auf, ich schieße die alle zum mond."
"das ist respektlos", finde ich.
"ich weiß. ich sage ja auch nicht, dass ich die nicht mag, es sind liebe menschen, aber sie gehen mir total auf den geist. es ist ein gefühl, gegen das ich machtlos bin."
das objekt schaut ernst, lächelt dann aber zaghaft entschuldigend.
"aber genug. erzähl doch lieber von dir. wie geht es dir denn so?"
ich zucke die achseln.
"die frage kommt jetzt ein bisschen spät."
"ach komm. was macht der rücken? was macht der job? was macht die männerwelt?"
"ganz okay soweit", gebe ich die kurzzusammenfassung.
"und warum bist du heute abend hier? ich meine, du warst doch vorher woanders und bist so spät noch hierher gekommen?"
ich überlege, ob ich lügen soll, aber ich entscheide mich dann für die wahrheit.
"ich wollte mit dir reden."
"alles, nur keine gespräche, bitte", schießt das objekt unwirsch hervor.
ich muss widerwillig lachen.
"aber wir reden doch schon."
"stimmt."
"und, ist es so schlimm? ist es so schlimm, jetzt neben mir zu sitzen? nicht die sichere distanz zu haben?"
da rutscht das objekt ganz nahe an mich heran und lächelte mit einem male ganz entspannt.
"nein. gar nicht. du beraubst mich sämtlicher argumente."
"es war mir schon klar, dass ich wieder den ersten schritt machen muss. du kriegst ja den arsch nie hoch. von dir kann man echt nichts erwarten."
jetzt wird es gleich aufstehen und weggehen, denke ich, aber das objekt bleibt, hält die nähe und schweigt einfach nur.

später dann schmeißt k. eine runde tequila und lädt mich und das objekt ein. als k. auf toilette geht, starrt das objekt glasigen blickes auf mein dekolleté und fragt leicht lallend:
"sag mal, sind deine brüste gewachsen?"
"nein, das ist ein push-up."
"bei dir kann man nichts mehr pushen. das sind die schönsten sekundären geschlechtsmerkmale, die ich je gesehen habe."
"und ich habe schon viele gesehen, hättest du jetzt noch sagen müssen!" lache ich. "dann wäre das kompliment perfekt gewesen."
"och mensch", nuschelt das objekt und legt den kopf auf den tresen.
k. kommt zurück. ich unterhalte mich mit k. währenddessen fixiert mich das objekt ununterbrochen und grinst anzüglich. verschleierten blickes lässt es mich an seinem kopfkino teilhaben. ich finde das dreist im anbetracht unserer situation, bin aber ebenfalls angefixt. ich schiebe es auf den ojektentzug und den allgemeinen sexentzug in der letzten zeit. bloß nicht weichkochen lassen, denke ich mir. sag nein, falls es dich fragt, ob du mitkommst.

am ende des abends nimmt mir die objektgespielin die entscheidung ab. sie macht dem objekt eine szene, wie ich der körpersprache von weitem entnehmen kann. das objekt rudert mit den armen und zuckt mehrfach mit den schultern. dann holt es mürrisch seine jacke und verschwindet mit der objektgespielin, ohne sich von irgendjemandem zu verabschieden.

ich gehe wenig später. draußen blitzt und donnert es. an der ersten abzweigung beginnt es in strömen zu regnen. das wetter passt zur stimmung. ich bin geladen. 9/11 eben. die objektmetamorphose gefällt mir nicht. es mutiert immer stärker in richtung arschloch. trotzdem wirken die pheromone. ich beschließe, nicht auf den bus zu warten, sondern durch den regen zu laufen, bis ich ruhiger werde. vor einem club an der stresemannstraße steht ein junger typ und starrt mich drogenschwangeren blickes an. er ist sehr süß und schmeckt auch so, als wir uns zwischen zwei blitzen küssen. aber er ist es nicht und ich möchte keine zeit verschwenden. in meinem alter zieht man den nachtschlaf dem potenziell enttäuschenden beischlaf vor.


