Sonntag, 27. Juli 2014
papiersoldat
clubbing. als ich zu fortgeschrittener stunde die geheiligten hallen betrete und mich der tanzfläche nähere, stürzt das objekt auf mich zu, fällt mir um den hals und gibt mir einen feuchten kuss auf die wange.
"mensch, vor zehn minuten hab ich auf die uhr geschaut, da war es zwei, und ich dachte, zehn minuten noch, das wäre dann morphine-zeit!"
der überschwang an freundlichkeit überrumpelt mich, nimmt mir aber auch die befangenheit. ich beschließe, das objekt weder zu verhauen noch mit petzen zu drohen noch sonstwie zu verschrecken, sondern es stattdessen als potenziell einzigen künftigen umzugshelfer zu begrüßen. zutreten geht auch später noch. also lächle ich, klopfe ihm souverän auf die schulter und wende mich dann einem vorbeieilenden bekannten zu.

ich gehe erstmal tanzen. am rand stehen das objekt und t. und unterhalten sich. ich bemerke, wie das objekt mich beobachtet. als mir das zu viel wird, gehe ich eine rauchen. im nebenraum treffe ich eine bekannte an der bar und wechsle einige worte mit ihr. unter anderem berichte ich von meinen umzugsplänen.
"aber warum willst du denn weg hier?" fragt sie verwundert.
ich fasse kurz zusammen: job kacke, freundeskreis suboptimal, objektdesaster.
sie nickt:
"dann ist das vielleicht eine gute idee."
wie immer warte ich ein wenig auf einen satz wie "aber schade finde ichs trotzdem", doch darauf kann ich lange warten. die bekannte ist zwar sehr nett, aber auch sie würde mich niemals vermissen.

ich will auf toilette gehen, als das objekt gerade aus selbiger kommt.
"hey morphine, willst du was trinken?"
schlechtes gewissen teil zwei.
"hm, ich weiß nicht."
"dann warte!"
das objekt wuselt zur bar und kommt mit zwei bier und zwei kurzen wieder.
"was das für ein zeug?" sage ich und beäuge die kurzen kritisch.
"orgasmus", grinst das objekt. "baileys und sambuca."
"na dann", sage ich.
wir stoßen an und exen die dinger. ein süßes brennen rinnt durch meinen rachen.
"uarghs", sage ich.
das objekt schaut mich an, erhascht meinen blick, stellt dann aber abrupt sein bier zur seite und sagt:
"ich muss tanzen."
und weg ist es.

die nächsten stunden sehe ich es kaum. es hängt mit t. herum und fast habe ich den eindruck, dass es t. wie einen schutzschild benutzt, weil es weiß, dass ich mich in gespräche selten einmische.
erst gegen fünf treffen wir uns an der bar wieder, wo das objekt von einer unglaublich dicken, aber irgendwie sehr sinnlichen frau belabert wird. als sie mich kommen sieht, steht sie allerdings sofort auf.
"oh", sage ich, "hab ich dir deinen flirt kaputt gemacht?"
"nee", sagt das objekt, "die kenn ich schon länger. die ist masseuse und wollte mich mal massieren."
ich grinse.
"kann ich mir lebhaft vorstellen."
"aber das war mir zu heikel. ich hab ja eine freundin."
"was dich bislang aber wenig gehindert hat."
das objekt schweigt und nuckelt an seinem bier.
"naja", fährt es dann fort, "jedenfalls hat die vorhin voll den terror gemacht, warum ich sie nicht zurückgerufen hab."
"in welchem kontext?"
"na wegen des termins."
"ich dachte, du wolltest keinen termin wegen deiner freundin?" ich male anführungszeichen mit den fingern in die luft, wie es das objekt bislang immer getan hatte, wenn von der gespielin die rede war.
das objekt macht eine unwirsche handbewegung.
"jedenfalls hab ich ihr gesagt, ich hatte keinen termin frei für eine massage. jetzt war sie total pampig."
ich ziehe die augenbrauen hoch.
"du hast eben auch ein sehr liberales verständnis von verbindlichkeit. und wenn du ihr anlass gegeben hast, dass sie mit deinem anruf rechnen darf..."
das objekt schaut sauer.
"aber ich bin ja mit der nicht verheiratet. auf so eine reinwürgenummer lass ich mich nicht ein, schließlich habe ich eine freundin!"
"du sagtest es bereits."

schweigen. ich beobachte das objekt. es wirkt distanziert und klammert sich an seiner flasche fest. ich ahne, dass es sich wieder mal für die kommenden drei bis sechs wochen auf die monogamie-nummer besonnen hat und mir und allen anderen mit vehemenz beweisen will, dass es ihm ernst damit ist.
ich muss in der wunde bohren:
"haste mal wieder nen typ gefickt in letzter zeit?"
das objekt schüttelt den kopf.
"das ist immer so kompliziert. die interessanten muss man immer erst aufklären, und die anderen sind sowieso schwul und verlieben sich dann gleich. das ist mir zu anstrengend geworden. und schließlich..."
"... hast du ja eine freundin", vollende ich den satz, und das objekt schaut dumm.

