Dienstag, 22. Mai 2012
schluss mit lustig
die steuererklärung liegt auf dem tisch und frisst die zeit. gleichzeitig macht der gedanke, dass ich mit wöchentlich 50 bis 60 stunden harter arbeit einem haufen feiger und bornierter affen im reichtag ihre pensionen sichere und selber kaum überleben kann (mein nettolohn liegt erschreckenderweise immer noch unter 1.000 euro, stellte ich gestern fest), sehr viel lust darauf, bomben zu werfen, zu brandschatzen und leuten höchstpersönlich die zähne aus den dummen fressen zu treten.

"da kann alles so nicht weitergehen", sagt der architekt gestern im club. der architekt, der vor kurzem in einen vorstand gewählt wurde und eine anfrage von der uni für eine professur hat, hat das illustre system, in dem er neuerdings steckt, ganz fix durchschaut: "die parteien und so, das ist alles eine scheinwelt. regiert wird heutzutage durch die hintertür. das ist die schlimmste form von entmündigung überhaupt, denn sie ist verlogen bis in den letzten winkel. mit soviel perfidität kann nicht mal mehr eine hitlersche diktatur mithalten."

die städtebaulichen regierungsvorhaben, von denen der architekt berichtet, dienten ganz bewusst dazu, die soziale schere noch weiter zu spreizen.
"das alles wird unter einem sozialen deckmantel verkauft, sodass die leute glauben, man täte ihnen auch noch was gutes."
dem architekten stinkt das: "an die presse gehen müsste man."
"dann verlierst du aber vielleicht das, was du dir aufgebaut hast", erwidere ich.
"inzwischen ist mir das scheißegal. ich habe den vorteil, dass ich finanziell ausgesorgt habe. und ich sage dir, ich habe die schnauze voll von all den leisetretern. außer unserem oberbürgermeister, der wenigstens noch nicht verlernt hat, den mund aufzumachen, sitzen in unserer regierung nur pfeifen, die sich unter einem verkrusteten system ducken, das gerade dabei ist zu zerbrechen. ich meine, hey, die rufen mich zuhause an und fragen mich, was sie machen sollen, weil sie keine manpower haben. mich! bin ich könig von deutschland?"

"ich weiß nicht, ob das mit der presse funktioniert", sage ich. "die leute lesen doch heutzutage nicht mal mehr richtig zeitung. höchstens als unterhaltunglektüre, am abend, wenn sie ins traute heim zurückkehren und die füße hochlegen wollen. die meisten sitzen doch scheintot in ihren ikea-verliesen, lassen sich vom fernseher berieseln oder beschäftigen sich mit dem demokratieersatz facebook. politisches interesse, das haben die meisten doch nur, weil sie sich gerne auch mal was semi-schlaues sagen hören möchten."

"trotzdem, du musst ja mal wo anfangen", sagt der architekt. "und ich will anfangen, wenn´s sonst schon keiner macht. ich habe das privileg, dass es mir nicht schaden kann. mich brauchen die sowieso."
"du hast dir ganz schön selbstbewusstsein zulegt", finde ich.
"ja, das kam so im laufe des letzten jahres... früher wollte ich bloß eine familie und ein haus mit garten", sagt der architekt. "aber das ist doch alles bullshit, es gibt viel zu viel zu tun!"

"okay, dann machen wir jetzt eben eine revolution", beschließe ich. "du machst nen plan, und ich mache dann den teil mit der presse."
"ach stimmt, du machst das ja beruflich", erinnert sich das architekt.
"meinst du, das geht?"
"keine ahnung", sage ich, "grundsätzlich geht fast alles, solange du kein geld dafür willst."
der architekt lacht.
"das ist nicht komisch", fahre ich ihn an. "wenn ich mal nicht mehr arbeiten kann, bleibt mir ja nichts. und ich werde nicht unwürdig alt werden und jeden tag zur tafel schleichen und das fressen, was mir irgendwelche bonzen übriglassen. senioren-suizid wird in 10, 20 jahren, wenn alles zusammengebrochen ist, bestimmt mal ein großer trend. deshalb müssen sie auch irgendwann aktive sterbehilfe legalisieren - ich meine, das entlastet ja das marode system."

