Sonntag, 22. Juni 2008
z-/f-ickenterror
die ungefickten ischen lassen ihren frust meistens an mir aus. penisneid also auch unter frauen. und man kann euch noch nicht mal raten, fickt euch ins knie.

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Donnerstag, 19. Juni 2008
schlaglicht
gerade rechtzeitig nach hause zu kommen, um einen blick auf joachim löw beim popeln zu erhaschen.

und jetzt hätte ich gerne den kater da. siege sind doof, wenn man nachher niemandem in die arme fallen kann.

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Montag, 16. Juni 2008
die fast-food-exorzisten
als arbeitskraft bin ich gut, fleißig und schnell - oder versuche, es zumindest zu sein. und manchmal klappt es sogar. ja, da sehen sie mal.

da ich irgendwie überleben muss, verdinge ich mich als homeoffice-buchstabensklavin. freies texten für freie bürger und unternehmen. neuer kunde soll nun künftig ein gewisses institut für ganzheitlichkeit werden.
das institut schwört neben ganzheitlichkeit und vollwertkost auch auf fernheilung und sonstigen esotherischen exorzismus. ist ja nicht schlecht, für so etwas zu texten, denn heulen und heilen ist ein stark anwachsender markt. könnte man unter umständen selber mal brauchen - und dann bekämen wir vielleicht angestelltenrabatt oder sowas.
das institut wird wie die hundert anderen seiner art auch von einem privatmenschen indischer herkunft geführt.
den ersten kontakt stellte meine bewerbung per e-mail auf eine recht kurze privatanzeige des instituts her. ich teilte meine kontaktdaten mit und bat um eine genaue beschreibung von tätigkeit und entlohnungsweg, dann wartete ich etwa eine woche. per mail teilte man mir schließlich mit, man sei sehr interessiert an mir, weil man sein geld schon an viele arschlöcher verschwendet habe. keine weitere info, keine antworten auf meine fragen. ich hakte noch einmal nach, bot probetexte an und wartete wieder eine woche. man antwortete mir, es würden 8 euro/stunde gezahlt und man bitte mich um rückruf unter der beigefügten rufnummer.
am nächsten tag meldete ich mich telefonisch. unter anderem interessierte mich stark, wie man mich für stündliches arbeiten entlohnen wollte, wenn das doch eher als projektartiges arbeiten von zuhause aus gedacht war.
am anderen ende der leitung meldete sich eine frauenstimme mit "jammahualinhihsa" oder so ähnlich. ich hoffte, es wäre eine begrüßung und kein fluch wie "weißes unkraut verrecke", dann stellte ich mich und mein anliegen vor. schweigen auf der anderen seite, dann ein "gilusninduinna". ich wiederholte langsam, was ich gesagt hatte. die frau fragte schließlich in sehr gebrochenem deutsch, wer ich denn sei. ich buchstabierte meinen namen gefühlte zweiundzwanzig mal, dann schien irgendwo ein rupien zu fallen. man bat, mich zurückrufen zu dürfen. ich gab meine nummer durch, so für alle fälle, denn die stand ja schon in meiner bewerbung. dann wartete ich wieder.
vier tage später erhielt ich ein weiteres mail vom institut für indischen exorzismus. man habe leider meine kontaktdaten verloren. gestern schickte ich das nächste mail mit meiner telefonnummer los. die hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

um mir das warten zu versüßen, lud mich mein frischgebackener lebensgefährte zur hiesigen filiale einer gewissen amerikanischen fast-food-kette ein. weil drinnen drei leute pro schalter anstanden, konnten wir natürlich nicht hineingehen, sondern nahmen den drive-in. ich wollte ein eis und der kater ein amerikanische-großstadt-steak-sandwich.
die stimme aus dem lautsprecher begrüßte uns: "jammahualinhihsa!" das klang wie der mir bereits bekannte fluch - oder so ähnlich. der kater bestellte vertrauensvoll.
"hulahmmadu?" klang es aus dem kleinen kasten.
der kater sah mich fragend an und gemeinsam entschieden wir, es müsse sich um eine rückfrage aufgrund eines kommunikationsproblems handeln. der kater wiederholte also laut und deutlich die bestellung.
"hulahmmadu? sandwich!"
der kater sah mich zweifelnd an. "hat die das jetzt endlich kapiert?" ich zuckte die schultern. der kater beugte sich weit aus dem fenster und rief noch einmal verzweifelt in die sprecherbox:
"ein eis und ein amerikanische-großstadt-steak-sandwich!"
es rauschte stark, im hintergrund murmelte jemand aufgeregt indische, englische und deutsche wortbrocken. dann plärrte blechern eine andere weibliche stimme ziemlich laut:
"weidefaaarrän!"
vom offizierston eingeschüchtert wagten wir keine weiteren fragen und einwände, sondern fuhren bis zum fenster für die essensausgabe vor. dort gab es tatsächlich ein eis für mich. das sandwich dagegen - es waren eben einfach mehr und längere wörter - schien ein problem. ein mitarbeiter winkte uns wild armschlenkernd in eine parkbucht.
"ich fahr gleich nach hause!" bellte der kater. "hier wird ja das wort 'fast-food' völlig ad absurdum geführt!"