ich überlege, was ich als nächstes ins gespräch einstreuen soll, als mich das objekt plötzlich antippt und auf ein ausgemergeltes mädchen zeigt, dass in wilden, aber ungelenken verrenkungen vor sich hintanzt.
"guck mal."
"was guck mal? der buimiekranke grashüpfer da?"
"das ist keine bulimie, das ist magersucht."
"das weißt du doch gar nicht, vielleicht ist es auch beides."
das objekt schaut mich belustigt und wissend an, um mir dann zuzuraunen:
"was meinst du, wenn ich jetzt hingehe und sie frage, ob sie für mich im käfig tanzt... macht die das?"
ich zucke die achseln.
"wirf was in den jackpot."
"ein freigetränk?"
"okay. aber das sollte sie selber wählen, wenn du ihr alk aufdrückst, sieht das nach abfüllen aus."
das objekt fixiert das mädchen und fragt mich dann:
"was wetten wir?"
"um gar nichts. du machst ja eh nicht ernst, du bist doch so monogam."
endlich hab ich das objekt bei seinem jägerehrgeiz gepackt.
"okay, wenn es nicht klappt, bekommst du das freigetränk."
"okay."

das objekt nähert sich dem mädchen und sagt etwas zu ihr. sie unterbricht ihre verrenkungen, lächelt sichtlich geschmeichelt und antwortet etwas. nach einigem hin und her bewegt sie sich richtung käfig. das objekt dreht sich zu mir und feixt, während das mädchen zu tanzen beginnt.
nach zwei liedern geht das objekt erneut auf das mädchen zu und fragt es offenbar, was es trinken möchte. dann zieht es brav los, kommt mit einer cola zurück und drückt sie dem mädchen in die hand.

anschließend wuselt es sich durch die menschenmassen zu mir durch, nimmt mich in den arm und beömmelt sich:
"hihihi, ich hab der ne cola gekauft!"
ich zucke die achseln.
"na und, ist doch okay."
"guck doch mal!"
das mädchen steht mit seiner cola herum und trinkt sie nicht.
"das ist ne cola! eine richtige!"
ich schaue immer noch verständnislos.
"MIT ZUCKER! sowas, wovon du immer so herrlich entsetzt sagst, das sei ne hauptmahlzeit!"
ich verstehe:
"sie wollte eine cola light?"
"richtig. und ich dachte, ich tu mal so, als hätte ich keine ahnung."
ich schaue das objekt an:
"du bist ein totales arschloch."
leider klingt das zu freundlich und das objekt fasst es als kompliment auf.

"ich will eine neue wette", sage ich.
"was denn?"
"geh zu ihr hin und frag sie, ob du mal von ihrer cola trinken darfst."
das objekt überlegt.
"nee, das mach ich nicht."
"schisser."
"nee, aber das wäre irgendwie... aufdringlich. erst anfüttern und dann ruhen lassen. wenn ich das jetzt mache, was du vorgeschlagen hast, versau ich mir vielleicht die anknüpfungsmöglichkeit bei der nächsten begegnung."
ich betrachte das objekt und gratuliere mir selbst ganz still und leise: ich habe das objekt genau da, wo ich es haben wollte: in seinem alten element. das freundinnen-gelaber ist ein papiersoldat, hinter dem es sich selbst versteckt. ich beharre also nicht weiter auf der cola-nummer, spotte nur noch ein wenig über mangelnde eier in der hose und ziehe es dann in den nebenraum, der schon ganz leer ist.

"zigarette, bitte", sagt das objekt und schaut mich an. ich gebe ihm eine zigarette und feuer, dann beugt es sich über den tresen und bestellt bionade für mich.
"ich hasse das zeug", sage ich, als das objekt mir die flasche zuschiebt.
"du sollst nicht den ganzen abend alkohol trinken, wenn du was geschnupft hast."
ich bin perplex.
"sieht man das?"
"ein bisschen, wenn man dich gut kennt. deine augen glänzen anders."
ich gebe mich geschlagen und grinse:
"war aber gut."
"ach echt?"
plötzlich beugt sich das objekt zu mir herüber und steckt mir die zunge in die nase.
ich weiche zurück und schubse es weg.
"bah, das ist doch eklig!"
"hmmmmm", macht das objekt genüsslich.

wir schauen uns an. das objekt gönnt mir noch einen moment offenheit, dann sammelt es sich, schlägt die beine übereinander und trinkt weiter an seinem bier.
"wo haste das her?" fragt es, ohne mich anzuschauen.
"sag ich nicht. willste was?"
das objekt zögert.
"nee... nee, lieber nicht. sonst dreh ich total auf, dann... eskaliert der abend am ende noch... irgendwie. außerdem brauch ich das nicht mehr."
ich hab ja nun eine freundin, vollende ich die argumentationsreihe für mich im stillen.

