Montag, 10. November 2008
männliches kreissaaltrauma
ich kann mir schon vorstellen, dass eine geburt nicht sehr ästhetisch ist. sexy erst recht nicht. meine mutter, frank und frei wie sie nunmal ist, hat mir auch nicht verschwiegen, dass frau beim pressen sogar käckern muss, wenn sie keinen einlauf mehr verpasst bekam.
"du hast mich beim gebären angekackt?! etwa auf den kopf??" empörte ich mich. "das konnte ich so nicht sehen." meine mutter ist manchmal unheimlich diplomatisch.

wie auch immer. ich kann mir nicht vorstellen, dass, falls es bei mir eines tages wider erwartens einmal zu einer schwangerschaft kommt, ich den vater bei der geburt dabeihaben möchte. einmal nicht aufgrund besagter mangelhafter sexyness der situation. mehrmonatiges elefantenleben muss schon demütigend genug sein. zum zweiten, weil ich nicht will, dass - während ich schweißgebadet kämpfe, keuche und schreie - mir jemand unbeteiligtes klugscheißerige ratschläge gibt: "und jetzt schöööön hecheln, schatzimaus, jaaaa, das machst du fein", dabei meine glibbrig-klebrige hand hält und heimlich das delfinquietschen lauter dreht.
dass ich mit der einschätzung der situation nicht völlig falsch liege, habe ich inzwischen schon mehrmals von männlicher seite bestätigt bekommen. heute im zug richtung heimat erst belauschte ich ein gespräch zwischen zwei jungen männern, von denen mindestens einer gerade vater geworden war. was ich hörte, klang eindeutig nach postnatalen potenzproblemen. "wenn du das so siehst, die ganzen körpersäfte, und wie das riecht... und wenn dann aus der muschi eine monstermöse wird, wo du beide arme reinschieben könntest... und dann haben sie ihr auch noch den damm durchtrennt! das heißt, wenn das da nicht wieder richtig zusammenwächst, habe ich immer auch gleichzeitig analverkehr."
blumige schilderung, die sich aber im endeffekt mit dem deckte, was ich vor ein paar monaten von einem freund meiner exchefin gehört hatte: "wenn man das live mitkriegt, kann man sich überhaupt nicht mehr vorstellen, dass man da im leben nochmal rauf will auf die alte." der mensch ist übrigens glücklich geschieden, nach knapp zwei ehejahren.
für mich steht jedenfalls fest: das vaterglück sollte erst NACH der geburt beginnen. und nicht nur, weil männer in filmen immer in ohnmacht fallen.

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Samstag, 1. November 2008
shame on igm!
in zeiten der rezession instrumentalisieren die img-bosse ihre hörigen schäflein und stellen sie auf einem schrumpfenden markt und sinkenden preisen mit der forderung nach hybriden acht prozent mehr lohn an den pranger.
und wer zahlt die farce am ende? der verbraucher.
womit bewiesen wäre: das soziale gewissen der gewerkschaft igm ist eine hohle lachnummer. solche medien- und machtgeilen aktionen ziehen ihr eigenes prestige in den schmutz.

ich spucke euch ins gesicht, ihr widerlichen dreckspisser. spätestens, wenn alle ihre arbeitsplätze verloren haben, wird auch eine imperialistische, ignorante gewerkschaft ihre bedeutung richtung gulli schicken dürfen.

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Samstag, 1. November 2008
kermit und die titanic
(by rene marik)

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Montag, 20. Oktober 2008
die schwierigkeit der ärztlichen sonderleistungen
wie manch ein geneigter leser vielleicht weiß, bin ich nicht nur verkrüppelt, sondern auch noch reichlich blind und meine sehnerven betreiben eine art kamikaze-system-rundown-programm. deshalb brauche ich regelmäßig eine diagnose-sonderleistung, die kassenpatienten aus eigener tasche bezahlen müssen. dank des fluchs des deutschen gesundheitssystems und meines verdonnert-seins zur privatkasse wollte ich nun die einmalige chance nutzen, die untersuchungskosten noch ein mal nicht selbst zahlen zu müssen.

beginn der telefonate: 16.13 uhr.
ende der telefonate (erfolgreiche terminvereinbarung): 17.26 uhr.
anzahl geführter telefongespräche: 18.

in bayern gibt es in fast jeder arztpraxis das gerät, das man für meine untersuchung braucht. in hamburg gibt es keine einzige, die darüber verfügt. aber das wissen die angestellten dort meistens nicht. was dazu führte, dass ich heute zahlreiche termine bekam, aber alle praxen wieder anriefen und mir erklärten, der herr doktor habe eben gesagt, dass ginge nicht bei ihnen. nach einige reinfällen verliefen meine gespräche dann so:

ich: "guten tag, mein name ist frau morphine, ich bin privat versichert und möchte ein hrt."
angestellte: "ein was bitte?"
ich: "ein hrt. eine untersuchung zur feststellung der exkavation des sehnervs."
angestellte: "ja, kleinen augenblick, da und dann hätten wir einen termin frei."
ich: "und sie haben auch tatsächlich ein hrt-gerät?"
angestellte: "ja."
ich: "sicher?"
angestellte: "äh, ich frage mal nach, moment bitte..."
(trippeltrappel. wispern im hintergrund.)
angestellte: "hören sie? der herr doktor meint, wir können das doch leider nicht hier durchführen."
ich: "können sie mir dann eine adresse nennen, wo ich mich hinwenden kann?"
angestellte (unwirsch): "nein!"
wusch, klick, piep.