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Montag, 5. September 2011
es wal einmal
wenn eine eine reise tut, dann kann sie was erleben. is ja klar.

um dem objekt zu entfliehen und um mir überhaupt mal wieder was gutes zu tun und weil mir ein bestimmter blogger mal wieder was gutes tun und dabei unter anderem unbedingt beweisen wollte, was für ein genialer koch (=lover) er ist, war ich dieses wochenende in einem kleinen ort bei einem etwas größeren ort am meer. das war nun eigentlich schon das zweite mal. denn: was wahr ist, muss gesagt werden, was gut ist, muss getan werden - und was gut war, muss wiederholt werden!

da der besagte blogger es unbedingt einmal schriftlich will: ja, das essen war grandios lecker! ich mag es ja gerne scharf und fleischlos (fleisch, das ich in den mund nehme, sollte menschlicher natur sein und noch leben). d.h. meinen nahrungssonderwünschen wurde zu 100 % folge geleistet, auch wenn der blogger sonst eher seine dominante seite betont. sicherlich brennt das essen zweimal, aber gut, wie gesagt, nur analverkehr mag ich dann nicht, vor allem nicht am ende des verdauungsvorgangs, denn ich mag auch keine züchtigungsgeilen männer mit schild mit der aufschrift "damentoilette" ummen hals, wie sie sonst des öfteren in den von mir frequentierten lokalitäten auftauchen.

soweit, so prima. dann allerdings fielen mir einige merkwürdigkeiten auf, die nicht ganz in das von besagtem blogger gezeichnete selbstbild - tougher, cooler ladykiller mit vorliebe für harte elektronische musik - passten.

1. die weihnachtstasse mit dem rentier
ich fragte mich: ist mein gastgeber etwa ein freund von kirchlichen feiertagen und neigt dazu, zur weihnachtzeit heimlich plätzchen und stollen zu backen und abends besinnlich in den selbstgeschmückten adventskranz/weihnachtsbaum zu glubschen? er versuchte mich von dieser these abzubringen, indem er als abendgestaltung das gemeinsame gucken von horrorfilmen vorschlug, aber so leicht kann man(n) mich nicht täuschen!

2. das rosa duschgel und die damendeos im bad
der blogger behauptete, die gehörten seiner freundin. zur tarnung lud er eine gemeinsame gute bekannte von uns ein und spielte mir ein pärchenleben vor - aber so leicht kann man(n) mich nicht täuschen!

3. die ringelstrümpfe, die damenunterwäsche und das schwarze kleid in der wäsche
weil ich ja so ein sozialer mensch bin, helfe ich auch mal beim wäscheaufhängen, wenn ich den gastgeber schon alleine den frühstückstisch wieder abräumen lasse. der blogger behauptete zunächst wieder, die damenbekleidung gehöre allesamt der bekannten, mit der er einen auf pärchen machte - doch so leicht kann man(n) mich nicht täuschen!

endlich sah mein gastgeber ein, dass die beweislast zu drückend wurde und gestand mir schließlich seine geheime feminine seite. er zeigte mir sogar seine lackstiefel, die er offenbar trägt, wenn er auf männerfang geht.

ich muss ja sagen: ich habe das alles bereits bei meinem ersten besuch geahnt. und zwar, als mir die kleinen blauen wale auf dem klopapier auffielen. passend dazu wollte ich dem blogger heute eine rosa plüsch-krake schenken, doch er lehnte dankend ab. ich versuchte es dann mit einem tiger-täschchen, aber das hatte er schon in seinem besitz.
auf diese weise konnte ich mich gar nicht richtig für die gastfreundschaft bedanken. trotzdem hoffe ich, dass besagter blogger nächsten samstag zum konzert nach hh kommt und auch seine nette imaginäre freundin mitbringt. ich muss allerdings darauf hinweisen, dass mein klopapier keinerlei tiermotive aufweist. vielleicht möchte er sich ja eine rolle von zuhause einpacken. mein klopapier ist außerdem nicht so kuschelweich und daher auch nicht so gut für brennt-zweimal-gerichte geeignet.
nunja, das alles kann er sich ja mal durch den kopf gehen lassen!

