Montag, 6. Februar 2012
technik vs. murmel-murphy
2:31 uhr. der wecker wird planmäßig auf 9:00 uhr gestellt, da ab dem genannten zeitpunkt theoretisch kunden anrufen können und ich dann zumindest so tun muss, als sei ich wach. darüber hinaus sollten zwischen 10:00 und 12:00 uhr die handwerker kommen, um meine kaputte klingel zu richten.

in sachen kaputte klingel hatte ich mir ohnehin schon massiv sorgen gemacht.
"sie wissen aber schon, dass ich das nicht höre, wenn ihre techniker klingeln", hatte ich die sekretärin des elektrikerservices scherzend gewarnt.
"wir haben schon ein bisschen erfahren mit sowas", sagte die dame und ich war beruhigt. vielleicht konnten sie die klingel ja auch direkt von außen reparieren und mussten gar nicht an meiner gegensprechanlage in der wohnung rumfummeln.

8:30 uhr: ich bin wach. aber es ist so kalt und ungemütlich, dass ich spontan beschließe, noch ein halbes stündchen zu mullern.

xx:xx uhr: ich werde wieder wach. ich fühle mich, als hätte ich noch einmal richtig lange geschlafen. mir kommt ein schlimmer verdacht und ich angle nach dem wecker, der noch nicht geklingelt hatte. er zeigt mir still und stumm 11:14 uhr an.

und auch wenn der hahn schon dreimal gekräht hat, so hast du mir doch nicht verraten, dass ich längst aufgestanden sein muss!

11:15 uhr: ich habe sehr flüchtig zähne geputzt, haare gekämmt und bin angezogen, damit ich, falls es noch nicht zu spät sein sollte, sofort zur tür springen und öffnen konnte. dann warte ich angespannt.

12:00 uhr: die techniker sind entweder nicht gekommen, oder sie waren da, als ich noch schlief. was sag ich nur meiner genossenschaft? dass ich den technikerservice durchaus gewarnt hatte, dass ich sie nicht hören würde und sie diese warnung offenbar nicht ernst genommen hatten? was, wenn sie mir nicht glauben und ich den termin nun selber bezahlen musste? was kostet wohl eine verpasste klingelreparatur?

13:00 uhr: surprise, surprise, es klingelt! vor meiner tür steht der techniker.
"oh, sie haben die klingel doch schon repariert!" sage ich erfreut.
der techniker ist verwirrt.
"na, sie haben doch eben geklingelt und ich habe geöffnet", erkläre ich. "ergo funktioniert die klingel, sonst hätte ich sie doch gar nicht bemerkt."
der techniker guckt noch ein bisschen verwirrter und fragt dann:
"und wo liegt das problem?"
"meine klingel ist defekt. und meine gegensprechanlage. jetzt eben hat die klingel aber funktioniert", stifte ich weiter verwirrung.
"vorführeffekt!", erkennt der techniker da endlich und grinst. ich lächle erleichtert mit. offensichtlich ging er - anders als befürchtet - nicht davon aus, dass ich ihn verarschen will.

der techniker verpasst mir dennoch eine niegelnagelneue gegensprechanlage und checkt vorsichtshalber noch mal die klingel. alles funktioniert. dann testen wir den summer.
"der geht ein bisschen schwer, da mach ich noch was", sagt der techniker.

14:00 uhr. murphy offenbar überwältigt. note to myself: doch immer auch den handy-wecker stellen und sich NICHT auf den aldi-funkwecker verlassen. und: im zweifelfall den technikern noch ein stündchen mehr zeit geben und sich dann erst sorgen machen.

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Samstag, 4. Februar 2012
freiheit, baby
"die leute brechen reihenweise zusammen, weil sie total fremdbestimmt sein. ich will nie wieder festangestellt wo arbeiten müssen, das ist wie gefängnis!" der geschäftspartner, der mich eben mal freundlich nach berlin eingeladen hat, ist morgens um 11 uhr am telefon schon philosophisch. er hatte auch schon kaffee, im gegensatz zu mir, die ich eine stunde zuvor von der lederjacke aus dem bett geklingelt wurde.

während der geschäftspartner sich um das arbeitsbedingte gesellschaftliche unwohlergehen sorgt und dabei mit mir auf einer linie fährt (besser frei als reich), hatte die lederjacke ganz andere probleme:
"du musst mir helfen, ich hab einen strafbefehl erhalten!"

in einem ersten reflex musste ich kurz lachen, weil ich sofort an den haftbefehl dachte, der vor ziemlich genau einem jahr gegen das objekt lief. die lederjacke war irritiert, also wurde ich gleich wieder ernst:
"warum denn das?!"

es stellte sich heraus, dass sich die lederjacke mittelschwer angeheitert mit der bullerei an der davidswache angelegt hatte. neben ein paar unfreundlichen worten aus dem bereich der fäkalsprache war es demnach wohl auch zu leichten handgreiflichkeiten gekommen, als die lederjacke nach der ausweiskontrolle einen falschen ausweis zurückbekam und das beanstanden wollte.
"jetzt wollen die fast tausend euro von mir! stell dir das mal vor!"
die lederjacke war ganz außer sich.
"und die hast du nicht, oder?"
"naja, es wird schon gehen, man kann das in raten abbezahlen. aber es ist trotzdem voll viel geld! nur, weil ich meinen richtigen ausweis zurückhaben wollte! das ist doch ungerecht!"
"hast du mal einen anwalt gefragt?"
"ja, ein freund von mir ist anwalt, der sagte, ich hätte da gleich am nächsten tag ankriechen und mich entschuldigen sollen."
"dafür ist es jetzt zu spät, hm."
"außerdem entschuldige ich mich doch nicht, nur weil die zu blöd sind, um ihre ausweiskontrollen ordentlich durchzuführen!"