gespräch nummer 15 war es dann schließlich, welches nach einem gespräch mit einer völlig uninformierten angestellten zu einem plausch mit dem chef persönlich führte, der mir dann erklärte, ich solle mich an eine augenklinik wenden. sehr netter herr, dieser arzt. ich dankte für seine offene auskunft, woraufhin er lachte und meinte, er wisse ja, er könne mir eben leider nicht helfen, also müsse es ein anderer tun. ich bestätigte das, erwähnte jedoch, dass einige andere ärzte, nachdem sie offenbar genau das feststellten, mich auf gar keinen fall der potenziellen konkurrenz, die in meinem fall ja gar keine ist, weiterempfehlen wollten.

die experten an der rothenbaumchaussee waren mein erster versuch. "alle leitungen belegt", erzählte mir die stimme vom band. nach sieben minuten wartezeit gab ich auf und versuchte eine andere nummer. es war kurz nach 17 uhr und das band der augenklinik nummer zwei sagte folgendes: "guten tag, leider rufen sie außerhalb unserer öffnungszeiten an. unsere sprechzeiten sind von montag bis freitag von neun bis zwölf und von 14 bis 18 uhr." merkwürdige arbeitsmoral oder haben die immer noch ein problem mit der sommerzeit?
egal. ich rief daraufhin dort an, wo ich gar nicht anrufen wollte, weil die klinik am arsch von hamburg liegt und weil die homepage mich unglücklich an die der alpha-klinik in münchen erinnerte, über welche ich dinge weiß, die man hier sicher nicht nennen darf, denn sonst wird man gleich abgemahnt. jedenfalls ging in augenklinik nummer drei nach kurzem anklingeln sofort eine der jungen frauen mit den immergleichen piepsestimmchen, von denen ich in der vergangenen stunde nun zig hatte hören dürfen, an den apparat und machte mir einen termin. hrt war gar keine frage. auch wenn ich dafür nun wohl eine dreiviertel stunde u-bahn fahren darf. allerdings: lieber eine dreiviertel stunde u-bahn fahren als nochmal über eine stunde wegen eines einzigen termins mit so vielen schmalspur-mta-tussis telefonieren.

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Freitag, 10. Oktober 2008
echte dame
früher fielen die feinen damen wegen ihres korsetts hin und wieder in ohnmacht.
ich schaffe das auch so. idealerweise direkt in der arztpraxis. so wie heute.

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Mittwoch, 24. September 2008
unanständiges gedankengut
der teekessel ejakuliert siedewasser.

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Montag, 22. September 2008
weisheit zum lunch
arschkarten wandern immer im engsten kreise reihum.

stänker-p.s.:
manchmal weiß ich, ich hätte doch journalistin werden sollen.
denn: wenn du da gegen 10 uhr im büro anrufst, sagen sie dir, der/die sowieso sei noch nicht da. rufst du gegen 11.30 uhr wieder ab, heißt es, er oder sie sei zu mittag. die mittagspause dehnt sich dann bis 14 uhr etwa. zwischen 14 uhr und 14 uhr hat man dann die dünne chance, die 50 redaktionen durchzutelefonieren, denn ab 14.30 uhr sagt man uns, die oder der ansprechpartner/in sei nicht mehr im haus.
ZUSTÄNDE!! faules pack. würd ich mich ja glänzend dazwischen machen.

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Dienstag, 9. September 2008
überwachen kinderleicht
"du möchtest wissen, wo dein schatz ist? dann sende *** und seine handynummer an die ****** und schon zeigt dir die software an, wo er gerade ist."

klingeltonwerbung im vorabendprogramm auf einem der privaten kommerz-schwachsinnssender.
da fallen einem die ohren ab. eigentlich dachte ich, überwachungssoftware wie handyortung sei nur institutionen wie der polizei vorbehalten. aber nein. heute darf die kleine jenny mit ihren 13 jahren schon dem kalle aus der parallelklasse nachspionieren.
da gewöhnt man sich schon gleich mal dran, so aufzuwachsen. in der totalen überwachung. und da wehrt man sich dann auch nicht so sehr, wenn eines tages die stasi2.0 den hausmüll analysiert. man weiß es ja zu schätzen, wenn man bescheid weiß.
prima. die fernsehwerbung war bestimmt vom schäuble persönlich gesponsort.

