Dienstag, 9. April 2013
event-crashing
berlin. acht konzerte, eine party, dreieinhalb freunde, und das alles in 48 stunden. neuruppin forever nicht als film, sondern in form von stau erlebt. nunja. man kann nicht alles so schnell haben wie die geschwindigkeit der zeit, die nur so verfliegt, wenn man glücklich ist.

der freund wird mehr. immer mehr. ich schwanke in meinen emotionen, schwelge zwischen geborgenheit und latenter platzangst. gleichzeitig hat sich ein ex-ons wiedergemeldet, der sich nun doch von seiner freundin getrennt hat. auch mit ihm werden die gespräche länger, die abende später, der schlaf weniger. das wirkt sich negativ auf den serotoninspiegel aus, aber positiv auf das beendete objektverhältnis.

insgesamt ist alles anders. aber ich bin noch immer ich. mit denselben ängsten, nöten und träumen. und ich hoffe, dass ich damit niemandem das herz brechen werde.

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Freitag, 5. April 2013
freunde bleiben
"ich denk an dich", gesteht mir der freund. und: "ich fand das wochenende mit dir sehr schön."
dito, muss ich zugeben.

es wird schwer, freunde zu bleiben. denn da war ein kuss. oder zwei. und das, obwohl wir uns seit sechs jahren kennen.

wir spinnen rum und träumen. das können wir beide gut. obwohl der freund so ein manager-macker ist, die mir in den letzten jahren suspekt geworden sind. obwohl ich so gestört bin und weiß, der sichere hafen ist für mich nur ein goldener käfig.

zusammen essen gehen, nächste woche. weil ich sushi möchte.
zusammen in urlaub fahren. weil es der freund sich wünscht.
zusammen alt werden. wenn gott will.

sicher ist nur eines:
ich hab so ein verdammt schönes kribbeln im bauch, wenn ich dich im kopf habe.

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Montag, 1. April 2013
einfach nur schön
am donnerstag bin ich schon morgens in der arbeit fast am heulen und überlege die ganze zeit, ob ich wieder in die psychiatrie gehen soll. aber mich mit pillen vollstopfen lassen ist nicht das, was mir vorschwebt, also lasse ich es. irgendwie überlebe ich bis samstag, dann setze ich mich in den zug und fahre einfach weg. zu einem freund.

der freund holt mich am bahnhof ab. er findet, dass ich gut aussehe und so, als hätte ich keine probleme. ich lächle angestrengt, bis wir zuhause sind und gegessen haben.
"dann erzähl mal", sagt der freund.
und ich fange an zu blubbern. von den zwischenmenschlichen katastrophen der letzten wochen. von der großen erschöpfung und meinem ständigen kreiseln um weiterleben oder lieber nicht weiterleben wollen sowie dem unerklärlich überzeugendem gefühl, bald sterben zu werden.

der freund hört zu und schaut mich dann ein bisschen erschüttert an.
"du bist ziemlich am ende, hm?"
ich nicke und mir steigen die tränen in den augen.
"und du klingst so, als ob dir der gedanke an den tod überhaupt nichts ausmacht. das würde auch erklären, dass du dein leben und deine gesundheit so aufs spiel setzt."
ich nicke wieder und die erste träne tropft aus meinem linken auge. ich wische sie energisch weg.
"weißt du, was dein problem ist?" fragt er. "du hast lauter menschen um dich herum, die dir deine energie wegfressen."
die tränen beginnen, mir über die wangen zu laufen.
"nicht heulen, bitte, ich kann doch keine frauen weinen sehen", schmunzelt der freund. da muss ich lachen und dann doch leider weinen, und der freund lässt mich einfach, streichelt meine haare und gibt mir irgendwann ein taschentuch und einen aufmunternden blick, der mir sagt, putz dir die nase und schau auf die schöne seite des lebens.

der freund ist in der glücklichen situation, glücklich zu sein. er hat seine frau und seinen alten dunstkreis verlassen und hat sich eigene, neue freunde gefunden. er hat mit sport angefangen und überhaupt sein ganzes leben neu aufgestellt.

wir gehen aus und ich lerne seine clique kennen. ich lerne seine kinder kennen, zwei wunderbare menschen, die nur ein paar jahre jünger sind als ich. der freund kocht mir mein lieblingsessen und lässt mich in seinem bett schlafen und in seinem pool baden. bei allem, was er tut, strahlt er so viel ruhe und zuversicht aus, dass mir ganz warm ums herz wird.

als ich am zweiten abend auf dem sofa lümmle und den kopf auf seine brust lege, weiß ich, dass der freund ein freund ist. und dass es mir vielleicht irgendwann auch wieder gut gehen wird. so wie ihm.

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Montag, 25. März 2013
unentspannt chillen
nach einem kurzen, aber heftigen streit mit dem objekt (standardthema absolut mangelhafte zuverlässigkeit seinerseits) habe ich von allem die schnauze voll, packe meine sachen und fahre schwimmen in meine lieblingstherme, in die keine kinder reindürfen und die sonntagspäterabends auch meist angenehm leer ist.

am ziel angekommen trocke ich die letzten wuttränen, pfeffere meine sachen in ein schließfach und springe in die fluten. als ich wieder auftauche, traue ich meinen augen kaum: um mich herum nur kleine, dicke, bärtig-haarige männer - soweit das auge blickt. macht da eine moschee gerade erlebniswochen mit äußerer reinigung? ich bin neben einem uralten verhutzelten opa tatsächlich die einzige hellhäutige person im bad, und vor allem: die allereinzige frau. das habe ich bislang noch nie erlebt.

das schwimmen gestaltet sich ungemütlich, muss ich kurz daraufhin feststellen. denn sämtliche der bärtigen typen blockieren den beckenrand. immer, wenn ich das ende einer bahn erreiche, werde anzüglich angestarrt, angegrinst oder mit mir unverständlichen wortfetzen empfangen, die zusammen mit dem anzüglichen grinsen und dem unverhohlenen anstarren maximales unbehagen auslösen. das würdet ihr nicht machen, wenn eure aische dabei wäre, denke ich mir, da hängt euer schwanz nämlich ganz klein in den viel zu großen bermudas.

einer von ihnen ist richtig unangenehm. er ist identisch klein, dick und behaart wie alle anderen, scheint sich aber für schön zu halten. ich taufe ihn den pfau. der pfau schwimmt neben mir, vor mir, wartet am beckenrand auf mich oder taucht unter mir durch. wenn er dich berührt, haust du ihm eine rein, beschwöre ich mich selbst.