"nunja, es gibt noch eine alternative", sagte ich dann und gedachte dem objekt-fall.
"was denn?"
"lass das zahlungsziel vorübergehen."
"und dann? soll ich hoffen, dass die das vergessen?"
"nee, dann wird der strafbefehl in einen haftbefehl umgewandelt und du kannst die strafe absitzen."
"bist du komplett irre?!"
"naja, ich dachte ja nur. wenn es dir nicht drauf ankommt und du das geld sparen willst... und so lange würden die dich wegen so ner pillepalle-geschichte ja nicht einbuchten."

die lederjacke war von meinem vorschlag nicht begeistert, wollte sich dann aber doch erkundigen, wie lange die haftstrafe in seinem fall dauern würde.
"aber ich will nicht im knast vergewaltigt werden oder so!" gab sie zu bedenken.
"ein freund von mir saß mal in u-haft, der hat das auch überlebt."
"du hast mir vielleicht freunde! was hatte der denn gemacht?"
"überschuldung und drogen."
"drogenhandel?"
"wollten sie ihm anhängen, hat aber nicht funktioniert."
"klingt hart."
"war es auch."

"würdest du mich besuchen, im knast?" fragte die lederjacke dann.
"na klar. ich back dir sogar nen kuchen, ganz klassisch mit feile drin. und dann versuchst du dich in der legendären flucht aus alcatraz. ich schreib anschließend die reportage darüber und verkaufe das groß an die blöd."
"du denkst ja nur an dich!"
"klar. normal."
"irgendwie finde ich das ja befreiend. ich glaube, du bist so eine frau, die kommt besser klar, wenn nicht ständig jemand den großen beschützer spielt, oder?"
"sagen wir mal so: es gab noch nie jemanden, der meinen beschützerischen fähigkeiten das wasser reichen konnte. und inzwischen bin ich zu alt, als dass ich noch darauf warten würde."
"große worte gelassen ausgesprochen, nenn ich das", meinte die lederjacke. "das ist wirklich sehr befreiend. sowohl für dich als auch für andere."
"dann überleg dir das mit dem knast besser doch noch mal, wenn du so auf freiheit stehst."
"okay."
"auf bald."
"auf ganz bald."

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Dienstag, 31. Januar 2012
sick and more feelings
into the great wide void, könnte das motto derzeit lauten.

die lederjacken-geschichte langweilt. es formt sich nichts.

die k.-geschichte langweilt. leute, die nicht wissen, was sie wollen, zwischen begeisterung und ignore-modus schwanken, nein danke. so eine bin ich schon selber bisweilen, das brauche ich nicht.

neuerdings dann doch lieber frau. spannend, weil in dieser form neuland. mal sehen wie lange noch.

heute wieder kopfschmerzen. der sturz hat nachwehen. die volontärin versucht zeitgleich, mich mit ihrer erkältung zu infizieren. ich fürchte, sie wird erfolg haben.

hätte ich eine badewanne, ginge es mir besser. aber das wird wohl alles noch ein weilchen so bleiben.


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Sonntag, 29. Januar 2012
eiskalt erwischt
der plötzliche, heftige wintereinbruch (mittelstrenger frost und zwei zentimeter schnee) macht körper, seele und dem öffentlichen nahverkehr schwer zu schaffen.

am freitag wäre ich gerne um neun im büro gewesen. doch der bus hatte 18 minuten verspätung. die verspätung gab mir, die ich nur noch 2,15 € kleingeld mit mir führte, die gelegenheit, zur sparkasse zu watscheln. doch selbst breitbeiniger schlittergang war hochgefährlich, da die haspa sich offenbar kein streugut leisten kann. während sich draußen die kunden an tür und mauer entlanghangelten, saßen die mitarbeiter drinnen hinter der scheibe im warmen und glotzten borniert bis belustigt. am liebsten hätte ich einen auf 1. mai gemacht und einen pflasterstein geworfen, aber ich brauchte ja noch geld. stattdessen beschloss ich, ein deftiges beschwerdeschreiben abzuschicken. denn selbst der kleine verhutzelte zigarettenladen-besitzer hatte sich mit schaufel und besen bewaffnet und es geschafft, eine schneise in die enorme gletscherlandschaft vor seiner tür zu fräsen.

im büro angekommen stellte ich fest, dass das räum- und streupflichtbewusstsein meiner untergebenen ebenfalls nicht besonders ausgeprägt war.
"aber wir haben doch nen winterdienst", meinte der azubi verschlafen.
"der ist aber offenbar nicht da gewesen", analysierte ich messerscharf.
"aber ich weiß nicht, wo die schaufel ist", sagte die volontärin.
"dann denkt man mal logisch nach, wo normalerweise dinge gelagert werden, die man nur einmal im jahr braucht. da wir keine schuppen oder garage haben, ist das ja nicht allzu schwierig."
"im keller?" fragte die volontärin hellwach und ich nickte wild.
"aber wir könnten auch auf den winterdienst warten", warf der azubi ein.
"bis dahin haben sich hier aber fünf leute das bein gebrochen", erwiderte ich. "weißt du, was uns das kosten kann? soviel verdienst du nicht mal pro jahr!"
die volontärin, die auch sonst ganz quietsch war, hatte inzwischen schaufel, besen und streugut geholt. dann machten wir uns mit vereinten kräften an die arbeit.
"und der winterdienst?" fragte der azubi noch einmal vorsichtig, als wir uns später rotwangig und verschwitzt aus den jacken schälten.
"den ruf ich gleich an und mach den zur sau", versprach ich.

später am abend hatte ich ein date in einer bar. ich war spät dran und beschloss spontan, das fahrrad zu nehmen. inzwischen war die verkehrslage teilweise unter kontrolle, und gegen mittag war sogar mal ein winterdienst durch die große straße neben unserer kleinen straße gefahren. ich machte mich auf den weg.
es ging ganz gut, bis ich dann durch den stadtpark musste.
der stadtpark mutiert im winter zu ort des vergessens. nicht nur, dass selbstverständlich nichts geräumt oder gestreut war. auch die laternen waren zu einem nicht unbeträchtlichen teil kaputt. so blieb nur alle 30 bis 50 meter ein müde funzelndes grünes licht. nachdem ich zweimal ins trudeln gekommen war, stieg ich ab und schob den rest des weges. ich kam zum zweiten mal an diesem tag gnadenlos zu spät. mein date war durchgefroren und etwas sauer, aber der abend wurde dann trotzdem ganz nett.

