Sonntag, 10. Februar 2008
leideslied
das große leiden haust in den tausend nichtssagenden leidern. botho strauß, in "paare, passanten"

der strauß macht mich schon wieder wahnsinnig mit seiner selbstverliebten emoscheiße. das erinnert mich so an mich, wie ich bin und wie ich mich mit mir selbst so furchtbar langweile. dieser satz relativiert die passage aber etwas in die richtung, die erträglicher ist, etwas weniger rosamunde pilcher für intellektuelle: das einzige, was wehtut, ist die tatsache, dass sich soviele einbilden, ihre unbedeutenden kleinen drecksgefühle seien irgendwelcher worte wert.

botho strauß sollte man aber dann vielleicht doch lesen. nur um sich so ein wenig vor sich selbst und den handgemachten platitüden zu ekeln.

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Donnerstag, 7. Februar 2008
schau mich an
sie steht vor dem spiegel im aufzug und zupft an den haaren. "gott, ich sehe aus..." ich schaue jetzt auch in den spiegel, sehe mein verlaufenes make-up und die prämenstruellen wasseransammlungen an den oberschenkeln. "na ich erst", murmle ich und mich schaudert.
"du, wieso du?!" sagt sie da, "du siehst doch gut aus."
"ich sehe aus wie eine leiche. und seit dem sommer werde ich fett. aber du, was hast du denn? wunderhübsch!"
"quatsch, du siehst aus wie immer. aber ich..."
"na dann sei mal froh, dass du mich nicht nackt kennst. ich bin sicher, ich wirke total antisexuell. ich weiß gar nicht mehr, was ich anziehen soll."
"du kannst anziehen, was du willst, und es ist auch egal, ob du make-up trägst, du bist immer so elegant! verstehst du, also ich meine nicht spießig, sondern wie du dich auch bewegst und so."
mir wird warm ums herz. "danke. dabei fühle ich mich immer so furchtbar teenager-plump und farblos. ich wäre auch gerne mal schrill und cool, so wie du."
"seh ich cool aus?!"
"klar. allein die schuhe heute mal wieder."
sie kichert geschmeichelt. "trotzdem möchte manchmal... zurückhaltender wirken."
"das kannst du gar nicht. dafür hast du zuviel geschmack."
sie grinst selig und fragt dann keck: "gehen wir noch zu mc doof? mir ist so nach fettig und salzig..."
"ich hoffe, nicht wegen mir."
"du doof sein." sie schubst mich und lacht.
wir machen uns auf den weg. sie sagt: "weißt du, was der m. mal über die s. gesagt hat? sie sei wie ne suppe ohne salz."
"tolles kompliment."
"was der wohl über mich sagen würde?"
"du bist das salz ohne suppe."
wir müssen schrecklich laut lachen.
"weißt du, was der für unterhosen trägt?" fragt sie da.
"nee. woher denn? ich nehme ja nicht alles mit aufs klo, was da besoffen rumläuft, so wie gewisse andere junge damen..." ich kichere anzüglich.
"feinripp-retro-unterhosen. ganz aus baumwolle. in babyblau. aber die müssen schon älter sein, die sitzen auch nicht richtig."
"na du musst es ja wissen. was sagt dein freund dazu?"
"gar nix. der trägt so komische glänzende unterhosen, in so einem grün, das... so einen senfgelben ton hat, weißt du, so siebzigerjahremäßig..." sie verzieht das gesicht.
"ocker?"
"nee, weniger braun."
"schlammgrün."
"ja, genau! schlammgrün, das trifft es. und deiner?"
"mein mann trägt kermit-grün. wahlweise knallrot. farben, die den blick fixieren."
"und wirkt das?"
"ich gucke gern. das ist wie mit der reichstagsverhüllung von christo. man starrt automatisch drauf. obwohl ich seinen reichstag so ganz in natura ja noch viel reizender finde."
endlich tauchen die magischen schriftzüge der kulinarischen glückseligkeit vor uns auf. wir decken uns bei einem indisch aussehenden menschen mit mehreren millionen kalorien ein und denken noch genüsslich kauend ein wenig an die allerwertesten unserer allerliebsten.