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Samstag, 3. September 2011
don´t touch
als ich den berg talwärts radle, entdecke ich plötzlich das objekt an meiner seite.
"hey, lass uns doch zusammen fahren!"
das objekt strahlt mich aus blauen, moment mal, blauen? augen an.
ich zögere und sage dann:
"na gut."
nach ein paar metern verlieren sich unsere wege und ich stehe mit zwei tanzenden mädchen in pinkfarbenen gymnastikanzügen am straßenrand.

aufgewacht.

gestern noch bis spät auf party gewesen. das objekt war nicht da, aber der dritte und die drittefreundin.
während die drittefreudin ebenfalls nicht gut auf das objekt zu sprechen ist, macht sich der dritte sorgen. offenbar hat das objekt jeglichen kontakt zur außenwelt abgebrochen.
"ich kenn das ja, dass der mal für zwei oder drei wochen verschwindet... und dann muss ich wieder hinfahren und ihn aus dem loch ziehen. aber diesmal... er hat sich ja wirklich von ALLEN leuten zurückgezogen."
"der ist bestimmt mal wieder dauerstoned", meint die drittefreundin abschätzig.
"kann sein... ich habe den eindruck, dass da mehr ist..." der dritte legt die stirn in denkerfalten und blickt in die unbestimmte ferne.

an unserer seite steht die objektgespielin. sie leidet bereits seit drei monaten unter objekdistanz. das wusste ich nicht. sie tut mir ein bisschen leid. andererseits weiß ich genug von ihr, dass sie auch kein kind von traurigkeit ist und dem objektfrieden ohnehin immer misstraut hatte, zumindest, solange die objektexfreundin noch hin und wieder auf der bildfläche aufgetaucht war. damit war sie zumindest schon mal eine ecke schlauer als ich, und das kratzte an meinem ego. mit der objektexfreundin waren es also schon zwei deutlich jüngere frauen, die scheinbar über den dingen standen und mir was voraus hatten. verdammt, es wurde zeit, dass ich härter wurde.

natürlich wollen alle wissen, wie ich als allerbeste objektfreundin die situation empfinde.
"keine ahnung, es tut mir einfach weh..."
"klar, ihr hattet ja so viel zeit zusammen", meint die drittefreundin. "über ein jahr, oder?"
"anderthalb."
"aber ich denke mal, er wartet jetzt drauf, dass ich wieder den anfang mache. so nach dem motto: die doofe morphine ist ja so gutmütig und geduldig und so eine loyalitäts- und verbindlichkeitsverfechterin, die wird sich schon melden, spätestens, wenn sie einen fick braucht."
von der objektgespielin erfahren wir, dass sie das objekt zuletzt nur noch zum aufräumen, putzen und als babysitterin in die wohnung geholt hatte.
"ich mag ja den kleinen auch, aber irgendwo kommt man sich dann schon verarscht vor."
ich bekomme noch ein bisschen mehr mitleid und bin froh, dass ich zwar auch mal im haushalt geholfen, aber nie die rolle der dauerputzfrau und des kindermädchens übernommen hatte.

wir stehen betreten zusammen.
"komischer abend", sagt die drittefreundin. "total miese stimmung, und alles nur wegen dem blöden objekt. der arsch soll sich mal gehackt legen!"
"das kannst du so nicht sagen", widerspricht der dritte, und dann streiten der dritte und die drittefreundin kurz und heftig.
"also den beziehungsfrieden solltet ihr dem objekt jetzt nicht auch noch opfern", trenne ich die streithähne schließlich.

der wahre krieg bricht dann zwei zentimeter hinter meiner rechten schulter aus, als betrunkene asoziale beginnen, mit bierflaschen auf die türsteher einzudreschen. ruckzuck rückt die ganze security an und es gibt eine prügelei vom feinsten. der blutüberströmte, von der bierflasche getroffene security-mann geht richtig ab und tritt den am boden liegenden flaschenschmeißer mit seinen kampfstiefeln in bauch und rücken.

wir glotzen gebannt. der dritte hat seinen arme schützend um uns mädels gelegt, was sehr süß ist.
dann greift endlich die polizei ein, die heute schon einige festnahmen auf den transenstrich zu verzeichnen hatte, wie ich im vorbeilatschen mitbekommen hatte.
"ich will nach hause", sage ich. "außerdem hab ich angst um mein fahrrad."
"wo stehst du denn?"
"über der kreuzung, in dem wohngebiet da. ich bin ja nicht irre und stelle mein rad auf dem kiez ab!"
"gute idee", findet die drittefreundin.
"dann schlaf mal schön und mach dir nicht so viele gedanken."
auch der dritte und die objekt(ex)gespielin umarmen mich.

dann drehe ich der szene den rücken zu. vorne an der ecke schlägern sich die nächsten besoffenen, wieder rückt die bullerei ab - noch einmal fliegen flaschen und auch steine. ich versuche mich krampfhaft zu erinnern, ob wir mal ein flaschenverbot auf dem kiez hatten. falls ja, funktioniert das ja offenbar prima. im biernebel schließe ich mein rad auf - gottseidank ist es noch heil, nachdem man mir schon mehrfach die reifen zerstochen hatte - und fahre richtung norden.
hallo bett.