als ich mich auf den heimweg machte, hatten die temperaturen noch einmal angezogen. nach fünf minuten durch-den-park-schieben waren meine hände taub. außerdem war es schon spät und ich wollte noch tanzen gehen. also schwang ich mich todesmutig in den sattel. ich überlebte die tortour durch den park tatsächlich und erreichte irgendwann die große straße, die gesalzen war. kurz darauf war ich dann auch schon an der abzweigung, die zu meinem häuserblock führt. ich nahm die kurve, sah die große eisscholle nicht - und fand mich nanosekunden später halb unter meinem rad begraben auf der straße liegend wieder.

ich konnte zum glück gleich wieder aufstehen. der schnee war - anders als bei meinem fahrradunfall im letzten winter - nicht mit meinem blut getränkt. daraus schloss ich, dass ich nur marginale verwundungen davongetragen hatte. nichtsdestoweniger taten linker fuß, bein und allerwertester ziemlich weh. meine tanzwut war mir spontan vergangen und so endete ich verhältnismäßig frühzeitig im bett.

am samstag dann begab ich mich auf große tour in einen stadtteil, in dem ich mich sonst nie aufhalte. es handelt sich um die nachbarregion zu einem sozialen brennpunkt hamburgs, was man sofort spürt, wenn die u-bahn die station hauptbahnhof verlässt und sich dann haltestelle für haltestelle dem assi-zielbahnhof nähert.

die hinfahrt war noch ganz okay. dank der idiotensicheren wegbeschreibung meines gastgebers (den ich hier nicht outen werde, da outing ohnehin immer so ein merkwürdiges phänomen ist, wie wir gestern feststellten) fand ich auch gleich die adresse. dort gab es exquisiten plausch, leckeres essen und rotwein (mann, ich hatte einen schädel!!) sowie famosen film.
gegen mitternacht jedoch klingelte mein handy und k. war dran. er fragte, wo ich denn bliebe, da man auf dem weg in den club war.

obwohl ich satt-schläfrig war und mich theoretisch auf der gastgeber-couch hätte einkringeln und schlafen können, machte ich mich also wieder auf den weg. inzwischen hatte es wieder geschneit, die temperaturen fühlten sich arktisch an. ich war froh, als die u-bahn kam. dann saß ich mit leuten, deren iq ich nicht mehr in den menschlichen bereich zählen möchte, im abteil und fuhr einmal quer durch die stadt. zwei zwielichtige gestalten, die ich pauschal als stricher und zuhälter einordnete, glotzten mich an. ich fühlte mich unwohl.

in der s-bahn wurde mir schwindelig und übel, der kopf dröhnte. ich fühlte mich wie auf einem schlechten trip. ich schleppte mich in den club, wo die anderen schon auf mich warteten.
dann stand ich am tresen und trank cola. der rest der crew hatte bier, wodka und whiskey. ich wollte keinen alkohol.
tanzen ging gar nicht. und irgendwann ging auch stehen nicht mehr. ich kroch auf einen barhocker und klammerte mich am tresen fest. der raum routierte, mein magen passte sich an.
"was ist los?", fragte meine freundin h.
"ich glaub, ich werd krank", sagte ich.
"willst du nachhause?"
"hmhmhm."
"dann ruf ich dir ein taxi, ja?" h. war besorgt.
"lass mal, ich hab nur noch 10 euro, das reicht nicht."
"du kannst doch so nicht bus fahren."
h. holte k.
"kann sie nicht bei dir schlafen? sie braucht ein bett, es geht ihr nicht gut."
k. zögerte.
"meine ex schläft heute da."
too much information. mir wurde gleich noch schlechter.
h. übernahm das ruder.
"pass auf, ich will auch mit dem taxi fahren... dann nehme ich dich ein stück mit und leihe dir das geld, das du noch brauchst. ist das okay für dich?"
ich nickte dankbar.
"das ist wahnsinnig lieb von dir."

h. regelte alles weitere und schleppte mich hinaus in die eiseskälte. dann winkte sie ein taxi. ich kroch auf die rückbank und döste ein. ich bekam noch mit, dass mich h. umarmte und verabschiedete und dem taxifahrer sagte, wo er hinfahren sollte. doch ich wachte erst richtig auf, als wir vor meinem haus hielten und mich der taxifahrer antippte.
gottseidank dachte ich noch daran, mir eine quittung ausstellen zu lassen. dann fiel ich ins bett und beschloss, nie wieder aufzustehen. höchstens zum bloggen.

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Dienstag, 24. Januar 2012
echoes in my mind
positiv. schön. friedvoll und doch spannungsreich. das fasst mein leben und auch den letzten abend zusammen. (den rest muss ich leider zensieren.)

die nacht allerdings war voller merkwürdiger träume. zuerst befand ich in der agentur, wo die decke einsturzgefährdet war und ich erfuhr, bereits sehr lange zeit unter lebensbedrohlichen bedingungen gearbeitet zu haben. es wurde gerade dilettantisch saniert und ich hatte meine zweifel, dass das halten würde.

dann rannte ich über eine brücke. schwarze wolken folgten mir. ich wusste aber, dass ich mich vor dem unwetter retten können würde. ich erreichte mein zuhause, eine sehr große halle mit immensen fenstern. im grunde bestand die hälfte des hauses aus fenstern. man konnte direkt in den himmel blicken, wo das gewitter nunmehr apokalyptische formationen erreicht hatte. ich wusste aber, ich war in sicherheit, und falls nicht, konnte ich ja aus dem haus rennen und mich so retten (letzterer gedanke scheint frei von logik, aber im traum war ich überzeugt, dass es funktioniert).

erneuter szenenwechsel. ich saß mit freunden an einem tisch. das objekt und der objektsohnemann waren auch da. wir verstanden uns wieder gut. das objekt scherzte über die eiszeit, die wir hinter uns hatten. dann servierte es eine suppe mit hähnchen und sojasprossen und hieß mich essen. der geschmack war über die maßen köstlich. im traum merkte ich, wie mau die zeit ohne das objekt war und wie sehr ich es vermisst hatte.

ich wachte auf, hatte noch die erinnerung an den geschmack der suppe auf der zunge und war einen moment lang glücklich, weil ich glaubte, wieder mit dem objekt versöhnt zu sein. die ernüchterung erwischte mich hart und ließ mich den heutigen tag über ziemlich am rad drehen.

was mach ich bloß?