der zweite nervende mitschwimmer ist ein koloss von einem kerl, der eine wasserumwälzanlage ersetzen könnte. jedesmal, wenn wir aneinander vorbeischwimmen, gehe ich in einer art tsumaniwelle unter. irgendwann quatscht er mich an und will wissen, ob ich trainiere, weil ich so ausdauernd schwimme. ich verneine. seinem akzent nach ordne ich ihn in richtung russland ein und habe prompt recht. aus minsk kommt er. dafür, dass er wie ein rücksichtsloses walross schwimmt, ist er ganz nett. vor allem aber hält sich der pfau fern, solange er um mich herum ist. trotzdem hätte ich gerne mal meine ruhe. als mich das walross fragt, ob es mir ein getränk ausgeben darf, erwidere ich, dass ich einen sehr eifersüchtigen ehemann habe, der schon ein paar mal jemanden krankenhausreif geschlagen hat. iwan den schrecklichen beeindruckt das wenig: er lässt seine muckis unter den tätowierungen spielen und versichert mir, er könne sich sehr gut zur wehr setzen. als er mal kurz pipi muss, wittere ich meine chance und flüchte ins aromabad.

dort bin ich einen herrlichen augenblick lange alleine. stille um mich herum, nebel und gedämpftes blaues licht. wunderbar. doch dann wird die tür aufgerissen und herein kommt ein kleiner, dicker mann. im unterschied zum rest im becken da draußen ist er sehr hellhäutig. er lässt sich auf den sitz plumpsen. dann fällt ihm ein, dass man den ja vielleicht erstmal abbrausen sollte. also steht er wieder auf und spritzt mit kaltem wasser um sich, sodass auch ich eine ladung abbekomme. er entschuldigt sich wenigstens. dann lässt er sich wieder auf den arsch plumpsen.

es folgen zehn sekunden ruhe, in denen ich staunend die enormen männerbrüste meines bleichen gegenübers begutachte. ab sekunde elf beginnt der typ mit den füßen zu scharren. dann räuspert er sich mehrmals. es folgt erneutes füßescharren, beine übereinanderschlagen, beine wieder entwirren, füßescharren. mein puls springt auf 150. dann beginnt der typ zu husten. und zwar so richtig - bis der bronchialschleim rasselt. igitt.

ich stehe auf und gehe nach nebenan. da ist ja noch ein dampfbad. dort ist es ein wenig kühler und es riecht auch nicht so gut, aber besser so als weiter mit dem huster da rumzusitzen und nächste woche selber krank zu sein. leider dauert es kein minute, dann wird die tür erneut aufgerissen und der huster tappt herein. ich bin kurz vorm rumpelstilzchenartigen explodieren.

ich würde gerne die tropendusche benutzen, allerdings wird diese von einem pärchen okkupiert, das offenbar gerade angekommen ist (kreischendes lachen = mangelnde entspanntheit). ich ziehe mich auf meine liege zurück. iwan der schreckliche hängt am beckenwand und schickt mir lange blicke aus traurigen augen. eigentlich sind die schön, denke ich mir, huskyblaue augen, aber der ganze kerl ist mir ein bisschen suspekt.

der pfau dreht derweil seine runden und schlägt sein nichtvorhandenes rad. ich schließe die augen und versuche, das widerliche bild vom teigig-bleichen huster aus meinem kopf zu verbannen. weil die liegen so unglaublich bequem sind und ich mich direkt neben einer heizung befinde, falle ich irgendwann in eine art halbschlaf. endlich entspannung!

"hallo? hallo?"
und schon wieder muss mich jemand stören. ich komme mühsam wieder zu mir, richte die imaginäre schrotflinte auf den fragenden und öffne die augen. vor mir steht ein großer, braungebrannter adonis mit waschbrettbauch und blonden strubbelhaaren. schätzungsweise 20. schätzungsweise unterwäschemodel. was willerwillerwillerdenn von mir? gespannt richte ich mich auf.
"kannst du mir sagen, wo hier die toiletten sind?"
okay, vermutlich hat er gedacht, er fragt man besser die mutti am rande des nervenzusammenbruchs als iwan den schrecklichen oder mohammed den pfau. die kann sicher deutsch und haut ihm auch nicht gleich auf die fresse.

allerdings finde ich es verdammt unhöflich, mich aufzuwecken, nur weil er zu faul ist, seine chlorwasserblauen äugleins aufzusperren und nach dem schild "wc" zu gucken. oder alternativ den bademeister zu fragen. dann habe ich eine idee. ich lächle lieblich und sage:
"hier gibt es leider keine klos. du musst rüber in die sauna gehen. dafür musst du aber saunaeintritt bezahlt haben. hast du das schon gemacht?"
"äh, nee", sagt der adonis verunsichert.
"dann geh mal an die kasse und kauf dir ein saunaticket. kostet 15,90 €. und dann gehst du rüber in die sauna und fragst da noch mal."
"danke", sagt der adonis und zieht vondannen. ich lache mich innerlich scheckig. wenn man schon sonst keine freude hat, dann wenigstens schadenfreude, finde ich.

weil schon fast sperrstunde ist, hüpfe ich schnell unter die dusche. dort stelle ich fest, dass ich mein duschgel vergessen habe. zum glück kommt nach einer weile eine frau herein (und es gibt sie doch!), die duschgel dabei hat.
"entschuldigung, darf ich mir ein bisschen duschgel von ihnen schnorren?" frage ich.
die frau schaut mich erschrocken an, gerade so, als hätte ich sie gefragt, ob ich ihr mal die muschi lecken darf. dann streckt sie mir vorsichtig die flasche mit dem duschgel entgegen. ich sage höflich danke und beginne mich einzuseifen. die frau starrt mich an. ich wundere und wundere mich, bis ich bemerke, dass sie mir zwischen die beine starrt. dort befindet sich - im gegensatz zu ihrer muschi - eben nun mal kein busch, in dem sich theoretisch ein reh verstecken könnte. was für mich einfach ein wir-leben-eben-nicht-mehr-in-der-steinzeit-lifestyle-dingens ist, ist für sie offensichtlich der sichere hinweis, dass ihr die inkarnierte sünde gegenüber steht.

ich bin froh, als ich trocken und warm in meinen kleidern stecke und nur noch föhnen muss. an den haartrockern treffe ich iwan den schrecklichen wieder, der mich mit einem letzten traurigen husky-blick bedenkt und dann vondannen zieht.
ich selber schleppe mich durch den arktischen sturm richtung bushaltestelle. im bus bin ich richtig geladen und schreibe dem objekt noch eine bitterböse sms. dann fühle ich mich deutlich entspannter, fast so, als hätte ich gerade wunderbar gevögelt.

note to myself: jeden tag eine schlechte tat. mindestens. es gibt nichts besseres gegen richtig miese laune.