das sandwich hat er dann doch noch bekommen - hat auch nur etwa eine viertelstunde gedauert. auf meinen rückruf warte ich natürlich immer noch. allerdings beschleicht mich zwischenzeitlich der verdacht, dass hinter diesem institut ein küchenangestellter besagter fast-food-kette steckt...

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Samstag, 14. Juni 2008
die andere
es war einmal eine junge frau, so mitte zwanzig, sagen wir mal, die lebte in einer kleinen, mittelhübschen stadt, und litt ganz furchtbar, weil ihr leben sehr langweilig und gleichförmig verlief. jeden morgen stand sie auf und hatte nicht wirklich was zu tun. also rein praktisch gesehen schon, nur theoretisch war es - irgendwie nichts von bedeutung.
die frau war trotzdem lebenslustig und voller hoffnung, dass sich dieser zustand irgendwann ändern würde. spätestens, wenn sie einmal an einen anderen ort käme. wenn sie dann auch genug geld hätte. und schicke freunde. und ein haus mit garten an einem kleinen see. sie träumte von der zukunft und schwebte deshalb oft ganz zufrieden durch ihre mittelprächtige gegenwart.
und eines abends passierte es dann. es klingelte an der tür. die frau öffnete. draußen stand die frau. genau diesselbe frau. also so etwas wie ein zwilling dieser frau. nur war die schick gekleidet und klimperte mit dem autoschlüssel, die zu dem roten porsche da vorne am straßenrand gehörte.
"komm mit", sagte die frau zur frau.
"wer bist du denn?" fragte die frau zurück.
"ich bin das leben, das du dir immer wünschst. mit mir wirst du nun neu anfangen, denn wenn du ehrlich bist, überstehst du die zeit hier mit dir nur, weil du dich zu mir träumst."
die frau fand das einleuchtend, packte ihren alten braunen koffer mit ein paar stücken nicht ganz so h-und-m-mäßiger kleidung - für die sie sich nämlich insgeheim immer ein wenig schämte - und stieg mit der frau in den roten porsche.

zwei tage später - sie waren vermutlich gen süden gefahren, so genau wurde der frau das nicht klar - stiegen sie vor einem mondänen kleinen landhaus aus. vor dem haus fegte eine kleines dunkelhaariges mädchen die treppe.
die frau, also ihr zwilling oder wie auch immer, drückte ihr die schlüssel zum haus in die hand.
"ich muss weiter. du brauchst mich ab heute ja auch nicht mehr."
die frau kam sich vor wie im märchen. plötzlich burgherrin oder so. die treppenreinigungsfrau ging höflich zur seite und ließ sie vorbei ins haus.
das haus war ein traum, eingerichtet von einem architekten im mediterranen design. die glastür auf der anderen seite führte auf eine terrasse, die terrasse über einen holzsteg direkt ins meer. 'gott wie schön', fand die frau.
nachdem sie mehrmals durch die zimmer gestreift war, setzte sie sich in den sessel. der war tief und roch noch teuerem leder. gar kein vergleich zu ihrem alten holzschemel zuhause.
apropos zuhause, das war ja nun ihr zuhause. sie blickte sich um. es fühlte sich fremd an.