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Montag, 4. Februar 2008
politisch korrekt
bericht über einen wohnungsbrand: "... die meisten bewohner sind türken, die bemerken das feuer zu spät."

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Mittwoch, 30. Januar 2008
sparkassen-paranoia
"wollen sie mit karte bezahlen?" fragt die dicke kassiererin im supermarkt die kundin, die mir schon vorher aufgefallen war, wie sie - als dame fortgeschrittenen alters - ihren wasserstoffblonden dauerwellenkopf mit dem pink und blau bemalten gesicht vor sich hinbrabbelnd durch die gänge schob.
"nein, nein", krächzt die kundin mit ihrer rothändle-gorbatschow-stimme, "ich zahle immer bar, das würde ja sonst soviel extra kosten."
ein unausgesprochenes 'hä?' legt sich auf die lippen aller umstehenden kunden und angestellten. die kassiererin verdreht die augen.
"wieso? sie zahlen doch nicht mehr, wenn sie mit karte zahlen. IHNEN kostet das ÜBERHAUPT nichts. WIR zahlen da drauf, wenn wir diesen service zur verfügung stellen."
"jaja, das sagen SIE jetzt", meckert die kundin und schüttelt den weißblonden pudelkopf, "und nachher buchen mir die von der sparkasse wieder einfach was ab!"
die ersten anwesenden können sich ein grinsen nicht verkneifen. die alte ereifert sich jetzt erst richtig:
"das machen die einfach, das haben sie wohl noch gar nicht gemerkt. wenn ich jetzt mit karte zahle, wie soll ich das denn kontrollieren?!"
"mit ihrem kontoauszug?" wagt die kassiererin freundlich einzuwerfen.
"ja haben SIE eine ahnung!" die alte wird schrill, "da schreiben die doch nicht alles drauf, was die mir abbuchen! das machen die alles HEIMLICH!"
die kundin schmeißt ihre sachen hektisch in die mitgebrachte keine-extrakosten-tasche, blickt sich noch zweimal misstrauisch um und stapft hinaus.

ich glaube, wenn ich das nächste mal mit meinem sparkassenberater zu tun habe, muss ich ihm diese kleine anektdote erzählen. unbedingt.

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Sonntag, 27. Januar 2008
forever young
neulich eine kurzgeschichte gelesen, den autornamen schon wieder vergessen, weil dröge geschrieben und voller rechtschreibfehler, außerdem war´s ein no-name-produkt für eine renommierte hotelkette, das neben jedem derer betten als einschlafhilfe liegt, goldrichtig würde ich sagen, wirksamkeit bei hundert prozent. der hintergrund der abgedroschenen lovestory jedoch blieb mir noch eine weile im kopf: die handlung spielte in die zukunft, in der alle menschen ihre organe und auch sowas wie haut und haare durch austausch erneuern lassen können, sogar das gehirn inklusive der erinnerungen.
wenn man die sache mit dem gehirn mal vorsichtig weglässt, beschreibt die geschichte damit den zustand unserer gesellschaft, wie wir ihn sicherlich in ein paar jahren oder jahrzehnten erreicht haben werden. kürzlich wurde in den usa ein mensch geklont - mit hilfe von genen aus hautzellen, die in eine eizelle geschleust wurden. das kann man nun gruselig finden oder nicht, sobald die menschlichen produkte auf dem schwarzmarkt zu kriegen sind, wird niemand mehr sterben wollen, der es sich leisten kann. moralist ist man bekanntlich nur solange, bis man sich der eigenen sterblichkeit bewusst wird.
darum geht´s jetzt eigentlich gar nicht, aber ihr dürft mich trotzdem gerne wieder "nazi" nennen.