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Montag, 18. März 2013
fsk 18-schwimmen
justamente, als ich ein bisschen zittrig die wohnungstür aufschließe - ein bisschen zittrig weil lange gefeiert und dann bei k. geschlafen, der entsetzlich schnarchte - klingelt das telefon: das objekt ist aus der versenkung zurückgekehrt.

"ich will schwimmen gehen und dachte, vielleicht magst du mitkommen?" fragt das objekt.
"wahnsinn, und das, nachdem wir erst seit fast drei jahren planen, mal gemeinsam schwimmen zu gehen", sage ich sarkastisch, "wie in aller welt kommst du da ausgerechnet jetzt drauf?"
"naja... ich wollte erst einfach nur so schwimmen gehen, und dann bist du mir eingefallen... und plötzlich merk ich, dass mich der gedanke, mit dir schwimmen und dann vielleicht noch schön in die gemischte sauna zu gehen, unheimlich anmacht", berichtet das objekt frank und frei.
"wenn du ficken willst, musst das von mir aus nicht mit einem event verknüpfen", sage ich trocken.
"es geht aber nichts ums ficken. ich will den event. mit dir", betont das objekt.
"hm, ich weiß nicht. eigentlich bin ich müde", lasse ich mir zeit.
das objekt-hirn rattert im hintergrund und ich warte, was es als nächstes in den jackpot werfen wird.
"okay, also pass auf... wenn du richtig richtig schlimm müde bist, machen wir das nicht. aber wenn du nur so ein bisschen müde bist... dann lass ich dir ein taxi vorbeikommen, das dich dahin bringt und dann treffen wir uns dort... und du bist den ganzen abend lang eingeladen."

mein erster gedanke ist, dem objekt seine maßlosigkeit und mittellosigkeit an den kopf zu knallen und das event damit abzubiegen. anderseits, wenn es sich so sehr dafür ins zeug legen möchte - bitte, gerne. hat frau ja nicht alle tage, schon gar nicht beim objekt.
"okay", sage ich.
"dann kommst du aber auch mit in die sauna", beharrt das objekt.
"da krieg ich kreislauf."
"quatsch, du gehst doch auch ins dampfbad."
"da krieg ich auch manchmal kreislauf."
"mann. das mit der sauna ist meine einzige bedingung. du musst auch nicht lange. du kannst da doch jederzeit wieder raus."
"na gut", lasse ich mich breitschlagen.
"wann bist du fertig? dann bestelle ich dir das taxi."
"halbe stunde."
das objekt sagt, dass es sich wahnsinnig freut und endlich, endlich flackert auch ein bisschen vorfreude in mir auf, vorfreude, von der ich weiß, dass sie mich in kürze komplett entflammen wird.

um kurz nach sieben steht das taxi vor meiner haustür. das objekt sitzt auch schon drin.
"madame", sagt es augenzwinkernd, nimmt dann meine hand, küsst sie und zieht mich auf den sitz neben ihm. dann geht es los.
während der fahrt strahlt das objekt und plappert in einem fort.
"du hast aber ordentlich was geraucht, oder", stelle ich fest.
"oh ja", sagt das objekt. "aber ich musste mich ja ein bisschen beruhigen. ich kann da ja nicht dauernd mit gehisster flagge rumlaufen", grinst es und zeigt in den schritt.
"das ehrt mich ja", erwidere ich.
das objekt lächelt weiter und nimmt wieder meine hand, um sie zart zu streicheln.
"das ist aber nicht alles, wirklich nicht. ich finde es einfach toll, dass wir das jetzt zusammen machen... dass du so spontan und offen bist."

als wir ankommen, löhnt das objekt tatsächlich eine horrende summe für das taxi und zahlt dann ohne mit der wimper zu zucken einen doppelten eintritt.
"ich habe ja ein bisschen ein schlechtes gewissen", sage ich.
"hör auf", mahnt mich das objekt. "keine politik. du sollst das annehmen und genießen."

dann geht es los.
"erst schwimmen", bitte ich.
"da oder da oder da", fragt das objekt und zeigt auf mehrere becken.
"nicht so ein planschbecken! ich will jetzt gleich erstmal eine halbe stunde durchziehen."
das objekt schaut mich amüsiert an:
"du kannst nie was machen, ohne erstmal zu arbeiten, oder?"
bevor ich mich empören kann, packt es mich und schmeißt mich in die fluten. ein paar badegäste flüchten.
"fein, jetzt haben wir mehr platz", sagt das objekt dreist und beginnt zu kraulen. flink, elegant und ohne spritzer zieht es seine bahnen.
irgendwann bemerkt es, dass ich ihm zugucke.
"was ist?"
"du schwimmst echt toll."
"das ist mein zuhause."
"sieht man."
"aber für einen profi bin ich viel zu inkonsequent. ich probiere so gerne dinge aus..."
es zeigt mir ein paar schwimmstile, die es erfunden hat. danach macht es unterwasser-salti und anderen quatsch.
irgendwann hat es genug und zieht mich aus dem wasser.
"jetzt aber mal raus aus den klamotten und rein ins warme!"

in der sauna sitzen noch fünf oder sechs andere männer.
"schwanzvergleich!" flüstert mir das objekt fröhlich zu und sucht uns ein plätzchen, von dem aus man die anderen gut im blick hat.
"und, welcher gefällt dir am besten?"
"das kann man doch so nicht sagen, wenn die alle schrumpelig in ihrer pelle hängen!"
dann kommt ein wahnsinnig fetter alter mann herein und setzt sich uns gegenüber. ich gucke ein bisschen zu auffällig, einfach, weil ich so viel bauchfett noch nie gesehen habe. der fette scheint das als kompliment aufzufassen und starrt mir lüstern zwischen die beine.
ich tippe das objekt an:
"der glotzt mir auf die muschi!"
"lass ihn doch", wispert das objekt zurück. "hast eben ne schicke muschi."
dann beugt es sich zu mir und küsst mich einmal so tief, dass sämtliche zugehörigkeiten geklärt sind.