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Sonntag, 22. Januar 2012
k.einen bock geschossen
k. war schlichtweg nicht zu überreden, mit in den club zu kommen. ältere herren brauchen auch mal einen ruhigen abend - ich verstand das.

also männerfreier abend, beschloss ich. einfach nur tanzen und mit dem dj quatschen, um ein paar neue songs im ohr mitzunehmen.

denkste. schon an der tür traf ich den ersten bekannten, der mich jedesmal zu einem date zu überreden versucht. ich kam eine viertelstunde lang nicht dazu, die jacke auszuziehen. irgendwann gab ich mich geschlagen und rückte meine telefonnummer heraus, damit er glaubte, den monolog ein andermal fortsetzen zu können. natürlich würde das nie geschehen.

kaum betrat ich den nebenraum, stand der drogenberaterbulle vor mir. er knutschte mich gleich und hatte ratzfatz die finger unter meinem oberteil.
"alter, du hast ne frau zuhause sitzen!" rief ich und hielt seine hände fest.
er guckte und guckte und meinte dann betreten:
"aber die liebe ich doch nicht mehr."
"das klang neulich aber anders."
achtung, jetzt kam es:
"aber das war, bevor ich dich getroffen habe."
mir fehlten kurzzeitig die worte. der drogenberaterbulle hatte sich ernsthaft in mich verliebt. von einmal knutschen.
"aber du kennst mich doch gar nicht!" rief ich verzweifelt.
"doch, du bist super", beharrte der drogenberaterbulle.
"ich bin nicht super, ich bin ein wrack", erwiderte ich.
der drogenberaterbulle guckte bedröppelt.
"ich dachte, wir machen uns heute nacht auf und davon."
"was meinst du damit konkret? eher so in richtung vögeln oder in richtung heiraten?"
"naja, auf und davon eben. wir fangen ein neues leben an. zu zweit."
der typ hatte definitiv eine meise und einen schweren realitätsknick, obwohl ich die idee sehr süß und romantisch fand. hört frau ja nicht alle tage. die meisten sagen nur, geile titten, baby, lass uns ficken.
"tut mir leid, ich bin in meinem kosmos ganz glücklich", nahm ich ihm den letzten wind aus den segeln.
der drogenberaterbulle seufzte und fragte dann:
"aber einen kuss krieg ich noch?"
naja, wollen wir ja mal nicht so sein, dachte ich.

und schwupp, hatte ich des drogenberaterbullen zunge am zäpfchen und seine hände schon wieder an meinen brüsten.
exakt in dieser sekunde kam das objekt vorbei. es blieb stehen und guckte. dann schüttelte es den kopf, als müsse es eine halluzination verscheuchen und glotzte dann noch einmal. auf seinem gesicht stand ein großes fragezeichen und deutliches entsetzen. nunja, es kannte mich ja sonst auch nicht mit mittelalten biederen herren in bluejeans, sportschuhen und funktionsjacke.

dann endlich ließ der drogenberaterbulle von mir ab.
"war das dein exfreund?"
ich guckte verwirrt.
"der typ mit den langen roten haaren."
"äh, wieso das denn?"
"der guckte eben, als hätte er mir gern auf die fresse gehauen."
"nein, nein, der ist ganz harmlos und auch nicht mein ex", sagte ich schnell und dachte dabei an die szene damals vor dem supermarkt, wie das objekt den penner vermöbelt hatte.
"na gottseidank, denn der scheint ja ein ganz schweres drogenproblem zu haben."
"äh, kann sein."
"doch, das ist so, der nimmt barbiturate oder opiate oder sowas, das seh ich sofort."
"ich muss mal zur toilette", sagte ich, weil ich das ganz dringende bedürfnis zu verschwinden hatte.

in meiner verzweiflung rannte ich tatsächlich erstmal auf klo. in einer kabine setzte ich mich und seufzte laut. da hatte ich wem das herz gebrochen. und die chancen, dass ich je wieder mit dem objekt sprechen würde, hatten sich dadurch auch nicht unbedingt vergrößert. das objekt teilte genau in freund und feind ein, und zugeknöpfte drogenberaterbullen gehörten sicherlich zu den erzfeinden.
ich seufzte nochmal.
"hallo." jemand klopfte an meiner tür.
ich öffnete.

draußen stand eine frau, ungefähr mitte oder ende 30, rockerbraut, mit riesigen möpsen. sie lächelte freundlich.
"dachte ich es mir doch, dass du das bist."
ich guckte verwirrt.
"sie müssen mich mit jemandem verwechseln."
"nein, nein, sicherlich nicht", sagte die frau. "wir haben uns vor drei jahren in einem anderen club kennengelernt... du warst damals sehr traurig, weil dich gerade dein freund verlassen hatte, und ich hab dir einen tequila ausgegeben."
ich überlegte. die zeit und die umstände waren plausibel. aber ich konnte mich beim besten willen nicht an diese frau erinnern. das sagte ich ihr auch.
"naja, das ist doch aber nicht schlimm", fand die frau. "gehst du auch heute noch einen tequila mit mir trinken?"
sie zwinkerte mir lustig zu und ich schnallte: lesbenalarm.
trotzdem war die gute ja sehr nett und ich dachte, warum sollte ich nicht einen kurzen mit ihr trinken? besser als mit dem drogenberaterbullen rumstehen und dessen grabschhände im auge zu behalten.

aus dem einen tequila wurden dann allerdings rasch zwei und dann drei. ich fühlte mich angetüddert und saß auf dem barhocker, während die frau neben mir stand und den arm um mich gelegt hatte. meine nase befand sich direkt vor ihrem enormen dekollete.
und halleluja, wie sollte es anders sein, kam das objekt mit einer leeren bierflasche, die es an der bar abzugeben gedachte, auf uns zu. es guckte wieder verdutzt, starrte mit offenem mund und schüttelte erneut den kopf. vermutlich dachte es, ich hätte mir die olle zur abschreckung des drogenberaterbullen zugelegt.