der archtitekt schaut mich an:
"manchmal denkst du wirklich ein bisschen sehr schwarz."
"ich bin eben realistin", rechtfertige ich mich. "aber vielleicht rettet uns ja deine revolution."
"ich meine das ernst", betont der architekt.
"ich meine das auch ernst", erwidere ich.
"ja, dann, schluss mit lustig, oder? lass uns da mal zusammensetzen und überlegen, wie wir das angehen."
"wir werden die erste zwei-mann-revolution sein."

bevor der architekt blinzeln kann, küsse ich ihn auf den mund.
"dann mal gute nacht. die revoluzzerin muss jetzt schlafen."
der architekt strahlt verstrahlt und küsst mich dann schüchtern zurück.
ich gehe hinaus in die warme nacht und fühle mich zum ersten mal seit langer zeit wieder verstanden und bestärkt in dem, was im grundes meines herzens brennt: wir dürfen nicht nur reden. es ist zeit, etwas zu bewirken. und ich bete, dass uns der mut nicht verlässt.

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Dienstag, 10. April 2012
grasses gedicht: a rough polaroid
was zu "was gesagt werden muss" gesagt werden muss

warum dinge gesagt werden müssen? weil das wort befreit. weil das wort das tabu bricht.

warum dinge missverstanden werden wollen? es ist das spiel. das wort spielt mit dem ernst und den horizonten der leser. polarisieren oder identifizieren. grass ist zu alt, um der welt eine heile welt vorzugeben mit leitbildern zu identifikation. und jeder, der sich öffentlich äußert, weiß: du sollst nicht langweilen.

im zweifelsfalle also: lieber zutreten als streicheln. anecken. gucken, was passiert. wegsehen und schweigen, das machen ohnehin alle. der autor schreibt, der hooligan wirft den molotow-cocktail. im herzensgrunde: dasselbe. verletzen, in brand stecken. vor allem aber: schaulustige anziehen.

der sprecher des gedichts (und ich sage bewusst nicht: grass) spielt mit dieser erwartungshaltung. er weiß, dass er missverstanden und kritisiert werden wird. die haltung dazu aber ist ein "so fucking what?" reden ohne handeln ist unrecht, so eine these der raf, aber letztendlich auch das reden zu unterlassen, kann ein verbrechen sein, findet der sprecher.

warum leser zu opfern werden:
wenn der sprecher des gedichts den staat und die politische aggression kritisiert, kritisiert er nicht die religion oder das volk. er kritisiert politisches handeln. er kritisiert - auf den punkt gebracht - die politische legitimisierung von mitteln zum massenmord. seit rund 90 jahren verwechseln menschen antisemitismus, antijudaismus und kritik am politischen system. weil sie nicht differenzieren können. natürlich sind diese menschen die ersten, die grass jetzt undifferenziertheit vorwerfen.

macht mal die augen auf: das ist kein gedicht gegen das jüdische volk. es ist noch nicht mal ein gedicht gegen das volk israel. es ist ein gedicht, das sich gegen die wenigen wendet, die über das leben der vielen entscheiden, bestimmen.
hätte grass vor 40 oder 45 jahren geschrieben: "die atommacht usa bedroht den weltfrieden", hättet ihr applaudiert. während die usa not amused gewesen wäre und günter grass vermutlich von der cia hätte eleminieren lassen. ergo: der leser wird opfer seiner historischen determination und seines soziokulturellen über-ichs. walser nannte es, etwas weniger elegant, die "moralkeule auschwitz".

"was gesagt werden muss" ist - meines bescheidenen erachtens - ein streitbares gedicht, aber nicht ohne menschenliebe. und deshalb finde ich persönlich es - wegen enormer grass-zentrik nicht uneingeschränkt - im großen und ganzen doch gelungen.