nach einer weile reicht es mir mit der wärme und ich sehne mich nach wasser und abkühlung.
"komm, wir gehen raus!" zieht mich das objekt in richtung dachterrasse.
während ich noch unter der tür stehe und bibbere, rennt das objekt schon splitterfasernackt durch den schnee.
"los, komm!"
ich mache vorsichtig zwei schritte auf dem eis, ein wenig glatt ist es und so kalt, dass die füße sofort taub werden. die anderen saunagäste sitzen unter der veranda, haben bademäntel und schlappen an.
"einmal bis ans ende da!" zeigt das objekt auf den weg, der bis zur anderen tür führt, wo es wieder nach drinnen geht. also hopsen wir durch den schnee, während das objekt versucht, mit schneebällen meine brüste zu treffen.
"und noch mal zurück", ruft es, als wir die tür erreicht haben.

anschließend gibt es eine whirlpool-session, ebenfalls unter freiem himmel.
"ich glaube, ich war noch nie nackt in nem whirlpool", sage ich zum objekt und gucke nach oben in die sterne.
das objekt lächelt nur und zieht mich dann in seinen schoß.
"wir kriegen das wasser hier schon noch zum kochen", sagt es mit rauer sexy stimme.
"wir dürfen es bloß nicht übertreiben, weil sonst komm ich hier die nächste halbe stunde nicht mehr raus."
"das wäre mir total egal, außerdem sind wir ganz alleine hier draußen."
wir halten uns umschlungen und küssen uns, bis ein anderes pärchen den whirlpool betritt.
"schade", sagt das objekt.
"magst du keine öffentlichkeit?"
"bedingt. heute nicht. heute bin ich mit dir."
das pärchen beginnt sehr einladend und offenherzig zu knutschen. wir gucken eine weile zu, dann packe ich den sexy objekthintern und ziehe ihn zu mir heran.
"oooooh, das gibt es böses ende, ich warne dich", raunt das objekt.
"du solltest keiner frau drohen, die deinen schwanz in der hand hat."
"weißt du, was ich mit frechen fräuleins im schwimmbad mache?" kontert das objekt und greift mich spielerisch am hals. "die dürfen mir mal beweisen, wie lange sie unter wasser die luft anhalten können. ich zähle von 100 rückwärts... und ich zähle sehr langsam!"

ich spüre, wie mir das blut zwischen den beinen pocht. ich muss schleunigst an was anderes denken und vor allem was anderes machen.
"lass uns noch rüber ins dampfbad gehen", dränge ich das objekt.
mit latte auf halbmast steigt das objekt aus dem wasser und tippelt dann hinter mir her. wir haben glück: im dampfbad ist nur eine alte frau, die entspannt auf den kacheln liegt und die augen geschlossen hat.
das objekt hält mich zärtlich umschlungen und zeichnet mit den fingern die wege der tropfen nach, die über meine haut rinnen.
"ich glaube, ich hab dich noch nie so entspannt gesehen", flüstert mir das objekt ins ohr.
"ich BIN auch entspannt... ultra entspannt und gleichzeitig ultra geil."
"oh gott, ich auch. mein ganzer körper ist schwer, aber im grunde genommen möchte ich dich auf der stelle ficken."
ich muss lächeln.
"sollen wir gehen?"
"lass uns doch noch ein bisschen abwarten."
"du möchtest gern, dass ich noch ein bisschen in meinem eigenen saft sitze?"
"ohja."

nach dem dampfbad gehen wir noch mal eine runde schwimmen, bis ich nur noch die muskeln in meinen armen vibrieren fühle, dann packen wir unsere handtücher und steuern auf die duschen zu.
"lass dir zeit", sagt das objekt. "aber nicht zu viel. ich warte am ausgang auf dich."
ich küsse es noch einmal, dann verabschiede ich mich für ein weilchen.

als ich frisch geduscht und angezogen richtung ausgang gehe, kommt das objekt zeitgleich von der männerseite.
"du bist echt schnell für eine frau", wundert es sich.
"naja, ich muss mich ja nicht für den club aufbrezeln gehen, oder?"
"och menno. ich dachte, du würdest dich für mich aufbrezeln."
"hab ich doch. ich hab mein bestes höschen unter der jeans."

untergeärmelt gehen wir die straße lang.
"da ist eine bushaltestelle", sage ich, aber das objekt schüttelt den kopf und winkt ein taxi heran.
"du hast echt ne meise", wende ich ein.
das objekt schüttelt wieder den kopf und und meint:
"ich will nicht ewig warten, bis ich dich endlich aus deiner jeans habe."
"was hast du denn gegen meine jeans?"
"da kriegt man so schlecht die hand rein", grinst das objekt.

kaum, dass ich das objektzimmerlein betreten habe, werden mir auch schon tasche und handtücher abgenommen und zum trocknen ausgebreitet. dann schält mich das objekt aus den klamotten und beginnt, mich von kopf bis fuß zu liebkosen. ich fühle mich durchsichtig bis ins innerste und habe den eindruck, gleich zerspringen zu müssen wie glas unter enormer hitze.
"wow, dein puls", flüstert das objekt und legt die lippen auf meine halsschlagader.
dann dringt es in mich, millimeter für millimeter, unter schwerem lüsternen keuchen. wir krallen die finger ineinander und halten uns fest, während wir uns ununterbrochen in die augen schauen. ich weide an mich an diesem objektiven gesichtsausdruck der lust, den geöffneten weichen, vollen lippen, den halb geschlossenen lidern, unter denen mich diese unglaublich grünen augen anfunkeln und fixieren, während sich die nasenlöcher aggressiv blähen und die offenen haare wild fliegen. für einen augenblick gibt es nur noch einen willen in unserer welt: ich will dich und du willst mich.
der orgasmus zerlegt uns in unsere atome, dann finden wir uns wieder, nass, verschwitzt, atemlos und am ende unserer kräfte.
"wow", flüstert das objekt.
ich sage nichts und drücke mein gesicht ins kissen, um nicht debil grinsen zu müssen.
"you have the license to fuck, baby", spricht das objekt das wort zum sonntag.