die tage drauf ging sie auf entdeckungstour. sie erkundete den angrenzenden ort mit den vielen schönen menschen. die menschen schienen sie nicht wahrzunehmen, aber sie waren sehr hübsch anzusehen. das meer war klar und blau, aber leider zu kalt zum baden.
die frau verbrachte ihre zeit damit, durch die boutiquen zu streifen, menschen zu betrachten und sich zu fragen, womit sie soviel glück verdient hatte. sie machte sich keine sorgen mehr. alles war genau wie ihr traum.
bis zu jenem tage, als sie morgens in ihr badezimmer kam. denn dort stand eine andere frau. die sah genauso aus wie die zwillingsfrau, war aber offenbar nicht diesselbe. sie roch streng und sah sehr ungepflegt aus. sie stellte sich nicht vor, also fragte die frau:
"was machen sie in meinem badezimmer?"
"ich? du vernachlässigst mich."
"wer sind sie denn?"
"ich bin dein altes leben. du glaubst, mich vergessen zu können."
"ich habe dich nicht vergessen, ich denke jeden tag darüber nach, wie schrecklich du warst."
"dann kann ich ja gehen."
die schäbig aussehende frau packte ihr bündel - ein blauer weicher müllsack - und verschwand aus dem haus.
die frau beruhigte sich, richtete ihr haar und ging dann wieder nach unten auf die terrasse. dort setzt sich sich in den schönen weichen gartenstuhl. und fühlte sich mit einem mal sehr merkwürdig.
sie schaute sich um. 'das ist alles meins' dachte sie, 'aber irgendwie... doch nicht.' eine unruhe packte sie. sie strampelte sich aus ihrem wunderschönen stuhl frei und fühlte sich plötzlich den tränen nahe. denn, wenn sie ehrlich war, musste sich sich eingestehen, dass sich mit diesem haus, den schönen menschen und dem meer vor ihrer terrasse nichts anfangen konnte. es war toll. aber es hatte nichts mit ihr zu tun.
'ich muss die frau aus dem badezimmer wiederfinden', dachte sie aufgeregt. sie rannte auf die straße. doch da waren nur die schönen menschen, mit denen sie nichts gemeinsam hatte. sie fühlte sie sehr einsam, sank auf die stufen und weinte. bis ihr jemand auf die schulter klopfte. es war das dunkelhaarige mädchen, das die treppen fegte. es drückte ihr den besen in die hand.
"sie müssen arbeiten, dann wird es besser."
"aber dafür habe ich dich doch!"
das mädchen lachte.
"glaub mir, auch mir hat einmal all das hier gehört. aber ich habe nicht hierher gehört. also musste ich mir etwas suchen, damit ich mir ähnlicher wurde. nun bin ich putzfrau in dem haus, das eigentlich meines ist."
"du meinst, ich soll putzen?"
"wenn du es hier aushalten willst, musst du es sogar tun."
die frau nahm den mädchen besen und feudel aus der hand.
"du brauchst mich ja jetzt nicht mehr", sagte das mädchen. es dreht sich um und ging zum gartentor hinaus.

die frau wurde nun putzfrau in ihrem eigenen haus. sie wurde nicht glücklicher, aber sie konnte es nun aushalten.
eine neue eigentümerin stand eines tages am tor. die frau lächelte. sie kannte deren schicksal bereits. und ihr eigenes auch. jeden tag ein bisschen besser.

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Mittwoch, 4. Juni 2008
wer sich´s leisten kann
moral ist was für die, die sie sich leisten können.
selbst der penner, der mich mit meinen zwei sachen bei penny vorlässt, kann sich diese moral und sein bier offenbar leisten. heißt das nicht etwa schon mal, dass es ihm besser gehen muss als mir? naja.
nicht mehr leisten kann man sich also bald die milch. und unseren kindern werden die zähne ausfallen, vor lauter kalziummangel. wir werden steine lutschen gehen und an muscheln knabbern müssen. ja, an muscheln, wegen des kalks, also nicht an muschis.
die milchbauern sind auch unmoralisch und genauso ausschließlich auf ihren vorteil bedacht wie die fetten herren und damen politiker, die heimlich jubelnd die benzinpreise nach oben schießen sehen. geil, die mineralölsteuer.
die milchbauern wollen uns also erpressen. das ist ja terroristenmanier. und hört mir auf mit den armen bauern aus dem mittelalter in ihren zerlumpten kleidern. das stimmt doch alles nicht mehr. heute fährt der bauer seinen mercedes - falls er sich das benzin leisten kann - und geht levis jeans kaufen, wenn er mal in die stadt kommt. und abends sitzt er mit frau und kindern nicht beim karpfen- sondern beim sushi-essen. ist doch wahr.
jedenfalls ist der moderne bauer kapitalist und nun auch noch terrorist. ganze landstriche verkommen zu schurkendörfern. das muss man doch boykottierieren! wer wird denn auf terroristische forderungen eingehen! sollen die doch auf ihrer milch sitzenbleiben, bis ihren kühen die euter platzen!
wäre ich meine mutter, würde ich sagen, ist sowieso egal, ich kaufe lieber jogurth.
ich kaufe dagegen langsam gar nichts mehr. macht wenigstens ne schlanke linie.