das objekt spielt wieder den coolen, schaut durch den raum und würdigt mich keines blickes.
"ich muss dann auch mal los."
ich sage nichts.
da schenkt mir das objekt wieder seine aufmerksamkeit.
"wollen wir gemeinsam aufbrechen?" fragt es sanft.
vorsicht, sage ich mir. vorsicht. nicht mitschnacken lassen. cool bleiben. tapfer sein.
"okay", sage ich nach einigem zögern.
das objekt holt seine sachen von der garderobe und schließt sein rad auf.
"wohin musst du?"
"zum bus."
"in ordnung, ich bring dich."

schweigend schiebt es neben mir her den ganzen berg hoch. einige male suche ich seinen blick, aber es ist vollkommen zurückgezogen in seinen gedanken. erst am bus macht es den mund wieder auf.
"ja... dann..."
wir schauen uns an.
etwas stört in meinen augen. ich wische.
"nicht, morphine", sagt das objekt ernst und sehr leise. "nicht."
es beugt sich zu mir und nimmt mich in den arm, ganz fest, um mich dann plötzlich loszulassen und beinahe ein wenig von sich zu stoßen. zwei sekunden später sitzt es schon auf dem rad und kehrt mir den rücken zu.

ich wende mich der bushaltestelle zu. alles verschwimmt, die beine zittern und mir wird schlecht. kreislauf, denke ich. aber dann muss ich nur weinen. so sehr, dass mich der busfahrer erschrocken anschaut und mich fahrkartenlos durchwinkt. 20 minuten später steige ich mühsam gefasst an meiner zielhaltestelle aus, um dort festzustellen, dass mal wieder mein rad geklaut wurde. ein letztes zeichen, dass ich in dieser stadt alles und damit nichts mehr verloren habe.

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Samstag, 26. Juli 2014
kuschelnester
nachts kommt sie. die nackte angst. das klammern an dem zuhause, das weniger bedrohlich erscheint als der fremde 3-millionen-einwohner-molch.

die angst hat einen partner. es ist die müdigkeit. die möchte gerne noch den x-ten versuch, dass ich hier einen job finde und freunde und vielleicht mal jemanden, den ich liebe, der nicht das objekt ist. bloß nicht bewegen müssen. komfortzonen-geklammer.

ich versuche mich zu erinnern, wie ich mich fühlte, als ich nach hamburg zog. die angst war etwas weniger stark. es hieß lediglich, ins gemachte nest zu rutschen. dass es dort dann eher ungemütlich werden sollte, konnte damals noch keiner wissen. der horror kam zeitversetzt. ohne diese anfängliche naivität und den glauben, dass schon alles gut werden würde, hätte ich die ersten acht monate hamburg nicht gepackt.

dieser glaube fehlt mir jetzt. stattdessen habe ich mich selber zu tragen, diese seele, die in den letzten jahren so viel trauerspeck angesetzt hat und immer schwerer wiegt. mir fehlt so viel kraft. ohne meine medikamente halte ich nichts aus.

da ist die hoffnung. dass der job ein anständiger sein könnte. dass sich das berliner soziale netz tragfähiger erweist als das hamburger. dass es auch im an sich leider hässlichen berlin eine schöne ecke gibt, in der man sich wohlfühlen kann.

die chancen stehen 50:50, sage ich mir. ich warte auf kein berliner wunder wie mein freun a., der sich im dezember deswegen enttäuscht erhängt hat. ich sage mir, dass es im grunde auch nicht schlimmer werden kann als hier, dass nicht mehr passieren kann, als dass ich physisch und psychisch krank, verarmt und einsam irgendwo ende. und dass es nicht drauf ankommt, ob dies in einer schönen oder hässlichen stadt passiet.

die entscheidung springen oder nicht ist noch nicht gefallen. sie fällt von außerhalb. ich habe mir allerdings versprochen, dass ich mich meinem schicksal beugen werde. es geschehen lasse. weil jeder kampf und jedes kopfzerbrechen bislang umsonst war.

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Montag, 14. Juli 2014
zwischen den stühlen
am samstag kurz nach meiner ankunft melden sich dritter und drittefreundin, dass sie für eine woche in hh sind und am abend auf party gehen wollen. ich bin vollkommen erledigt, aber dass die beiden lieben mal im lande sind, ist inzwischen recht selten. außerdem habe ich urlaub und kann ausschlafen, und überhaupt, schlafen kann man auch noch, wenn man tot ist.

wir kommen alle drei fast gleichzeitig an. während ich der drittenfreundin im foyer in die arme falle, steht der dritte noch an der garderobe mit schwerem gepäck.
"frag nicht", rollt die drittefreundin die augen, "der ist schlimmer als jede tussi."
dann kommt der dritte endlich angeschlichen.
"na, tussi", sage ich, boxe ihn ein bisschen und lasse mich dann fest drücken.