nachdem sich unser herzschlag etwas beruhigt hat, stolpere ich ins bad, zähne putzen. als ich wiederkomme, liegt das objekt schon auf seiner schlafseite. doch als ich mich ankuscheln will, sehe ich, dass seine augen noch offen sind und mich fragend ansehen.
"was ist?"
das objekt denkt nach und sagt dann:
"ich dachte immer, es gibt so eine situation, in der kann man einfach nicht mehr, obwohl man noch mal möchte. also der punkt, an dem der körper dem willen einen strich durch die rechnung macht. nachdem ich ja nun ruhiger lebe als noch vor ein paar jahren, stehe ich nicht mehr so oft vor dieser problematik."
"na und?"
"heute aber schon."
"ich nehme das jetzt mal als kompliment."
"kannst du, aber nicht nur, bitte."
das objekt sieht mich glücklich-erschöpft an und fragt dann:
"wie steht es um deine kräfte? meinst du, du kriegst den noch mal hoch?"

beim zweiten mal sind wir ruhiger, konzentierter, weniger tiere. nachdem wir gekommen sind, schlafen wir auf der stelle ein, schräg übereinander liegend. mein körper brennt noch immer von innen durch die haut, während die glückshormone ein feuerwerk in den synapsen veranstalten. meine nase in der wirren, duftenden objektmähne vergraben, schlummere ich ein, wie immer mit dem gefühl, dass dieses geschenk eine schuhnummer zu groß für mein emotionales fassungsvermögen ist.

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Freitag, 15. März 2013
quatschnudeln
"allerhöchstens gemeinsam kommen wir auf die gleiche tägliche wortzahl wie die volontärin", sagt meine neue praktikantin heute, als sie bei mir im chefzimmer vorbeischneit, um mir einen text zur freigabe zu überreichen.
"ich konnte kaum diesen text schreiben, weil sie ununterbrochen gequasselt hat... ich meine, versteh mich nicht falsch, sie ist super, ich mag sie total, aber es ist manchmal einfach..."
"anstrengend", beende ich den satz.
die praktikantin grinst.
"sei froh, dass du hier sitzt und nicht drüben im großraumbüro."
"dafür kriege ich das geballt ab", sage ich. "neulich stand sie hier 40 minuten unter der tür und erzählte von einem streit mit einer freundin... danach hatte ich noch 20 minunten restmittagspause, das reichte nicht mal, um zu aldi zu gehen."
"hast du mal was gesagt?"
"na, ich hab schon öfter gesagt, so, liebe volontärin, jetzt wollen wir aber mal wieder weiterarbeiten!"
"und?"
"das macht sie schon. ich bin ja die chefin. aber es bedarf immer einer aufforderung."

"noch zwei stunden, dann haben wir das geschafft für heute", meint die praktikantin dann.
"hör mir bloß auf. zuhause geht das gequassel ja weiter."
"warum, wohnst du mit wem zusammen?"
"nein, aber ich habe dünne wände und türkische nachbarn."
"oha!" sagt die praktikantin.
"die sind eigentlich gar nicht mal soooo laut", erkläre ich. "die haben keine kinder, also noch nicht, und sie hören jetzt auch nicht viel musik. aber die alte, die labert ohne unterbrechung. ehrlich. dass der nicht mal die zunge vertrocknet oder die stimmbänder versagen, das ist mir ein rätsel!"
die praktikantin lacht:
"und bestimmt hat sie auch so eine typische türkenmutti-stimme."
"ja, so rauh und einfach... naturally born loud. meine altbauwände haben da keine chance."

"dann kann dir ja ihr mann leidtun", sagt die praktikantin.
"ja, aber nur, solange der nicht singt."
"oh, er SINGT?" zieht die praktikantin die augenbrauen hoch.
"ohja! und zwar traditionelles muselmanisches liedgut! nachts um einse! da wache ich immer von auf."
"das ist doch ruhestörung, sag da doch mal was."
"ja, toll, dann bin ich wieder die nazitante. das hab ich schon mal gemacht, mich mit türken anlegen, das war vor zehn jahren, das ging total übel aus."
"singt er denn wenigstens schön?"
"ich glaube, so ne lieder KANN man nicht schön singen."

"apropos nazi, hast du vorhin das telefonat mitbekommen, als unser azubi die neue buchhalterin anrief?"
"nee."
"naja, er rief an und meinte zuerst, äääähhh... also, ähm, ich ruf an, weil ich sie anrufen muss..."
ich kichere.
"... aber das beste kam dann noch, da sollte er nämlich seinen namen buchstabieren und da meinte er eiskalt, mit h wie hitler in der mitte!"
ich kringle mich vor lachen:
"spitze... b wie braun, g wie göbbels... r wie rommel..."
"pschschscht!" sagt da die praktikatin.

denn es kommt der azubi auf dem weg zur küche vorbei, macht lange ohren und meint dann streng:
"das klingt hier aber nicht nach arbeit!"
"doch, doch, das ist eine teambesprechung", sagt die praktikantin augenzwinkernd.
"ihr seid quatschnudeln", mault der azubi. "ihr seid faul und quasselt nur."
"morphine, du musst jetzt sagen, liebe praktikantin, jetzt müssen wir aber mal weiterarbeiten", stupst mich die praktikantin an.
"nee", sage ich, lehne mich zurück und näsle vornehm:
"du bleibst. du sollst mich unterhalten und amüsieren. los. ich bin schließlich deine chefin."

da kommt die volontärin vorbei.
"na, was macht ihr denn alle bei morphine im zimmer?"
"teambesprechung", sagt der azubi trocken und die praktikantin prustet schon wieder los.
"los, raus jetzt alle", rufe ich da. "ihr seid doch alles quatschnudeln."

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Sonntag, 10. März 2013
zwischen arktis und antarktis liegt ein warmer ort
als ich gestern nacht das haus verlasse, empfängt mich draußen die weiße hölle. der schnee fällt zwar weniger dicht als am nachmittag, aber der sturm hat noch mal mächtig zugelegt. nach fünf metern überlege ich, ob ich umkehren und zuhause bleiben soll. doch dann kämpfe ich mich weiter in richtung u-bahn, beide hände vor gesicht und augen haltend.

weil ich nicht viel sehe und der schnee so tief ist, brauche ich deutlich länger als gewöhnlich und die bahn ist schon weg. 20 minuten warten oder weiterlaufen und den bus nehmen? und was, wenn der bus ebenfalls schon weg ist oder gar nicht kommt? fragen, die ich mir in einer großstadt bislang selten stellen musste. doch ich habe glück: der bus hat eine knappe viertelstunde verspätung und biegt genau in dem moment um die ecke, als ich die haltestelle erreiche.

drinnen ist es brechend voll. ich quetsche mich zwischen eine horde laut singender assis und versuche, mich möglichst unsichtbar zu machen. dann muss ich mich gedulden, denn der bus kommt nur schleichend voran und alle assis wollen genau wie ich bis zur endhaltestelle.