forever young ist das konzept hinter dem wohlbekannten gesundheits- und fitnesswahn, vielleicht auch hinter religionen, in denen es wiedergeburt gibt. unbedeutend, faltig und inkontinent abnibbeln und dann finis, das ist ja keine nette vorstellung, deshalb bemüht man sich um ein stück unsterblichkeit. aber bis zum tod warten heute die wenigsten damit.
die gängiste methode ist das versetzen von lebenszeit. man ist vielleicht 42, lebt aber noch wie 21. dabei macht es nichts, wenn man auch schon alt aussieht. man kann sich immer noch in jugendliche klamotten zwängen, in der disco peinlich auf der tanzfläche herumhopsen und die kommunikation mit 18jährigen suchen. der trend geht wieder richtung "junge mädchen - ältere herren", weil jungs sofort nach einsetzen des bartwuchses mit dem alterversetzen beginnen, so erstmal eine weile beim lifestyle von 13jährigen stehenbleiben und deshalb für gleichaltrige mädchen oft uninteressant wirken. frauen drehen erst ab etwa 25 jahren die zeit zurück, weil sie in der "brigitte" gelesen haben, dass frauen mitte zwanzig im besten paarungsalter sind.
krankheit dieses zeitalters ist: das zögern. mit 35 fühlt man sich noch nicht reif für eine ernsthafte beziehung, vor 45 denkt man auch lieber nicht an familienplanung. riesterrente steht ebenfalls auf der outliste, die tendenz geht dahin, für das alter lieber gar nicht mehr vorzusorgen, denn: man wird schließlich jung bleiben!
nägeln mit köpfen machen? langweilig. probleme, ja, davon haben wir sowieso genug, denn die sozialen problemlösungsmechanismen sind irgendwo in der pubertät steckengeblieben. so bleibt zum beispiel das aussprechen von emotionen bis zur lebensmitte ein ernsthaftes dilemma. trotzdem will man niemals alleine sein, also lügt man sich selber auch schon einmal emotionen vor, um sich jemanden in der hinterhand warmzuhalten. jaja, ich will dich doch, hauptsache, du willst mich. möchte man umgekehrt einen geliebten lebensabschnittspartner bei sich halten, greift man zum klassiker eifersucht, weil abgeschmackt und durchschaubar geht immer.
die illusion ist dein freund, und ist der mal klamm, helfen wir mit alkohol nach.
der erhoffte babyboom bleibt so natürlich aus, auch wenn eva herman oder ursula von der leyen sich alle mühe geben und wir inzwischen sogar per fernsehwerbung mit glücklich grinsenden du-bist-deutschland-babys zur fruchtbarkeit hinmanipuliert werden. was niemand mehr geben kann und was niemand mehr empfängt, weil alle sozialen bindungen sich bis zur bedeutungslosigkeit relativieren, ist das gefühl, jemand zu sein. von bedeutung, und zwar für den anderen, egal in welcher dimension. das kann nur der partner oder die eigene familie und in sehr seltenen fällen vielleicht der arbeitgeber.
also bleiben wir alle am leben, bleiben lieber für immer unbedeutend jung, als wär´s ein gut, ein gut, das niemandem wirklich gut tut.

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Donnerstag, 24. Januar 2008
karlsruhe
das klingt wie die urne von karl dem großen. die in karlruhe (karlsruhende?) lebenden haben keine u-bahn und eine uni, die hat so etwa puppenküchengröße, wie es auf der homepage scheint.
in karlsruhe waren wir noch nie, aber vielleicht sollten wir da hinziehen.

was meinen die geneigten leser dazu? kann man da wohnen? so als großstadtfetischisten?