"ich muss dann mal wieder", stotterte ich irgendwann.
"wohin denn?" fragte die frau und ließ mich nicht los.
"zu meinem freund."
"ach scheiß doch auf die männer."
den satz hätte ich zu einem anderen zeitpunkt ausgesprochen gerne unterschrieben, eine million mal vervielfältigt und flugblattartig in den straßen hamburgs verteilt. aber heute eher nicht.
"war nett, dich kennengelernt zu haben", sagte ich artig und verdrückte mich.

ich versteckte mich beim dj. hinter den turntables tippte ich eine nachricht an k.:
"komm doch noch vorbei. du musst doch bloß einmal um die ecke latschen. und die party ist total spitze und es sind lauter tolle leute hier."
für einen guten zweck durfte man auch ein bisschen schwindeln, fand ich.

k. antwortete jedoch nicht. das war okay, fand ich, da es bereits vier uhr morgens war und k. sicherlich schlief. mein verständnis löste jedoch meine probleme nicht. so verbrachte ich den rest des abends auf der flucht vor dem drogenberaterbullen und der merkwürdigen frau.

das objekt schlich noch mehrmals an mir vorbei und betrachtete mich aus trauriger distanz. früher war ich einfach hingegangen und hatte mich knuddeln und knutschen lassen. und das objekt hatte mit seinen starken armen, ein paar sprüchen und deutlichen reviermarkierungen alle lästigen sabberer vertrieben.
es machte mir also immer noch etwas aus. die erkenntnis war niederschmetternd. ich registrierte die blicke des objekts und wusste, dass es auch ihm noch wehtat. aber ich würde daran nichts ändern. wenn, dann musste es zu mir kommen und sich entschuldigen und dann könnten wir ja vielleicht lustige smalltalk-bekannte werden, wenn auch nie wieder freunde.

irgendwann, es war schon spät, nahm ich meine jacke und ging einfach los. ich lief durch den regen, bis meine füße wehtaten und der kopf müde war. erst dann suchte ich eine bushaltestelle und nahm den nächstbesten bus richtung zuhause.

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Freitag, 20. Januar 2012
it´s k. sin
durch den regen, durch die nacht.

ich treffe k. an der unterführung, wo wir uns schon im sommer begegnet waren. ich bin nervös, doch als k. ankommt, sehe ich auch auf seinem gesicht eine gewisse anspannung. keiner lächelt, keiner will der erste sein, der küsst. ein profanes hallo, das schnell in die verlegene frage mündet, wohin jetzt, wonach ist dir, worauf hast du bock. die antwortmöglichkeiten werden eingeschränkt durch die allgemeine überfüllung, die donnerstags in den kneipen herrscht, da die temperaturen nun doch gesunken sind und tische und stühle draußen fehlen.

dann sitzen wir in einer lokalität dritter wahl und gucken verlegen, bis uns der kellner zwei wodka red bull bringt. es ist sehr viel eis in den gläsern, aber der alkohol entfacht ein feuer und taut uns auf und k. erzählt von seiner kindheit auf dem dorf vor den toren hamburgs, seiner arbeit und seiner liebe zu london.
irgendwann hält k. inne und guckt wieder und beginnt so schön zu lächeln, bis sein sonst so ernstes gesicht strahlt, und da greife ich seine hand, die auf dem tisch neben dem glas mit den geschmolzenen eiswürfeln liegt, beuge mich über den tisch und küsse ihn.
wir sehen einander wieder lange an, grinsen wie die osterhasen, bis k. mein gesicht mit beiden händen zu sich zieht und mich zurückküsst.

"versprichst du mir was", sagt k.
"was denn", frage ich zurück.
k. sieht sich vorsichtig um.
"dass du in diesem laden nie was isst."
ich stutze.
"wieso das denn?"
"der kellner hat eben in den salat geniest."
ich muss lachen.
"dann lass uns doch noch woanders hingehen."

wir wechseln die lokation und tanken caipirinhas. dann sind wir blau und knutschen hemmungslos. wir haben den letzten platz auf der fensterbank, zwischen kissen, decken und jacken. es ist laut und warm. alles verschwimmt zu einer süßen wolke aus atemluft, rohrzuckerresten im glas und nebel im kopf. als k. das nächste mal dazu kommt, luft zu holen, sagt er:
"ich rufe uns ein taxi, kommst du mit zu mir?"
das lasse ich mich nicht zweimal fragen.

auf der rückbank des taxis steckt mir k. die hand in den schlüpfer. ähnlich wie das objekt mit seinen spontanen kurzübergriffen bringt er mich innerhalb von sekunden zum orgasmus. der taxifahrer grinst in den rückspiegel. ich bin voll, ich bin geil, es ist mir egal, ob sich der taxifahrer gleich einen auf uns runterholen geht.

wir stolpern in k.s wohnung und zerren uns die kleider vom leib. dann vögeln wir uns im schein von drei kerzen auf dem schwarzen teppich im wohnzimmer die seelen aus den leibern.
wieder bin ich überrascht, dass sich unsere neigungen und anwandlungen so gut ergänzen. das war mir im objektverblendeten sommer gar nicht richtig aufgefallen. ich fühle mich ganz da, ganz nah dran. k.s blick ist schattig, durchdringend und zugleich gefangen in erregung, seine berührungen mal rau und heftig, dann wieder zart. wir sind beide switcher, genießen hingebungsvolle liebkosungen ebenso wie den aggressiven rausch.

erst gegen drei liegen wir in k.s kaltem bett.
"wann musst du morgen aufstehen?" will k. wissen.
"so gegen sieben, und du?"
"neun."
fast alle meine liebhaber liegen morgens, wenn ich ins büro renne, noch im bett und können weiterschlafen, weil sie spät zu arbeiten anfangen, schichtdienst haben oder die vorlesung schwänzen können. ich finde das ausgesprochen gemein.

ich schlafe sofort ein. k. schnarcht leise, doch es weckt mich nicht. hin und wieder wacht einer auf, weil der andere sich dreht. wie schon die nächte zuvor schlafen wir eng umschlungen, was mich wider erwarten kein bisschen nervt.