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Mittwoch, 4. April 2012
nachlese: vorlese berni meyer - mandels büro
bei dieser lesung hatte ich das gefühl, dass ich auf einem auge einen josef hader-film gucke und auf dem anderen die harald schmidt-show.

prädikat: höchst unterhaltsam. auch zustandsbeschreibungen bekommen da einen hauch von action.

ich bekrittle ja auch gerne wohlwollend. bin ja theologin, sanft und vergebend. sogar wenn es um flatulenz im beichtstuhl geht.

kurzum: da habense wat verpasst, sie!

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Sonntag, 25. März 2012
search request: "meine mutter guckt in meine tasche, das verletzt mich"
liebe(r) unbekannte(r)!

(tipp gilt für beide geschlechter)

wenn deine mom in deiner tasche schnüffelt, hat das womöglich folgende gründe:

- du kommst mindestes einmal pro woche jenseits der zurechnungsfähigkeit nach hause und riechst dabei streng nach kiffe und alkohol und hast enorm pupille.

- du hast in jüngster vergangenheit einmal deinen freund/deine freundin mit nach hause gebracht, der/die jenseits der zurechnungsfähigkeit war, streng nach kiffe und alkohol roch und enorm pupille hatte.

- du kommst mehrmals die woche mit einem anderen kerl/einer anderen tussi nach hause und warst schon mit 14 das erste mal schwanger/vater.

- du klaust deiner mom regelmäßig kohle und stellst dich dabei etwas ungeschickt an (z.b. ganzes portemonnaie leerräumen und das geld dann direkt in deine tasche transferrieren).

- du wurdest mehrmals beim ladendiebstahl erwischt.

in den genannten fällen ist der potenzielle gegenstand der suche:

- drogen
- großpackung kondome/das fehlen jeglicher kondome
- größere summen geld, bei denen es sich unmöglich um dein taschengeld handeln kann
- gegenstände, die du mit deinem taschengeld zu kaufen nicht in der lage wärst.

all dies sind mögliche, aber nicht sehr wahrscheinliche erklärungen. denn die plausibelste erklärung für mütterliches schnüfflertum ist noch immer:

NEUGIER.

möglichkeiten, deiner mutter das schnüffeln auszutreiben:

sollte es sich bei den potenziellen gründen um einen der zuerst genannten handeln, solltest du folgendes tun:

- deinen rausch bei deiner besten freundin ausschlafen

- deine(n) freund/in wechseln oder ihn von deinen eltern fernhalten. ggf. alibi-freund(in) zulegen, am besten typ streber/in/nerd (pullunder/bluse, turnschuhe, brille, zahnspange, gute noten in der schule).

- dein geld woanders klauen, geschickter klauen oder dir einen job besorgen (nicht beim eskortservice, wenn möglich, das fällt deiner mutter ebenfalls auf, wenn du mehrere hundert euro in deiner tasche hast, die NICHT aus ihrem portemonnaie stammen).

- ladendiebstahl möglichst unterlassen. taschengelderhöhung beantragen/job suchen.

handelt es sich hingegen um die reine neugier deiner mutter, treibe ihr ihr missverhalten aus wie folgt:

- lege einen zettel in deine tasche, auf dem steht: wenn du das liest, wirst du sterben.

- packe folgendes in deine tasche: ein kilo mehl in einer klarsichttüte, eine knarre sowie die buchungsbestätigung einer fluggesellschaft für die reise in ein arabisches land. dazu einen zettel: wenn du noch mal in meine tasche guckst, bin ich weg.

- schnüffle in ihrer tasche. lass dich dabei von deinem vater erwischen. druckse ein wenig herum und sage dann, dass es dir auffällt, dass die mutti desöfteren nach alkohol riecht, wenn du aus der schule nach hause kommst und dass du nur gucken wolltest, wo sie ihre flachmänner versteckt.