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Sonntag, 28. August 2011
kabale ohne liebe
mr. shyguy ist inzwischen einer meiner engsten freunde. nicht zuletzt, nachdem ich ihm neulich einen one-night-stand vermittelt habe, der wohl recht nett gewesen sein muss. zumindest befreite er mr. shyguy vorübergehend sogar von seiner krankhaften schüchternheit, was sonst nicht mal raue mengen alkohol und das gute/verruchte objektseitige zureden geschafft hatten.

mr. shyguy ist zugleich jedoch zweitbester objektfreund und mit dem objekt im gleichen dorf aufgewachsen. seit der objekt-ignore-krise hat sich mr. shyguy allerdings auf meine seite geschlagen und übermittelt mir insider-infos.

nach der gestrigen schlimmen nacht hatte ich mr. shyguy angerufen und ein bisschen mit dessen im hintergrund wuselnden, dringend pipi-müssenden hund um die wette gejault.
mr. shyguy schnappte sich die töle und nahm mich mit auf seinen spaziergang. ich berichtete von der objekt-eiszeit, die gestern neue tiefstwerte zwischenmenschlichen permafrostes erreicht hatte.
"ich versteh das nicht, warum der so arschig ist", meinte mr. shyguy am ende meines monologs.
"der hasst mich und das passt gut, weil ich hasse ihn jetzt endlich auch", erwiderte ich feuerspeiend.
"glaub mir, das ist nicht so." dann gestand mir mr. shyguy, dass das objekt ihn auf mich angesetzt hatte. mr. shyguy sollte den vermittler spielen.
ich staunte nicht schlecht.
"anderseits frag ich mich natürlich nun, was diese bitte soll, wenn er sich alles so versaut, indem er dich so behandelt."
"ich kann nicht mehr ausgehen, wenn das so weitergeht. ehrlich, jeder clubbesuch ist nur noch eine nervliche achterbahnfahrt."
"ach komm!"
"kannst du nicht...?"
ich musste den satz nicht zu ende sprechen, mr. shyguy hatte seinen auftrag schon verstanden.
"wenn das objekt heute abend da ist, red ich mal mit ihm. und du hübsch dich mal auf."
"aye, aye."

ich wählte mein bodenlanges spitzenkleid, entschärfte das sündige dekolleté ein wenig mittels bolero und wartete auf mr. shyguy, der mich abholen würde. gegen eins klingelte es an der haustür, dann stand mr. shyguy in meiner wohnung.
"na, immer noch in selbstmord-stimmung", begrüßte er mich.
"nee. ich freu mich inzwischen sogar ein bisschen auf den abend." neben mr. shyguy hatten sich noch ein, zwei andere nette bekannte angekündigt, sodass ich notfalls zumindest ausreichend gesprächspartner haben würde, die mich ablenken konnten.

als wir gerade vor dem club einparkten, rauschte ein sexy hinterteil auf einem fahrrad an uns vorbei. während wir ausstiegen, schwang sich das objekt mit raubtier-eleganz aus dem sattel und betrat vor uns den club. doof, wenn jemand, den man hasst, immer noch so überoptimale optische reize bietet.

drinnen begrüßte mr. shyguy zunächst das objekt, während ich sicherheitsabstand hielt und wartete, bis mr. shyguy mit der hallo-zeremonie fertig war. dann gingen wir ins nebenzimmer, erstmal was trinken und eine rauchen. als ich mich dort pflanzte, spürte ich einen blick von rechts - und da war der architekt!