wir gehen zuerst tanzen, dann stehe ich mit der drittenfreundin draußen auf der terrasse und rauche eine. sie erzählt von ihrem studium, das sie jetzt doch endlich angefangen hat, vom kneipenjob und den katzen.
"weißt du eigentlich was vom objekt?" fragt sie dann. "der dritte hat sich schon die ganze zeit gefragt, ob er ihm wohl heute begegnen würde."
"der ist im urlaub", sage ich und erzähle dann der drittenfreundin die ganze traurige geschichte.
"boah, ist das mies", sagt sie. "aber irgendwie auch zu erwarten. der ist halt so. der dritte ist auch total angenervt davon, dass er sich nur so unregelmäßig zurückmeldet... und dann passiert es wieder, dass er drei tage hintereinander anruft, meist mitten in der nacht und den dritten zutextet. das geht halt gar nicht, wenn der am nächsten tag in aller frühe referat oder prüfung hat."
wir stehen rum, schweigen und schauen auf die straße.
"ich glaube, ich werde ihn verpfeifen", sage ich dann.
"wen?"
"na das objekt. bei seiner alten."
die drittefreundin hebt die augenbrauen.
"oh, das ist aber... hart. meinst du, du hast da was von?"
"naja, ich kenne mich und ich kenne ihn. in ein paar wochen sind wir wahrscheinlich wieder fröhlich am vögeln, und ich häng wieder drin in dieser nummer. wenn ich es schaffe, dass er mich hasst, so richtig richtig schlimm, dann habe ich einen bruch, den keiner mehr kitten kann. weißt du? dann habe ich für mich alle brücken abgebrochen."

"das würde ich nicht tun", sagt eine stimme hinter mir. der dritte war unbemerkt zu uns herangetreten.
"ich erwäge es ja nur", sage ich.
der dritte macht ein gesicht, als hätte er starke schmerzen.
"morphine, das ist jetzt ganz schwer für mich. ich bin mit dir befreundet und ich bin mit dem objekt befreundet... das heißt, ich müsste dir versprechen, meine klappe zu halten... und gleichzeitig müsste ich nun dem objekt sagen, was du vorhast."
"von mir aus kannst du es ihm gerne sagen. dann hat er noch eine chance, es seiner ollen selber zu beichten. ist ja nicht so schön, wenn man das von einer anderen erfährt."
der dritte ist nicht glücklich mit meinem vorschlag.
"was hälst du davon, wenn ich noch mal ihm rede?"
"worüber denn?"
"über dich."
"und was willst du ihm sagen? bittebitte sei netter zu morphine?"
der dritte überlegt angestrengt.
"ich könnte ihm sagen, dass er dich in ruhe lassen soll."
"ach, funkstille haben wir schon. das brauch ich nicht."
"na so für immer, weißte?"
"das wäre ein bisschen... merkwürdig. weil ich die affaire ja auch forciert habe. du könntest ihm höchstens sagen, er soll mich mit seiner gefühlebene in ruhe lassen. den schwanz nehme ich gerne, nur den rest soll er bitte an seine alte verschleudern."

der dritte nimmt mich unvermittelt in den arm.
"du bist ganz schön wütend und enttäuscht, hm? kann ich aber verstehen. aber machs nicht, das hat er nicht verdient."
"das hat er sehr wohl verdient."
"dann mach irgendwas anderes. hau ihn eine rein."
ich kichere.
"das würde übel für mich ausgehen."
der dritte schaut ernst.
"ich könnte dir nicht mit gewissheit sagen, was er macht, wenn du ihn verpfeifst."
"unternehmensrisiko."
der dritte packt mich an den schultern und schaut mir in die augen.
"lass mich mit ihm reden. bitte."
"okay, ich überlegs mir. aber dann müssen wir beide vorher noch mal durchsprechen, was eigentlich thema ist. wenn du ihm nämlich einfach erzählst, ooooh, die morphine will die gespielin impfen, dann erzählt er ihr, dass ich verrückt bin und mir eine affaire mit ihm ausgedacht habe, um sie auseinanderzubringen."
der dritte grinst.
"ein bisschen verrückt ist das ja auch."
"siehs mal andersrum. wenn die beziehung das aushält, können sie ihre tolle liebe ganz neu auf die tragfähige säule der wahrhaftigkeit bauen und zusammen steinalt werden."
"das willst du doch gar nicht."
"sagen wir mal so, es wäre eine unerwünschte nebenwirkung, die aber einen schönen legitimierenden beigeschmack hat."
"das ist doch bullshit, du bist doch einfach nur fies und willst ihm so weh tun, wie er dir wehtan hat."
"ich weiß auch noch wirklich nicht, ob ich so fies sein kann."
"das bist du auch gar nicht. du bist doch ein guter mensch. verlier dich nicht im hass."
"weißte, was mir das objekt mal erzählt hat über seine patienten? - gefährlich wirds, wenn aus den opfern täter werden. er weiß ja drum und er spielt damit."
"er manipuliert, ja. aber nicht bewusst."
"er hat aber den fachlichen und persönlichen weitblick, sein handeln zu überschauen. wer, wenn nicht er! bei all dem, was er selbst erlebt hat!"
der dritte zuckt verzweifelt die achseln.
"ja, ich weiß auch nicht... wie er da so blind sein kann. und ich weiß auch, dass du ihm etwas bedeutest, wir haben ja schon oft über dich gesprochen... das ist mir unbegreiflich."