- alternativ kannst du deinem paps sagen, dass es dir auffällt, dass die mutti in letzter zeit öfter ohne zielangabe das haus verlässt und du in der stadt neulich eine schicke, äußerst wohlriechende frau getroffen hast, die aussah wie mutti und die arm in arm mit einem geilen typen unterwegs war. in der tasche hättest du eben nach hinweisen gesucht wie einer telefonnummer, blümchen, klunkern, kondomen, hotelrechnungen etc.

wenn du dazu keinen mumm hast, kannst du auch einfach versuchen, deine mom auf frischer tat zu ertappen und ihr mit deiner tasche eins in die fresse hauen (konditionierungseffekt nach pawlow: meiden der situation, in der man negative verstärkung erfahren hat).

ich wünsche dir viel glück. wenn das alles nicht fruchtet, musst du leider ausziehen.

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Donnerstag, 1. März 2012
legalität und legitimität
es ist legal, dass ein krimineller in zeiten, in denen anständige bürger ihr sauer erspartes in marode europa-ideen pumpen müssen, monatlich gelder aus staats- (=steuerzahler-) kassen bezieht, mit denen man sämtliche armutskinder aus berlin-hellerdorf ein jahr lang speisen könnte.

es ist legal.
aber es ist nicht legitim.

aber scham und anstand besitzt der herr wulff ja nicht.

dennoch, es gibt eine möglichkeit, den lebenslangen ehrensold noch zu begrenzen. nicht, indem man den ehrensold einschränkt. sondern das adjektiv davor.

das wäre illegal.
aber vielleicht legitim.

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Samstag, 18. Februar 2012
wir kinder vom hauptbahnhof
ich bin verabredet. ich habe mir bei ebay ein kreischviolettes wählscheibentelefon ersteigert. der besitzer, ein ebenfalls in hh wohnhafter mensch mit unaussprechbarem arabischen namen, schrieb mir, es sei vielleicht kaputt, eigne sich aber hervorragend als skurrile deko. nun gut, das risiko wollte ich auf mich nehmen, schließlich wünsche ich mir schon ewig so ein ding, funktionsfähig oder nicht, und es sollte ja auch nur drei euro kosten.

um viertel nach eins am hauptbahnhof, hatten wir gesagt, genauer vor der filiale einer bestimmten kaffee-zum-gehen-ausschank-kette. und da stehe ich nun. ich bin ein wenig früh dran, überlege, ob ich mir noch einen kaffe-zum-gehen oder vielmehr einen kaffee-zum-rumstehen holen soll, entscheide mich dann aber dagegen, weil ich den kalif von bagdad nicht verpassen will.

während ich so kaffeelos rumstehe, kommt ein wahnsinnig dicker alter mann mit jogginganzug und schirmmütze auf mich zu und mustert mich, die ich in rock und, wie ein bestimmter bloggeronkel sagen würde, viel zu dünnem mäntelchen dastehe.
"junges ding, frierst du nich!" ruft er entsetzt.
"nein", sage ich freundlich.
"kannste mir mal helfen, mädchen", sagt der mann dann und streckt mir ein handy, das vermutlich aus den 90ern stammt, entgegen.
"du kennst dich doch bestimmt mit sowas aus."
"äh... vielleicht", stammle ich.
"da hat wer angerufen, das ist meine freundin, die will mich heiraten. und da ist was, was man lesen kann, ohne dass ich sie anrufen muss."
"sms", schlussfolgere ich.
ich drücke ein wenig auf dem handy herum, was der alte mann mit zahlreichen zwischenrufen "nich anrufen, nich anrufen, det kostet geld!" kommentiert. dann ist die sms lesbar und ich gebe dem alten mann das handy zurück.

"meine freundin, das ist ein luder, musste wissen", fährt der alte fort mich zuzuquatschen.
"gestern sachtse, leih mir doch bitte 50 euro, morgen kriegste 100 wieder... zigeunergeschäfte! mädchen, das sind doch zigeunergeschäfte, sach ich!"
ich gucke und lächle und denke mir meinen teil. schräg hinter dem alten mann steht ein anderer mann mit schultertasche und guckt und lächelt und denkt sich vermutlich ebenfalls seinen teil.