ich freute mich von herzen und rutschte begeistert einige sessel weiter, bis ich den architekten in die arme nehmen konnte.
er strahlte mich an:
"ich freu mich so, dass du da bist."
"ich freu mich auch, dass du da bist. das ist ja ewig her."
der architekt guckte mich herzzerfetzend offenherzig an und nahm mich gleich nochmal in die arme.
"du siehst toll aus", fand er, und ich kicherte geschmeichelt.

als ich wieder aus der umarmung auftauchte, bemerkte ich, dass sich mr. shyguy und das objekt genau gegenüber niedergelassen hatten. das objekt warf seinem erzfeind einen vernichtenden blick zu. den architekten schien das nicht weiter zu stören und begann, sich ungeniert mit mir zu unterhalten. ich jubilierte heimlich. besser hätte es das schicksal gar nicht arrangieren können.

unterhaltungen mit dem architekten machen immer ungemein spaß. der architekt hat seltsame themen und kann den zuhörer unheimlich fordern. er springt von tagespolitik ins emotional-psychologische und zurück zu baurechtlichen fragestellungen. es sind gespräche, in denen man mitwachsen muss und darf und dabei ganz viel input und geistige impulse erhält. trotzdem hatte ich heute mein zweites ohr in den raum gerichtet und schnappte fetzen aus der unterhaltung zwischen dem objekt und mr. shyguy auf.

mr. shyguy bewies mut und herz und ging das objekt ziemlich aggressiv an, was ich der tonlage entnahm. dann hielt das objekt einen längeren monolog, von den ich nur einzelne worte wie "warten", "verzweifelt" und "liebe" aufschnappte. es geriet zeitweise stark ins stottern, was ich aus der vermehrten gestik ableiten konnte. zum schluss saß das objekt zusammengekauert da und verbarg das gesicht in den händen. mr. shyguy hatte die hand auf seiner schulter und redete immer noch leise und eindringlich auf es ein. das objekt schüttelte mehrmals den kopf, stand dann auf und ging wie ein angeschossener bär aus dem raum. was auch immer mr. shyguy gesagt hatte, ich applaudierte innerlich.

dann gab mir mr. shyguy einen wink, ihm nach draußen zu folgen. er lehnte sich an die tür und wirkte mitgenommen.
"du musst dir keine sorgen machen."
"wie meinst du das?"
"du hast dein ziel voll erreicht."
"mein ziel?"
"na, ihn fertigzumachen. der weiß ja gar nicht mehr, wohin er das ei legen soll."
"na hör mal. da ist er selber schuld, und das aktuelle verhalten trägt auch nichts zur besserung bei."
"das weiß er. er hat den eindruck, dass die sache vollkommen eskaliert und ihm aus den händen gleitet. es beschäftigt ihn ständig und es wird ihm immer unangenehmer."
"herrje. das ist aber jetzt kein gnadengesuch?"
"nein, er weiß schon, dass er an der reihe ist, wenn sich noch irgendwas zum guten bewegen soll."
"na gottseidank."
"es geht ihm aber wirklich schlecht dabei, das solltest du wissen."
"vielleicht tut er bloß so, weil er ahnt, dass du es mir erzählst und weil er drauf spekuliert, dass ich dann aus mitleid einknicke."
"das glaube ich nicht. ganz ehrlich nicht. das sag ich auch nicht, weil ich sein freund bin."
ich glaubte mr. shyguy, obwohl ich bisweilen argwöhnte, dass er das objekt zu sehr mochte, um sich nicht von dessen taktieren und manipulieren einlullen zu lassen.
ich umarmte mr. shyguy.
"danke für alles."
"dafür nicht. ist ja schließlich auch in meinem interesse, dass man irgendwann auch mal wieder was unbeschwert zusammen unternehmen kann."

ich ging zurück zum architekten und unterhielt mich weiter gut, bis ich müde wurde und die schmerzen mit unerwarteter heftigkeit durchbrachen. ich verabschiedete mich rasch vom architekten und suchte dann mr. shyguy, der meinen mantel im auto hatte.

mr. shyguy stand mit dem objekt da und unterhielt sich. ich musste also warten, bis das objekt weg war. ich drehte eine runde, dann entfernte sich das objekt richtung toilette. jetzt aber flott.
mr. shyguy war ein wenig traurig, dass ich nach hause wollte, verstand aber natürlich, dass man mit migräneartigen kopfschmerzen ungern im club herumsteht. er händigte mir den autoschlüssel aus. dann rauschte ich nach draußen.