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Sonntag, 25. Mai 2008
gothic-nachwuchs 2008
als ich vor etwa 12 jahren anfing, anne clark und depeche mode zu hören und auf meine ersten schwarzen parties ging, fand ich frauen in langen mittelalterkleidern und männer in schwarzen mänteln und stiefeln sehr toll. es dauerte auch nicht allzu lange und ich hatte auf ein kleid gespart, welches ich mir in einem bekannten bekleidungsladen für schwarzvolk kaufte. 280 deutsche mark, das tat weh und war genug für ein ganzes gothic-dasein. ich stutzte das kleid im laufe seines tragelebens um seine engels-tüllflügel und sämtliche schleifchen und bänder, weil ich mir mit jedem anziehen alberner und verkleideter vorkam. etwa zwei jahre später fuhr ich die reduzierte variante - schwarz und gut, ohne extrarüschchen und klimperkram, einfach nur von hasi und mausi oder aus omas klamottenkiste. einzige wirkliche investition wurden strümpfe, stiefel und hochhackige schuhe, immer mit allzweck-charakter.
mit meinem irgendwann ab 2001 etablierten freundeskreis unterhielt ich mich über gott und die welt. die beziehungen zwischen den einzelnen waren eng, es gab liebeleien, aber die freundschaften waren meist stabiler. wir waren allesamt sehr naturverbunden, liebten darüber hinaus musik, bücher und theater und suchten im begrenzten kulturellen angebot dieser stadt möglichst vielfalt.
das waren die jahre 2001-2007.

an einem maiabend 2008 vor einer gothic-diskothek: ich gehe in jeans und t-shirt bis zum eingang, wo sich die rauchenden massen tümmeln, und es ist mir fast ein bisschen peinlich: tatsächlich die einzige frau in blue jeans. ich sehe jungs in lackkostümen, gespickt mit stacheln und schnallen, die gesichter angemalter als die mädchen. die mädchen, ob dünn oder fett, tragen fast alle dasselbe: möglichst kurze röcke, strümpfe über netzstrumpfhosen und die unvermeidliche korsage. pink ist das neue schwarz, zusammen mit converse-schluppen. da werden kurze dicke stummelbeinchen nicht unbedingt vorteilhaft gestreckt. dieses problem erkannt hat eine junge frau, die auf ca. 30 zentimeter schwarzem plateau an mir vorbeischwankt. im wahren leben maximal 1,60m, werden ihre schätzungsweise 90 kilo so kräftig in die höhe gestemmt und die volle wucht ihres hinterteils entlädt sich erst da, wo normalerweise ihr enormer busen schwebt. und zwar unter einem falten-lackminirock, der beim besten willen keine falten mehr werfen kann.
und wie es so ist, wenn man inzwischen alternder außenseiter unter dem gothic-nachwuchs ist, lauscht man so dem ein oder anderen gespräch. und wundert sich. ungelogen, jedes gespräch hat dasselbe thema: klamotten. ein mädchen, ich schätze sie auf anfang zwanzig, zählt all ihre nietengürtel auf und berichtet stolz, dass sie neulich einen gürtel für 55 euro gekauft habe.
eine unterart des themas kleidung ist das thema schuhe, ebenfalls bis um erbrechen bekakelt.
ein bekannter, auch ein altes eisen mit seinen 33, gesellt sich kurz zu mir.
"ich war auf dem wgt", erzählt er mir, als ich vom kleidungsfetisch der neuen generation berichte, "und da war ein mädchen, das trug eine korsage, aber total verkehrt. also dort, wo normalerweise der arsch ist, das trug sie vorne oben am busen. ich war zunächst unsicher, bin ich doch ein mann und habe nicht soviel ahnung, aber als ich meine freundin fragte, bestätigte die mir meinen verdacht. die kaufen sich arschteueres zeug und könnens noch nicht mal richtig anziehen."
seine freundin kommt dazu und bestätigt die aussage: "wir haben ja so gelacht. und noch besser fand ich all die typen mit ihren netzhemden. die sind entweder total spargelig und sehen aus wie tote hühner im elektrozaun, oder sie haben teils riesige titten und bierbauch und hängen die fleischmassen dann in diese komplett durchsichtigen oberteile. hauptsache, sie haben eines an."
"und die labern alle drüber, als gäbs nicht anderes, was die welt bewegt. das ist tibet, da ist die nahrungsmittelkrise, aber niemand scheint sich hier dafür zu interessieren", schließt mein bekannter die beobachtungen.
"waren wir damals auch so oberflächlich?" fragt seine freundin.
wir finden: nein.
"ich geh dann mal besser wieder nach hause", sage ich, "ich merke schon, das thema kleidung und co ist irgendwie ansteckend. man redet automatisch mit, wenn auch auf dem anderen standpunkt."
und weg bin ich.