nach gut einer stunde on the road komme ich endlich im club an. dort ist es leer. ich überlege, ob mir das gefallen soll oder nicht. ich rauche eine zigarette und finde es dann doch irgendwie angenehm. lauter ältere pärchen und ein paar versprengte exoten. die üblichen verdächtigen sind vermutlich alle auf der konkurrenzveranstaltung.

plötzlich stehen die krankenschwester und mr. shyguy vor mir.
"boah, was für eine fahrt", ruft mr. shyguy, der wie die krankenschwester von außerhalb kommt und immer rund 25 km anfahrt hat. "wir haben fast eine stunde hierher gebraucht!"
"frag mich mal", erwidere ich. "das mit dem bus war die nackte katastrophe."
die krankenschwester lacht und umarmt mich fest. wir freuen uns, da wir uns schon lange nicht mehr gesehen haben.

während mr. shyguy tanzen geht und ich mit der krankenschwester rumsitze und rede, füllt sich der club langsam. unter anderem hat auch t. den trip durch den schnee gewagt und steht gegen kurz nach drei mit rot gefrorenen wangen und nase vor uns.
"was ist mit dir passiert?!" fragt die krankenschwester entgeistert. "das sind ja schon fast erfrierungen!"
"jo", sagt t. cool, "es kam kein taxi."
"wie, es kam kein taxi", hake ich nach. "und wie bist du jetzt hier?"
"gelaufen", sagt t. und grinst.
"du bist ja irre", finden die krankenschwester und ich.
"hat auch fast anderthalb stunden gedauert. und jetzt bin ich so platt, dass ich eigentlich gar nicht mehr tanzen mag."
t. winkt der barfrau und ordert erstmal einen wodka energy.

die krankenschwester guckt t. an und flüstert mir dann zu:
"das ist ja eigentlich voll der hübsche."
"ja, ne, find ich auch", sage ich.
die attraktion scheint sogar auf gegenseitigkeit zu beruhen, denn t., der das gegenteil vom objekt und ziemlich zurückhaltend ist, beginnt, der krankenschwester auf die brüste zu starren.
ich nicke der krankenschwester kurz zu und entferne mich dann diskret, um nicht zu stören, was da am entstehen war.

als ich eine halbe stunden später wieder vorbeikomme, steht die krankenschwester alleine da.
"na", frage ich. "nettes gespräch gehabt?"
"ja", sagt die krankenschwester.
"und?"
"nix und", zischt die krankenschwester. "ich habe doch nen freund."
"du meinst diesen paranoiden heini? seid ihr immer noch zusammen?"
"wieder", seufzt die krankenschwester.
"und, glücklich?"
"das wird immer schlimmer. nach jeder trennung behandelt der mich mieser. und ich bin ja ein selbstkritischer mensch. ich frag mich die ganze zeit, ob nicht was von dem stimmt, was der mir alles an den kopf wirft."
"kenn ich", sage ich. "hatte ich auch schon mal. und ich hab den gleichen fehler gemacht wie du: ich habe dieses arschlochgehabe ernst genommen und ständig versucht, mich zu ändern. in wirklichkeit aber füttert man damit die egomanie des anderen und dessen komplexe werden noch schlimmer."
"du hast ja irgendwie recht... nur, mit seinen anschuldigungen und drohungen kriegt er mich jedes mal wieder."
"ihr könnt irgendwie nicht mit und nicht ohne einander. er braucht jemanden, den er klein machen kann und du brauchst jemanden, der dich demütigt und dich damit in deinem selbstbild bestätigt."
"aber ich liebe den doch", meint die krankenschwester im brustton der überzeugung.
"tja, komisch, was und wie wir so lieben."

"was macht eigentlich das objekt?" will die krankenschwester wissen.
"keine ahnung. es ist verschwunden", antworte ich.
"wieder mal."
"ja."
"das ist ja auch nervig mit dem. was reitet ihn da bloß?"
"keine ahnung. ich habs aufgegeben, das rausfinden zu wollen."
"und kommst du klar?"
"ach, im moment denke ich ganz wenig an ihn."
"hat er sich bei irgendwem sonst gemeldet?"
"nee. wenn der verschwindet, dann in der regel komplett. der dritte weiß auch nichts und bei dem meldet er sich eigentlich immer am zuverlässigsten."
"vielleicht ist was passiert?"
"glaub ich nicht. der ist so. ich hab die ersten ein, zwei jahre auch immer gedacht, scheiße, was, wenn der mit ner überdosis oder schwer krank in der wohnung liegt? aber er ist jedes mal wieder aufgetaucht. inzwischen mach ich mir keine sorgen mehr. und eigentlich finde ich so ne macke besser als wenn einer ständig aufmerksamkeit braucht."
"trotzdem, das könnte ich nicht aushalten", meint die krankenschwester.
"ist auch nicht einfach. aber man gewöhnt sich dran, irgendwie. und ich hab es aufgegeben, mich dagegen zu wehren, dass ich ihn liebe. das ist nun mal so. irgendwann wird das auch wieder aufhören."
die krankenschwester grinst: "was glaubst du, wie sehr ich hoffe, dass ich meinen freund mal irgendwann nicht mehr liebe und so einfach sage, ciao, du arschwichser."
"vielleicht solltest du dann doch t. abschleppen", empfehle ich.
aber die krankenschwester, die im gegensatz zu ihrer frechen schnauze und ihrem dirty look ein treues wesen ist, schüttelt nur den kopf.

weil es so leer ist, macht der club kurz nach fünf die schotten dicht und kehrt die letzten gäste, zu denen auch my. shyguy, die krankenschwester, t. und ich gehören, in den hof. dort starten wir eine schneeballschlacht, bis wir angemeckert werden wegen der lautstärke und rücksichtnahme auf die anwohner.
"schade, immer wenns lustig wird", mault mr. shyguy.
ich umarme und verabschiede die krankenschwester und mr. shyguy. t. muss in meine richtung und kommt noch ein stück mit.
"ich hoffe, es kommt ein taxi", sagt er und guckt angestrengt links und rechts.
"warum fährst du nicht auch mit dem bus?" frage ich.
"der kommt doch nicht durch."
"pah, der kommt besser durch als ein auto bei dem wetter."