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Mittwoch, 23. Januar 2008
das kultusministerium verklagen
sie ist eine große, etwas dicke frau, immer adrett, todlangweiliger stil, nichtssagende stimme. aber sie ist brilliant, all die jahre gewesen. in seminaren, die ich immer im tiefschlaf verbrachte, blühte sie auf, hielt freiwillig referate. im examen hat sie gleich nach den schriftlichen prüfungen an die vorbereitung für die mündlichen gemacht, während ich mir erst einmal drei wochen abstand und vermehrten sex gegönnt habe. nun sitzt sie wieder vor den büchern und wiederholt die prüfungen, weil sie noch schlechter abgeschnitten hat als ich, denn ich, die ich dachte, versagt zu haben, bin erstaunlicherweise die zweitbeste unserer kleinen examensgruppe.
glück haben, das ist alles. ein zentralistisches bayerisches staatsexamen besteht man nur, wenn das schicksal zu einem hält und die richtigen fragen kommen, denn man kann nur auf lücke lernen. wo magister und diplomanten ihre einser-schnitte haben, sind wir froh, wenn gerade noch eine zwei vor dem komma steht. wir erlangen auch keinen titel - also volle arschlochkarte für diejenigen, die sich nicht vom staat an schulen ausbeuten gehen lassen, sondern in die wirtschaft wollen.

in deutsch in ndl sind wir übrigens fast alle mit fünfen abgespeist worden. unter meiner interpretation steht "das ist keine interpretation". ein wildgewordener ich-hab-keinen-bock-zu-korrigieren-prof hat da seine wut ausgelassen. die korrekturen und anmerkungen am rand sind nahezu unleserlich und verschmiert, einmal vermutete ich rotweinflecken auf dem papier. mehrfach der vorwurf, ich bleibe nicht am text. selber stellt er nachfragen nach stichpunkten, die gar nicht erst im text auftauchen und thematisch nicht von relevanz sind. kennt er das gedicht, fragte ich mich, hat er überhaupt meine aufgabe vor augen? zwischen den zeilen verhöhnt er mich grob mit ironischen zwischenfragen, die nicht den funken witzig sind, verliert völlig den letzten respekt, den man als korrekteur vielleicht auch vor einer weniger gelungenen arbeit behalten sollte. wir sind doch menschen, müssen wir uns so behandeln lassen?
am interessantesten wird es auf seite sechs, als ich die klassische interpretation von mir gebe, teilweise in wortlaut. dort unterstreicht er wild mehrfach die worte, die die klassikerinterpretation verwendet und macht spöttische anmerkungen. dürfen wir uns jetzt nicht einmal mehr an die lehrbücher halten, nur weil unser korrekteur die offensichtlich nicht kennt?
der zweitkorrekteur hat in zwei sätzen höflich, klar und deutlich ausgedrückt, warum er meine arbeit nicht gut findet. das unterschreibe ich ihm sofort, weil die genannten punkte bei mir tatsächlich schwach sind. ein verrisssüchtiges, inkompetentes arschloch mit rotstift werde ich dagegen nicht akzeptieren, habe ich mir geschworen.
"bringt doch eh nix", sagt meine bekannte, die auch eine fünf hat, niedergeschlagen.
"mir egal", sage ich, "meinen mund verbieten lasse ich mir nicht. auch wenn sich an der note nichts ändert, so ein korrekteur sollte von diesen aufgaben suspendiert werden."
sie meint: "du bist ganz schön sauer."
"na und ob. ich koche. ich explodiere gleich wie rumpelstilzchen. am liebsten würde ich ja gleich das ganze prozedere an den pranger bringen. alle belächeln uns mitleidig wegen unserer notendurchschnitte, dabei haben wir hundertmal mehr getan. das ganze system ist eine einzige riesige verarschung, und obendrein noch völlig ineffizient, wie die pisastudien beweisen."
"du solltst in die politik gehen", sagt sie und kann schon wieder ein bisschen lachen, "ich würde dich wählen, da sei dir mal sicher."