k. bemerkt nicht, dass mein wecker klingelt, ich in rock und bluse schlüpfe und mich für die arbeit fertig mache. erst als ich auf dem bett sitze, um mich zu verabschieden, wird er wach. er zieht mich an sich und sagt dann unvermittelt:
"ich will aber keine feste beziehung."
ich muss lachen.
"hab ich irgendwas dahingehend gesagt?"
"nein, aber du weißt ja... ich hab erst neun jahre hinter mir."
"keine sorge. ich bin kein mensch, der fünf tage die woche mit dir zusammenglucken will."
außerdem ginge das auch nicht, weil da noch ein anderer mann ist, ergänze ich im geiste.
"ich mag dich trotzdem unheimlich gerne", fährt k. fort, "ich genieße deine nähe wahnsinnig. und du weißt auch, dass ich sonst nicht der typ bin, der rumfickt."
genau dafür liebe ich dich.

ich erhebe mich mit schweren knochen und leichtem herzen:
"ich muss los."
"ja. ich stehe jetzt auch auf."
k. bringt mich noch zur tür, ein letzter kuss, dann renne ich zur s-bahn. der alltag kriegt mich jedoch noch lange nicht wieder.


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Sonntag, 15. Januar 2012
special k., klappe II
man trifft sich bekanntlich immer mehrmals im leben. k. ist dabei stets für eine überraschung gut.

nachdem der freitag recht unspektakulär verlief und ich frühzeitig im bett war, um 12 stunden am stück zu schlafen, war der samstag deutlich aufregender.

alles fing damit an, dass ich spontan eine jacke für 70 euro kaufte. 70-euro-klamotten kaufe ich sonst nur, wenn ich a) nicht auf haushaltsgeräte oder zahnkronen spare, b) vier wochen um das objekt der begierde herumschleiche und es mir dabei jedesmal begehrenswerter erscheint und c) es definitiv in den nächsten wochen nicht reduziert zu haben sein wird. kurzum, die zeichen standen auf großzügigkeit.

am abend dann rief mr. shyguy an, ob ich in den club gehen wolle und ob wir uns vorher träfen. ich sagte zu. mr. shyguy meinte daraufhin, er sei so gegen mitternacht bei mir.

mitternacht, kein mr. shyguy in sicht. ich schickte eine sms: wo bleibst du? kurze zeit später bekam ich eine rückmeldung. es stellte sich heraus, dass mr. shyguy gerade ein date gehabt und die zeit vergessen hatte. das date war am anderen ende von hamburg, aber mr. shyguy meinte, er würde mich trotzdem abholen. um eins sei er spätestens da.

ein uhr, kein mr. shyguy. acht minuten nach eins klingelte das telefon. mr. shyguy war dran.
"ey, du musst mir mal helfen. ich bin hier irgendwo, wo ich noch nie war und hab keine ahnung, wie ich zu dir komme."
mithilfe von g.oogle maps lotste ich mr. shyguy vom bakenhafen bis zu mir.

um viertel vor zwei saß ich endlich im auto. dann klingelte mein handy. k. war dran.
"hey, ich bin breit, kommt ihr vor dem club noch vorbei und nehmt mich mit?"
man muss dazu wissen, dass k. ungefähr 200 meter vom club entfernt wohnt und diese ansage daher deutlich den pegel widerspiegelte.
"oh gott, jetzt wird das noch später", murmelte mr. shyguy.
"selber schuld, hätteste eben schneller vögeln müssen."
"mann, ich hab die nicht gevögelt, die ist erst 20."
"um so schlimmer! das hast du dir entgehen lassen?!"
"ey, wenn die sich in mich verliebt, hab ich die an der backe!"
"unternehmerrisiko."
mr. shyguy grinste:
"freches stück, du."

um kurz nach zwei schlugen wir endlich bei k. auf. dann wankten wir zu dritt zum club.
am eingang bezahlte k. für mich mit. das war mir peinlich und unangemessen, aber sehr lieb, wie ich fand.

obwohl wir uns vorgefreut hatten, war drinnen leidergottes tote hose. die gegenveranstaltung hatte diesmal deutlich die mehrheit der leute abgezogen. dafür war endlich mal platz zum tanzen.
gegen fünf wurde die musik immer schlechter. ich war zwischenzeitlich nach drei drinks ziemlich blau, k. wieder nüchterner.
"sag mal, willst du jetzt wirklich noch mit dem bus fahren?" fragte er.
"hmmmmmm", sagte ich nuschelig.
mr. shyguy feixte:
"du lallst auch schon richtig."
ich schwieg beschämt.
k. erbot sich:
"du kannst auch bei mir schlafen."
mr. shyguy lachte:
"du kannst auch bei MIR schlafen."
"nä, du wohnnsuu weit wech", antwortete ich mr. shyguy.

ergebnis der diskussion war, dass ich gegen halb sechs von k. fest untergeärmelt aus dem club gezerrt wurde.
dann saß ich bei k. auf der couch und bekam eine cola.
"spinnsu, da kannch doch nich schlafn, da is doch kofffffin drin."
"dann hast du morgen aber einen kater."
"ja, vati."
k. lächelte und setzte sich neben mich.
und dann kam es: k. küsste mich.
danach er sah mich an und sagte:
"weißt du eigentlich, wie froh ich bin, dass ich dich kenne?"
ich verweilte unterdessen in schockstarre.
und weil ich nichts sagte, küsste mich k. noch einmal.

in diesem moment explodierte die lust in mir. das hirn setzte aus und die instinkte übernahmen die regie. sekunden später waren wir nackt und wälzten uns auf dem boden.
k. sah mich an. den löwe-frisst-antilope-blick kannte ich sonst nur vom objekt. dieser blick war mir wohlvertraut. und überrascht stellte ich fest, dass mein vertrauen diesen moment wie eine bassline trug und ich anders als bei so manchen o.n.s. nicht in einem konglomerat von unbehagen versank.

nach dem akt legte k. die eine hand um meinen hals und zeichnete mit dem zeigefinger der anderen meine aorta nach. das tier in seinen augen war verschwunden. sein blick war wach und sanft, die geste zärtlich.
ich genoss den augenblick und verbot mir das nachdenken.