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Freitag, 5. September 2008
pommernland ist abgebrannt
ich suche meine socken.
das ging alles so schnell. regina. regina mit dauerwelle. und der typ. so fremd.
und der gang durch die verwinkelte altstadt meiner heimat. die jetzt ein bisschen anders aussieht als ich sie in erinnerung habe, aber ich habe alles noch irgendwie erkannt.
ich befinde mich im dachgeschoss eines alten hauses in einer wohnung, die niemandem gehört. neben mir sitzt einer, den ich kenne, von dem ich aber nicht weiß, wie er heißt und was er von mir will. er ist halb nackt, so wie ich.
"da guck mal, da hat´s neulich gebrannt." er zeigt auf das haus gegenüber. unten, wo einmal weiße jalousien waren, sind die schwarzen spuren der flammen erkennbar.
"da hat´s im erdgeschoss gebrannt?" frage ich.
"das ganze haus ist ausgebrannt."
"nee, wirklich? das will ich sehen."
"du kannst da nicht rübergehen, es brennt ja noch."
und tatsächlich. ein fenster weht trotz der windstille auf und zu. feuerwind. auf der außenfläche züngeln, wenn man genau hinsieht, ätherische irrlichter, als hätte einer alkohol ausgegossen und angezündet.
"da stehen nur noch die mauern. innen ist alles hohl", sagt der typ.
ich kann nicht erkennen, wo das haus aufhört. es könnte auch hufeisenförmig gebaut sein und wir im gegenüberliegenden teil sitzen. und weil die dielen so knacken und zischen, frage ich: " wir sind aber nicht in diesem haus?"
"nein. glaubst du denn, ich würde dich dieser gefahr aussetzen? denkst du das von mir?"
ich bin angenehm berührt, obwohl mir der typ suspekt ist. "entschuldige."
ich blicke wieder hinüber zu dem schwingenden fenster, das in der sonne geisterhaft brennt. rauch steigt von der dachrinne auf.
"ich will das jetzt sehen. ich kann das nicht glauben."
ich ziehe mich an und gehe auf die straße. wie schön es ist, denke ich mir, als ich vor dem haus stehe, die reich verzierte fassade trägt sogar blattgold, an den fresken schweben engel. von außen sieht alles unversehrt aus. auch die schwere holztür mit dem goldenen knauf. der typ macht sie auf und hält sie für mich: "komm."
ich gehe zwei schritte und bleibe dann wie angewurzelt stehen. ich kann es nicht fassen, welch schaden das feuer angerichtet hat. drinnen ist nichts mehr. keine wand, kein boden, keine decke. nicht einmal asche hat das feuer übrig gelassen. nur die außenmauern stehen, als wäre nichts passiert. es ist so still, als wäre ich ertaubt. die lippen des typen bewegen sich, doch kein ton verlässt seinen mund. oben schwingt das brennende fenster in der sonne.
mich schaudert.

aufgewacht.

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Montag, 1. September 2008
aggrobetteln
der tag begann mit gewitter. dann regen. viel besseres kam auch nicht mehr nach.

stehe ich an der u-bahn und löse ein ticket für vier stationen, lächerlich eigentlich, aber man wird ja älter und da machen die nerven nicht mehr mit, die toleranzgrenze gegen halsbrecherischkeiten sinkt und man geht so auf nummer sicher. langweilig eigentlich, aber eigentlich darf man auch nicht mehr sagen.
ich stehe also am automaten, die fahrkarten und das kleingeld springen in das kleine fach am unteren ende, als ein mensch auf mich zuschwankt. den kenne ich schon, er hat immer eiter am mund, rote, entzündete haut im gesicht, abstehendes resthaar und kann nicht gehen. er bettelt und lebt davon. ich habe ihm schon oft etwas gegeben, einfach, weil soviel offensichtliches elend kaum ertragbar ist und weil es einer der penner ist, dem man wirklich nichts mehr von arbeiten gehen erzählen muss.
heute nehme ich mein wechselgeld und will rasch einen kaffee kaufen, doch er hält mich am ärmel fest. ich schüttle den kopf und will gehen, doch da hat er mich schon an die wand gedrückt und bettelt weiter. ich entwinde mich und sage, ich habe auch nicht soviel geld dabei. ein kaffee, ein kleiner einkauf, mehr ist heute nicht mehr drin für die paar groschen.
"und was ist das?!" brüllt er und grabscht nach meiner hand mit dem wechselgeld, 35 cent.
theoretisch könnte ich ihm die paar cent geben. praktisch und prinzipiell geht mir so ein verhalten aber gehörig auf den keks. und ich habe auch ein bisschen grusel vor potenziell per eiterschleim übertragbaren baktierien. "heute nicht", sage ich fest und bleibe dabei. dann flüchte ich die treppe hinauf.

ich weiß, er kann nichts dafür. vermutlich hat man ihm beim arbeitsamt auch irgendwas erzählt, von wegen kein anspruch auf hartzIV, weil er vollzeitbettler ist. oder man hat ihn längst entmündigt.
trotzdem möchte ich beim anbettlen nicht überfallen oder mit ansteckenden krankheiten infiziert werden. ich werde heute abend woanders aussteigen.

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