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Montag, 21. Januar 2008
roulette rouge
eine amselschwinge ziert den weg, der restliche leichnam den rinnstein. glatt liegen die federn aneinander, schimmernd, unversehrt, nimm mich mit, hinauf hinauf hinauf.

sie wendet den blick ab, ein schatten fällt auf ihr gesicht, streift es, die flatternden wimpern schütteln ihn ab. die stunden haben einen pinsel, der malt ein lächeln auf die wangen oder kummerfalten um die lippen.
"danke", hat er damals gesagt und ihre hand losgelassen. "ich hatte das gefühl, als wäre ich den ganzen tag mit mir selbst unterwegs gewesen."
sie hat den satz zu ihrer schönsten liebeserklärung gekürt, jahrelange hielt er den ersten platz in ihren erinnerungen. jetzt ist alles anders, die zärtlichen sätze, selten genug über die lippen gequält, blieben tatenlos, schwankend, zeugten zum ende hin von einer gewachsenen abhängigkeit, die beide auf distanz gehen ließ, damit sie sich etwas beweisen konnten, ich brauche dich weniger, nein ich, ach was ich brauche dich gar nicht.
seine nachfolgerinnen hat er ihr regelmäßig vorgestellt, die worte kinder und heiraten werden häufiger in seinem mund, die bindungen hingegen immer kürzer und seltener. bis er mit "ich will einfach nur ficken" kommt, mit diesem satz vor ihrer haustür steht, und sie tut, als sei sie nicht zuhause, ausgegangen.
nächtelang sitzt sie wach in der wohnung, versucht sich auf etwas zu freuen, wovon sie keine vorstellung hat. es gelingt nicht, sie landet bei einem typen, der sie ans bett bindet, mit zigaretten foltert und nicht mehr gehen lässt, droht, sie für immer einzusperren und die wohnung anzuzünden, zwei jahre lang hat sie angst vor geschlossenen räumen, aber vor nichts anderem mehr. wahlloser sex, nichts kann sie mehr erreichen, nichts mehr den panzer zerstören.
die erste flucht vor sich selbst führt sie zu m., der hat grüne augen und möchte sich gerne umbringen, der schlägt sie ins gesicht und bringt sie dazu, beim geschmack von blut lust zu empfinden, manchmal rauchen sie auch zusammen haschisch und sind grenzenlos albern, bis m. seine pläne verwirklicht. am abend zuvor fotografiert er sie, in strapse und mit einem kruzifix im arsch. als die abzüge eintreffen, ist auf allen bildern nur ihr gesicht eingefangen, aus verschiedenen perspektiven, unscharf.
eine zweite flucht folgt, der reiter der morgenröte findet sie schließlich, zerbricht ihren panzer mit tausend tränen und verlässt sie wieder, nackt und sterbend, bis sie begreift, dass sie sich selbst retten muss.

jetzt hüpft ein sperling vor ihr auf dem bürgersteig, der legt den kopf schief und sieht sie herausfordernd an, komm mit, scheint er zu sagen, sei nicht dumm, entscheide dich, beim russisch roulette setzt man nicht auf rot, wenn man ins schwarze treffen will.

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Samstag, 19. Januar 2008
manche freilich...
honig ums maul schmieren muss schon mal sein. so als untergebener macht man das gerne mit dem chef, dem man sich nicht ans bein pinkeln traut, weil man aktuell eine forderung durchkriegen will.
im mittelalter hat man weihnachtsgänse und sonstiges geflügel in soviele schichten teuerer gewürze wie nur irgend möglich gepackt, nur um dem gast zu zeigen, was für ein reicher geiler macker man ist, egal, wie scheiße das dann schmeckte.
man mag darüber heute lächeln und ist doch keinen deut besser.
unter einigen bloggern sind´s hie und da schon ganze butterfässer, mit denen man einander so einseift, bevor die erzeugnisse ganzer imkereien darüber geleert werden. das belächeln verwandelt sich kurzzeitig in schrecken: erstickt er/sie jetzt vielleicht daran? intellektueller magendurchbruch? oder wenigstens ein dezentes erbrechen?
im zeitalter von fettleibigkeit ist die ego-adipositas leider schon normalität.