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Freitag, 16. Mai 2008
smells like unterhosen-sp(i)rit
immer wieder unglaublich finde ich menschen (?), die die straße entlang gehen und sogar bei mittelstarken wind in der luft dieser straße eine derartige stinkelinie ihrer bloßen anwesenheit in form vom unrasiertheit, schweißigkeit, fetthaarigkeit und arschwasser hinterlassen können, dass man die noch zehn minuten später riecht.
haben sie schon einmal ihre nase in einen zwei wochen alten haufen durchgeschwitzter, von menstruationsblut und dem letzten durchfall gezeichneter wäsche gesteckt? genau so ist das.
und dann sehen sie ganz am ende der straße diesen inkarnierten gestank in einen fetten bmw steigen. und sie können nicht entscheiden: hartzIV-ler, der heimlich in einer öffentlichen toilette wohnt? unterhaltsschmarotzer, der seinen expartner per hygieneverweigerung aus der wohnung geekelt hat? glücklicher erbe, der seine familie aus versehen durch eigengeruch vergast hat?

sie werden es nie erfahren. sie wollen es auch gar nicht wissen. ehrlich.

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Sonntag, 11. Mai 2008
frauen und männersport - gedanken zur em 2008
die traditionelle rolle der frau beim fußballgucken entspricht in etwa der des balljungen beim tennis: während der mann so wenigstens an den denkwürdigen spieltagen vorm fernseher im sessel sitzend seine alphatier-rolle ausüben kann, rennt frau von der küche ins wohnzimmer und von dort in den keller und dann wieder zurück, um in der urzeitlichen wurzelsammlerinnen-geste ihrem ruhenden mammutjäger chips und bier zu apportieren. während der balljunge so zu seinem taschengeld kommt, verdient sich frau so ein zustimmendes grunzen oder ein liebevolles "geh aus dem bild, so klein ist dein arsch leider nicht".
da wir aber mittlerweile alice schwarzer, die 68er und eine bundeskanzlerin hinter uns haben, kam es, wie es der lauf der zeit so wollte, zu einer erosion der alten kultur. frau von heute guckt meist genauso gerne fußball wie mann von gestern, wenn auch nicht zwangsweise biergurgelnd und gröhlend, sondern gegebenfalls andächtig dreinschauend und nägel feilend, für die pause die "brigitte" auf dem schoß. aber sie gucken, die frauen, das alleine zählt, und sie gucken vor allem ganz anders als männer.