wir gingen zu bett. ich schlief ein und träumte, dass ich an k.s seite ging. weitere freunde von k. waren um uns herum. ich kannte sie nicht, aber sie waren freundlich zu mir. k. begann, geschenke für die freunde zu kaufen. jeder bekam ungefragt das, was er sich irgendwann mal gewünscht hatte. ich merkte, dass ich genau das träumte, was ich an k. auch in der realität schätzte: dass er zuhörte, sich an viele scheinbar unwichtige details erinnerte und immer großzügig war.

es gibt vermutlich nichts, was das glück toppen könnte, wenn man aus solch einem traum erwacht und den geträumten menschen direkt neben sich findet. oder vielleicht doch? nüchtern begann sich die gedankenspirale wieder zu drehen: was war nun eigentlich mit der k.-ex? und was war mit der lederjacke? heilloses gefühlschaos breitete sich aus.

ich tippte k. an.
"duhu?"
"hm."
"was ist jetzt eigentlich mit deiner ex?"
"wie kommst du denn nun da drauf?"
"ihr hattet doch noch was miteiander."
"das ist vorbei."
"und sonst so?"
"was sonst? nichts sonst. wir sind befreundet, das ist alles."
zumindest eine sache war schon mal geklärt.

jetzt war es an mir.
zunächst musste ich herausfinden, was die lederjacke konkret von mir oder anderen wollte.
dann musste ich herausfinden, wohin das mit k. gehen könnte.
und zuletzt würde ich mich entscheiden müssen.
gott verdamm mich.

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Donnerstag, 12. Januar 2012
die dialektik von rosenkohl
gestern ein date mit der lederjacke. nett. sehr nett. und seltsam. wenn typen am wochenende keine zeit haben, haben sie eine freundin. das sagt mir die erfahrung. gewissheiten habe ich keine. solange ich nichts weiß, muss ich meine illusionen nicht zerstören. solange ich nicht frage, muss ich auch ihm nicht antworten.

trinken am mittwochabend ist eine beschissene idee. bis zwei uhr nachts durchmachen auch. heute verkatert im büro gehockt, wenigstens keine langeweile.

dem objekt per post seine sachen geschickt. jetzt ist die wohnung objektfrei. und ich hab keinen grund mehr anzurufen und zu sagen "los, komm vorbei und hol deinen scheiß hier raus!" die einzige verbleibende frage ist, wann ich meine sachen zurückbekomme. aber ich steh ja nicht so auf antworten derzeit.

herrenbesuch, der sich heute ankündigte, ist die einzig große vorfreude. mit dem herrenbesuch sind fast alle fragen geklärt. und seine antworten können mich nicht mehr schrecken. und überhaupt wird die zeit zu kostbar sein, auch nur eine sekunde mit einem negativen gedanken zu vergeuden.

männer erinnern mich an rosenkohl. rosenkohl ist, wenn man ihn kurz kocht, hart und bitter. kocht man ihn lange, schmeckt er wie feuchtes laub. es ist nie so ganz perfekt.

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Sonntag, 8. Januar 2012
special k.
am freitag versammelte sich die silvesterrunde zuzüglich einiger anderer menschen, die ich teils vom sehen aus dem club kenne, anlässlich des geburtstages der k.-ex. die k.-ex hatte k. beauftragt, für mich heikle esserin extra zu kochen (ohne fleisch, ohne allzu viel laktose und ohne knoblauch), was mich unglaublich rührte. dafür hatte ich mit mr. shyguy für ein größeres geschenk zusammengelegt und hatte s/m-shops abgeklappert, um genau das zu bekommen, von dem ich wusste, dass die k.-ex es sich schon länger wünschte.

gegen neun startete das gelage. nachdem wir uns mit dem dinner eine grundlage geschaffen hatten, floss der alkohol in strömen. k. hatte nicht nur mein spezielles essen gekocht, sondern der k.-ex auch noch mein momentanes recht teures lieblingsgetränk verraten, dass nun im kühlschrank für mich bereit stand. ich umarmte die beiden und dankte ihnen für diese besondere aufmerksamkeit. dann saß ich zwischen mr. shyguy und h., die nette bekannte, die auch an silvester anwesend war, geklemmt und genoss die wärme und die freundlichkeiten.

was mir auffiel, war, dass das objekt fehlte. schließlich gehörte es immer noch zu diesem kreis und hatte ein verhältnis mit der k.-ex.
ich fragte die k.-ex.
"mit dem objekt ist es aus", sagte sie. "meine tür bleibt für diesen menschen zu."
wie sich herausstellte, hatte die k.-ex einen teil des geldes, das sie dem objekt geliehen hatte, noch immer nicht zurückbekommen. sie hatte ihm daraufhin gedroht, die letzten reste seines hab und guts verpfänden zu lassen.
"schlaft ihr nicht mehr miteinander", fragte ich.
"nee. das hat für mich jetzt echt den reiz verloren. er kann sich bei mir nicht mit sex freikaufen. außerdem denk ich, der hat eh schon wieder eine neue."
"und was ist mit der objektgespielin?"
"die fickt er nicht mal mehr. behauptet er zumindest."
"ach, der mann lügt doch, wenn er den mund aufmacht", sagte ich.
"man muss dazu sagen, dass die gespielin auch nicht so blöd ist wie wir. die sucht ihm keine wohnungen und die leiht ihm auch keine kohle."

ich lernte zwei weitere menschen kennen, die der k.-ex sehr am herzen liegen. den mann kannte ich bereits vom vorbeihuschen, weil er auch mit dem objekt befreundet war. seine frau hatte ich noch nie bewusst gesehen, während sie behauptete, mich vom sehen aus dem club zu kennen, aus der zeit, als ich mit k. zusammen war. ich guckte und guckte, denn es war eine der schönsten frauen, die ich je gesehen hatte, die, wie sich herausstellte, die gleichen essgewohnheiten hatte wie ich. wir verbrachten die nächsten stunden zusammen und erzählten uns die absurdesten geschichten zum thema als-ich-einmal-gezwungen-war-fleisch/wurst-zu-essen.