"und was is nun? heute hat sie wieder kein geld. nich 50, nicht 100 euro. jetzt haben wir uns gestritten und ich musses wieder gut machen", jammert der alte mann und streicht sich durch den schlohweißen bart.
"warum musst du was gutmachen, was die alte verbockt hat", frage ich zurück.
"na die is doch noch so jung! die versteht das nich, die is erst 25!"
ich ziehe die augenbrauen hoch. unter der freundin des alten hätte ich mir eher so eine 50-jährige durchgefeierte, abgebrannte ex-puffmutti mit grellrosa lippenstift vorgestellt.
"jaja, ich weiß, ich bin ja auch schon 68... und trotzdem willse mich heiraten. kann das gutgehen?"
ich überlege kurz und sage dann ziemlich entschlossen:
"nein."

der alte mann ist vor entsetzen verstummt. der andere mann mit der schultertasche grinst nun sehr breit. ich überlege, ob der schultertaschenmann eventuell der kalif mit dem telefon sein könnte. denn warum sollte der sonst dauernd so gucken und grinsen?
"warte mal", sage ich zu dem alten mann und gehe auf den schultertaschenmann zu.
"sind sie zufällig..." ich stottere, so gut ich mich erinnern kann, den arabischen 50-silbigen namen.
"nein", sagt der schultertaschenmann freundlich.
"dann sind wir also nicht verabredet", sage ich.
"nein, aber wir können uns ja mal verabreden."
ich mache, dass ich wegkomme und beziehe wieder meinen wachposten. der mann mit der schultertasche trollt sich wenige minuten später. eine polizeipatrouille bleibt kurz stehen und beäugt mich misstrauisch.

ich schiele vorsichtig nach links zum alten mann. der ist gottseidank gerade abgelenkt, weil drei pennerkumpels um ihn rumstehen und mit ihm um einen tetrapack wein zu zanken beginnen. ich bin erleichtert und zünde mir eine zigarette an. ein blick auf die uhr verrät mir, dass der kalif von bagdad jetzt zehn minuten zu spät ist.

"hey, entschuldigen sie, können sie mir geld wechseln?"
vor mir steht ein typ, schätzungsweise um die 20, sehr klein, bomberjacke, sehr aggressive pitbullartige körperhaltung. er schnieft und hibbelt. ein junkie, das sehe ich sofort.
der junkie hat einen fünfer und drei zwei-euro-münzen in der hand und will das geld gegen einen zehner tauschen.
ich finde das sehr merkwürdig. entweder kann der junkie vor lauter turkey nicht mehr richtig rechnen. oder aber der fünfer ist falschgeld und er will gewinn machen. oder aber seine fünf balkan-kumpels stehen in nächster nähe und warten darauf, dass ich das portemonnaie aus meiner tasche hole, um mich zu überfallen und mit meinem geldbeutel im gewühle des bahnhofs zu verschwinden.

doch zum glück habe ich einen losen zehner für den kalifen in meiner jackentasche. ich tausche zehn euro gegen elf euro, der junkie bedankt sich und zieht vondannen. die bullen, die mich vorhin schon komisch beglotzt haben, beobachten die szene aus sicherer entfernung.
ich begutachte vorsichtig den fünfer. er sieht echt aus. keine sichtbaren blut- oder koksspuren. hoffentlich auch kein frei florierenden aids-viren.

"warum meinste denn, dass das nich gutgeht mit meiner freundin?"
der alte mann scheint den streit um den wein verloren und daraufhin beschlossen zu haben, mir wieder ein ohr abzukauen.
"naja, wie haste die denn kennengelernt?" frage ich zurück.
"da drüben, da inner straße da!" der alte mann deutet in richtung inoffiziellen st.-georg-straßenstrich und in meinem kopf formiert sich argument nummer eins, warum der alte mann die trulla nicht heiraten sollte.
"ich hab sie gefragt, ob sie mit mir essen geht, und sie hat ja gesagt. dann haben wir einen schönen abend gehabt und für 100 euro gegessen und getrunken."
argument nummer zwei. junge frauen, die sich von sichtbar armen, unglaublich viel älteren menschen mit einem abendessen im wert von 100 euro bestechen lassen, haben keine lauteren absichten.
"aber jetzt streiten wir so viel und es geht immer nur um geld..."
argument nummer drei, das argument nummer eins und zwei betonfest untermauert.
also sage ich frank und frei:
"die olle will dein geld, so siehts aus."
"meinste?" der alte mann starrt mich mit weit aufgerissenen augen an.
"hat sie jemals was bezahlt, wenn ihr zusammen wart? oder hat sie was für dich gemacht, was sie kein geld, aber doch zeit und mühe gekostet hätte?"
der alte mann glotzt immer noch stumm und sagt dann kleinlaut:
"nö, irgendwie nich."
da kommt ja richtig was an bei dem alten.