inzwischen hat es angefangen zu regnen. wir werden nass und frieren.
"lass uns ein abkommen schließen", bittet der dritte. "du machst nichts, und ich sag auch nichts, und wir telefonieren die tage noch mal und besprechen, wie es weitergehen kann."
ich schlage ein, dann flüchten wir uns ins trockene.

drinnen wartet die drittefreundin auf uns, die unsere objektdiskussionen zum glück schon kennt. wir trinken noch etwas zusammen und tanzen, dann ist der abend auch schon wieder vorbei. als ich die beiden noch zur bahn bringe, merke ich, wie sehr mir solche freunde hier fehlen. und dass, wenn man darüber redet, auch eine objektmisere nicht mehr ganz so drastisch scheint.

zum abschied drückt mich der dritte und zieht mich dann noch mal kurz zur seite.
"würdest du das auch bei mir machen", sagt er mit blick auf die drittefreundin. "ich meine, wir haben ja auch..."
"warum sollte ich", sage ich. "du warst immer korrekt zu mir. du hast mir nie falsche versprechungen gemacht oder mich zu deiner zweitfrau erhoben."
der dritte wirkt sichtlich erleichert.
"naja, ich dachte nur, vielleicht bist du auch wütend auf mich..."
"hey. sowas mache ich nicht aus einem impuls heraus. da müssen alle begründungen sowie effekte und nebeneffekte durchdacht sein. auch eine kriegserklärung ist letztlich eine ethische entscheidung, die ich mir bestimmt nicht leicht mache. sonst würde ich auch nicht drüber reden, sondern still und heimlich etwas mieses abziehen und mich dann am größtmöglichen schaden erfreuen."
"mir wärs trotzdem lieber, du lässt das."
"es ist noch nichts spruchreif, wirklich nicht."
"gut. du denkst an unsere abmachung?"
"klar. hab ich je unsere absprachen gebrochen?"
"nein."
"na also. und jetzt, allez-hopp. euer zug fährt gleich."

ein letztes winken, dann fahren sie. und ich auch mache mich mit mit bleiernen gliedern auf den weg nach hause ins bett.

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Samstag, 12. Juli 2014
landeiern
nach einer vollen woche in und um berlin bin ich wieder in hh. gleich am bahnhof fällt mir das objekt ein, das jetzt sicherlich schon auf dem weg ins märchenland ist. mit tränen in den augen steige ich in die u-bahn und komme völlig frustriert bei mir an. in meiner wohnung dann fühlt sich aber doch alles ganz okay an, auch ohne katzen ist es definitiv ein zuhause. lüften, duschen, dreckwäsche waschen und dann durchatmen und relaxen.

ich lasse die eindrücke revue passieren und versuche zu filtern, was ich in berlin für mich feststellen konnte. zum einen, dass da wirklich fantastische, offene und aufgeschlossene menschen leben, die man auch gerne öfter mal sehen würde als einmal im jahr. zum zweiten, dass es teilweise schon recht raubeinig und multikulti zugeht - daran müsste ich mich erst gewöhnen. hamburg verwöhnt einen meist mit großer spießigkeit und dieser aus-dem-ei-gepellt-gepflegtheit, die oftmals schon fast ins künstliche geht.

den besten moment allerdings hatte ich vergangenes wochenende auf dem land. auch wenn mich nach zwei stunden schlaf der selbstverliebte hahn impertinent wachkrähte und mein gastgeber die blökenden schafe an meinem schlafgemach vorbei auf die weide trieb, erwachte ich so, wie ich es seit beginn meiner depression nicht mehr kenne: glücklich. der einzige gedanke: vorfreude auf den tag. dieses und-jetzt-und-jetzt-und-jetzt, wie es kinder so wunderbar draufhaben. körper, seele, geist, alles schien in diesem moment seit ewigkeiten wieder einmal zusammenzupassen. unter den füßen das sonnenverbrannte gras, weite äcker, blauer himmel mit schäfchenwolken und neben vereinzelten mäh-rufen der schafe und der lauthalsen wichtigtuerei des hahns nur stille und vogelgezwitscher.

noch vor zwei oder drei jahren hätte ich mich beim gedanken an landleben übertrieben gewunden und ein bisschen gelästert, ich und landeiern, geht ja gar nicht, bin doch großstadtpflanze durch und durch. aber angestoßen durch die objektive träumerei und das quo vadis, sollten meine eltern in den nächsten jahren sterben, hat sich offenbar ein kleines sympathiefeuer für das landleben in mir entzündet. alles noch ohne konkretion, fehlt schließlich noch der passende job, ja und falls es mit dem nix wird, muss ich mich wohl bei bauer sucht frau bewerben.

ich denke erstmal ganz langfristig. auf fünf oder zehn jahre. das ruhige leben läuft nicht weg. doch dahin will ich rüberhüpfen, wenn die parties der großstädte alle gefeiert sind.