dann fragte mich die schöne, ob ich zufällig lsd dabei hätte. ich erklärte, dass mir halluzinogene drogen todesangst bereiten und ich deshalb noch nie welche genommen hatte. sie erzählte mir, dass sie wohl öfter pilze nähme und gab eine lustige geschichte von ihrem mann zum besten, der sich einmal auf einem trip mitten auf eine tanzfläche gesetzt hatte und nicht mehr wegekommen war, da er glaubte, seine hände beziehungsweise finger seien wie wurzeln mit dem boden verwachsen.
"du verstehst, dass ich niemals irgendwo als menschlicher baum enden möchte", lachte ich.
"naja, ich nehme auch nie so viel, dass ich komplett die kontrolle verliere."
"aber das ist doch eine unheimliche gratwanderung... zwischen gut und nicht mehr gut."
"klar", strahlte die schöne.
ich guckte nur. angstfreie menschen machen mir immer ein bisschen angst, stellte ich fest.

gegen drei, als wir schon reichlich betrunken waren, beschlossen wir, noch aufzubrechen und spontan auf irgendeine party zu gehen. das vergnügen währte allerdings nur kurz, da die k.-ex die mischung von alkohol und drogen liebte und sich zwei fette lines reingedonnert hatte. daraufhin gab es ein kleines techtelmechtel mit der security, mit dem ergebnis, dass wir alle vor die tür gesetzt wurden.
während wir auf taxis warteten, stand ich neben k. k. guckte zu seiner ex, verdrehte genervt die augen und meinte dann zu mir:
"du verstehst, warum wir nicht mehr zusammen sind."
"dir ist das zu überdreht, hm?"
"das heute ist noch harmlos."
"ah", sagte ich und fragte nicht weiter.
k. legte den arm um mich.
"du bist auch komplett wahnsinnig und kompliziert, aber immer vernünftig... da liebe ich so an dir."
"ich mag dich auch immer noch", lächelte ich.
dann schlüpften wir in das ankommende taxi.

k., die k.-ex, mr. shyguy, die schöne und ihr mann und ich fuhren alle wieder zurück in die wohnung der k.-ex. mr. shyguy und der mann der schönen zogen sich auf die couch zurück, um zu schlafen, während ich mit dem rest in der küche saß und noch ein bisschen aufräumte.
als die k.-ex im bad verschwunden war und k. gläser in einen schrank räumte, fand er einen joint.
"genau das richtige zum einschlafen", fand er und zündete das ding an. beim ersten zug hustete er ein wenig, nach dem zweiten flüsterte er:
"teufelszeug. ich muss mich ablegen."
und schwupps war k. im schlafzimmer verschwunden.
die schöne und ich guckten uns verwundert an. dann machte ich den fehler und nahm ebenfalls einen zug.

es kam mir vor, als hätte ich feuer inhaliert. innerhalb von sekunden legte sich mein hirn in dicke watte.
"was ist denn?", fragte die schöne und packte mich am ärmel.
"das ist KEIN gras", flüsterte ich.
jetzt war die schöne neugierig geworden und nahm mir die tüte aus der hand.
"olala", sagte sie nur.
"das ist kein gras, oder?"
"nee. aber was ist das dann?"
"dope", sagte ich. "ganz heftiges dope, denk ich."
"meinsssu", verdreht die schöne die augen.
"komm", sagte ich. arm in arm wankten wir ins schlafzimmer und krochen zu k. unter die decke. k. murmelte im schlaf und zog mich an sich, während sich die schöne in meinen freien arm kuschelte.

als ich am mittag des nächsten tages aufwachte, zog ein duft von gebratenem gemüse und pilzen durch die wohnung. ich wollte aufstehen, was gar nicht so einfach war, da ich in die arme und beine der beiden anderen verschlungen war. beim versuch mich zu befreien weckte ich meine mitschläfer.
k. grinste, gab mir einen guten-morgen-kuss und seufzte:
"das ist ja ein männertraum hier... meine beiden lieblingsfrauen."
die schöne kicherte und fragte dann nach einer zahnbürste.

geduscht und mit geputzten zähnen begaben wir uns schließlich in die küche, wo der mann der schönen und mr. shyguy die reste des vergangenen abends in ein feudales brunch verwandelt hatten. die k.-ex kam von draußen herein und brachte eine tüte mit brötchen.
"ich hab einfach durchgemacht", lachte sie. "war ja eh kein schlafplatz mehr frei."
als sie den aschenbecher vom tisch nehmen wollte, entdecke sie die reste des joints vom vorabend.
"habt ihr DEN etwa geraucht?" fragte sie entsetzt.
k. nickte.
"das war der hammer. ich hatte das gefühl, eine eisenbahn rast durch meinen kopf. danach war alles ganz stumpf. ich hab mich hingelegt und ich war sofort weg."
die schöne und ich bestätigten das.
die k.-ex kicherte.
"den hat mein nachbar gedreht. das war eine spezielle mischung. er hat mir den geschenkt und meinte, ich soll den bloß niemals alleine rauchen."
"die warnung macht sinn", sagte k.
"das war dope, oder", fragte ich.
"ja", sagte die k.-ex.
"boah, ich fühl mich wie fukushima", sagte ich.
"dann esst mal was ordentliches", sagte die k.-ex.

nach dem köstlichen brunch ging es uns besser.
"sehen wir uns später", fragte mich k., als ich in meine jacke schlüpfte und gehen wollte.
"ich weiß nicht, ob ich heute in den club gehe", meinte ich. "ich fühl mich ein bisschen durchgefeiert."
"naja, falls du doch gehst, komm vorher bei mir vorbei."
"okay."
k. guckte mich an und ich spürte die spannung in seinem blick. die sache mit k. blieb ein schmaler grat zwischen freundschaft und attraktion.

zuhause blinkte der anrufbeantworter. die lederjacke hatte mir drei nachrichten hinterlassen. mein herz machte einen warmen hüpfer. ich gab mir noch eine halbe stunde, dann rief ich zurück und sagte der lederjacke, wie gern ich sie hatte.

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