mein handy plingt in meiner tasche. der kalif schreibt, er stecke im stau, sei aber gleich da. wahnsinn, ich hatte schon geglaubt, er wolle mich verarschen.

"wie alt biste denn?" fragt mich der alte mann.
"30", sage ich.
"also biste schon aus dem gröbsten raus, wa?" kichert der alte.
"und willst du mal heiraten?" fragt er weiter.
"nee", sage ich, "nicht mehr. ihr männer seid doch alle schweine."
"das ist aber schade", findet der alte mann.
"nein, das ist klug", beharre ich.

dann klingelt mein handy.
"hallo, ich bin da... ich bin aber noch im auto, ich hab keinen parkplatz gefunden!" sagt eine frauenstimme in astreinem deutsch.
ich stutze. entweder der kalif ist ein kastrat oder ich habe die ganze zeit fälschlicherweise nach einem typen ausschau gehalten.
na gut. ich gucke und gucke, dann sehe ich einen riesigen mercedes, in dem eine südländisch aussehende frau sitzt und mir winkt. als ich auf sie zugehe, springt sie aus dem wagen und streckt mir eine plastikttüte entgegen. ich gebe ihr den fünfer, den ich vom junkie bekommen habe und erhalte zwei euro zurück. damit hätten wir das falsch- oder drogengeld auch gleich erfolgreich gewaschen.

"ich muss leider gleich wieder los", sagt die kalifin.
"was machst du denn, musst du noch arbeiten", frage ich.
"ja, ich bin fotografin, wir haben unser set am berliner tor..."
ich staune. die kalifin trägt eine art kittelschürze und wirkt insgesamt eher wie eine gemüsehändlerfrau als jemand, der sich zwischen models bewegt. aber vielleicht ist sie ja eine ganz berühmte künstlerin oder wird es mal noch. die wirklich begabten menschen werden ja immer erst posthum berühmt.

"na, dann danke jedenfalls", sage ich.
"viel spaß mit dem telefon, ich hoffe, es funktioniert!" die kalifin besteigt wieder das auto und braust vondannen.

als ich mich umdrehen und zur u-bahn gehen will, schlägt doch tatsächlich die bullerei zu.
"hallo, was haben sie denn da in ihrer tasche? dürfen wir da mal reinschauen?" die patrouille, die mich beim quatschen mit pennern, beim geldwechsel mit junkies und jetzt bei der übergabe von ware beobachtet hat, nimmt mir die tüte aus der hand.
die weibliche polizistin fragt nach meinem ausweis, während der typ das telefon aus der tüte zieht und irritert glubscht.
"das hab ich über ebay ersteigert, und die frau hat es mir vorbeigebracht... wir haben uns hier getroffen, weil es für beide nicht so weit von unserer arbeit weg ist", erkläre ich die situation.
"das ist ja süß", findet die polizistin und schaut das telefon näher an.
"bisschen kitschig, oder", meint der polizist.
"kann ich jetzt gehen?" frage ich mit liebreizendem augenaufschlag.
"ja, natürlich."
ich bekomme meinen ausweis zurück und darf mich in richtung u-bahn verabschieden.

nach dem überstandenen abenteuer freue ich mich auf zuhause, wo mich niemand ungefragt vollquatscht, kontrolliert oder mir sonstwie auf die nerven geht. dort verbinde ich versuchsweise gleich telefon und buchse. es ertönt das freizeichen.