mein erstens fußballerlebnis, bei dem es so richtig um die wurst ging, war die wm 1990. deutschland siegte nach dem elfmeterschießen gegen die braune-würstchen-esser, und ich, damals neunjährig, saß auf dem boden und hatte flusen im mund vom angespannt-innen-teppich-beißen (später nahm ich dann ein kissen, wegen der hygiene). ich war ein stilles kind und traute mich nicht wie meine mutter auf der couch hüpfen und "lauter, mach doch mal lauter" schreien - als ob die davon noch mehr tore machten! aber ich konnte somit auf eine positive fußball-sozialisation zurückblicken und hatte von jeher ein ungezwungenes verhältnis zu muskulösen männern in kurzen hosen aufgebaut.
einige jahre später bemerkte sogar ich als spätzünderin endlich, dass fußball nicht einfach ein spiel ist. denn nicht mal in einem hollywood-schinken bekommt frau soviel ästhetische erotik und geballte emotion zu sehen. dieses schwitzen unter den fliegenden haaren! diese angespannten gesichter mit dem urzeit-jägerinstinkt in den augen, die so spontan und ungezügelt freude signalisieren konnten! dieses entzückende engagement, das so versöhnlich die übliche lethargie, mit der mann sonst alle viere von sich streckend auf das sofa sinkt, kontrastierte! und gleich zweiundzwanzig mal männeroberkörper in der klassischen dreiecksform, wie sie in meinem biobuch der sechsten klasse aufgemalt war, darunter sehnige, braungebrannte (außer bei den rothaarigen engländern) beine. etwa vierzehnjährig schaute ich erstmals gebannt dem trikottausch am ende des spiels zu und versuchte für mich die frage zu erörtern, die mtv ihrer weiblichen zuschauerschaft zu diesem zeitpunkt gerade stellte: hair or bare? bevorzugen sie die behaarte oder die unbehaarte männerbrust? da ich noch nicht soviel erfahrung mit männern hatte, die meinen kopf auf ihren brustkorb drückten und "leck mir die titten, baby" stöhnten, war dies eher eine theoretische geistesleistung denn eine geschmacksfrage und nur mit viel anschauungsmaterial und fantasie zu bewältigen.
mein absoluter lieblingsspieler wurde francesco totti, weil ich in meiner jugend total auf hellhäutige italiener stand, und weil totti laut fankärtchenauskunft wenigstens 1,80m groß war. ich stritt mich leidenschaftlich mit meiner freundin d., die totti optisch als den "tod von venedig" abstempelte und ihre begeisterung eher auf die dunkle und kurzbeinige variante richtete, wahrscheinlich, weil sie meine vorgängerin und exfreundin meines damaligen freundes war, der lang, blass und dürr und für jede menge schlechter erfahrungen ihrerseits verantwortlich war.
ich hielt totti jedoch nicht ewig die treue, sondern wechselte irgendwann zu bixente lizarazu und ein wenig später zu luis figo über, die für mich den reifen mann verkörperten. während lizarazu leider für meine fantasie etwas zu kleinwüchsig geraten war, näherte sich figo eher meinem idealbild - der erfahrene typ mit dem kräftigen körper und markanten gesichtszügen. es war die zeit, in der ich auch für den u2-sänger bono eine heimliche vorliebe hegte, die aber nur anhielt, solange er sonnenbrillen sowie etwas längeres haar trug und sich auf der bühne NICHT auszog.

die meisten frauen, fand ich heraus, haben so gewisse lieblingsspieler, die sie hin und wieder spontan heiraten oder wenigstens mal für einen abend mit nach hause nehmen würden. wer dabei aber glaubt, die selektion richte sich nach rein optischen kriterien, der irrt sich gewaltig. frauen erkennen durchaus so etwas wie läuferischen eifer, den vorteil einer ausgeprägten wadenmuskulatur und sinn für technische feinheiten. außerdem muss er natürlich ein sieger sein. im gegensatz zum beziehungsleben erwarten frauen im fußball keine rückzieher, trägheiten oder eigentore. je nach intensität der jeweiligen spielerbindung kann frau zwar schon einmal verzeihen, wird sich die fehler aber merken und gegebenfalls einen neuen aus der einundzwanzigköpfigen konkurrenz wählen. die verfügbarkeit des überoptimalen angebots verhindert ängste vor dem verlassen-sein, und notfalls kann sich frau - vor allem, wenn sie auf randgruppen steht - auch noch für den linienrichter entscheiden. linienrichter oder auch schiedsrichter garantieren eine gewisse beständigkeit, weil sie keine roten karten kassieren und auch selten verletzt vom schauplatz getragen werden müssen, jedoch sind sie eher typen für nur ein spiel. ältere frauen schwärmen manchmal auch für den mannschaftstrainer, was aber eine generationenfrage und an selige erinnerungen gekoppelt ist. "achja, damals, der junge beckenbauer!"

lassen wir also die dinge ins rollen kommen. ich jedenfalls sag nur eins: der sommer wird heiß.