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Freitag, 18. Januar 2008
icke bukowski
diese kleine geschichte entstand vor neun jahren und war der inhalt einer email an meinen damaligen freund. von bukowski habe ich damals, ich schwöre, nicht mehr als seinen namen gekannt.

es war einmal ein heiner, der war glücklich mit seiner hübschen, jungen freundin.
die hübsche, junge freundin aber war ein durchtriebenes luder. sie schrieb gerade ihre facharbeit über john lennon, als ihr eines nachts der geist des ermordeten erschien und sie zwang, entweder die arbeit aufzugeben oder ihren freund heiner auf die größe seines penis zu schrumpfen. das mädchen dachte an ihre karriere, fackelte nicht lange und so geschah es, dass heiner des nachts zu einem heinerlein von 20 zentimetern wurde.
als heinerlein erwachte, war er zunächst verwundert, glaubte er doch, er befände sich noch in einem traum. als sich der irrtum auflöste, war das entsetzen groß. heinerlein weinte bitterlich, dann jedoch packte ihn die tatkraft der wut. eine halbe stunde lang boxte er sich durch die schwere bettdecke, dann endlich fiel er auf den teppich.
die wohnung aus dieser perspektive erschien im riesig. er ging in die küche, wo er nun gerne kaffee getrunken hätte, doch die tasse stand mannshoch über ihm auf dem tisch. in der ecke fand er ein paar brotkrumen, die seinen hunger stillten. dann setzte er sich auf den türknauf und begann zu überlegen, wie er in die lage hineingeraten sein könnte. ihm fiel seine freundin ein, die er zwar über alles liebte, die aber, und das wusste er, manchmal ein wenig seltsam handelte. er hätte sie gerne angerufen, doch das telefon stand im flur auf der kommode. dennoch wusste er, dass ein telefongespräch vermutlich die einzige chance war, die wohnung jemals wieder zu verlassen.
er hatte glück. im bad fand die haarbürste seiner bösen freundin auf dem boden. er pflückte vorsichtig haar um haar heraus und knüpfte daraus eine feine, leichte strickleiter. dies beanspruchte den ganzen vormittag. die haarleiter befestigte er am untersten griff seiner kommode und stieg so - hier dankte er seinen zahlreichen bergwanderurlauben in skandinavien - schublade um schublade hinauf. einmal rutschte er ab und fiel dummerweise in den schirmständer, wo er nur schwerlich und nach stundenlangen mühen wieder herauskam, aber gegen abend schließlich stand er triumphierend auf der kommode neben dem telefon. er hievte den schweren hörer auf die seite und gab mit tritten die nummer seiner bösen freundin ein. als diese abnahm und ihren namen nannte, hätte es ihm beinahe das trommelfell zerfetzt, aber dann strengte er seine kleinen lungen an und brüllte in den hörer. und oh wunder, das mädchen verstand. "es tut mir so leid, mein heinerlein", säuselte das mädchen, "aber du weißt, mein abitur ist nunmal wichtig." heinerlein weinte wieder, er war erschöpft, hungrig und wusste noch immer nicht, was er von seinem mädchen halten sollte. "wir werden nie wieder sex haben können", schrie er unter tränen. "aber heinerlein, da gibt es sicher eine möglichkeit. ich komme jetzt vorbei. bitte halte dich von der haustür fern, damit ich dich nicht zertrete."
das mädchen kam, nahm heinerlein in die hand und streichelte ihn vorsichtig. sie fand auch für das dringliche problem eine lösung. die funktionierte gut - solange heinerlein brav die luft anhielt.

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