vor dem eingang stieß ich mit jemandem zusammen. es war das objekt, das aus der herrentoilette gekommen war. oh nein.

ich bleib in schreckstarre stehen und auch das objekt hielt inne. unsere augen trafen sich. dem objekt wich die wenige farbe aus dem gesicht. es wurde aschfahl, während die augenringe scharf und dunkel hervortraten. der blick war grün und schön wie immer, so tief und traurig wie der ozean. die lippen öffneten sich und ich glaubte, die worte sehen zu können, die sich da in der kehle stauten, während außen alles stumm blieb.

drei, vier, vielleicht fünf sekunden währte der moment. dann riss ich mich los und rannte richtung parkplatz. nachdem ich meinen mantel hatte, rief ich mr. shyguy an.
"gibt´s probleme", fragte dieser überrascht.
"es klingt jetzt doof, aber: kannst du bitte deinen schlüssel holen kommen?"
mr. shyguy, der gute, fackelte nicht lange und kam nach draußen. ich streckte ihm den schlüssel hin.
"was ist denn los, du bist ja ganz grün um die nase", grinste mr. shyguy.
"ich hab gerade das objekt getroffen."
"und, hat es was gesagt?"
"nein. es hat nur geguckt."
"und?"
"und jetzt glaub ich dir."
"bist du deshalb nicht mehr rein gekommen?"
"ja."
mr. shyguy seufzte.
"im grunde ist die sache albern. ihr bedeutet einander so viel, und ihr seid euch so ähnlich... wie eine seele in zwei körpern... ihr gehört einfach zusammen."
"ich will aber nicht zusammengehören. außerdem bin ich jetzt mit jemand anderes zusammen."
"das ist doch nicht dein ernst."
"nein. aber ich versuche, es ernst zu meinen. es muss doch mal vorangehen."
"wenn du meinst."
"ich geh jetzt."
"pass auf dich auf."
"mach ich."
mr. shyguy umärmelte mich fest und ich spürte, dass ich in ihm einen echten freund hatte.

und dann ging ich, weil ich auf mich aufpassen und nicht zurücklaufen und dem objekt verzeihen wollte.

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Mittwoch, 10. August 2011
zuhause ist dort, wo meine milch steht
beim öffnen des elterlichen kühlschranks fällt mir die sojamilch auf. meine mama kauft sojamilch für mich? wow.
bei genauerer betrachtung entdecke ich allerdings: die ist schon auf.
"mama, trinkst du soja?"
"neinnein, das ist deine noch, vom letzten mal!"
"aber mama, das ist zwei monate her!"
"die ist noch gut."
"bitte?!"
"jaja, ich hab die neulich mal probiert. schmeckt ja ganz gut, etwas süß und ziemlich wässrig."
"trink doch nicht so ein altes zeug! schütt das weg, das ist doch unhygienisch."
und dann kommt es.
"aber das ist so schön, wenn die da steht, und wenn ich die sehe, weiß ich, die hattest du in der hand."
und mir schießen die tränen in die augen, als ich meine mutter umarme.
"du blöde kuh, meinst du, ich will, dass du dir mal aus lauter nostalgie ne lebenmittelvergiftung holst?!"

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Sonntag, 7. August 2011
schweigen im walde
die zweite ignore-night. und die war hart.

je kleiner der club, desto schwieriger das sich-verlaufen. ein gutes hat es ja: jetzt kann das objekt nicht mehr so tun, als schnalle es nicht, dass ich nicht mehr mit ihm spreche. heute war es dafür auch nüchtern genug.

die reaktion auf mein striktes schweigen und wegsehen war wie am vergangenen freitag schon konsequentes aus-dem-weg-gehen. so ein klärendes gespräch wäre ja auch feierlaune-beeinträchtigend. das will man(n) sich keinesfalls zumuten. nicht, wenn es nachher darum geht, bei der objektgespielin noch einen hochzukriegen.

ich geh jetzt noch ein bisschen weinen, dann kann ich vielleicht auch schlafen.