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Freitag, 11. Juli 2014
wanna buy h, weed or coca?
0.30 uhr, s-bahn warschauer straße. ich ströme mit hunderten von jungen leuten aus dem bahnhof. eigentlich wollte ich noch mal kurz bei google maps gucken, wo ich eigentlich hin muss, aber es gibt nur eine richtung, und in die wird man vom pulk gedrückt. an der straßenecke biegen alle rechts ab, und ich sehe das schild revaler straße, genau mein ziel. just follow the lemmings.

ich kenne die revaler straße noch ganz gut von vor 12 jahren, als ich eine woche alleine durch berlin trampte und jede nacht irgendwo schlief bei irgendwem, den ich gerade kennen gelernt hatte. damals fand ich die revaler straße recht friedlich und übersichtlich. jetzt sind wir kaum in die straße eingebogen, da rieche ich es auch schon: die ganz luft steht voller kiffe. an der mauer, die ein altes industriegelände - jetzt partymeile - von der straße abschirmt, stehen sie spalier. dealer. klein und dunkelhäutig, keine türken oer araber, alles schwarze. sie stehen da allerdings nicht nur, sondern umwerben ihre klientel aktiv, aus marketingsicht fast löblich. immer wieder pirschen sie an einzelne heran, flüstern "hello" und machen dann ihre angebote: "coca" oder "weed" höre ich am häufigsten, aber ich könnte auch h oder ecstasy kaufen, wenn ich wollte.

zum ersten mal in meinem leben habe ich ein bisschen angst, obwohl mir klar ist, dass mir keiner der dealer etwas antun würde. sie wollen geschäfte machen, nicht mich ausrauben oder vergewaltigen. doch mit beunruhigung sehe ich, dass die geschäfte florieren und sich junge menschen, die ich kaum auf 16 schätze, eifrig zuballern. ich bin höflich, sage unzählige male "no, thank you" und "no, really, i´m fine", bis ich dann ende der straße stehe, wo es nur noch dunkel ist und ich plötzlich ganz alleine bin bis auf einen polizeiwagen, an dem zwei bullen lehnen, die mich anstarren. hoffentlich denken die jetzt nicht, dass ich deale, schießt mir durch den kopf und ich überlege angestrengt, was ich noch in meiner handtasche bei mir trage. dann fällt mir ein, ich könnte die bullen ja fragen, wo ich hier eigentlich bin und ob sie den club kennen, in den möchte, der sich da vermutlich irgendwo in den vielen baracken hinter der mauer befindet. dann bemerke ich, dass mich ein dealer beobachtet und dass bullenkontakt womöglich missverstanden werden könnte, also mache ich auf dem absatz kehrt und wage mich noch mal die straße runter durch die drogenhölle.

die dealer, die mich wiedererkennen, freuen sich, offenbar hat es sich die blöde kuh doch anders überlegt und möchte jetzt kaufen. zwei verkaufsgeile gnome kletten sich an meine fersen und fragen mich aus "where you come from", "where you go", sagen "you´re beautiful" und preisen dazwischen immer wieder ihre reichhaltigen vorräte an. um sie endlich loszuwerden, laufe ich immer weiter in das düstere industriegelände hinein und stehe plötzlich vor dem club, in den ich eigentlich möchte.

geschafft. ich merke, dass ich gestresst bin, aber hey, jetzt sind wir schon mal da, und am eingang stehen zwei gestalten, die ich irgendwo in einem berliner club schon mal gesehen habe. also rein und erstmal ein drink. trinken kann man hier wie auch überall sonst recht günstig.

ich setze mich an den rand und beobachte erstmal alles. die musik ist richtig gut, kein vergleich zum mainstream-programm, wie es in hamburg oft abgespult wird. das publikum ist recht spärlich, wenige tanzen, die meisten sitzen rum wie ich, nippen an drinks und rauchen. überhaupt rauchen alle drinnen wie draußen, auch als sich ein altpunk beschwert, dass rauchen drinnen nicht erlaubt sei, aber vielleicht macht er auch nur einen scherz.

ab halb zwei strömen immer spackelige bleiche jungs mit bart und tunnels herein. sie kommen vermutlich aus den dissen nebenan. viele können sich kaum auf den dürren beinchen halten, aber das verwundert nicht angesichts des reichhaltigen drogenangebots. an ihrer seite tümmeln sich ein paar bulimische mädchen mit fettigen haaren und männerhüten, eine von von ihnen hat ein gipsbein, aber hauptsache tanzen. es müffelt nach amphetaminschweiß, und ich brauche noch einen drink.

dank des ausgezeichneten dj-programms bleibe ich trotz optischen brechdurchfalls mehr als zwei stunden, dann mache ich mich auf den nachhauseweg, noch mal drogen horror picture show, dann eine runde nachtbus mit menschen, die alle nicht mehr wissen, wer sie sind und wohin sie eigentlich wollen, es ist lustig und traurig zugleich und es stinkt schon wieder zum himmel.

als ich am nolle aussteige, weiß ich: berliner partyleben im alleingang ist nur für hartgesottene. und vermutlich bin ich in dieser stadt wirklich zu alt dafür.