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Samstag, 3. Mai 2008
kundenberater kennen keine moral
das telefon klingelte an einem freitag.
"hallo!" blubberte eine geölte männerstimme im besten alter (um die 40). "hier spricht herr d. von der *** (hier name einer bekannten bausparkasse einfügen). spreche ich mit frau morphine? sie haben meines wissens bei uns einen bausparvertrag..."
"ähm", sagte ich und erinnerte mich mühsam, was ich mit meinen damals 16 jahren an finanzgeschäften getätigt hatte. "ja, na und?"
"ich würde gerne mal bei ihnen vorbeischauen und unser weiteres vorgehen besprechen. wie sie vielleicht wissen, wird 2009 die wohnungsbauprämie gestrichen und da empfehlen wir unseren kunden, sich die prämie zu sichern, indem sie noch einmal einen bausparvertrag auf eine größere summe abschließen."
"ich kann gar nichts sparen", sage ich, "ich habe kein einkommen. ich lebe im augenblick von meinem ersparten."
"das macht nichts, da finden wir schon eine lösung. sind sie am montag um 16.30 uhr zuhause?"
"ähm, denke schon."
"gut, dann am montag um 16.30 uhr."
völlig perplex legte ich den hörer auf. montag 16.30 uhr war scheiße, weil ich das bürotechnisch kaum schaffte. aber nunja. vielleicht kommt ja was interessantes bei diesem gespräch raus, dachte ich mir.

also am montag zehn minuten früher vom schreibtisch weggeschlichen und halbwegs pünktlich zuhause aufgeschlagen. vor meiner haustür wartete schon ein anzugfuzzi in einer familienkutsche. da ich außer meinem mann keine anzugsfuzzis kenne, schloss ich richtig - der mann war mein berater. ich gab artig patschehändchen und streckte mich ein wenig, ich war also heute mal ausnahmsweise erwachsen und machte finanzgeschäfte. toll. ich nahm den mann mit in meine wohnung, plazierte ihn in meiner kahlen küche und versteckte rasch meine durchlöcherten socken unter dem tisch.
"frau morphine!" der typ strahlte mich an, als wäre ich sein lang ersehntes date. "erinnern sie sich noch an mich?"
"äh, ehrlich gesagt, nicht."
"ich kenne ihren herrn vater. und an sie kann ich mich auch noch sehr gut erinnern. ich war ja schon oft bei ihnen."
"soso." komisch, ich hätte schwören können, dass ich den noch nie gesehen hatte. aber mein gesichtergedächtnis ist nicht das allerbeste, also wollte ich darauf mal nicht allzu viel geben. tun wir einfach so, als wären alte bekannte, riet ich mir.
der berater-heini breitete allerhand an unterlagen und mappen und zettelchen vor mir aus und sagte dann ein wenig drastisch-tragisch mit dem gesicht voller väterlicher sorgenfalten:
"es ist folgendes: der staat streicht 2009 die wohnungsbauprämie, das herz unserer bausparverträge. und ich bin zu ihnen gekommen, damit sie die chance haben, noch in diesem jahr einen vertrag abzuschließen, der dann möglichst lange läuft. so kommen sie noch einige jahre in den genuss der wohnungsbauprämie."
ich guckte und versuchte mich zu erinnern. was war nochmal die wohnungsbauprämie? alles, was in letzter zeit von bausparkassen gehört hatte, war, dass sie daran arbeiteten, alte verträge aufzulösen, um die zinsen einzusparen. vermutlich wollte der mann, dass ich meinen alten vertrag auflöste, um diesen neuen zu machen.
"also hören sie mal", sagte ich, "an meinem alten vertrag wird aber nicht rumgepfuscht."
"nein, nein. den können sie einfach auf eis legen."
"wenn das geht."
"aber sicher!" er funkelte wie gebrauchtwagenhändler mit seinen blauen augen. "schauen sie mal, wir machen jetzt einen schönen neuen vertrag für sie."
"und das macht nichts, wenn ich da dieses jahr nichts mehr einzahlen kann?"
"nein, nein. es geht ja nur darum, dass wir ihnen die prämie sichern."
"okay. ich sags nur nochmal: ich habe nicht einen cent übrig, von 500 euro ganz zu schweigen. wenn da irgendwelche pferdefüße dran sind..."
"keine sorge." er fing an, in einem antragsformular herumzukritzeln, schickte mich kurz nach meinem ausweis und schrieb eine weile konzentriert, während ich durch meine schäbige küche guckte und mich ein wenig schämte, wenn ich an das von hand designte wohnzimmer meiner eltern dachte, in dem er sicher als letztes saß.
"so!" endlich war er fertig. "sie müssen jetzt noch da und da unterschreiben."
ich guckte die angaben durch.
"sie haben da ja 11000 euro reingeschrieben!" die höhe der summe schockierte mich. da würde mein geld ja die nächsten 80 jahre liegen und nicht zum auszahlen kommen."
"es reicht ja, wenn sie in den kommenden jahren 40 prozent davon einzahlen und den vertrag einfach auslaufen lassen."
"hm." ich überlegte. anderseits würde ich ja vielleicht mal wieder etwas verdienen, dann wäre es vernünftig, so einen spießervertrag zu haben. bei den lebensmittel- und energiepreisen und so. an wohnungsbau dachte ich ja gar nicht.
"ach", meinte der heini da, " ich brauche ja noch ihre bankverbindung."
"warum? ich überweise das, wenn dann. ich kann es mir nicht erlauben, dass sie vielleicht meinen dispo ausreizen."
"nein, nur für die einmalige abschlussgebühr."
ich hatte den stift schon im unterschrift-feld angesetzt, doch nun nahm ich die spitze noch einmal weg.
"wie hoch ist die?"
"110 euro."
ich schluckte. 110 euro, das waren fast drei wochen überleben-müssen. aber dann? so auf die zukunft hin betrachtet? ich traute dem staat nicht. irgendwann würden die bestimmt auch noch anfangen, aufgrund ihrer ständig expandierenden sparmaßnahmen alle ersparnisse über 1000 euro zu pfänden. die fdp unkte ja stets etwas vom neuen sozialismus, der uns alle überrollen würde, wenn der gregor und der oskar das deutsche volk wie das berühmte gespenst über den haufen rennen würden. spätestens, wenn uns alle anderen parteien und deren misspolitik in die hungersnot getrieben hätten.
ich zögerte noch ein paar sekunden, dann sagte ich: "na gut." und setzte die folgenschwere unterschrift, während tausend geistige tränen den verlorenen 110 euro nachrollten.