während t. neben mir läuft und bibbert, weil er viel zu dünn angezogen ist, dreht sich die frage in meinem kopf, ob ich mal fragen sollte. t. nackt in den kissen stelle ich mir eine schöne erfahrung vor. er hat eine ähnliche statur wie das objekt, ist aber durch regelmäßiges training noch definierter, wenn auch nicht ganz so muskulös.

doch dann kommt mein bus um die ecke und ich sage schnell tschüß, bevor ich mich aus dem fenster lehnen und eine abfuhr riskieren kann.
t. umarmt mich genauso neutral, wie er zuvor die krankenschwester umarmt hat. schwierig, da zu- oder abneigung herauszuspüren.

trotzdem fühle ich mich durchwärmt und aufgehoben, als ich mit dem bus durch die morgendämmerung schaukle. ich steige eine station zu früh aus, gehe noch bei meinem biobäcker vorbei und hole mir zwei noch heiße brötchen, bevor ich aufbreche und den rest des weges auf mich nehme. ich brauche eine halbe stunde durch den schnee, aber ich genieße es. dann falle ich erschöpft ins bett und bin sofort im land der träume.

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Donnerstag, 7. März 2013
glücklich sterben
schlechte nachrichten für muffelmenschen: pessimisten leben rund 10 prozent länger, heißt es in einer studie aus meiner ehemaligen heimat. vermutet wird, dass negativ eingestellte menschen vorsichtiger sind, allen voran ältere frauen. was lernen wir daraus? gott oder werauchimmer hat humor. und zwar keinen besonders freundlichen.

"pessimisten sind näher an der realität", sagt meine therapeut, als ich ihm erzähle, dass man(n) mir einst vorwarf, mit meiner düsteren einstellung das unglück regelrecht anzuziehen. "sie haben das potenzial, langfristig gesehen wesentlich klüger zu handeln." und so leicht kann man mich mit meinem schicksal wieder versöhnen.

spannend ist die studie vor allem für psychisch kranke menschen wie mich, die laut einer anderen studie eine rund 10 bis 20 jahre geringere lebenserwartung haben (und nein, das liegt nicht daran, dass wir uns gerne gehen lassen, saufen, rauchen oder vor autos laufen, sondern weil wir einfach weniger lebenskraft haben). das fand ich zunächst erschreckend, da ich aufgrund meiner lebensumstände (relativ arm, medikamentenfreak, partygöre, stresshäschen) sowie keine 80 werden werde. inzwischen habe ich mich darauf eingestellt, maximal 50 bis 60 jahre alt zu werden. da ich aber krank UND pessimistisch bin, musste ich nun noch einmal alles neu berechnen - und stellte feste, dass ich mir mit etwas pech doch noch sorgen um meine rente machen muss.

wichtiger als mein alter zum todeszeitpunkt aber ist mir das gefühl dabei. nachdem vor einigen tagen dieter pfaff mit 65 an krebs verstorben ist - was mich sehr bewegte, das ich pfaff wahnsinnig schätzte - frage ich mich wieder, wie man es schafft, glücklich zu sterben, vor allem, wenn man schon nicht so glücklich gelebt hat. manchmal träume ich davon, wie ich todkrank und mutterseelenalleine durch die straßen irre, um einen platz zum sterben zu finden. doch überall ist es zu laut, zu kalt, zu ungemütlich und es sind millionen menschen um mich, die ich schrecklich finde. oft suche ich dann meine eltern, weil ich mir wünsche, dort in ruhe sterben zu dürfen. fehlanzeige. aber auch logisch, denn vermutlich werden die vor mir sterben, wenn mir nicht irgendeine besonders suizidale phase dazwischenfunkt. insofern hat der traum da schon recht, wenn er mir nicht irgendwelche illusionen vor die nase hält.

sterben macht mir angst. trotzdem bin ich bereit, irgendwo. der tod ist in meinem bewusstsein, ohne dass es mich belastet. wir haben eine merkwürdiges verhältnis, der tod und ich. ich, mein leben, mein sterben. man kann es vermutlich nicht trennen.

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Mittwoch, 6. März 2013
hoffnung, schwinde nicht!
ich habe eine woche (EINE GANZE!!! woche) urlaub beantragt und sie genehmigt bekommen.

ich bin verstört.

ich trau mich gar nicht zu buchen. normalerweise wurde stattgegebener urlaub immer noch mal kurzfristig mindestens einmal verschoben, weil die stellvertretende geschäftsleiterin mit dem assistentenpopelgehalt einfach nicht entbehrt werden konnte. da ich aufgrund des assistengehalts immer auf reiserücktrittsversicherungen verzichte, könnte eine buchung unabwägbare risiken mit sich bringen.

es stehen spannende wochen ins haus - nicht nur, was die derzeitigen überstunden betrifft. bleibt es bei zweien pro tag oder werden es noch mehr? der dax würde sich über eine analoge entwicklung zu meinen arbeitszeiten freuen.

der aktuelle plan ist, sich eine gute berufsunfähigkeitsversicherung zuzulegen und dann einen netten arzt zu finden, der mir zu multiplen bandscheibenvorfällen und psychischen erkrankungen noch irgendwas solides wie herzrhythmusstörungen bescheinigt. und dann hasta la vista, agenturen!

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Sonntag, 3. März 2013
prinzessinnen und so
nach dem kiez-freitag mit dem dritten und der drittenfreundin gestern noch mal clubbing. unter anderem hatte sich das objekt angekündigt und ich hatte große lust, noch ein paar turbo-pheromone zu inhalieren.

doch schon am clubeingang hatte ich dieses komisch leere gefühl im bauch, das mir prophezeite, dass das objekt heute nicht da sein würde. wie fast immer hatte das gefühl recht. dafür waren aber k. und meine freundin h. sowie der architekt anwesend. kurze zeit später tauchten auch noch mr. shyguy und t. auf. ich war happy.

ich ging zum dj und gab eine ganze liste an wunschliedern ab, die alle gespielt wurden. zusammen mit t. absolvierte ich einen tanzmarathon. dabei fiel mir auf, dass ich t. eigentlich sehr attraktiv finde. weiterhin fiel mir auf, dass ich t. nun schon ein ganzes jahr kannte, ohne dass wir uns je richtig ausgiebig unterhalten hätten. das musste ich sofort ändern.