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Donnerstag, 10. Juli 2014
hauptstadtfeeling
leute, häuser, plätze.
stadt, land, fluss.
ost, west, s- und u-bahn.

in berlin ist für menschen wie mich viel platz.
viele reize bei relativ hoher gelassenheit. schauen ohne angestarrt zu werden.
die unmöglichkeit, underdressed zu sein, und die chance, selbst als hartzer noch als hip durchzugehen.

in der kneipe erkennt mich der kellner schon beim zweiten mal wieder. ich kann kostenlos trinken, den ganzen abend lang. auf dem nachhauseweg eines der leckersten böreks ever gegessen. für 1,50 euro.

überhaupt, die preise. am zoo eine brezel: ein euro. ein cocktail in schöneberg 4,90 euro. und bahnfahren für 2,60 euro. da kann nürnberg kaum mithalten, hamburg schon dreimal nicht.

das wetter nervt ein bisschen. warm, hohe luftfeuchtigkeit, jeden tag am besten zweimal duschen. aber es kann ja nicht immer sommer sein, sage ich mir, und ich trage auch nicht jeden tag einen koffer durch die gegend.

was mir in berlin enorm fehlt, ist natur direkt in der stadt. in berlin arbeiten und in brandenburg wohnen erscheint mir immer attraktiver. dazu braucht man natürlich einen job, der die pendelei finanziell und zeitlich hergibt. ein gewisser blogger machts vor, und vielleicht heuere ich ja an, besetze ein kämmerchen im schafstall und werde professionelle schlappohrkaninchen-bekuschlerin oder vermiete seine künftige sauna zu horrenden preisen an gestresste manager.

auch in der stadt beherbergen mich bloggers, im zentralen westen und lustigerweise nur eine straße voneinander entfernt. beide sind sich dennoch noch nie begegnet. aber berlin erlaubt so viele unterschiedliche lebensentwürfe, da ist das einfach möglich.

vor lauter tapetenwechsel hatte ich nur eine nacht, in der ich von einem der hier ständig aufziehenden gewitter geweckt wurde, an das objekt dachte und dann nicht mehr einschlafen konnte. wut und trauer sind noch immer in mir, aber berlin hat einen angenehmen schleier darüber gelegt. hier ist kein ort, an dem ich dem objekt begegnen könnte. keiner, an dem wir gemeinsam etwas erlebt haben. nichts erinnert mich hier an etwas objektiv trauriges oder schönes. ich trage bilder in mir, aber die sind von begegnungen und gesprächen und landschaftskulissen, von hühnern und schafen und bienen.

zum ersten mal seit vielen monaten fühle ich mich erlebnisfroh, dankbar und befriedet. es tut gut, hier zu sein. und vielleicht wird das hier ein neues zuhause.

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Mittwoch, 9. Juli 2014
didaktisch wertvoll
ich fahre s-bahn, als mein stark gealterter ehemaliger religionslehrer aus dem klo - ein s-bahn-klo, wie fortschrittlich die berliner doch sind! - kommt. was für ein irrer zufall, mein relilehrer auch hier, und er erkennt mich sofort.
"ich verwende deinen blog jetzt als textgrundlage für meinen unterricht", sagt er unvermittelt.
ich denke so, ogottogott, jetzt kennt dein relilehrer schon dein blog, da musste ja gleich mal gucken, wasde da zuletzt wieder perverses oder ausgeticktes reingeschrieben hast, das kann man schülern doch so wahrscheinlich gar nicht zumuten. leider funktioniert das wlan wieder gerade nicht und ich sitze mit der peinlichkeit im nacken auf meinem s-bahn-klappsitz.

dann mit schrecken und sehr katerig aufgewacht.

note to myself: wir müssen das mit dem alkohol dringend wieder reduzieren. seit ich hier bin, sind die abende sehr wodkalastig.

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Donnerstag, 3. Juli 2014
ein zartes kribbeln in der zirbeldrüse
vorletzter arbeitstag. schon wieder zwei veröffentlichungen erzielt, ich fass es nicht, was bin ich gut, und das alles, ohne wirklich was zu kosten. die redaktionen fressen mir aus der hand, und das in der wm-zeit. obwohl mir meine exchefin nachsagte, ich sei am telefon ja nicht besonders nett zu denen. ich meine eine nenne das freundlich und direkt. zwei sätze mit ziel zum satzende statt gelaber ohne ende. manchmal quieke ich vorm auflegen sogar noch ein "oh, das wäre ja toll, danke" in den hörer, aber das muss dann auch reichen. für alles andere sprechen meine texte, und da drüber hat sich ja noch niemand beschwert. außer meine unterfickte exvorgesetzte, aber die hat sich über alles beschwert.

whatever. ich freue mich auf berlin, ich freue mich auf das frankenlande. ich freue mich auf die bloggers, die ich treffen werde hier und dort. ich freue mich so sehr, dass ich nicht mehr stundenlang darüber nachdenke, wie ich das objekt am effektivsten vernichte.

das ist doch schon mal was.