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Donnerstag, 26. Januar 2012
schlecker verkauft seine marketingleute
es gibt untrügliche anzeichen dafür, dass pleite-schl*ecker seine marketingabteilung mit dem untrüglichen blick für grammatikalisch inkorrekte bildungsferne-schichten-slogans an einen großen energiekonzern verkauft hat.



liebe studenten der kommunikationswissenschaften, hier sehen sie ein beispiel für unterirdisch schlechte werbung. und was lernen wir daraus? viele der ganz großen können uns kleinen intellektuellen-furzern nicht mal dann ans bein pissen, wenn sie direkt daneben stehen.

wollen wir doch mal im duden nachsehen! unser verdacht wird sofort bestätigt: dieses wort "vorweggehen" existiert gar nicht.

wir überlegen mal logisch, was es uns sagen will.
vor-weg-gehen:
vor: im vorherein, im voraus
weg: weg! (schnell weg!!)
gehen: rennen, hetzen, sprinten, sich schleunigst vor den hirnzellenfresser-zombies in sicherheit bringen!!

fazit:

lieber energieriese, genau das tun wir: wir rennen weg. wir verlassen dieses www. wir verlassen dieses land, diese welt und fliehen zum mond. nur um dem moment zu entgehen, in dem deine werbung in unseren briefkästen landet.
ich weiß, wir leben im zeitalter von christian wulff, guttenzwerg, der blonden uschi an der leine und dschungelcamp. aber das entschuldigt nicht, dass ihr das niveau eine ganze verwinkelte wendeltreppe lang in eine marianengrabentiefe schlucht stürzt. da hat ja micaela schäfers linkes silikonimplantat mehr brain.

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Freitag, 13. Januar 2012
rezept: ein kuchen für jeden anlass
jägermeisterkuchen

zubereitung:

koste zunächst den jägermeister und überprüfe so seine qualität.

nimm dann eine große rührschüssel und schlage darin die butter schaumig.
probiere nochmals den jägermeister und überprüfe, ob er wirklich von guter qualität ist. gieße dazu das glas ganz voll. wiederhole dies einige mal.

füge einen löffel zucker hinzu und probiere, ob der jägermeister immer noch gut ist.

hau zwei eier und getrocknete früchte in die schüssel. mixe den schalter aus. prüfe den jägermeister auf seine konsistezzzzz.

malte den schickser an, wenn das blöde obst im trixer steckenbleibt löse das mim traubenzieher.

jetzt schmeissie zzzitrone in den hixer und drück deine nüsse aus.

fette den ofen ein und drehihn um 360 grad. schlag den mixer bisser ausssgeht.

wirffff die schschüssel aus dem fffenster.

überprüfeeen restlichen jägermeisssster.
geh ins bett und scheissss aufen kuchen.

deine schuhe kannsu anlassen...

viel freude beim backen!

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Montag, 9. Januar 2012
115.306 stimmen für wulffs rücktritt
hätten wir eine demokratie, wäre lügen-wulff längst geschichte.


(quelle: gmx.net)

wenn man einen guttenberg aus dem amt kicken kann, müsste das doch bei einem wulff auch gehen! und zwar fix, bevor opportunistenschlampe angie die bildungsfernen schichten wieder mit falschen wahlversprechen narkotisiert - flatscreen-fernseher für alle oder so.

und wenn es friedlich nicht geht, dann auch anders. denn wenn die pestbeule bleibt, wird sie irgendwann auch den rest des körpers infizieren.

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Freitag, 6. Januar 2012
the people against christian wulff
die mehrheit möchte nicht, dass wulff zurücktritt, dessen weinerlicher zurschaustellung totaler politischer inkompetenz sei dank.

merkel sagt gar nix, sondern grinst mal wieder ihr dämliches teflon-lächeln.

es gibt immer noch keinen bürgerkrieg.

ich schäme mich für dieses land und dessen hochhalten von unwerten wie lügen, korruption und markerschütternder dummheit.

will man da noch deutscher sein?!

deutschland, i fucking hate you!!

edit:
heute morgen hieß es ja, die mehrheit der bevölkerung wolle, dass wulff im amt bleibt. hier die zahlen von heute abend (quelle gmx.net):



mehr als 13.000 menschen können doch nicht irren!!

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