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Sonntag, 31. Juli 2011
run, baby, run
samstagabende mit multiplen ausgehoptionen bringen den vorteil mit sich, dass man einander aus dem weg gehen kann. so lautete die gestrige entscheidung: club1 oder club2? ich checkte vorsichtig bei der objektexwiederfreundin an, wie der ausgeh-fokus des abends stand, um dann scheunigst die entgegengesetzte richtung einzuschlagen.

die objektexwiederfreundin hatte einst den wunsch club2 geäußert, erinnerte ich mich, doch nun erfuhr ich, dass das objekt das club1-wohnzimmer bevorzugte - und was das objekt wünschte, war natürlich gesetz. hin und wieder hatten wir es entgegen seinen willen auf andere parties mitgeschleift, wo es dann jedesmal innerhalb einer stunde stillschweigend spurlos verschwand. in solchen fällen lief immer das gleiche: man suchte es stundenlang, dann begann man sich zu sorgen und einander vorwürfe zu machen, weil man ja nie wissen konnte, ob das objekt nicht gerade mit der nadel im arm in einer dreckigen toilette das zeitliche segnete. das objekt formte so ganze abende, ohne dass man sich dem widersetzen konnte.

"kommst du vorher noch bei uns vorbei?" fragte die objektexwiederfreundin.
ich redete mich raus: kopfschmerzen, arbeitssuche, schlechte laune und meldete mich auch gleichzeitig für den club ab.
ich merkte, dass die objektexwiederfreundin keinen bock auf den club1 hatte und dass die negative energie der diskussion darum noch im raum hinter dem telefonhörer stand.
"ja schade", fand die objektexwiederfreundin. "ich hätte irgendwie das bedürfnis gehabt, dich zu sehen."
mir wurde warm ums herz. aber ich wollte das objekt nicht sehen, schon gar nicht nach der letzten nacht des gegenseitigen ignorierens.

als ich unter der dusche stand und die painkiller langsam zu wirken begannen, klingelte erneut das handy. es war die drittefreundin.
"wir gehen doch in den club2", trällerte sie.
"wieso? ich dachte, der dritte ist krank?"
"ach, der. als ihm einfiel, dass heute club2 ist, hat er sich spontan für gesund erklärt und will jetzt unbedingt noch hin."
für eine 21-jährige klang die drittefreundin manchmal ungeheuer altklug und mütterlich.
"das heißt, ihr seid definitiv da?"
"ja, so etwa in einer halben stunde, also so gegen halb zwei."
"ich beeile mich, aber ich denk mal, bei mir wird das bestimmt zwei."

ich machte mich in windeseile fertig und schwang mich aufs rad. ich musste einmal quer durch die stadt, und das mit kaputter bandscheibe. aber besser alleine auf dem rad als in der u-bahn mit lauter besoffenen vollspacken, sagte ich mir.

als ich über die wackelige hängebrücke den club2 enterte, sah ich schon gleich die drittefreundin. sie winkte mir, dann fielen wir uns in die arme.
"schön, dich zu sehen", sagten wir wie aus einem mund und mussten lachen.
"du, ich muss dir was sagen", wisperte die drittefreundin.
"was denn?"
"die objektexwiederfreundin ist auch da."
ich staunte.
"aber ohne das objekt", raunte die drittefreundin.
ich machte tellergroße augen.
"klingt, als gäbe es jetzt gleich die üble geschichte dazu."
"du ahnst es."
"erzähl, du kannst es eh nicht für dich behalten."
"also: die objektexwiederfreundin wollte eigentlich ursprünglich hierher kommen."
"ich weiß."
"dachte ich mir. naja, dann wollte das objekt aber nicht, sondern wie immer in den club1. die objektexwiederfreundin hatte dann eingelenkt und wollte mit in den club1 kommen."
"weiß ich alles. und dann hat sie umentschieden?"
"genau. und du weißt, sie ist ja nicht aus hh und kennt sich hier überhaupt nicht aus. das objekt versprach ihr, dass er sie bis zur bahn bringt."
"die s-bahn liegt ja eh halb auf dem weg zum club1."
"eben."
dann, so die drittefreundin, sei die objektexwiederfreundin ausgehfertig in den schuhen gestanden, während das objekt sich den x-ten joint des abends drehte und meinte, er habe jetzt keinen bock, sie zur s-bahn zu bringen, sie könne ja auch den bus nehmen.
"und dann irrte die objektexwiederfreundin durch die gegend und suchte den bus, der ja eh nur alle 20 minuten fährt. es hat ewig gedauert, bis sie wenigstens endlich mal an der s-bahn war."
"das klingt ja nach ganz, ganz großer liebe", stellte ich trocken fest.
"das ist so ein mieses schwein", regte sich die drittefreundin auf.
"nunja", sagte ich. "wenn es sonst stimmt, würde ich mich jetzt an so einer situation nicht aufhängen. männer sind so. und kiffer sind gleich noch mal viel schlimmer. allerdings sind die doch jetzt erst seit zwei wochen wieder zusammen. da fehlt mir jetzt schon so ein bisschen die verliebtheit..."
"ich weiß echt nicht, was das für ein komisches verhältnis ist", schüttelte die drittefreundin den kopf.