heute musste ich schließlich wieder einmal mit meinem vater sprechen, weil ich wissen wollte, ob ich irgendwelche krankenkassen-zuschüsse für meine neuen blindschleichen-brillengläser zu erwarten hatte. in einem nebensatz erwähnte ich den abschluss des neuen bausparvertrags, und mein vater, so als finanzfuchs, wurde sofort hellhörig.
"WAS hat der dir erzählt?!"
"dass die wohnungsbauprämien 2009 gestrichen würden."
"das stimmt doch gar nicht."
"der wird´s doch wohl wissen! das ist sein job."
"DEM sein job ist es, geschäfte zu machen."
"der sagte übrigens, er kenne dich."
"wirklich? wie hieß der denn?"
"herr d. er war schon oft bei uns."
"na das wüsste ich aber."
ich war verdutzt, glaubte meinem vater aber nicht ganz - grundsätzlich wusste er bescheid in finaziellen dingen, war aber nicht immer auf dem stand von vor zwei stunden - also googelte ich heute nach. und siehe da, mein vater hatte nicht unrecht: die wohnungsbauprämien sollen eventuell einmal gestrichen werden, weil der peer steinbrück das so will. beschlossen war die sache aber noch lange nicht.
toll. ich fettnäpfchentreter hatte mich also ganz klassisch von so einem vertragsdeppen verschaukeln lassen.
riesige wut packte mich. hatte der typ nicht kapiert und auch gesehen, dass ich quasi nichts habe? soll er doch seine mittelschichten abzocken gehen und irgendwelchen reichen rentnern löcher in die sparstrüpfe schneiden. aber die armen, die muss man doch verschonen? das wäre doch das letzte fünkchen vertragsfuzzimoral, das man aufbringen können müsste?
offenbar nicht.
zum glück war meine widerrufsfrist noch nicht abgelaufen, also rannte ich heute los und ließ den neuen bausparvertrag stornieren. ich hatte meine 110 euro wieder! was für ein gefühl. unendlich reich kam ich mir vor. ich hatte wieder reale chancen, den mai zu überstehen.
und irgendwelchen vertragsheinis, beschloss ich, würde ich nie wieder über den weg trauen. noch viel weniger als unseren politikern. und den arbeitsämtern natürlich auch nicht.

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Donnerstag, 1. Mai 2008
hochspannung

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