ich hatte glück, t. hatte ebenfalls gute laune und ließ sich dazu überreden, ein paar kurze mit mir zu trinken. t. erzählte von seiner neuen wohnung, seiner neuen fickbekanntschaft und seiner arbeit. irgendwann kamen wir auf das objekt zu sprechen und die wg, die t. und das objekt einst zusammen hatten.
"das war schon echt cool, bloß der kleine ist ja so nervig", meinte t.
"aber du arbeitest doch viel mit kindern", erwiderte ich.
"jaaa... das ist aber was anderes. zuhause brauch ich die nicht."
"das objekt sagte mal sowas in die richtung, dass du mit dieser situation nicht happy warst."
"ich war einfach nicht bereit, jedesmal den babysitter zu spielen, wenn das objekt breit wie ein eimer war."
dann erfuhr ich noch zwei, drei unschöne geschichten aus der vergangenheit, in der sich das objekt drogenbedingt vollkommen daneben benommen hatte. unter anderem hatte es sich eines schönen weihnachten unmengen mdma eingeworfen und die ganze nacht lang die bude gerockt. danach war es mit dem motorrad durch die stadt gerast und hatte einen unfall gebaut.
"der kleine hat die halbe nacht geheult und ich durfte am nächsten tag erstmal die wohnung aufräumen und dann für das objekt die scheiße mit dem unfall regeln", berichtete t.
"uiuiui. das ist ja richtig assig."
"kannste laut sagen."

ich fasste mir ein herz:
"wir haben ja nun überlegt, zusammen zu ziehen."
t. glotzte mich groß an:
"wie? das objekt und du?"
ich nickte.
t. zog die augenbrauen hoch:
"also spaß wirst du haben und das objekt ist schon ein toller mensch. aber eben auch echt schwierig, zeitweise. und ich würde mir gut überlegen, ob du das mit dem lütten aushälst. der ist anstrengend."
"ich weiß. aber wir verstehen uns gut, der kleine und ich."
"naja, ich mein ja nur. nicht, dass du sagst, ich hätte dich nicht gewarnt."
t. lächelte.
"ich habe auch schon überlegt, ob ich dann nicht zur mutti mutiere und für das objekt der freifahrschein werde, es so richtig krachen zu lassen", gab ich zu.
"naja, es ist ja nun auch schon vier oder fünf jahre her, dass wir zusammengewohnt haben", beschwichtigte t., "ich geh mal davon aus, dass er heute ne ecke vernünftiger ist."

neben t. und mir stand meine freundin h. und unterhielt sich mit einer blonden frau, die ich immer die prinzessin nenne. die prinzessin und ich sind erzfeindinnen - ähnlich wie das objekt und der architekt. ich hatte der prinzessin einst unwissend das subjekt ausgespannt, und die prinzessin hatte vor langer zeit mal einen one-night-stand mit dem objekt. zwar hatte das objekt behauptet, da sei nichts gelaufen, weil es besoffen gewesen sei und keinen mehr hochgekriegt hatte, aber der gedanke, dass die prinzessin mit dem objekt die roten laken geteilt hatte, gefiel mir nicht.

leider verstand sich die prinzessin nicht nur mit h., sondern auch mit t. und k. ganz ausgezeichnet.
"was findet ihr nur alle an der, das ist voll die schreckliche frau", maulte ich.
t. sah mich erstaunt an:
"die ist total nett! du musst die nur mal kennen lernen. die ist am anfang einfach... total zurückhaltend. deshalb wirkt sie vielleicht arrogant."
"die hasst mich. die hat mir nie verziehen, dass ich mal mit dem subjekt rumgeknutscht habe."
t. guckte amüsiert:
"mit wem hier hattest du eigentlich noch nichts am laufen?"
ich grinste frech zurück:
"mit dir!"
t. lachte.

ich konnte das lachen nicht deuten und wechselte lieber das thema.
"und du meinst also, die prinzessin ist okay?"
"die ist ne ganz liebe und hats eben auch nicht leicht. alleinerziehende mutter, schwieriger fulltimejob, arschloch-kindsvater..."
"hm."
in diesem moment setzte sich die prinzessin in unsere nähe.
"na los", sagte t., "deine chance!"
"was?"
"na, sprich sie doch mal an!"
ich guckte groß:
"wie?"
"sag doch mal was nettes zu ihr!" ermunterte mich t.
ich überlegte.
"mir fällt nichts nettes ein", meinte ich dann.
"zicke", grinste t.
"bin ich gar nicht! ich bin auch nett!"
"weiß ich doch", beruhigte mich t. "trotzdem biste manchmal zickig."
"ich bin ja auch eine frau bis in die fingerspitzen!" erwiderte ich.

die prinzessin hatte sich inzwischen wieder entfernt und einen bekannten um feuer angeschnorrt.
"na gut", sagte ich.
"was?" fragte t. zurück.
"ich sag was zu ihr. was nettes. aber das muss sich ergeben. ich kann ja nicht einfach zu ihr rüberlaufen und sie anschleimen. am ende fühlt sie sich noch angemacht!"
"das klingt doch nach einem plan", fand t. "und wer weiß, vielleicht werdet ihr am ende freundinnen?"
"das glaube ich kaum."
"warum denn nicht?"
"weil wir denselben männergeschmack haben."
"das ist doch schon mal eine tolle gemeinsamkeit", lachte t.

die letzten stunden des abends beschränkten wir uns wieder aufs tanzen. als die lichter angingen, waren k., t., h., der architekt, die prinzessin und ich die letzten im club. wir holten die jacken und gingen nach draußen in den hof. es dämmerte bereits.
"wow", sagte ich, "leute, guckt euch mal den himmel an!"
der horizont war in ein tiefes türkis getaucht, in das sich das orange der aufgehenden sonne mischte. dazwischen zogen überall schwarze wolken.
"geil", fand sogar k.

zum abschied nahmen wir uns alle in die arme und wünschten einander eine gute nacht. als ich der prinzessin gegenüber stand, konnte ich mich noch immer nicht zu einer umarmung überwinden.
"tschüß", sagte ich schüchtern.
die prinzessin sagte gar nichts und guckte weg. ich ärgerte mich einen kurzen moment. schließlich war sie die ältere von uns beiden und könnte mir in sachen menschliche reife auch ein bisschen entgegenkommen. ich vermutete, dass es noch länger dauern könnte, bis wir möglicherweise freundinnen werden würden.

dann schwang ich mich in den sattel und fuhr der morgendämmerung entgegen. zuhause brannten meine muskeln vom laufen, radfahren und dem tanzmarathon, und mit dem köstlichen gefühl totaler körperlicher erschöpfung kroch ich in mein bett und befand mich zwei minuten später im tiefschlaf.

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