dann ging sie an die bar, wo der dritte auf seine cola wartete und sich mit einem bekannten unterhielt.
"hallo!" sagte eine stimme.
ich fuhr herum.
da stand die objektexwiederfreundin und strahlte mich verwundert an.
"morphine, du hier?"
"ääähhhh.... ja", stammelte ich. mist. was sag ich ihr nur, nachdem ich vorhin alle aktivitäten abgeblasen hatte?
"gehts dir wieder besser?"
"ja, die schmerzen wurden ganz plötzlich besser... ich hatte mich noch mal hingelegt, manchmal drückt man dadurch ja wieder was in die richtige richtung..."
die objektexwiederfreundin guckte lieb, aber traurig. ich hatte den wunsch, ihr alles zu erklären, aber ich hielt die klappe. der rückzug hatte ja schließlich genau den sinn, dass die beziehung durch mich ungestört weiter funktionieren konnte.

"das objekt ist übrigens nicht da", informierte sie mich dann.
"ich habs schon gehört", erwiderte ich. "keine schöne geschichte. komische beziehung habt ihr da."
"beziehung", schnaubte die objektexwiederfreundin verächtlich.
"naja, oder wie das objekt sowas halt nennt. feste freundin, glaub ich, hat es mal über dich gesagt."
die objektexwiederfreundin sah mich an. dann lehnte sie erschöpft den kopf an meine schulter.
"ach du... ich weiß auch nicht. ich glaube, das ist eh alles irgendwie am ende."
ich sagte nichts.
"manchmal wäre ich am liebsten du", meinte die objektexwiederfreundin.
ich erschrak.
"warum das denn?"
"du bist seine engste vertraute, es sagt dir alles ... du kennst es... du verstehst es... du bist auch so..."
ich staunte bauklötze. was hatte die objektexwiederfreudin denn für ein verklärtes bild von mir?
"das halte ich für ein gerücht", sagte ich. "und vielleicht wird es ja wieder."
die objektexwiederfreundin starrte aufs wasser.
"da ist nichts mehr. gar nichts. er schläft nicht mal mehr mit mir."
ich dachte nach und erinnerte mich an meine eigene objekterfahrung.
"vielleicht hat er gerade nicht das bedürfnis. vielleicht möchte er die körperliche nähe, aber ohne sexualität. er sagt, manchmal fühle er sich vollkommen asexuell."
dass dies üblicherweise nach besonders fick- und drogenreichen wochen der fall war, unterschlug ich mal. dass ich wusste, dass das objekt den sex mit der objektexwiederfreundin grundsätzlich eher scheiße fand, erwähnte ich natürlich auch nicht.
"in meinen augen ist es vorbei."
ich sah die objektexwiederfreundin erstaunt an. so viel klarheit in einem einzigen satz verblüffte mich.
"ich werde auch heute nacht nicht mehr dort schlafen", fuhr die objektexwiederfreundin fort. "ich bleibe beim dritten und der drittenfreundin."
"mach das so", nickte ich.
wir saßen schulter an schulter vor dem club und sahen auf drei schlafende enten im wasser. ich wusste, es gab keine worte, die jetzt zu trösten vermochten, aber es war gut, hier zu sein.

später wurde der abend noch sehr fröhlich. die musik war exzellent und wir tanzten viel. die objektwiederexfreundin flirtete mit einem jungen hoschi. irgendwann verabschiedeten sich die drei. ich blieb noch, bis die sonne aufging.

als ich zum fahrrad wankte und den schlüssel suchte, fiel mein blick auf mein handy.
das objekt hatte vier mal angerufen.

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