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Montag, 30. Juni 2014
verbissen
mein neuer zahnarzt ist eine offenbarung. er beschäftigt sich im rahmen eine stino-prophylaxe eine geschlagene halbe stunde mit meinem erodierten kiefergelenk.
"mannomann", sagt er augenzwinkernd, "sie haben aber biss."
und presst die abdruckschiene mit zwei gummibehandschuhten fingern ganz fest an meinen oberkiefer. das hat ein bisschen was von einem blowjob mit gummi, mit einem kondom, das man zuvor furztrocken hardcore-gevögelt hat.

ich würde meinem zahnarzt gerne beipflichten, aber wir wissen ja alle, bei einem blowjob kann frau maximal erstickt gurgeln und vielleicht ein bisschen grunzen. also bemühe ich mich, nicht zu sabbern und meine gesichtszüge nicht entgleisen zu lassen, was schwer ist, wenn man minutenlang so krampfig mit offenem mund und schiene und schlumpfblauem abdruckmatsch und zwei gummifingern im mund dasitzt.

"wie kommt das eigentlich, dass sie da eine krone haben und sonst so makellose zähne", will der zahnarzt wissen, als er mir möglichst feinfühlig die abdruckschiene aus dem mund zieht.
"das war ne wurzelbehandlung", sage ich. "der zahn war kariös ausgehöhlt und ist zusammengebrochen."
"das ist ungewöhnlich", findet der zahndoc. "sie haben nämlich eine sehr gute zahnsubstanz."
ich erspare es ihm und mir, fishing-for-compliment-mäßig entzückt zu quieken und zu fragen: "ja wirklich? und das, wo ich in meinem leben so viel speed gefressen habe!" und beschränke mich stattdessen darauf, in perfekten zahnarztsprech über meine zähneknirscherei zu referieren.

"dafür bekommen sie ja jetzt die neue schiene", sagt er strahlend und ein bisschen selbstzufrieden, so wie jungärzte eben sind.
"wie lange dauert das denn?"
"so ein bis zwei wochen."
"das ist aber doof, weil ich so in einer woche in urlaub fahren will."
der zahndoc überlegt.
"ich kann ja mal mit unserer zahntechnikerin sprechen. vielleicht können wir sie vorziehen und dann kommen sie gleich am freitag noch mal vorbei zum einschleifen."
(wie nichtbruxisler wahrscheinlich nicht wissen, müssen schienen beschliffen werden, damit sie wirklich passen, so ähnlich, wie mann weibchen erstmal einreitet, damit es dann beim nächten mal richtig flutscht.)

dann gehen wir zur anmeldung und ich bekomme prophylaktisch einen freitagstermin, einen extralangen, "nicht bloß so eine halbe stunde", betont der zahndoc.

und ich freu mich wie ein kleines kind.
auf einen bescheuerten zahnarzttermin.
und weil da einfach mal jemand nett zu mir war.

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Dienstag, 24. Juni 2014
milchmädchenrechnungen
jetzt gibts doch kein wohngeld. weil ich ein arbeitszimmer hab. ich dreh noch durch. hatte schon alle rechnungen mit +160 € gemacht.

selbstständigkeit ist echt das letzte.

vor zwei wochen habe ich dann auch noch so ein superjobangebot erhalten. für 12 € / stunde texten. als freie natürlich. ich hab dem dödel dann mal vorgerechnet: wenn ich monatlich 160 stunden für 12 euro arbeiten würde, hätte ich brutto 1920 €. abzüglich steuern sind das etwa 1400-1500 €, abzüglich der mindestversicherungen für selbstständige rund 1000 € netto. hab ich den typ gefragt: "hand aufs herz, würden sie als akademikerin mit sechs jahren berufserfahrung dafür morgens aufstehen?" musste er verneinen und war dann auch ein wenig beschämt. allerdings wollte er auch kein neues angebot in den raum werfen. geiz ist für die meisten immer noch geil. und wenns um texten geht, reicht vielen auch, wenn sie das einer hartzenden hausmutti als eineuro-job an die backe drücken, die dann copypaste was aus dem netz zieht und dem ganzen ihre individuellen rechtschreibfehler verleiht.

den erhofften job in berlin kann ich ebenfalls knicken. gefühlte antipathie auf beiden seiten trotz hervorragender übereinstimmung zwischen anforderungsprofil und persönlicher qualifikation.

also pest und cholera, wie immer. nicht als auswahl, sondern als komplettpaket.

meine urlaubsvorfreude, die ich nach den zerschmetternden objektnews mühselig wieder aufgebaut hatte, schwindet. alles fühlt sich schon wieder nur noch müde an und sinnlos.

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